Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

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Olaf S-H
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Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von Olaf S-H »

Moin zusammen,

ein EVU betreibt Fahrzeuge, die hauptsächlich auf einer NE_Bahn eingesetzt werden.

Nun sollen einige museale Reisezugwagen sowie ein oder zwei Güterwaggons "renoviert" werden.

Es stellt sich nun die Frage, welche Regelwerke eingehalten werden müssen. Kann hier jemand helfen?

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
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didy
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von didy »

Hallo,

ich nehme mal an, die Frage bezieht sich nur auf die Elektrik?

Ich hab ja hauptsächlich mit Elektronischen Geräten für Schienenfahrzeuge zu tun, hierfür gilt die EN 50155.
Ich denke dir geht es aber mehr um die Verkabelung etc., keine neuen Geräte dafür entwickeln. (Wenn du neue Geräte kaufst, Beispielsweise DCDC-Wandler, Vorschaltgeräte für Lampen o.Ä., müssen die aber die EN 50155 erfüllen.)
Könnte aber trotzdem ein wenig interessant sein, weil da die ganzen Toleranzen der Bordspannungen drinstehen.

Für Verkabelung etc. werfe ich mal (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) die EN 50153 und EN 50343 in den Raum.

Was Brandschutz anbetrifft, ist die EN 45545 dein Freund. Wird Bestandsequipment natürlich nicht erfüllen, aber was neu reinkommt (Kabel z.B.).

Die Leitungen müssen auch entsprechenden Anforderungen erfüllen. Bin diesbezüglich auf die EN 50265 und EN 50343 gestoßen, weiß aber nicht, ob die noch beide aktuell sind. Im einfachsten Fall: Gehe zu Huber & Suhner und schaue in deren Bahnkabel-Sparte.

Weiter diverse UIC-Normen (wobei ich nicht sagen kann, ob da ggf. welche inzwischen durch EN-Normen abgelöst sind - aber so dinge wie Zugsammelschiene ist sicher noch gültig): UIC 533 (Erdung), UIC 550 (Energieversorgung), UIC 550-1 (Schaltschränke), UIC 552 (Zugsammelschiene), UIC 553 (Heizung, Lüftung, Klima), UIC 554-1 (Speisung aus Ortsnetz 50Hz), UIC 555 (Beleuchtung)

Wie historisch sind die Wagen denn? Wenn sie schon eine "UIC-Leitung" oder "IS-Leitung" haben, sind auf jeden Fall die UIC 558 (Steuerleitung --> So Dinge wie Türsteuerung, Beleuchtung ein/aus, ...) und UIC 568 (Lautsprecheranlagen) interessant.

Inwiefern betrifft die Güterwagen das Elektrik-Thema?
Olaf S-H
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von Olaf S-H »

Moin didy,

ja, es handelt sich nur um die Elektrotechnik.

Das "letzte Originalfahrzeug" der Hausstrecke ist Baujahr "vor 1953". Es gibt aber auch moderneres Zeug. Naja, was man damals modern nannte.

In den Güterwagen befindet sich wohl etwas Beleuchtung und ein Generator ist an eine der Achsen angebunden.

Im Wesentlichen geht es darum, welche Regelwerke beachtet werden müssen, wenn Instandhaltungen bzw. Sanierungen durchgeführt werden. VDE 0100 fällt hier ja flach. Es geht auch darum, ob und wann "Abnahmen" erforderlich sind und welche Qualifizierung der Prüfer haben muss.

Also ein recht großes Thema, dass sicherlich nicht "mal eben" zu bearbeiten ist.

Gruß Olaf
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Elt-Onkel
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

etwas am Rande, weil ja offensichtlich keine Zugsammelschiene existiert.

...
DB_EMV1.pdf
(203.03 KiB) 1248-mal heruntergeladen
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Elt-Onkel
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

auch 50 Hz ist relevant.

DB_merkblatt_zentrale_energieversorgung-data.pdf
(122.62 KiB) 1599-mal heruntergeladen
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didy
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von didy »

Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 27. Mai 2018, 19:53In den Güterwagen befindet sich wohl etwas Beleuchtung und ein Generator ist an eine der Achsen angebunden.
Die Reisezugwagen haben vermutlich auch einen Achsgenerator, oder?
Weißt du, welche Batterienennspannung verwendet wird? Üblich in Deutschland sind 24V oder 110V.
24V sind natürlich angenehmer, da Schutzkleinspannung. Potentialausgleich von Metallgehäusen wird natürlich trotzdem betrieben - weil es einerseits oft noch andere Spannungen im Fahrzeug gibt, andererseits oft so ein Draht mit 15kV überm Fahrzeug hängen kann, der im schlimmsten Fall auch mal runterfällt.
Die Bordnetze sind üblicherweise als TN betrieben mit einem zentralen Erdungspunkt. (Also, heutzutage. Nehme aber an, dass das früher auch schon so war.)
Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 27. Mai 2018, 19:53Es geht auch darum, ob und wann "Abnahmen" erforderlich sind und welche Qualifizierung der Prüfer haben muss.
Gute Frage. Ich nehme an, das läuft im Wesentlichen im Rahmen der Hauptuntersuchungen. Wie die Regeln dafür genau sind, ist jetzt eine gute Frage. Bei der DB gibt es da die Instandhaltungsstufen (IS600, IS700, IS710 usw.) - aber das ist DB. Kann aber gut sein, dass sich andere daran genauso orientieren.

Im Zweifelsfall einfach mal unverbindlich bei der zuständigen TAB nachfragen. Der Eisenbahnbetriebsleiter des EVU sollte dorthin ohnehin Kontakte haben. Von welchem Bundesland reden wir denn?
Elt-Onkel hat geschrieben: Montag 28. Mai 2018, 00:49etwas am Rande, weil ja offensichtlich keine Zugsammelschiene existiert.
Das Vorhandensein eines Achsgenerators schließt eine Zugsammelschiene nicht aus. Die wird dann halt nur für ihren ursprünglichen Zweck ("Heizleitung") verwendet.
Bei einem "Inselbetrieb" und reiner Dampf- oder Diesel-Traktion kanns natürlich sein, dass die Wagen nur eine Dampfheizleitung haben. Wenn ich das richtig verstehe, dass es nicht nur "Original-"Wagen sind, kann es aber gut sein, dass die Dampf- und Elektroheizung haben.
Das EMV-Thema seh ich bei einer reiner Elektro-Heizung unkritisch. Die Frequenz bestimmt ja die Lok. Wenn das Bordnetz per Achsgenerator gespeist wird, ist der Zs-gespeiste Teil im Wagen nur ohmsche Heizwiderstände und Stelltrafos, das macht kein EMV.
(Trotzdem danke für die PDFs.)

Aber wenn Zs vorhanden ist, ist natürlich das Thema Raderdekontakt umso spannender. Der dient dann nicht nur der Erdung des Wagenkastens, sondern da fließt dann auch Betriebsstrom drüber. Das ist definitiv Sicherheitsrelevant.


Am Rande: Sollten die Wagen schon eine "IS-Leitung" haben mit Audioverstärker etc. und es hierzu etwas zu tun gibt, kann ich gerne mit Infos weiterhelfen.
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Elt-Onkel
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

so ganz einfach ist die Nummer nicht.

Ich kopiere aus Wikipedia:

"Weit verbreitet sind Generatorwagen auch bei Museums- und Touristikbahnen, die sich oftmals ehemaliger oder aktueller Güterzuglokomotiven für ihre Züge bedienen (die keine Energieversorgung für die Zugsammelschiene besitzen) oder in historischen Fahrzeugen elektrische Anlagen nachgerüstet haben, die nicht von der Lokomotive versorgt werden können.
Die Museumsstraßenbahnen des Nahverkehrsmuseums Dortmund werden durch Generatorwagen mit Strom versorgt, weil sie auf einer nicht elektrifizierten Strecke fahren.
Seit dem Einsatz von klimatisierten Kurswagen bei der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft (neg) kommt auf deren Strecke Niebüll–Dagebüll seit 2008 ein Generatorwagen zum Einsatz, da die vorhandenen Triebwagen nicht genug elektrische Leistung erzeugen. Dieses aus einem Güterwagen umgebaute Fahrzeug wurde früher bei der AKN Eisenbahn zur Energieversorgung von Militärtransportzügen verwendet, weil die dort eingesetzten Lokomotiven die Personenwagen in solchen Zügen nicht versorgen konnten. Für den gleichen Zweck besaßen die Osthannoverschen Eisenbahnen seit 1985 drei Generatorwagen. Einer wurde aus einem zweiachsigen Postwagen umgebaut, die anderen beiden aus dreiachsigen Umbauwagen. Einer wurde inzwischen verschrottet, der andere wurde 2012 an die neg abgegeben. Der dritte Wagen ist 2013 noch bei der OHE.
Die Railroad Development Corporation Deutschland (RDCD) beabsichtigt in ihren Zügen im Sylt-Shuttle-Verkehr Generatorwagen einzusetzen, die ihre Züge mit Energie und Druckluft versorgen sollen und dem Zugbegleiter als Aufenthaltsraum dienen. Die zweiachsigen Wagen tragen die Bezeichnung Uks. Sie wurden aus Energieversorgungswagen von Hilfszügen der Deutschen Reichsbahn in der DDR umgebaut."

Die Netzform ist einfach.

Aber der Rest ?


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Elt-Onkel
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

noch ein pdf w.g. der Steckverbinder:


...
DB_Stecker_Zugsammelschiene.pdf
(941.81 KiB) 1126-mal heruntergeladen
Olaf S-H
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von Olaf S-H »

Moin didy
didy hat geschrieben: Montag 28. Mai 2018, 01:46 ... Die Reisezugwagen haben vermutlich auch einen Achsgenerator, oder? ...
ich meine, dort welche gesehen zu haben.
didy hat geschrieben: Montag 28. Mai 2018, 01:46 ... Weißt du, welche Batterienennspannung verwendet wird? ...
Dies entzieht sich meiner Kenntnis.
didy hat geschrieben: Montag 28. Mai 2018, 01:46 ... Von welchem Bundesland reden wir denn? ...
Schleswig-Holstein - es besteht aber "grenzübertretender" Verkehr zu meinem großen Vorort.
didy hat geschrieben: Montag 28. Mai 2018, 01:46 ... dass die Wagen nur eine Dampfheizleitung haben. ...
Wenn ich mich recht entsinne, hat jeder Wagen eine Heizung, die mit Kohle betrieben wird. An eine Dampf-Heizleitung kann ich mich nicht erinnern.

Gruß Olaf
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Olaf S-H
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Re: Elektrotechnik in Eisenbahnfahrzeugen

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Elt-Onkel,

vielen Dank für die pdf-Dateien.

Gruß Olaf
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