Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

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Mackie Messer
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Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von Mackie Messer »

Bei uns im Betrieb steht die Gebäudeinstallationsmessung an.
Das Gebäude ist alt, Erde "soll da sein" und weil es früher schon Probleme mit der Erde gab ist das ganze System von TN-C auf TT umgemodelt worden.
Da wir im Laufenden Betrieb nicht abschalten sollen aber Spät- und Wochenendarbeit nicht gerne gesehen wird, bin ich jetzt dabei ein Messregime zu plannen wo ich möglichst viel im eingeschalteten Zustand messen kann.
Das System ist so aufgebaut das einen Ringerder gibt (dessen Werte nicht dokumentiert sind und dessen Zustand nicht klar ist) und einen Haufen quer durchs Gebäude.
Die Grenzwerte die einzuhalten sind, sind meiner Meinung nach 0,15 Ohm für den Erder (50V Berührungsspannung, min. 320 A Auslösestrom für die dicken 32 A CEE-Steckdosen, der FI würde mit 1666 Ohm zu Buche schlagen was ich vernachlässigen kann: Hab ich nen Erder für meine Sicherungen, hab ich einen für meine FIs).

Mein erster Schritt wird jetzt sein zu klären ob alle Potenzialausgleichsschienen niederohmig miteinander verbunden sind (die Hoffnung ist den einen oder anderen Erder durch eine Poti-Schiene ersetzen zu können, aber da sehe ich eher schwarz und sicherzustellen dass wirklich überall Verbindungen bestehen und wir nicht irgendwo "freischwebende" Potenzialausgleichsschienen haben).
Als nächstes wäre dann eine Schleifenwiderstandsmessung fällig um die Erde zu bestimmen (Erdungswiderstandsmessung ist nicht zu machen weil wir nicht weit genug von den Erder wegkommen bevor wir in die nächsten reinlaufen).

Hab ich irgendwas vergessen, übersehen, falsch verstanden?
Olaf S-H
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von Olaf S-H »

Mackie Messer hat geschrieben: Dienstag 30. April 2019, 10:32 Bei uns im Betrieb steht die Gebäudeinstallationsmessung an. ...
Moin Mackie Messer,

prüfen bedeutet nicht nur messen. Bei alten Erdern ist eine partielle Sichtprüfung mehr als dringend anzuraten.

Wie erreichst Du den den Wert von 0,15 Ohm für den Erder?

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

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ego11
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von ego11 »

In einem (Industrie?)-Betrieb wurde von TN-C auf TT umgerüstet?
Sicher???
Ihr besitz keine eigene Trafostation, dafür aber FI-Schutzschalter vor jedem Stromkreis?
Eure Verteiler inklusive des HAK sind alle in SKII ausgeführt?

Ich kann es kaum glauben!
froebel88
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von froebel88 »

Warum modelt man von TN-C auf TT um wenn es "Probleme mit der Erde gibt"?
Mackie Messer
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von Mackie Messer »

ego11 hat geschrieben: Mittwoch 1. Mai 2019, 08:28 In einem (Industrie?)-Betrieb wurde von TN-C auf TT umgerüstet?
Sicher???
Ihr besitz keine eigene Trafostation, dafür aber FI-Schutzschalter vor jedem Stromkreis?
Eure Verteiler inklusive des HAK sind alle in SKII ausgeführt?

Ich kann es kaum glauben!
Na sicher. Ist doch Stand der Technik. :D
Hat aber auch ~2 Jahre gedauert.
Olaf S-H hat geschrieben: Mittwoch 1. Mai 2019, 01:04

Moin Mackie Messer,

prüfen bedeutet nicht nur messen. Bei alten Erdern ist eine partielle Sichtprüfung mehr als dringend anzuraten.
Was heisst das? Freigraben?
Wie erreichst Du den den Wert von 0,15 Ohm für den Erder?

Gruß Olaf
Das war ein Missverständnis. Ich hatte übersehen dass ich an Erde ja nur brauche was der FI braucht, was bedeutet dass ich bis ~1660 Ohm im grünen Bereich bin. Die Schaltautomaten gehen über den Neutralleiter der einen niedrigen Ohm-Wert braucht um den Abschaltstrom zu erreichen.
0,15 Ohm Erde hat sich also erledigt.
Ich plane aber immer noch die Potentialausgleiche durchzumessen, einerseits um sicherzustellen dass da nicht Potentialunterschiede auftreten die eventuell Geräte beschädigen (die tatsächliche Verkabelung ist nicht so sauber wie die Installation so das es sein kann das eine Maschine an mehr als eine Potentialausgleichs-Schiene angeschlossen ist) und ich werde wohl auch noch N gegen Erde messen um sicherzustellen dass wirklich alle Brücken raus sind.
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SPS
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von SPS »

Hallo,
1660 Ohm ist nur ein theoretischer Wert.
In dem Fachbuch "Wiederholungsprüfungen nach DIN VDE 0105" Von der Fachzeitschrift de, wird ein Praxiswert von max. 200 Ω für einen Erder im TT Angegeben. Gilt bei einem 10, 30 und 100 mA RCD.
Mit freundlichem Gruß sps
ego11
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von ego11 »

Keine Trafostation zu besitzen ist Stand der Technik? inocc1
Mackie Messer
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von Mackie Messer »

ego11 hat geschrieben: Mittwoch 8. Mai 2019, 20:53 Keine Trafostation zu besitzen ist Stand der Technik? inocc1
Steht auf der anderen Strassenseite und gehört den Stadtwerken...
Ursprünglich stand der Trafo bei uns unten im Haus und hat noch ein paar andere Betriebe mitversorgt. Der Chef wollte das dann irgendwann nicht mehr und wir haben den Trafo abbauen lassen... und dann wurde er auf der anderen Strassenseite, 20 m Luftlinie, wiederaufgebaut.
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von Elo-Ocho »

Mackie Messer hat geschrieben: Mittwoch 8. Mai 2019, 09:11 ...
Olaf S-H hat geschrieben: Mittwoch 1. Mai 2019, 01:04 ...
prüfen bedeutet nicht nur messen. Bei alten Erdern ist eine partielle Sichtprüfung mehr als dringend anzuraten.
Was heisst das? Freigraben?
...
Moinsen,

ja, natürlich.

Für eine ziemliche Niederohmigkeit braucht es keine sonderliche Stromtragfähigkeit.
De reicht es schon, wenn "noch was da ist".

Hier sollte man schauen, ob man die vorhandene Erdungsanlage in einzelne, wahrscheinlich sich im gleichen Zustand befindliche, Abschnitte einteilen kann. Faktoren könnten sein:

- gleiches Material
- gleiches Alter
- gleicher Errichter

Dann jede dieser Gruppe an einigen Stellen ausgraben, Stand und Gleichmäßigkeit der Korrosion ermitteln.
Daraus kann man dann Schlüsse ziehen, 3 verschiedene kämen da für mich in Frage:

- weitere Bestandsaufnahmen
- alles gut, keine Maßnahmen erforderlich
- (fast) alles Rott, keine weitere Zeit oder Geld in Untersuchungen investieren, Fachplaner für Erdungsanlagen suchen und neu planen / ausführen lassen.

Gegen Einwurf von Münzen können Blitzschutzfirmen die Leistung der Bestandsaufnahme und Planung auch erbringen. Ich denke, dass manche Blitzschutzfachfirmen das besser können (oder machen) als manche Fachplaner, rate aber trotzdem dazu, die Planung, Ausführung und Abnahme der Leistung an 3 verschiedene Parteien zu übergeben. Die Prüfung und Abnahme würde ich keinesfalls dem Errichter überlassen.

Ocho
Immer wenn ich Langweile habe, dann melde ich mich in einem Eltern-Forum an und Frage, wie weit man den Schimmel im Pausenbrot der Kinder wegschneiden sollte...
Mackie Messer
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Re: Potenzialausgleich, Erder in einem Gewerbebetrieb im TT-Netz

Beitrag von Mackie Messer »

@Elo-Ocho:
Ja, ich denke das wird bei uns im Betrieb entfallen wegen is nich.
Das kann ich nicht verkaufen.
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