Jeden Tag ein neues Bild

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Elo-Ocho
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von Elo-Ocho »

Moinsen,

eine regelmäßige Verpflichtung zur Prüfung der Elektroinstallation (und Gas, wegen der Explosionsgefahr und Trinkwasser, wegen der Trinkwasserhygiene) hat sicherlich sein gutes. Im Gewerblichen kenne ich das sogar so, dass Anlagen alle paar Jahre saniert und auf den aktuellen Stand der Norm gebracht werden, bevor etwas passiert. Das ist aber nicht überall so.

Im privaten, egal ob Eigentum oder gemietet, halte ich das aber für sehr schwierig. Unter den großen Immobilienfirmen und -fonds wird doch gar nicht immer ein Objekt verkauft, das wäre ja Grundsteuerpflichtig. Da kauft man lieber gleich die GmbH, der genau dieses und nur dieses Objekt gehört. schon ist das Grundsteuerfrei. Damit gehört das Objekt immer noch dem selben, und die Pflicht wäre ausgehebelt. Vielleicht will der Mieter auch keinen in seiner Wohnung haben, weil nicht aufgeräumt ist oder so.

Bei einem Mieterwechsel könnte ich mir das gut vorstellen, aber mit welcher Vorgabe soll geprüft werden? Aktueller Stand? Irgendwie sicher? Stand zum Zeitpunkt der Errichtung, aber nur, wenn die Anlage ohne Veränderung ist? Letzteres müsste erstmal bewiesen werden, da kannste besser gleich immer alles neu machen.

Im Eigentum (wie der TÜV beim Auto) ist das Problem die Unverletzbarkeit der Wohnung. Schaut Euch doch die Leute an, die den Schorni nicht reinlassen wollen. und bei denen soll einer durch die Bude stapfen um die Elo-Installation zu prüfen? Der Wird doch bestenfalls nicht reingelassen, schlimmstenfalls erschossen.

Ich denke, das wird nichts. Auf diesem Gebiet kann und wird es immer viel Pfusch und halbgares geben, dem wird praktisch kaum beizukommen sein.
Selbst Anlagen, welche nach PrüfVo(Bundesland) geprüft werden müssten, werden doch nicht geprüft. Die Kommunen werden langsam wach und beginnen damit, ihre eigenen Gebäude prüfen zu lassen. Aber bis jeder prüfpflichtige Bau vom Bauamt erfasst und und routinemäßig beim Eigentümer abgefragt wird, fließt noch viel Wasser den Rhein runter, da brauchen wir uns keinen Kopf um Wohnungen, Lauben und Bauernhöfe zu machen, nur um hier mal ein paar Beispiele auf zu zählen.

Ocho
Immer wenn ich Langweile habe, dann melde ich mich in einem Eltern-Forum an und Frage, wie weit man den Schimmel im Pausenbrot der Kinder wegschneiden sollte...
Probator
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von Probator »

Elo-Ocho hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 11:29Bei einem Mieterwechsel könnte ich mir das gut vorstellen,
Auch die Norm kann sich das gut vorstellen, siehe DIN VDE 0105-100:2017-06
Kapitel 5.3.3.101.6 Häufigkeit der wiederkehrenden Prüfung:
" Bei einem Wechsel der Bewohner ist eine Prüfung der elektrischen Anlage dringed empfohlen."

Ich denke, für einen Juristen ist die Formulierung "dringend empfohlen" recht eindeutig...
aber mit welcher Vorgabe soll geprüft werden? Aktueller Stand? Irgendwie sicher? Stand zum Zeitpunkt der Errichtung, aber nur, wenn die Anlage ohne Veränderung ist? Letzteres müsste erstmal bewiesen werden, da kannste besser gleich immer alles neu machen.
Kann der Vermieter sich ja aussuchen, ob er bei einer 60 Jahre alten Anlage der (vom Prüfer mit Sicherheit ausgesprochenen) Empfehlung folgt, wenigstens in Bad und Kinderzimmer nach Stand der Technik einen RCD nachrüsten zu lassen. Er hat Jahrzehnte an den Mieteinnahmen verdient, vielleicht will er seinen Mietern auch mal was gutes tun. :)
EIB-Nutzer
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von EIB-Nutzer »

Probator hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 16:12... Er hat Jahrzehnte an den Mieteinnahmen verdient, vielleicht will er seinen Mietern auch mal was gutes tun. :)
Ich weis gar nicht ob so kleine Zahlen noch Statistisch erfasst werden...
Die Vermieter die ich da so kenne Reißen er die Elektrik bis auf eine Steckdose raus und sagen dem Mieter das es bei Aldi Mehrfachsteckdosen im Beutel gibt...

Nein, da helfen nur Strafen. Und das darf im Wiederholungsfall auch mal Gerne ein X Personen-Zimmer mit Gardinen aus Schweden ohne Bewährung sein.

Gruß

Ralf
Olaf S-H
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von Olaf S-H »

Moin zusammen,

der Gedanke mit der (Zwngs-)Prüfung veranlasst mich zu einer ketzerischen Frage: Wo kommen denn die "echten" befähigten Personen her, die die vielen Anlagen zeitnah prüfen können? Es werden hierzu Kenntnisse z. B. im Brandschutz und auch über "damalige" Errichtungsnormen erforderlich sein. Welche Heerscharen können diesen Bereich abdecken?

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
Probator
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von Probator »

Olaf S-H hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 17:50Welche Heerscharen können diesen Bereich abdecken?
Das machen die Jungs und Mädels, die nichts mehr zu tun haben, wenn Sie die ganzen Elektroauto-Wallboxen in wenigen Jahren in jeder Garage installiert haben. :D
E-Jens
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von E-Jens »

Hallo,

Olaf hat ja recht. Das wird, so wie es jetzt läuft, auch nicht besser. Bald gibt es keine befähigten Personen mehr. Bald wird es auch keine Elektrofachkräfte mehr geben. Ordentliche Elektrotechnik wird keiner mehr machen wollen.
Der Grund ist: Wir haben massenweise Regeln. Die sind auch richtig und gut. Nur interessiert diese kaum einen Kunden. Die Arbeit macht dann der "Universal-Handwerker". Somit schaden uns unsere Regeln.
Was nützten uns ENWG, NAV, TAB, VDE, DGUV, VDS... wenn diese keine Folgen für den entfalten, der sich nicht daran hält. Somit schaden die Regeln dem, der sich daran hält.
Was nutzt es dem Elektriker, wenn der "Universal-Handwerker" eine gefährliche Installation baut. Das Geld hat der "Universal-Handwerker" und der Elektriker ist pleite.
mm:1
Gruß Jens
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Elt-Onkel
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,
Probator hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 16:12
Elo-Ocho hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 11:29Bei einem Mieterwechsel könnte ich mir das gut vorstellen,
Auch die Norm kann sich das gut vorstellen, siehe DIN VDE 0105-100:2017-06
Kapitel 5.3.3.101.6 Häufigkeit der wiederkehrenden Prüfung:
" Bei einem Wechsel der Bewohner ist eine Prüfung der elektrischen Anlage dringed empfohlen."

Ich denke, für einen Juristen ist die Formulierung "dringend empfohlen" recht eindeutig...
aber mit welcher Vorgabe soll geprüft werden? Aktueller Stand? Irgendwie sicher? Stand zum Zeitpunkt der Errichtung, aber nur, wenn die Anlage ohne Veränderung ist? Letzteres müsste erstmal bewiesen werden, da kannste besser gleich immer alles neu machen.
Kann der Vermieter sich ja aussuchen, ob er bei einer 60 Jahre alten Anlage der (vom Prüfer mit Sicherheit ausgesprochenen) Empfehlung folgt, wenigstens in Bad und Kinderzimmer nach Stand der Technik einen RCD nachrüsten zu lassen. Er hat Jahrzehnte an den Mieteinnahmen verdient, vielleicht will er seinen Mietern auch mal was gutes tun. :)
Nach meiner Meinung gehört eine E-Anlage im Hochbau alle 5 Jahre geprüft.

Dann würde ich noch ein paar weitere Vorgaben machen wollen:
- Zwangsweiser Austausch aller Kabel mit Isolierung aus Baumwolle.
- Zwangsweiser Austausch aller Zählertafeln mit Diazed-Sicherungen.
- Zwangsweiser Austausch aller LS mit "H"-Kennung.

Dann alle 10 Jahre Begehung eines Hochbaus zur Prüfung der Standsicherheit.

Es gibt genug Fachingenieure die das machen können.

Erinnern wir uns an die Einführung der TÜV-Prüfung für Autos.
In den 50er und 60er Jahren hatten die Polizeiwagen noch ein analoges Bremsen-Prüfgerät an Bord.
Da waren die Polizisten noch so versiert, auffällige PKW selbst zu prüfen.
Bis man dann die HU eingeführt hat.

Zu den Mietwohnungen:

Man glaubt es kaum, aber Mieter sind sehr erfinderisch.
Im Hause meiner Großmutter habe ich schon nachinstallierte Steckdosen mit (UP)Lautsprecherkabel gefunden.

Nach meiner Meinung gehört zur Übergabe einer Mietwohnung ein E-Prüfprotokoll.

Ich beschäftige mich gerade mit der Renovierung eines 7-Geschossigen Hochhauses mit zwei Ladengeschäften und Aufzugsanlage.
E-Anlage aus 1955 !
Hausanschlußsicherung 3 x NH1 63 A.
Da habe ich der Eigentümerin (83 Jahre) vorsichtig versucht zu erklären,
daß wir im Keller eine neue Zähleranlage mit 4 Meter Breite brauchen,
und jede Wohnung / Ladengeschäft eine neue Steigeleitung NYM 5x10 bekommt.
Da war sie völlig 'von Socken'.
Nein, das hat doch bis jetzt alles funktioniert, und das müsse so bleiben.

Wenn wir keine Gesetzlichen Vorgaben bekommen, würden solche Anlagen (selbstverständlich ohne RCD's) noch in 35 Jahren existieren.
Dann wären die Kabel, Porzellanklemmen und Zählertafeln 100 Jahre alt !

Von der Eigentümerin werden jedes Jahr 50 % der Mieteinnahmen zum Finanzamt getragen,
weil nichts investiert wird.


...
karo1170
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von karo1170 »

Elt-Onkel hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 19:47
Nach meiner Meinung gehört eine E-Anlage im Hochbau alle 5 Jahre geprüft.
Das waere dann die naechste mehr oder minder sinnvolle ABM fuer ausgemusterte Elektrofachkraefte, kommt gleich nach der wiederkehrenden Pruefung von Steckdosenleisten, Wasserkochern und Kaffeemaschinen. Wertschoepfung dieses Prozesses...irgendwo zwischen Null und Nichts.
Vielleicht sollten wir die ohnehin spaerlich vorhandenen Arbeitskraefte in unserem Land doch lieber etwas produktiver einsetzen?

Elt-Onkel hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 19:47 Ich beschäftige mich gerade mit der Renovierung eines 7-Geschossigen Hochhauses mit zwei Ladengeschäften und Aufzugsanlage.
E-Anlage aus 1955 !
Hausanschlußsicherung 3 x NH1 63 A.
...
Wenn wir keine Gesetzlichen Vorgaben bekommen, würden solche Anlagen (selbstverständlich ohne RCD's) noch in 35 Jahren existieren.
Schlimmer noch, die wuerden sogar noch funktionieren.
Elt-Onkel hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 19:47 Von der Eigentümerin werden jedes Jahr 50 % der Mieteinnahmen zum Finanzamt getragen,
weil nichts investiert wird.
Investition - Wertsteigerung - hoehere Miete - da steht der Vermieter ganz schnell am Pranger wegen Luxussanierung, Gentrifizierung und was weiss ich alles...das Geld vom Finanzamt kommt dann als "Foerdermittelbescheid" wieder unter die Leute, ist vielleicht die weniger anstoessige Form der Umverteilung.
ego11
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von ego11 »

Das Problem ist doch, überhaupt noch qualifizierte Fachkräfte zu bekommen, welche Elektrische Anlagen Planen und Installieren!
Elt-Onkel hat geschrieben: Dienstag 7. Juli 2020, 19:47
daß wir im Keller eine neue Zähleranlage mit 4 Meter Breite brauchen,
und jede Wohnung / Ladengeschäft eine neue Steigeleitung NYM 5x10 bekommt.
ist z.B. in meinen Augen der erste Mangelpunkt dieser dann neu errichteten Anlage! Wohnungszuleitungen sind auf einen Bemessungstrom von 63A auszulegen...

Wer bitte soll dann noch prüfen?
Bestimmt nicht diejenigen, von denen der Chef weis, das sie wenigstens mit Ach und Krach ihre Baustelle in die schwarzen Zahlen halten, sondern, die welche selbst dazu nicht in der Lage sind. Das bisschen prüfen interresiert doch eh niemanden....
Probator
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Re: Jeden Tag ein neues Bild

Beitrag von Probator »

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