Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

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NZ-Tafel
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von NZ-Tafel »

Moin,

die Wiederinbetriebnahme ist inzwischen erfolgt, allerdings ganz anders als erwartet. Ich hatte deswegen mit dem Posten des Beitrages etwas gewartet, da ich noch auf die Rechnung bzw. eine Rückmeldung seitens des Netzbetreibers warten wollte. Beides blieb bis heute aus.

Zwischenzeitlich hat die Sache richtig kuriose Züge angenommen. Ich beschreibe euch mal die ca. 1 Stündige Wiederinbetriebnahme.
Der Netzmeister kommt mit einem Monteur vorbei, Monteur Wortkag ohne Ende, der Netzmeister dafür sehr gesprächig und fragt Dinge, die Ihn eigentlich nichts angehen.
Der erste Blick viel auf den Zähler und die Zählertafel "das ist aber sicher nicht unser Zähler, hier gibt es offiziel keinen Drehstrom, eigentlich müssten wir jetzt die Polizei holen, es wurde manipuliert. Der Elektromeister welcher hier vorher gewohnt hat, war bestimmt der Verursacher, aber da er weg ist tauschen wir einfach den Zähler".
Dabei fiel mir schon das erste mal die Kinlade herunter. Nach der Aussage wurde der Zähler demontiert und die Zählerinnenverdrahtung auf 1-Phase reduziert, Einwände wurden ignoriert. Danach erfolgte eine Beschauung der UV, ob nicht noch weitere Kreise abgehen, was jedoch negativ war. Geschimpft wurde groß, dass die Drei Steckdosen als aufgeteilter Drehstromkreis ausgeführt waren, das wäre angeblich überhaupt nicht zulässig und gefährlich bei Drehstrom. Aussage: "Da es eh nur Wechselstrom geben wird, ist es egal".
Anschließend wurde ein 1-Phasiger digitaler Zähler montiert. Dabei lies der Monteur alles abgebaute bis auf den Zähler hinter den dort stehenden Schrank fallen. Nun wurde nach dem Hausanschluss gefragt, auf dem Weg zum Keller schaute der Netzmeister in alle angrenzenden Räume und äußerte sich abfällig "was haben Sie den da gekauft, Spezialfall".
Angekommen im Keller entfernte der Monteur die 3x50A NH00-Sicherungen und ersetzte Sie duch EINE einzige 25A NH00-Sicherung.
Begründung: Da die Anlage eine Wechselstromanlage ist, gibt es nicht mehr Leistung. In der NZ-Tafel ist aber weiterhin eine 35A DIII Sicherung verbaut. Meine Frage, die 50A NH00-Sicherung zu belassen und dafür die Zählernachsicherung zu reduzieren wurde abgetan von wegen: "Sie könnten ja dann selbsttätig die entnehmbare Leistung erhöhen".
Anschließend ging es an den Kabelverteilerschrank, dort wurde zuvor die Leitung zum Haus ausgeklemmt! In diesem Kasten befinden sich je 3x80A NH-Sicherungen für je 2 Häuser, die Sicherungen wurden ohne Vorwarnung gezogen, da der Nachbar nicht da war. Von der Leitung wurde nur 1-Phase wieder eingeklemmt mit dem Spruch "nicht dass Sie auch noch auf dumme Gedanken kommen". Zwischenzeitlich gab es jede Menge unangenehme Fragen nach z. B. meiner Arbeitsstelle, wie ich zur Besitzerfamilie stehe, seit wann das Haus leersteht und wer zwischenzeitlich dort alles gewohnt hat. Währenddessen wurde die Anlage getestet "holen Sie mal einen Verbraucher und schauen Sie ob Strom da ist", für die Testtaste des FI-Schalters und die anderen Steckdosen müssen Sie halt Brücken einsetzen.
Abschließend musste ich den Zählerwechsel unterschreiben, dabei gab es den Spruch "aber Finger weg von den Plomben". Einen Duspol oder gar ein Schutzmaßnahmenprüfgerät hatten die beiden nicht dabei.

Was für eine Faß und Schikane.Zukünftig wird bis zum Verjähren der Rechnung die Anlage auf Wechselstrom betrieben, danach wird Druck gemacht auf die Wiederumstellung auf Drehstrom. Zeugen gibt es einige, zudem habe ich einige Interesannte Paragraphen in der NAV gefunden, welche eigentlich schon die TABs Außerkraft setzen und Erweiterungen von Altanlagen ermöglichen, wenn die Anlage keine Gefahr für Personen und das Stromnetz darstellt.

Da sich das ganze so absurd anhört und ich es selbst kaum fassen kann, werde ich heute Abend noch ein paar Beweisbilder einstellen. Im Moment habe ich keinen Zugriff darauf. Leider habe ich zur Zeit weder Zeit noch Nerven mich mit diesem komplexen Sachverhalt zu beschäftigen, daher wird das ganze erst später passieren.

Gruß "NZ-Tafel"
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Strippe-HH
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von Strippe-HH »

Na, das kann ja wohl nicht ganz richtig sein. Was waren denn dort für Experten am Werk gewesen.
Seit wann gibt es in einem Ortsnetz keinen Drehstrom?
Im Keller ist doch Drehstrom vorhanden.
Und eine Drehstommäßige Aufteilung der 3-Fachen Steckdose ist zulässig wenn es ein zentrales Abschaltorgan gibt und das wäre im den Fall der RCD.
Na, da haben die dich jedenfalls ganz schön über den Tisch gezogen.
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NZ-Tafel
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von NZ-Tafel »

Drehstrom lag bis zur NZ-Tafel an, es war auch ein Drehstromzähler montiert. Es gab ja auch eine CEE-Steckdose.
Nun wurde im Verteiler an der Straße nur 1-Phase angeklemmt, somit kommt am HAK auch nur noch eine Phase an.

Bezahlt habe ich zum Glück noch nichts, eine Rechnung kam auch noch nicht.
Die Experten waren der für den Netzbereich zuständige Netzmeister (40Jahre im Dienst, wohl bald in Rente) und ein ähnlich alter Monteur :-(

Die Anlage wurde durch die beiden so angeklemmt, wie Sie zu DDR-Zeiten angeschlossen war. Da gab es nur 2 Freileitungsadern. In den 90ern bei der Umstellung kam dann der Drehstrom. Angeblich wäre "offiziell nie etwas erfasst worden und daher muss die Anlage auf den Altzustand zurückgebaut werden". Absurd ist es allemal.

Hier die versprochenen Bilder:
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NZ-Tafel
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von NZ-Tafel »

Noch mehr Bilder:
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karo1170
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von karo1170 »

NZ-Tafel hat geschrieben: Freitag 18. Mai 2018, 15:47
Der erste Blick viel auf den Zähler und die Zählertafel "das ist aber sicher nicht unser Zähler, hier gibt es offiziel keinen Drehstrom, eigentlich müssten wir jetzt die Polizei holen, es wurde manipuliert.
Hatte der Bestandszähler einen Aufkleber, mit Zaehlernummer des EVU? Hast du noch irgendeine Rechnung vom alten Zaehler oder vom Vorbesitzer?
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NZ-Tafel
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von NZ-Tafel »

Moin,

ja klar hatte der Zähler eine Nummer vom NB. Wurde sogar an den neuen Energieversorger übermittelt.
Leider waren aber beim Zähler Eichmarke und Plomben beschädigt (Der Plombendraht war aber noch ungeöffnet). Der Zähler ist aber inzwischen leider in den Fuchteln des VNBs. Fotos anbei.
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NZ-Tafel
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von NZ-Tafel »

Fun-Fact. Andere Anlage, Turnusmässiger Zählerwechsel. Hier gab es keinerlei Probleme beim Zählerwechsel.
Anlage war nie vom Netz und läuft unter Bestand. Der Haken: Auch hier gibt es nur 3x 25A Hausanschlusssicherung, obwohl es eine 3x 25A Zählernachsicherung (Neozed D02) gibt... Kurzschlussstrom an der nähesten Steckdose zur UV: ca. 1200A.
Der NB war schon ein paar mal da und musste die Hausanschlusssicherung nach einer durchgebrannten Glühlampe wechseln, da der Ik so hoch ist.
Kosten: Etwas über 100€ pro Sicherungswechsel. Trafostation stand zu DDR-Zeiten auf der anderen Ortsseite, es gab keine Probleme vorher...

Irgendwie schimpft auch jeder den ich kenne, und bei diesem NB ist, über den ebendiesen.

Gruß "NZ-Tafel"
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karo1170
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von karo1170 »

NZ-Tafel hat geschrieben: Sonntag 20. Mai 2018, 22:55 Moin,

ja klar hatte der Zähler eine Nummer vom NB. Wurde sogar an den neuen Energieversorger übermittelt.
Leider waren aber beim Zähler Eichmarke und Plomben beschädigt (Der Plombendraht war aber noch ungeöffnet). Der Zähler ist aber inzwischen leider in den Fuchteln des VNBs. Fotos anbei.
Dann kannst du die Aussage des VNB bzw. seines Netzmeisters hinsichtlich einer Zaehlermanipulation ja problemlos widerlegen. Wenn der Zaehler als Drehstromzaehler beim VNB "vernummert" war, dann ist die Aussage, "hier gibt es keinen Drehstrom" schon mal falsch.
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NZ-Tafel
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von NZ-Tafel »

Nabend,

meine persönliche Vermutung ist ja die, dass seitens des VNBs in den 90er Jahren die Umstellung von Wechselstrom (Freileitung) auf Drehstrom (Erdkabel) nicht (ordnungsgemäß) dokumentiert wurde und daher auf dem Papier noch der alte Stand vorliegt und man diesen Fauxpas nicht zugeben will.

Leider hatte ich diese Vermutung beim Vor-Ort-Termin noch nicht, da ich selbst "überrumpelt" worden bin. Der VNB hatte schließlich im Vorfeld die gleichen Bilder von mir bekommen, wie Sie im Forum gepostet worden sind. Und die Aussage war "wir nehmen nach kurzer Prüfung wieder in Betrieb".
Als der VNB hier aufkreuzte kam er mit einem Auto voller Werkzeug und Montagematerial, aber nur mit einem Wechselstromzähler und einer 25A NH-Sicherung angefahren :-( Irgendwie habe ich das Gefühl, die Sache war so bereits im Vorfeld geplant. Zumindest kam es mir im Nachhinein so vor.

Hier das Orignalzitat vom Netzmeister nach 30-Sekündiger Betrachtung der Zählertafel: "Das ist aber nicht unser Zähler, schauen Sie, da war jemand sehr kreativ, der hat sich sehr viel Mühe gemacht und hat das Schild vom ehemaligen Wechselstromzähler auf einen Drehstromzähler genietet. Der Beweiß ist, dass Eichmarke sowie Plombe beschädigt ist". Das laut Hausbesitzer entdeckungswütige Kinder dafür verantwortlich sind, wurde ignoriert.

Jede Fachkraft dürfte hier eindeutig sein, dass eine Drehstromanlage vorliegt. Sogar die Zählerabgangssicherung sind altmodisch und verbleicht mit "R, S,T" beschriftet. UV sowie Kraftstromzuleitung stammen aus den 90ern und sind fast so alt, wie ich selbst.
Der Zähler ist 1995 hergestellt und die exakte Serie wie bei anderen Elektroanlagen auch... Siehe Fotos.

Ich halte euch mal auf dem Laufenden wie es weiter geht. Demnächst werde ich wieder ein Schreiben aufsetzen.
Nun habe ich jedoch erst noch eine Woche Fortbildung und anschließend einer Woche Urlaub. Erst danach kann das Privatprojekt weitergehen.

Gruß "NZ-Tafel"
Elo-Ocho
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Re: Wiederinbetriebnahme einer älteren Elektroanlage

Beitrag von Elo-Ocho »

Moinsen,
NZ-Tafel hat geschrieben: Montag 21. Mai 2018, 23:57 meine persönliche Vermutung ist ja die, dass seitens des VNBs in den 90er Jahren die Umstellung von Wechselstrom (Freileitung) auf Drehstrom (Erdkabel) nicht (ordnungsgemäß) dokumentiert wurde und daher auf dem Papier noch der alte Stand vorliegt und man diesen Fauxpas nicht zugeben will.
ich habe neulich in etwas verzwackter Lage ein BHKW in eine Anlage mit fremdbetriebener PV-Anlage reingeplant. Dort mussten ca. 100 m Alu-Leitung, 120?mm² neu gezogen werden, weil die Zählung der PV-Anlage, wie damals realisiert, weder zulässig ist noch war. Hat sich im PV-Boom nur keiner drum gekümmert, ist eben so.

Woanders ist eben auch beschissen,

Ocho
Immer wenn ich Langweile habe, dann melde ich mich in einem Eltern-Forum an und Frage, wie weit man den Schimmel im Pausenbrot der Kinder wegschneiden sollte...
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