IH-Elektriker hat geschrieben: ↑Mittwoch 2. November 2022, 09:00 Das ganze Thema Blitzschutz wird im Amateurfunk eher stiefmütterlich behandelt.
Stiefmütterlich ist eine sehr höfliche Wertung. Die von Eckard Moltrecht, DJ4UF, stammenden Ausbildungsunterlagen auf der DARC-Homepage strahlen den Charme vor Jahrzehnten abgelöster DIN VDE 0855-1 aus, sind trotz diverser Hinweise z. T. noch immer fehlerhaft und für OMs ohne Normenzugriff wenig hilfreich. Die für Funksende-/-empfangsantennen maßgebliche DIN VDE 0855-300 taucht darin nirgendwo auf und wird in einer "Lichtblick"-Präsentation des 2015 verstorbenen Günter Lindemann, DL9HGC, auch nur in lediglich einer Folie erwähnt.
Über die seit 2000 für CB- und Amateurfunk zuständige maßgebliche DIN VDE 0855-300 verfügt noch nicht einmal jede EFK mit VNB-Konzession, die noch vertragstreu ein VDE-Auswahlabo für das Elektrotechniker-Handwerk vorweisen kann, weil die nur im Abo für Informationstechnik enthalten ist. OMs, welche keine EFK sind und eine der bisherigen Normausgaben haben, kenne ich nicht.
IH-Elektriker hat geschrieben: ↑Mittwoch 2. November 2022, 09:00 Und in den Prüfungen nirgends abgefragt.
Das ist so nicht ganz richtig, denn es gibt immerhin 5 Prüfungsfragen zu Blitzschutz, Erdung und PA im Fragenkatalog der Bundesnetzagentur, der gerade überarbeitet wird. Dass man die in der Prüfung alle falsch beantworten und trotzdem bestehen kann, ist ein anderes Thema. Immerhin reichen die 5 Fragen (davon eine so elementare zu den Leiterfarben für 230 V!) den vom DARC in DKE/K735.0.2 abgeordneten Lobbyisten aus um einen von ihnen ausgedachten Anhang zu rechtfertigen, wonach auch berufsfremde OMs zu EFK h. c. geadelt werden sollen, die noch nicht einmal von der Reihe DIN VDE 0100 einen blassen Schimmer haben.
Als in den Reihen IEC 60728 und EN 50083 sattelfester RFT-Meister wurde ich in meiner kürzlich begonnenen Ausbildung für die Klasse A mit für mich neuem antennentechnischen Afu-Wissen der Referenten überflutet. Blitzschutz, Erdung und PA aber mit nur zwei dürftigen Folien abgehandelt. Deren Kernpunkt war, dass der Schutz mit getrennter Fangeinrichtung keine Pflicht wäre. Aussagen nach dem Motto "Ich hole mir nicht den Blitz ins Haus" zu normwidrigen Separaterdern oder dass Erdungsleiter von Antennen nicht mehrdrähtig sein dürften, musste nicht widersprochen werden, weil sie nicht behandelt wurden.
Wie an anderen Stellen schon erwähnt, wird der deutsche Sonderweg mit der DIN VDE 0855-300 teilweise aufgegeben. Ab 2023-xx-xx dürfen Funkantennen auch mit den geringeren Querschnitten nach IEC 60728-11 installiert werden. Die Mobilfunker haben aber durchgesetzt, dass das mein Vorschlag auf nicht gewerblich genutzte Anlagen eingeschränkt wird. Wenn der Hot-Spot von @michaelz privat genutzt wird, wäre für den PA-Leiter des Kabelschirms nach DIN VDE 0100-540 künftig auch 4 mm² (ungeschützt) bzw. 2,5 mm² (geschützt) statt mind. 10 mm² Cu normativ zulässig.
Bei einer so exponiert angebrachten Antenne wie bei @michaelz sollte sichergestellt sein, dass der PA nicht nur über das dürftige Schräublein der Blitzschutzpatrone sondern noch eine Kabelmuffe und 16 mm² Cu mittels Klasse H = 100 kA zertifizierten Verbindern geerdet wird. Notfalls an die nach Prinzip Hoffnung irgendwie geerdete Balkonkonstruktion.
Auch sehr niederimpedante und blitzstromtragfähige Antennendirekterdungen können bei zum Glück seltenen Direkteinschlägen die über das Antennenkabel eindringenden Teilblitzströme nur minimieren und nicht ausschließen, dass insbesondere empfindliche Elektronik innerhalb und womöglich auch außerhalb der eigenen Wohnung zerstört wird.