Bei meinem jetzigen Studium der Materie der EN 60204-1: Elektrische Ausrüstungen von Maschinen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen, bei der mir dieses Forum bisher immer hilfreich zur Seite Stand, gibt es unter Abschnitt 13: Verdrahtungstechnik einen Satz der mir bei unseren Schaltschränken Bauchschmerzen verursacht.
Aus: EN 60204-1; Kapitel 13.1.1; letzter AbschnittKlemmenleisten müssen so angebracht und verdrahtet sein, dass weder die interne noch die externe Verdrahtung über die Klemme verläuft (siehe IEC 60947).
Bisher (d.h. bevor ich mich mit der Normenthematik beschäftigte) wurde mir als "Frischling" auf Anfrage mitgeteilt, das wir eine interne Verdrahtung von benachbarten Klemmen (maximal 3-4 Klemmenbreiten von jew. 5,2 mm von einander entfernt, auf der selben Hutschiene z.B. https://www.phoenixcontact.com/online/p ... dede&tab=1) über die Federzugklemmen dazwischen führen um:
1. Übersichtlichkeit zu gewährleisten; man erkennt sofort, dass z.B. die Klemmen gebrückt sind
2. Die Aderanzahl im Kanal zu reduzieren; Erweiterungsfähigkeit, Wärmeverhalten im Kanal, mehr Platz für andere Leiter etc...
Wenn ich mir den Normenabschnitt aber ansehe und wörtlich nehme wäre so etwas streng verboten. Dies ist kein informativer oder empfehlender Abschnitt sondern ein "muss".
Auf Ansprache zu dem Thema meinten meine Kollegen die schon Jahrzehnte auf dem Kerbholz haben, dass sich der Abschnitt eher auf Verdrahtungsausführung zwischen horizontalen Kabelkanälen bezieht, also dass man nicht einfach von Kabelkanal zu Kabelkanal "springt" ohne einen senkrechten Kabelkanal zu ziehen und dort die Leiter unterzubringen.
Leider werden zwar viele "Schnipsel" der 60204-1 in meinen Lehrbüchern, die ja eher für Praktiker ausgelegt sind behandelt, aber dieser Punkt konnte ich bisher nirgends finden wie das in der Praxis gemeint ist.
Ich kann diesen Satz der Norm insofern nachvollziehen, dass externe Leiter oder "zu viele" interne Leiter über Klemmen zu führen, da meiner Ansicht nach:
1. Die Übersicht leidet (sieht auch blöd aus)
2. Der weitere Installationsprozess, d.h. die Weiterverdrahtung erschwert wird (z.B. keine herausschauenden Litzen, Isolationsmaterial mitdruntergeklemmt, man muss die Leiter zur Seite schieben/drücken
3. Der Prüfer die Klemmen weniger gut auf saubere Ausführung prüfen kann
Andererseits müssen meine Kollegen und ich doch eine oder mehrere Sachlagen übersehen, wenn die Norm gar keine Auslegung bezüglich "viel/wenig" zulässt.
Steht eventuell in der im Normensatz verwiesenen DIN EN 60947-7-1 (Niederspannungsschaltgeräte
Teil 7-1: Hilfseinrichtungen – Reihenklemmen für Kupferleiter) mehr zu dem Thema (Gründe?).
Gruß
Gelbschnabel