Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

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Trumbaschl
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Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von Trumbaschl »

Historische Straßenbahnwagen hatten ja häufig Glühlampen in Reihenschaltung an Fahrdrahtspannung als Beleuchtung. Diese Fassungen nähern sich teilweise dem 100. Geburtstag und sind zunehmend defekt.

Der Hauptunterschied zu Haushaltsfassungen für 220/230 V ist, dass die Außenhülle der Fassung bzw. bei Vorkriegs-Exemplaren der Keramik-Ring höher ist und daher beim Lampenwechsel mehr vom Gewinde verdeckt. Meine Frage ist: gibt es solche Fassungen noch zu kaufen? Oder wie können wir sonst Fassungen ersetzen? Viele der Vorkriegsfassungen haben Bakelit-Ringe anstelle der ursprünglichen Keramik-Ringe, die mittlerweile fast alle durch die Hitze versprödet sind und brechen, und bei den Nachkriegswagen sind Isolierstoff-Fassungen verbaut, die komplett zerfallen (in Wien wurde die erste(!) Wagenserie mit Beleuchtungsspannung <600 V DC ab 1977 geliefert, die hatten dann gleich statische Umrichter auf 220 V AC). Wir reden hier von einer Flotte von insgesamt über 20 Wagen der Baujahre 1912-1949, die für Vermietung im Betrieb stehen und daher natürlich elektrisch sicher sein müssen.

Die Verkehrsbetriebe haben uns gebrauchte Fassungen aus ausgemusterten Düwag-Gelenktriebwagen bis Bj. 1975 angeboten, aber das ist keine besonders langfristige Lösung und aufwändig, da wir den Ausbau in der Freizeit selbst übernehmen müssten. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Keramikfassungen der GT6 die für uns notwendige M10x1-Befestigung haben.
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Elt-Onkel
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Re: Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

also als erstes würde ich bei Alibaba schauen.

Da dürfte es Porzellan-Fassungen 'ohne Ende' geben.

Haben Porzellan-Fassungen kein M10x1, dann gibt es Adapter.
Wenn man die nicht will kann man ein Zentralloch bohren, und Gewindehülsen einkleben.
Bohren in Keramik kann ein Glaser.

Für Einzelstücke sind ebay oder abay-kleinanzeigen immer eine Idee.

Dann gibt es ja heute bessere Kunststoffe, als Bakelit.
Ich denke, über 100°C werden es nicht.

Man könnte also eine Gußform für den Ring anfertigen, und mit Silikon ausgießen.

Selbst PEHD als Thermoplast würde jobben.
Mit einem 3D-Drucker müsste es klappen.


...
ThomasR
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Re: Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von ThomasR »

Hallo Trumbaschl,

Verständnisfrage: betreibt ihr die Beleuchtung denn weiter mit „Heatballs“? Ist da nicht das Risiko der Verfügbarkeit?

Wäre da eine langfristige Lösung nicht besser, auch wenn sie die Umrüstung auf LED bedeuten würde?
Trumbaschl
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Re: Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von Trumbaschl »

Keramikfassungen an sich sind nicht das Problem, es geht um den erhöhten Berührungsschutz. Eine Nachfertigung der Schutzkragen käme eventuell in Frage, müsste man einmal Kosten recherchieren. 3D-Druck ist wohl eine Materialfrage, und das Ergebnis sollte vermutlich auch die Gnade der zuständigen Behörde finden. Ist aber wert, verfolgt zu werden! Vielen Dank!

Um noch einmal kurz zu erläutern, was die Besonderheit der Originalfassungen ist:
sie verdecken selbst bei vollständig gelockerter Lampe das Gewinde, so dass Fingersicherheit beim Lampenwechsel durchgehend gewährleistet ist! Das ist auch dringend notwendig, da in der Originalschaltung die Masse geschaltet wird und +600 V ständig an den Fassungen anliegen!

Die Beleuchtung soll in der Tat weiterhin mit Heatballs 100 W/230 V (entsprechen vom Widerstand exakt genug den ursprünglich eingesetzten 120 V-Lampen, ich meine 40 W), Lagerbestände sollen für die nächsten Jahrzehnte vorhanden sein. LEDs würden massive Eingriffe in die Wagentechnik erfordern (Neuverkabelung, Nachrüstung von Spannungswandler), das möchte sich in einem ehrenamtlichen Verein niemand antun, auch aus Originalitätsgründen. Abgesehen davon ist das wieder mit Diskussionen mit der zuständigen Behörde verbunden. Aktuell ist die Sache denkbar simpel gelöst. Jeder Wagen hat seine eigene Lichtversorgung für zwei oder drei Serien mit jeweils 600 V/2 A, Triebwagen vom Stromabnehmer via Hauptsicherung, Beiwagen von der Kupplungsdose. Diese Kupplungsdose liefert Bremsstrom für die Beiwagen, 600 V für Licht und Heizung von der Beiwagensicherung des Triebwagens und 600 V für die Beiwagen-Magnetschienenbremse. Der Pluspol geht zur ersten Leuchte der Serie, von der letzten Leuchte der Minuspol zum Schalter, vom Schalter auf Wagenmasse. Alles einpolig verkabelt, in Kabelkanälen im Wagen und in Rohren unter dem Wagenboden. Die Kabelkanäle innen natürlich völlig überlackiert und die Schraubenköpfe verkittet, jeder Umbau bedeutet also Neulackierung des Wagendachs.

Manche modernisierten Wagen haben anstelle von fünf AGL pro Serie zwei AGL und eine Leuchtstofflampe. Auch von denen gibt es Lagerbestände für die nächsten Jahrzehnte, ebenso die Tungsram Resista weiß-rot für die Fahrtrichtungsanzeiger (rote Glühlampen mit zusätzlich weißem Tauchlack für gleichmäßigere und gedämpftere Lichtabgabe).
Zuletzt geändert von Trumbaschl am Montag 13. September 2021, 17:22, insgesamt 1-mal geändert.
Trumbaschl
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Re: Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von Trumbaschl »

Irrtümlich abgesendet, bitte löschen!
ThomasR
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Re: Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von ThomasR »

So etwas kenne ich auch von Illuminationsfassungen. Auch da ist der Kragen weiter heruntergezogen. Jedoch gibt es die naturgemäß nur für die Montage auf der zugehörigen Leitung. Allerdings werden da im Außenbereich zusätzliche Gummiringe verwendet, die einen noch weiteren Berührungsschutz (und Schutz gegen Feuchtigkeit) bieten.

Wäre ein solcher Zusatzring eine Option? Oben im Bild über den Fassungen. Diese sind zufällig ausgesucht und bieten alle Platz für den Ring!

Oder jede neu einzuschraubende Glühlampe erhält vorher eine Isolierung des oberen Gewindeteiles durch Schrumpfschlauch (gibt es den auch für solch hohe Temperaturen?) wie im Bild.
Dateianhänge
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ThomasR
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Re: Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von ThomasR »

Und noch zwei: normale Isolierstofffassung mit Außengewinde für die Verwendung in Stehlampen o.ä. Dafür gibt es die bekannten Schraubringe, die den Lampenschirm halten sollen. Diese Ringe könnten „von oben auf die bereits eingedrehte Glühlampe geschraubt“ für die gewünschte Berührsicherheit sorgen?

Oder ein Stück Fahrradschlauch mit der Spreizzange auf die normale Fassung setzen und die Glühlampe hindurch schrauben, siehe Bilder. Gummi sollte diese Temperaturen aushalten, wurde schließlich irgendwann mal vulkanisiert.
Dateianhänge
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Trumbaschl
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Re: Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von Trumbaschl »

Die Idee mit den Gummiringen für die Illu-Fassungen gefällt mir! Vielen Dank!

Bastellösungen kämen bei der Behörde fürchte ich nicht so gut an.
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Elt-Onkel
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Re: Straßenbahn: Fassungen E27 für >230 V

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

für solche Anwendungen benutze ich Kaltschrumpfschlauch.

Kann man auch Zentimerterweise von der Stützwendel mit dem Cuttermesser abschneiden.

Beispiel eines meiner Konstrukte:
.
Isolator_Wandbefestigung_20kV_a.jpg
.
Erhöhter Schutz bei 20 kV mit zwei Lagen Kaltschrupfschlauch
und Polsterung mit selbstverschweissendem Isolierband.

...
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