Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

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Olaf S-H
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Re: Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Tobi,

"Angst" und "Resept" sind zwei unterschiedliche Dinge.

Ebenso ist die Aussage "ich weiß, was ich da tue" zu bewerten - hier kommt es auch darauf an, wer dies sagt.

Es kommt immer auf den Einzelfall an.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

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Tobi P.
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Re: Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

Beitrag von Tobi P. »

Moin Olaf,

klar ist das immer eine Einzelfallentscheidung. Ich schau ja auch erst mal ob ein Freischalten sowohl möglich als auch sinnvoll ist und wenn das zutrifft dann schalte ich frei, keine Frage. Andererseits habe ich aber auch keine Angst davor selbstständig die Entscheidung zu treffen dass ein Freischalten weder möglich noch sinnvoll ist und die Anlage dann halt unter Spannung bleibt. Und genau dieses selbstständige Entscheiden ist das Problem - wir ziehen uns mit dieser ganzen Reguliererei eine Generation von Leuten ran die dazu gar nicht mehr in der Lage sind. Weil nämlich alles irgendwo vorgebetet wird und keiner mehr den "Arsch in der Hose" hat etwas selbst zu entscheiden und in der Folge auch überhaupt kein Risikobewusstsein mehr entwickelt. Dann hast du irgendwann zwanzig ausgebildete Elektriker auf der Baustelle und nach acht Stunden nicht einmal Werkzeug in der Hand gehabt weil du denen jeden einzelnen Handschlag haarklein erklären musst.
Und wenn man sich dann mal mit den Leuten von der BG oder Sicherheitsfachkräften oder ähnlichen professionellen Bedenkenträgern unterhält bekomme ich den Eindruck dass das sogar so gewünscht ist - bloß nicht mehr selbst entscheiden, es könnte ja was passieren.
Ich mach das nicht mehr mit.

Gruß Tobi


PS: Mein Kabel ist aufgelegt, die Station steht noch und ich lebe auch noch :)
Corioliskraft
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Re: Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

Beitrag von Corioliskraft »

Selbstständig zu entscheiden ob ich mein Leben in Gefahr bringe (unter Spannung anschließen) ODER "den Arsch in der Hose" zu haben um abzuschalten damit ich risikofrei arbeiten kann ist schon ein riesen unterschied. Oder seinem Chef sagen "NEIN mach ich nicht, ist mir zu gefährlich". So eine option gibt es ja auch noch

Die BG Statistiken zeigen ja das die meldepflichtigen Stromunfälle rücklaufig sind. Das ist doch schon mal positiv zu betrachten.
froebel88
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Re: Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

Beitrag von froebel88 »

Tobi P. hat geschrieben: Dienstag 9. Juli 2019, 22:20 das zeigst du mir aber mal wie du ein NYCWY 4x240/120
Moin,

gehört nicht ganz zum Thema, aber 4x240/120 ist ja schon ne Hausnummer. Möchte man da nicht lieber Einzeladern verlegen bzw. ab welchem Querschnitt erachtest du Einzeladern als sinnvoll?
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Tobi P.
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Re: Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

Beitrag von Tobi P. »

Moin,

in dem Fall bestand der Kunde auf NYCWY, ich hätte Einzeladern gelegt. Wann ich EA verwende kommt weniger auf den Querschnitt an sondern mehr auf die Verlegesituation. Biegeradien, Kurven, Zugänglichkeit, mobil oder stationär und so weiter. Freitag hatte ich zb Kabel für einen Steckdosenverteiler im Aussenbereich gelegt, da haben wir uns für 4x1x NYY-O 1x120/1x1x NYY-J 1x120 entschieden weil die Biegeradien und die Packungsdichte in der NSHV ein Mehraderkabel nicht zuließen.

@Corioliskraft: Bitte noch mal genau lesen - es ging um die Abschaltung einer kompletten NSHV für das Auflegen eines einzelnen Abgangskabels. Wer es nicht schafft ein Kabel auf einen Abgangstrenner aufzulegen ohne sich in Lebensgefahr zu bringen hätte einen anderen Beruf ergreifen sollen. Und jetzt mal vollkommen wertfrei und bitte nicht falsch verstehen: Hier werden manchmal Probleme konstruiert und Vorschläge gemacht über die sich Leute aus der Praxis einfach nur kaputtlachen. AuS ist dafür genau das richtige Beispiel - hier im Forum wird darum immer ein großes Bohei mit jeder Menge Formalitäten gemacht. Für mich dagegen ist das einfach bloß Tagesgeschäft - Werkzeug vom Auto holen, Arbeitsstelle vorbereiten und loslegen. Können sich einige wahrscheinlich nicht mal vorstellen aber so läuft das in der Praxis.

Gruß Tobi
Olaf S-H
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Re: Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

Beitrag von Olaf S-H »

Tobi P. hat geschrieben: Sonntag 14. Juli 2019, 13:08 ... Wer es nicht schafft ein Kabel auf einen Abgangstrenner aufzulegen ohne sich in Lebensgefahr zu bringen hätte einen anderen Beruf ergreifen sollen. ...
Moin Tobi,

es kommt hierbei immer auf den Aufbau der Anlage an. Berührungsschutz muss nur beim Bedienen gegeben sein. Wenn nun die Trenner gem. VDE 0660-514 bzw. zVDE 0106-100 "geschützt" sind, dürfen die Anschlussklemmen und Sammelschienen außerhalb der "Schutzbereiche" blank und offen liegen. Nicht alle Anlagen sind vollumfänglich gekapselt.

Gruß Olaf
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Olaf S-H
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Re: Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Tobi,
Tobi P. hat geschrieben: Sonntag 14. Juli 2019, 13:08 ... AuS ist dafür genau das richtige Beispiel - hier im Forum wird darum immer ein großes Bohei mit jeder Menge Formalitäten gemacht. Für mich dagegen ist das einfach bloß Tagesgeschäft - Werkzeug vom Auto holen, Arbeitsstelle vorbereiten und loslegen. ...
naja, der Abschnitt 6.3 der VDE 0105-100 ist da eigentlich sehr deutlich. Interessant wird es immer erst nach dem Knall.
Tobi P. hat geschrieben: Sonntag 14. Juli 2019, 13:08 ... Können sich einige wahrscheinlich nicht mal vorstellen aber so läuft das in der Praxis. ...
Doch. Ich habe in einem kleinen Handwerksunternehmen gelernt. :D Da war man mit den Arbeiten fertig, bevor der AuS-Kollege alle Abdecktücher montiert waren. Heutzutage würde ich die Aktionen von "damals" nicht mehr machen.

Gruß Olaf
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Tobi P.
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Re: Heftiger Kurzschlußschaden durch Plasmabildung

Beitrag von Tobi P. »

Moin Olaf,

auch bei nicht vollständig gekapselten Anlagen schalte ich nicht die komplette NSHV ab. Sofern möglich schalte ich die benachbarten Abgänge frei um einen sicheren Arbeitsbereich zu schaffen und decke den Rest des Klemmenraums mit Isolierabdeckungen ab oder ich decke den kompletten Klemmenraum mit Ausnahme meines Arbeitsbereichs ab. Genau dafür sind Abdecktücher da.
Ich kann jetzt natürlich nicht wissen inwiefern bei anderen Forennutzern überhaupt praktische Erfahrungen im Bereich AuS/Arbeiten in der Nähe spannungsführender Teile etc. vorhanden sind. Viele sind ja anscheinend eher im Bereich Prüfen/Organisatorisches tätig und wenn jemand aus diesen Bereichen jetzt auf einmal in einer erwachsenen NSHV werkeln soll kann ich schon verstehen dass man sich da sagen wir mal nicht ganz wohl fühlt und lieber alles freigeschaltet hätte.
Aber für Leute die den ganzen Tag nichts anderes machen als mit hohen Querschnitten spielen, in Trafostationen arbeiten, eine normale Unterverteilung vielleicht alle halbe Jahre mal machen und AuS als normales Tagesgeschäft sehen ist das nun mal etwas befremdlich.
Klar - es wird jetzt wieder Leute geben die sagen "Wenn AuS die Regel ist und nicht die Ausnahme läuft irgendwas falsch, abschalten kann man immer". In der Theorie vielleicht, in der Praxis aber nicht. Es ist nicht ungefährlich, man muss genau wissen was man tut und es besteht immer die Gefahr dass etwas schiefläuft. Und man muss vor allem anderen seine Grenzen kennen. Aber wenn ich in dem Bereich arbeite in dem ich nun mal tätig bin ist mir das alles bewusst und ich nehme die Risiken auch bewusst in Kauf: Ja, ich begebe mich wissentlich in Gefahr aber ich hab keinerlei Problem damit.


Gruß Tobi
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