PV-Anlage

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Plusplatte
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PV-Anlage

Beitrag von Plusplatte »

Hallo,

Bei einem meiner Kunden wurde eine PV-Anlage installiert.
Die Leitungsverlegung und die Befestigung der Module auf dem Dach erscheint mir etwas abenteuerlich.
Die Gleichstromleitungen sind entweder fliegend oder in einem gemeinsamen Wellrohr verlegt. Die Befestigung der Module auf dem Dach durch Beschweren mit Steinen ist nach Aussage der Montagefirma üblich und wird immer so gemacht.
Die Leitungsverlegung auf dem einen Bild ist provisorisch, die Leitungen sollen jetzt in einer Holz(!)-Wand verschwinden. In der VDE 0100-712:2016-10 Ist die Verwendung von einadrigen Kabeln mit Mantel oder die Verlegung in einzelnen Rohren gefordert.

Es kam auch die Frage nach einem Feuerwehrschalter auf. In der VDE 0100-712 habe ich keine diesbezügliche Forderung gefunden. Ist so ein Teil Pflicht?

Wie sind Eure Meinungen dazu? Ich selbst habe bisher keine Erfahrungen mit PV-Anlagen.
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provisorium.jpg
dach1.jpg
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karo1170
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Re: PV-Anlage

Beitrag von karo1170 »

Plusplatte hat geschrieben: Montag 9. November 2020, 21:05 Die Leitungsverlegung und die Befestigung der Module auf dem Dach erscheint mir etwas abenteuerlich.
Hmm... das hat sicher ein Solarteuer errichtet. Diese sind, genau wie ITler oder HSL , per se erstmal unfehlbar und allwissend.
Plusplatte hat geschrieben: Montag 9. November 2020, 21:05 Die Gleichstromleitungen sind entweder fliegend oder in einem gemeinsamen Wellrohr verlegt.
Naja, es scheint zumindest ein UV-bestaendiges Wellrohr zu sein, bestimmt auch UV-bestaendige Kabelbinder und das ganze formvollendet mit Bitumenstreifen befestigt. Zum Thema Dachdurchdringung und Haltbarkeit dieser Montageart wuerde ich mal auf das expertenforum-bau.de verweisen, das scheint eher ein nichtelektrisches Problem zu sein.
Plusplatte hat geschrieben: Montag 9. November 2020, 21:05 Die Befestigung der Module auf dem Dach durch Beschweren mit Steinen ist nach Aussage der Montagefirma üblich und wird immer so gemacht.
Statik und statische Reserven des Daches wurden bestimmt geprueft und nachgewiesen, Windsog geprueft und die erforderliche Auflast rechnerisch ermittelt, Grenzabstaende zu irgendwelchen Nachbargebaeuden sind eingehalten.... Es wuerde doch niemand einfach ein paar Schienen aufs Dach legen, ohne das vorher zu pruefen, oder? Schon gar nicht eine Firma, die das schon immer so macht.
Das System (Schienen) ist m.M. nach nicht fuer diese Art der Befestigung seitens des Herstellers vorgesehen. Herstellerangaben zur Montage des Systems befinden sich bestimmt im Dokumentationsordner fuer den Bauherrn, gleich nach der Fachunternehmererklaerung, sauber abgeheftet.
Plusplatte hat geschrieben: Montag 9. November 2020, 21:05 Die Leitungsverlegung auf dem einen Bild ist provisorisch, die Leitungen sollen jetzt in einer Holz(!)-Wand verschwinden. In der VDE 0100-712:2016-10 Ist die Verwendung von einadrigen Kabeln mit Mantel oder die Verlegung in einzelnen Rohren gefordert.
Ich meine mich zu erinnern, das fuer die Verlegung der DC-Stringkabel sogar eine erd- und kurzschlusssichere Verlegung vorzusehen ist. Leitungen lose in Holzwand werfen, duerfte hier nicht damit gemeint sein.
Plusplatte hat geschrieben: Montag 9. November 2020, 21:05 Es kam auch die Frage nach einem Feuerwehrschalter auf. In der VDE 0100-712 habe ich keine diesbezügliche Forderung gefunden. Ist so ein Teil Pflicht?
Es kann baurechtlich gefordert werden, z.B. bei Bauten mit erhoehter Gefaehrdung, Holzhaus, Kindergarten, Pflegeheim.
Problem duerfte hier sein, das die Anlage wohl keiner Baugenehmigung bedarf. Sollte allerdings die Statik des Dachs nicht ausreichen und verstaerkt werden muessen, dann duerfte das ganz schnell ein Fall fuer Statiker, Pruefstatiker und Bauaufsicht werden.
Plusplatte hat geschrieben: Montag 9. November 2020, 21:05 Wie sind Eure Meinungen dazu? Ich selbst habe bisher keine Erfahrungen mit PV-Anlagen.
Der Errichter der Anlage aber anscheinend auch nicht...

Was ist denn mit den "inneren Werten"...passen die Leitungsquerschnitte DC/AC, Absicherung der Anlage, PA, Ueberspannungsschutz...?
ThomasR
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Re: PV-Anlage

Beitrag von ThomasR »

Was sind das denn für Leitungen? Ich kenne rote und schwarze PV Leitungen, aber keine "bunten". Das sieht sehr nach einfachen Niederspannungsaderleitungen aus. Das wäre aber unzulässig! Jede einzelne Leitung muß kurz- und erschlußfest sein. Bei PV Leitung wird das üblicherweise durch Materialauswahl und doppelte Isolierung erreicht. Diese Leitungen gibt es aber nur für 1kV und in wenigen Querschnitten (4 und 6mm² sind üblich). Vermutlich war die erforderliche Leitungslänge "nach unten" zu groß und man wollte sich die Kosten für spezielle Leitungen im erforderlichen Querschnitt sparen!

Probiert zum Spaß mal aus, die Leitungsenden einer PV Anlage (also Plus und Minus) zusammen zu halten (Kurzschluß). Das ergibt einen hübschen Lichtbogen, der beliebig lange brennen kann (zumindest solange Sonne da ist; da geht außer dem Abbrand der Leitungsenden nichts kaputt, keine Sorge). Der Strom wird durch die Panels auf ca. 9 A pro String begrenzt, die Spannung bricht zusammen auf die Brennspannung des Lichtbogens: perfekte Stromquelle zum Schweißen (oder zündeln). Daher die unbedingte Forderung nach Kurz- und Erdschlußfestigkeit der Leitungen. Und das ist völlig unabhängig von der anliegenden Spannung. Selbst wenn da nur wenige Panels beteiligt sind, der Lichtbogen steht! Wenn man das nun auch noch in/auf Holz verlegt 8o hair1 8o

Ich würde dringend raten, die Leitungen gegen echte PV Leitungen zu tauschen. Damit erübrigt sich auch der Schutz gegen UV (dafür sind diese Leitungen ja gebaut) und man kann diese bedenkenlos auch auf jedem brennbaren Untergrund verlegen.

Der Rest ist eher eine Sache fürs Bauexpertenforum.
IH-Elektriker
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Re: PV-Anlage

Beitrag von IH-Elektriker »

Ohne jetzt etwas über Solaranlagen zu wissen (außer das die aus Sonne Strom machen :D ) und damit auch nichts zu tun zu haben - also fast als "Laie" in diesem Thema zu gelten - rollen sich mir die Fußnägel hoch wenn ich die Bilder sehe.

Das fängt über die lieblose Leitungsverlegung der bunten Strippen die Wand herunter an und geht weiter über die mit Bitumenpflastern festgetackerten Schutzschläuche bis hin zur Aufstellung "irgendwie" mit Aluprofilen und gestapelten Pflastersteinen.

Das ganze sieht aus als wie wenn da ein nur mäßig fähiger Heimwerker mit LowCost-Budget gewerkelt hätte und das ganze "mal schnell" zwischen Mittagessen und Kaffeetrinken aufgebaut hat. Oder anders gesagt, ein fähiger und ambitionierter Heimwerker hätte das wohl besser gemacht und sich nicht getraut so einen Pfusch abzuliefern.

Betreffend der Aufstellung von solchen "Anbauten" wie Sat-Schüsseln oder kleineren Antennen auf Flachdächern kenne ich das nur so das in einem entsprechenden Halter große Gehwegplatten oder Betonelemente eingelegt werden damit die Dachhaut nicht durchbrochen werden muss. Aber einfach Pflastersteine "irgendwie" aufeinander stapeln zur Beschwerung irgendwelcher Befestigungsleisten ist in meinen Augen absoluter Pfusch. Dazu kommt wohl das die Solarplatten wenn sich der Wind darunter fängt eine ziemliche Windangriffsfläche bieten und in meinen Augen leicht abheben können.

Über die Leitungsverlegung brauchen wir uns weiter nicht unterhalten, die ist völlig daneben. Selbst für ein Provisorium legt man die schöner und bündelt das ganze ein wenig, von den anderen Punkte wie keine UV-Beständigkeit, Brand-/Beschädigungs-Schutz o.ä. mal ganz abgesehen...
Olaf S-H
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Re: PV-Anlage

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Plusplatte,

Solarteure können Künstler sein. Wenn Sie an die Elektrotechnik rann wollen, dass müssen es Elektrotechniker sein.

Die VDE 0100-712:2016-10 fordert in Abschnitt 712.537.2.2.101 eine Trennvorrichtung auf der Gleichstromseit.

VDE 0100-520 fordert bei Aderleitungen keine offene Verlegung. Wenn es Kanäle sind, dann dürfen diese nur mit Werkzeug zu öffnen sein.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
ThomasR
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Re: PV-Anlage

Beitrag von ThomasR »

Gerade gesehen, daß es zumindest von Helu auch blaue Aderleitung für Solaranwendung gibt. Also "könnten" das auch Solarleitungen sein. Müsste man prüfen....
Plusplatte
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Re: PV-Anlage

Beitrag von Plusplatte »

ThomasR hat geschrieben: Dienstag 10. November 2020, 08:54 Was sind das denn für Leitungen?
...
Gerade gesehen, daß es zumindest von Helu auch blaue Aderleitung für Solaranwendung gibt.
Es ist wohl Solarleitung, ich habe mir das mal genauer angeschaut.
leitung1.jpg
Auf dem zweiten Bild ist zu sehen, wie die Leitung aussieht, nachdem die Zimmerer am Provisorium gezupft haben.
leitung2.jpg
Plusplatte
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Re: PV-Anlage

Beitrag von Plusplatte »

Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 15. November 2020, 12:23 Die VDE 0100-712:2016-10 fordert in Abschnitt 712.537.2.2.101 eine Trennvorrichtung auf der Gleichstromseit.
Die Leitungen gehen in einen Verteiler mit den Überspannungsableitern und von dort in die Wechselrichter.
ThomasR
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Re: PV-Anlage

Beitrag von ThomasR »

Auf dem Bild mit dem gezupften Leiter sieht man aber ganz gut, daß das als Solarleitung doppelt isoliert ist. Die farbige Ummantelung ist zwar beschädigt, nicht aber die innere beigefarbene. Sollte man trotzdem einen Schrumpfschlauch drüber machen....
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