Kantenfräsmaschine KF-500 DS

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Snippy30
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Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von Snippy30 »

Ich habe bei einer Kantenfräsmaschine KF-500 DS von ESMATEC das Problem, dass das Gerät bei der Prüfung nach VDE 0701-0702 einen zu hohen Schutzleiterstrom von über 12mA aufweist. Die Berührungsstrommessung lag bei 0,000mA, also war ok.
Das Gerät wird mit einem Frequenzumrichter betrieben. Dies wird auch der Grund für den zu hohen Schutzleiterstrom sein.
Nach Rücksprache mit dem Hersteller haben sich diese gewundert und vermutet, dass der FQ defekt ist. Das Gerät wurde zum Hersteller geschickt.

Anscheinend habe ich nun eine riesen Welle bei denen ausgelöst, da jede Maschine dieses Types einen zu hohen Schutzleiterstrom hat.
Nach einem weiterem Anruf in unserer Schlosserei (dort ist die Maschine im Einsatz) wurde unser Schlossereileiter (Laie) gefragt, wo dies mit dem zu hohen Schutzleiterstrom stehe. Da Frage ich mich, nach welchen Richtlinien die so eine Maschine herstellen?

Meine Frage ist nun, wie handhabt ihr das bei zu hohen Schutzleiterströmen?
Reicht es Euch aus, dass kein bzw. sehr niedriger Berührungsstrom fließt?
IH-Elektriker
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von IH-Elektriker »

Achtung, nicht alles was einen Stecker hat darf und muss nach 0701/702 geprüft werden !

Bei der Kantenfräsmaschine handelt es sich eindeutig um eine Maschine nach Maschinenrichtlinie 2006-42-EG. Diese unterliegt somit der EN60204-1, somit haben Erst- sowie Wiederholprüfung nach dieser Norm zu erfolgen.

Im vorliegenden Fall bdeutet dies das neben dem CEE-Stecker der Hersteller einfach einen zusätzlichen PE-Anschluss bereitstellen muss und das in seiner Betriebsanleitung/Dokumentation zu erwähnen hat - der Betreiber muss dann einen zusätzlichen Schutzleiter auflegen.

Dass das in der Praxis nicht sauber durchführbar ist - das ist erst mal Nebensache.

Alternativ könnte der Hersteller aber auch eine Schutzleiterüberwachung mittels eines speziellen Schutzleiterüberwachungsrelais einsetzen und wäre damit auch aus dem Schneider.

Nach der diesen Monat neu erschienenen Ausgabe der EN60204-1 darf er die Maschine sogar ohne irgendeine Änderung mit einem CEE-Stecker ausrüsten und verkaufen. Siehe auch diesen Thread: viewtopic.php?f=17&t=17332&p=206581#p206581

Im übrigen - ich kenne die Maschine und kenne daher auch die CE-Konformitätserklärung. Aus dieser geht eindeutig hervor daß die Maschine nach MRL gebaut und somit die EN60204-1 anzuwenden ist bzw. diese bei der Konstruktion auch angewendet wurde.

Somit nochmals - vor der Messung schlau machen welche Normen und Vorschriften für das zu messende elektrische Betriebsmittel gelten - das vorhandensein eines Steckers ist nicht ausreichend als Entscheidungsmerkmal ;-)
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Snippy30
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von Snippy30 »

@IH-Elektriker
Genau darum geht es jetzt!
Die Firma Esmatec rief heute zurück. Uns wurde mitgeteilt, dass es bis jetzt noch niemanden aufgefallen ist, dass der Schutzleiterstrom zu hoch ist. Die weitere Produktion soll angeblich erstmals eingestellt worden sein.
Genau wie du sagtest wird nun darüber nachgedacht, ob an den Geräten mit Filtern der Schutzleiterstrom gesenkt werden kann (wie auch immer) oder ob man nun diese Maschinen als kurzschlusssicher fest installiert mit zusätzlichen Schutzleiter.

Man hat damals nicht darüber nachgedacht, dass der verbaute Frequenzumrichter solche Probleme verursacht.
Laut Aussage der Firma ESMATEC wäre ein Austausch bzw. das wechseln zu einem Frequenzumrichters einer anderen Firma zu kostenspielig.

Soviel zum Schlaumachen vor der Messung!
Olaf S-H
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von Olaf S-H »

Moin zusammen,

bitte keinen Streit und auch fachlicher Ebene weiterdiskutieren.

Ich habe mir den Apparat mal im www angesehen. Ich würde hier auch eher nach VDE 0105-100 i. V. m. VDE 0113-1 statt nach VDE 0701-0702 prüfen. Aber über das anzuwendene Prüfverfahren entscheiden die zuständige VEFK und auch die befähigte Person.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
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"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
DBY656
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von DBY656 »

Hallo zusammen,

neben dem Thema Ableitstrom sollte des weiteren die EMV mitbetrachtet werden.

Ist ein Netzfilter erforderlich bzw. vorhanden?

Zusammensetzung des Ableitstrom gemessen mit einem Oszilloskop / Frequenzsanalysator /...?

Gruß Markus
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Snippy30
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von Snippy30 »

@Olaf S-H
Wenn das von mir pampig rüber gekommen sein sollte entschuldige ich mich hiermit. War ehrlich gesagt nicht so gemeint und meiner Auffassung nach kam mir dies auch nicht so von IH-Elektriker vor.
IH-Elektriker hat sich halt über die Vorschriften fachkundig gemacht und ich halt direkt beim Hersteller.
So kann man sich ja auch "schlau machen" :)

Das Gerät ist bei uns Fahrbar auf einem Tisch fest montiert und wird in unser hiesigen Schlosserei auch bei Bedarf an unterschiedlichen Orten eingesetzt. Dieses Gerät ist vom Werk aus auch mit einem 16A CEE-Stecker und H07BQ-F Anschlussleitung ausgestattet.
Somit ist diese Maschine für mich nach VDE0701-0702 zu prüfen.
DBY656
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von DBY656 »

Fahrbar und Betrieb an verschiedenen Steckdosen mit CEE 3~ 16A 8o

Das schreit förmlich nach vielen Umrüstungen von Steckdosenstromkreisen auf Fehlerstromschutzschalter vom Typ B+

Gruß Markus
Probator
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von Probator »

Falls sich der Hersteller nicht zu einer kostenfreien Umrüstung bewegen lässt, wäre als EFK meine Entscheidung, in diese Geräte ein "Schutzleiterüberwachungsrelais" (z.B. SLU3P von ABL) einzubauen. Das überwacht die korrekte Verbindung des Schutzleiters und wirft ein Hauptschütz (vor dem Umrichter zu installieren), falls der mal abreißen sollte.

Somit ist die Normenforderung nach DIN VDE 0113 erfüllt.

Die anderen Varianten (doppelter Schutzleiter oder 1x größer 10mm²) kannst du bei der Anwendung sowieso nicht einhalten.

Den diversen Herstellern, die bei mobilen Geräten meinen, die Loslassschwelle von 10mA überschreiten zu können, gehört auf die Finger geklopft!
Bei einer so kleinen Maschine gibt es überhaupt keinen Grund für so hohe Ableitströme! Da muss man halt 2 Euro mehr für einen ordentlichen EMV-Filter ausgeben...
IH-Elektriker
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von IH-Elektriker »

Probator hat geschrieben: Mittwoch 19. Juni 2019, 12:27
Somit ist die Normenforderung nach DIN VDE 0113 erfüllt.

Die anderen Varianten (doppelter Schutzleiter oder 1x größer 10mm²) kannst du bei der Anwendung sowieso nicht einhalten.
Doppelter Schutzleiter war und ist praktisch gesehen völliger Blödsinn. Gottseidank wurde das wohl in der aktuellsten Ausgabe wieder geändert.
Probator hat geschrieben: Mittwoch 19. Juni 2019, 12:27 Bei einer so kleinen Maschine gibt es überhaupt keinen Grund für so hohe Ableitströme! Da muss man halt 2 Euro mehr für einen ordentlichen EMV-Filter ausgeben...
Es liegt oft nicht an den 2 Euro mehr, sondern oft daran das viele Konstrukteure das alles nicht sehen und einfach drauf los konstruieren.
Probator
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Re: Kantenfräsmaschine KF-500 DS

Beitrag von Probator »

IH-Elektriker hat geschrieben: Mittwoch 19. Juni 2019, 12:35Es liegt oft nicht an den 2 Euro mehr, sondern oft daran das viele Konstrukteure das alles nicht sehen und einfach drauf los konstruieren.
Da stimme ich zu.

Eine Erfahrung mit einer mobilen, umrichtergesteuerten Maschine (Anschluss über Schuko 1,5mm² Kabel), die 16 mA Schutzleiterstrom erzeugte:
A) Anruf beim Hersteller, Frage nach Protokoll der Erstprüfung: betretenes Schweigen. Rückruf wurde versprochen
B) Rückruf vom Entwickler: "Wir haben da einfach einen Umrichter von Firma X verbaut, rufen Sie da mal an!"
C) Anruf beim Umrichterhersteller, Frage nach den Ableitströmen: "Wir halten alle Normen ein!" Frage, welche Normen das denn konkret wären, wird beantwotet mit "Na, die EMV-Normen!". Nach etwas hin- und her stellt sich raus, dass der verbaute Umrichter eigentlich nicht für mobile Anwendungen gedacht ist, Hersteller rät davon ab, in den Unterlagen ist aber kein Hinweis zu IPE oder erlaubten Anwendungen zu finden.
D) Ende der Geschichte: Maschinenhersteller bietet an, die 3 vorhandenen Maschinen kostenfrei umzurüsten mit einem Umrichter, der <6 mA IPE erzeugt.
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