Seltsame Netzgeräteausfälle

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ego11
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Re: Seltsame Netzgeräteausfälle

Beitrag von ego11 »

Wie sieht es denn mit der nun vorhandenen Umgebungstemperatur/Luftfeuchte etc. pp im gegensatz zu früher aus?
DBY656
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Re: Seltsame Netzgeräteausfälle

Beitrag von DBY656 »

Hallo zusammen,

wie ist das Netz mit Blindstrom-Kompensationsanlagen ausgestattet?

Eine neue NSHV lässt aus niedrigere Netzimpedanz und neuere Kompensationstechnik schließen.

Das dazwischenschalten von langen Verlängerungsleitungen könnte evtl. die Probleme reduzieren. Da jeweils nur 2 Phasen benutzt werden ist die Verwendung von Netzfiltern zu problematisch.

Gruß Markus
ThomasR
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Re: Seltsame Netzgeräteausfälle

Beitrag von ThomasR »

Hallo Markus,

lange Verlängerungen als Filter/Dämpfer? Klingt gut, ist aber wenig praktikabel, die Prüfstände stehen dicht an dicht. Da man die aber leicht bei den üblichen Leihfirmen besorgen und damit testen kann werde ich das einwerfen, danke.

Die klimatischen Bedingungen haben sich nicht geändert, allerdings sind in der neuen Halle nun auch LED statt Röhren verbaut. Die Röhren waren großteils mit KVG, also haben wir damit lokal von induktiver auf kapazitive Blindleistung umgestellt. Die Gesamtkompensation erfolgt erst an der NSHV.

Allerdings ist kein zeitlicher Zusammenhang zwischen Betrieb der LED Beleuchtung und den Netzgeräteausfällen zu erkennen....

Die Gutachten der bisherigen Fachfirmen sind recht schwammig, keiner hat wirklich etwas gefunden. Die Messungen fanden aber nur an zentralen Orten statt, nicht zwischen den Netzgeräten. Das würde eine sehr hohe Anzahl an Analysatoren erfordern, denn wir wissen ja nicht welches Netzteil als nächstes "hochgeht". Es könnte durchaus sein, daß man wochenlang gerade da Ruhe hat wo der Analysator dranhängt....

Warum wären Filter bei 2-phasiger Belastung problematisch? Wir hatten tatsächlich vor, versuchsweise alle Netzteile mit einem Breitbandfilter auszustatten wie dem Block HLV310-500/42
DBY656
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Re: Seltsame Netzgeräteausfälle

Beitrag von DBY656 »

Durch die in Netzfiltern üblicherweise eingebauten Y-Kondensatoren kann es bei asymetrischer Belastung zu erhöhtem Ableitstrom kommen.

Haben die ausfallenden Netzgeräte kontaktbehaftete Schaltelemente wie Schütze auf der Netzseite in Verwendung? Die vielen Kondensatoren auf der Netzseite, wenn diese nicht ausreichend verdrosselt sind, können bei Kontaktprellen zu extremen Strömen im hohen Frequenzspektrum führen. Besonders Leistungsgleichrichter sind hier sehr anfällig wenn zwischen diesem und den C's aus dem vorgeschaltetem Netz bzw. Netzfilter prellende Schaltkontakte am Werk sind. Bei einem 25A-Drehstromgleichrichter am 400V-Netz sind - ohne nachgeschalteter Last !! - schon mal >200A mit einer f>1MHz drin.
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mikmik
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Re: Seltsame Netzgeräteausfälle

Beitrag von mikmik »

Die Idee, über eine NEA die Stromversorgung als Quelle des Übels auszuschließen, ist nicht schlecht - gefällt mir gut.

Tatsächlich ist die Faktenlage sehr bescheiden, wir können hier nur rumraten. Ich würde generell nicht empfehlen, dem Hersteller zu sehr zu vertrauen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, dass Power Electronics den Löffel abgibt. Zum Beispiel ist es bei Leistungselektronik möglich, dass ein Mikrocontroller schlecht programmiert ist und sich Ventilzeiten im Mikrosekundenbereich so überschneiden, dass es jedesmal einen Kurzschluss gibt. Mikrocontroller langsamer als im Referenzdesign, Code aus einem anderen Projekt genommen oder ergänzt und Latenzen erzeugt und was es nicht alles gibt. Sowas geht erstaunlich lange gut, der Kunde bekommt das natürlich nicht mit und irgendwann - Jahre, manchmal nur Monate später - verabschieden sich die Halbleiter.

Die Wehrtechnik kann ein Lied von Halbleitern singen, die unbenutzt bereits während der fachgerechten Einlagerung gealtert sind oder schwankende Qualitäten in verschiedenen Chargen - alles bei Premiumherstellern, die MIL-STD bzw. VG-Normen beherrschen.

Wenn der Netzteilhersteller keine Lösungen für seine Produkte liefern kann, sondern darauf verweist, dass andere Kunden diese Probleme nicht hätten, wäre nun ein guter Zeitpunkt, im Rahmen einer diversitären Redundanz, einen weiteren Netzteilhersteller einzuführen.

Die beste Lösung wird sein, externen Sachverstand beizuziehen und das Schaltnetzteil auf Elektronikbauteilebene inkl. Reverse Engineering zu betrachten. Es gibt Ingenieurbüros, die sind auf solche Sachen spezialisiert und haben (oft im Rahmen von Patentstreitigkeiten) Routine mit Reverse Engineering. Einen aus meiner Sicht geeigneten Ansprechpartner lasse ich dir via PN zukommen.
Probator
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Re: Seltsame Netzgeräteausfälle

Beitrag von Probator »

mikmik hat geschrieben: Samstag 18. Januar 2020, 14:37Es gibt unzählige Möglichkeiten, dass Power Electronics den Löffel abgibt. Zum Beispiel ist es bei Leistungselektronik möglich, dass ein Mikrocontroller schlecht programmiert ist und sich Ventilzeiten im Mikrosekundenbereich so überschneiden, dass es jedesmal einen Kurzschluss gibt. Mikrocontroller langsamer als im Referenzdesign, Code aus einem anderen Projekt genommen oder ergänzt und Latenzen erzeugt und was es nicht alles gibt.
Dagegen spricht aber auch potentiell, dass es vorher jahrelang klaglos lief.

Mein erster Beitrag zum Ausschlussverfahren wäre, eines der Netzgeräte über eine Verlängerungsleitung aus einem anderen Raum zu versorgen.
Dabei ruhig die Leitung nicht zu sehr überdimensionieren.
Damit hätte man eine erhöhte Impedanz, die als Drossel wirken könnte.

Diese Maßnahme erzeugt weder Kosten noch Aufwand, erfordert eine Langzeit-Beobachtung, kann aber parallel zu anderen Untersuchungen gemacht werden. Vielleicht hat man Glück und dieses eine Netzteil stirbt nicht, dann wäre es immerhin ein Indiz.
Mail Mayer
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Re: Seltsame Netzgeräteausfälle

Beitrag von Mail Mayer »

Kann es vielleicht sein das es nach dem Umbau verstärkt zu größeren Lastabschaltungen kommt, so das dort immer kleine Spannungsspitzen erzeugt werden?

Gruß Maik
ThomasR
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Re: Seltsame Netzgeräteausfälle

Beitrag von ThomasR »

Es sind keine relevanten Spannungsspitzen im Netz meßbar!!

Wir kennen dafür aber alle Rundsteuertelegramme aus der Gegend :D

Wir werden jetzt einen Netzgeräteguru hinzuziehen. Allein in der letzten Woche/WE sind wieder drei NT's "geplatzt".

Es sind auch Netzgeräte eines anderen Herstellers seit einigen Wochen im Einsatz, bisher ohne Ausfälle. Nur können wir schlecht unsere ~80 NT''s dem einen Hersteller ohne Begründung aufs Auge drücken. Das wären mal eben ca. 1 Mio...
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