Tragischer Stromunfall am Küchenherd

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Chris
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Tragischer Stromunfall am Küchenherd

Beitrag von Chris »

http://www.vde.com/de/Regionalorganisat ... omtod.aspx

Gefahren des elektrischen Stroms für Laien bei unsachgemäßer Installation



Unsachgemäßer Umgang mit Hausinstallation
Tragischer Stromunfall am Küchenherd mit Todesfolge
Gefahren des elektrischen Stroms für Laien bei unsachgemäßer Installation



In einer Wohnung in Kassel, Bauzeit etwa 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, suchte ein Laie nach der Ursache, warum die in der Küche aufgestellte Waschmaschine von Zeit zu Zeit ihren Dienst versagte. Bei der Ursachenforschung erlitt er einen Stromschlag und verstarb in dessen Folge.

Bei der Suche nach dem Fehler nahm er die Schutzkontaktsteckdose für die Waschmaschine aus der Wandöffnung heraus und prüfte mit dem besonders bei Laien üblichen unzuverlässigen Spannungsprüfer mit Glimmlampe und Erdkontakt durch Berühren, ob Spannung vorhanden war. Dies schien ihm nach Schilderungen von Familienangehörigen der Fall zu sein. Um aber sicher zu sein, verfolgte er durch punktuelles Aufstemmen des Wandputzes die Leitung.

Hierbei kroch der Wohnungsinhaber auch auf dem Boden liegend in eine Nische zwischen den Küchenmöbeln und berührte dabei mit dem Oberarm das Blechgehäuse des eingebauten Elektroherdes. Dies war nur möglich, weil die seitliche Möbelwand einen Ausschnitt hatte, der vermutlich der Luftzufuhr des Backofens diente. Gleichzeitig berührte er aber auch mit dem Kopf die aus der Küchenwand herausragenden Wasseranschlüsse für Spüle und Waschmaschine. Er erlitt einen Stromschlag mit erheblichen Strommarken auf der Haut und verfiel in Bewusstlosigkeit oder Koma. Er wurde durch ein alarmiertes Notarztteam reanimiert, verstarb jedoch später im Krankenhaus. Vermutliche Todesursache waren das durch den Stromfluss entstandene Herzkammerflimmern und dessen Folgen.

Was war geschehen, wie konnte es zu diesem schrecklichen Unfall kommen?

Zunächst die wesentlichen Punkte zur vorgefundenen Installation:

Die im Flur angeordnete Unterverteilung der Wohnung (UV) wurde, wie in der Bauzeit normgerecht, somit also zulässig und üblich, über eine vieradrige Mantelleitung mit drei Spannung führenden Leitern (L1, L2, L3) und dem gemeinsamen Mittelleiter/Erdleiter (genannt PEN) eingespeist.
Eine Aufteilung des PEN in die heute vorgeschriebenen Schutzleiter PE und Mittelleiter N wurde in der UV nicht vorgenommen.
Als Schutzerdungssystem bei Steckdosen und weiteren Verbrauchern war seinerzeit die sogenannte "klassische Nullung" üblich. Hierzu wurde der PEN der Leitung zunächst mit dem Schutzkontakt der Steckdose und anschließend mit einem der beiden Steckdosenkontakte verbunden.
Drei Schraubsicherungen 10 A mit träger Charakteristik versorgten den Elektroherd, zwei weitere Sicherungsautomaten die gesamte Wohnung.
Ein Fehlerstromschutzschalter, der allerdings eine 3-adrige Zuleitung zu den Steckdosen bzw. eine 5-adrige Zuleitung zur Herdanschlussdose vorausgesetzt hätte, existierte nicht.
In der Herdanschlussdose war keine "klassische Nullung" vorhanden.


Nun zur Ursache des Stromunfalls:

Der elektrische Anschluss des Herdes wurde durch den verstorbenen Laien selbst einige Monate vorher vorgenommen und war in hohem Maße fehlerhaft.
Mit der vorschriftsmäßigen, offensichtlich neuen Herdanschlussleitung wurde in der Herdanschlussdose keine dem sonstigen Wohnungsstandard angepasste "klassische" Nullung vorgenommen.
An dem für 2-phasigen Anschluss vom Hersteller vorbereiteten, aber auch für 3-phasigen (Drehstrom-) Anschluss geeigneten Elektroherd wurden die schwarze (L1-) und die braune (L2-) Ader korrekt angeklemmt, die dritte grau gekennzeichnete, bestimmungsgemäß für L3 vorgesehene Ader blieb unbenutzt.
Die grüngelb gekennzeichnete und durch nicht erfolgte klassische Nullung (1. Fehler) immer noch als PEN-Leiter bezeichnete Ader wurde am N-Anschluss des Herdes angeklemmt. Somit war der Herd durchaus zu betreiben, allerdings mit diesem 2. Fehler sehr unsicher.
Der tödliche 3. Fehler entstand durch den Anschluss der blau gekennzeichneten Ader am Erdungsanschluss des Herdes, denn die Zuleitung von der Wohnungsunterverteilung zur Herdanschlussdose erfolgte ja ebenfalls vieradrig und hier war der blau gekennzeichnete Leiter L3 Spannung führend.
Somit lag eine Spannung von 230 V niederohmig direkt am Gehäuse des Herdes an. Durch Berühren des Herdgehäuses und der Wasserleitung entstand ein Stromfluss über den Körper des anschließend Verstorbenen.

Was hätte zur Vermeidung der Folgen dieses Unfalls beigetragen:

Wichtigste Aussage: Hier war ein absoluter Laie ohne geeignete Messgeräte am Werk und hat diesen Einsatz mit seinem Leben bezahlt. Er hätte den Anschluss des Herdes keineswegs vornehmen dürfen.
Ein Fachmann hätte sich durch Prüfung mit hierfür geeigneten Messgeräten über die Bedeutung der farbig gekennzeichneten Adern sowohl in der UV wie auch der Zuleitung zur Herdanschlussdose informiert.
Der Fachmann hätte nach Kenntnis der Bedeutung der Zuleitungsadern als erste Maßnahme in der Herdanschlussdose die erforderliche "klassische Nullung" und damit die Abtrennung des N-Leiters vom PEN-Leiter vorgenommen.
Der Fachmann hätte das mehrere Anschlussmöglichkeiten eröffnende Bild auf der Anschlussbox des Elektroherdes beachtet, indem er die grüngelb gekennzeichnete Ader der Herdanschlussleitung am Erdungs-Anschluss anstatt am N-Anschluss angeklemmt hätte.
Weiterhin hätte er dann die anderen Adern ihrer Bedeutung entsprechend angeklemmt und – nach klärendem Gespräch mit dem Wohnungsinhaber – den Herdanschluss 3-phasig vorgenommen.
Nach Abschluss der fachgerechten Anschlussarbeiten hätte er seine Arbeit mit geeigneten Messgeräten überprüft und den Elektroherd zur Benutzung freigegeben.

Da all dies für einen Laien nur sehr schwer durchführbar und somit unmöglich ist, hätte er einen Fachbetrieb des Elektrohandwerks mit diesen Arbeiten beauftragen müssen!

Wozu brauchen angehende Facharbeiter des Elektrohandwerks eigentlich eine mehrjährige Ausbildung, um fachgerechte und sichere Installationen ausführen zu können und wozu brauchen Sachverständige ein mehrjähriges Studium und anschließende Praxiserfahrungen, um den Ursachen derartiger Unfälle nachgehen zu können, wenn sich jeder Laie in den üblichen Märkten das komplette Material für Installationen in Haus oder Wohnung kaufen und anschließend verarbeiten kann?

Nicht zuletzt werden seit mehr als 100 Jahren vom technisch-wissenschaftlichen Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik die bekannten VDE-Vorschriften herausgegeben und achten die Bundesbürger beim Kauf von Elektrogeräten auf einen Nachweis von Funktionstüchtigkeit und Sicherheit, die ihnen das bekannte VDE Zeichen gibt. Was nützt aber die verantwortungsvolle Arbeit nach diesen Vorschriften gut ausgebildeter Fachleute, wenn Laien meinen, sie könnten nach der bekannten Methode "Geiz ist geil" durch Billigeinkauf beim anschließenden Do-it-yourself etwas Geld sparen, dafür aber mit ihrem Leben bezahlen!

Um weitere Laien nicht zu lebensgefährlichen Arbeiten am Stromnetz ihres Hauses bzw. ihrer Wohnung oder bei Freunden und Bekannten zu animieren, verzichten wir hier auf die Wiedergabe der bei diesem tragischen und selbstverschuldeten Unfall aufgenommenen Bilder von der Anschlussbox des Elektroherdes. Dem Verfasser dieser VDE-Kassel-News, der bei der Suche nach den Ursachen selbst zugegen war, genügen die Bilder der Strommarken auf dem Körper des Verunglückten, auch noch in der Nacht danach!

Die HNA Hessische/Niedersächsische Allgemeine hat heute in ihrem Online-Portal einen Artikel hierzu veröffentlicht, der von zahlreichen Lesern kommentiert wurde. Machen Sie sich bitte selbst ein Bild von der Einstellung einiger dieser "Kommentatoren" durch Klick auf diesen Link!

Und die in der heutigen Printausgabe der HNA erschienenen vier Artikel des Redakteurs Jörg Steinbach können Sie sich mit freundlicher Genehmigung der HNA oben rechts unter Downloads + Links ebenfalls herunter laden.



Wolfgang Dünkel
Öffentlichkeitsarbeit

(last update 28.03.2011)
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didy
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Beitrag von didy »

Chris hat geschrieben: Die grüngelb gekennzeichnete und durch nicht erfolgte klassische Nullung (1. Fehler) immer noch als PEN-Leiter bezeichnete Ader wurde am N-Anschluss des Herdes angeklemmt. Somit war der Herd durchaus zu betreiben, allerdings mit diesem 2. Fehler sehr unsicher.
Der tödliche 3. Fehler entstand durch den Anschluss der blau gekennzeichneten Ader am Erdungsanschluss des Herdes, denn die Zuleitung von der Wohnungsunterverteilung zur Herdanschlussdose erfolgte ja ebenfalls vieradrig und hier war der blau gekennzeichnete Leiter L3 Spannung führend.
Also irgendwie finde ich die Zählung der Fehler merkwürdig. Nicht klassisch Nullen und den PEN nur am N anschließen zählt der als zwei Fehler?

Und sehe ich das richtig, dass der Laie da grüngelb auf blau und blau auf grüngelb geklemmt hat?
Elo-Ocho
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Beitrag von Elo-Ocho »

Moinsen
didy hat geschrieben: Und sehe ich das richtig, dass der Laie da grüngelb auf blau und blau auf grüngelb geklemmt hat?
Nein, er hat blau auf blau geklemmt, vieradrige Kabel waren mal braun, schwarz, blau, grün/gelb; nicht braun, schwarz, grau, grün/gelb wie heute.

Ocho

Edit meint, es gab auch noch viele andere Kombinationen in der Vergangenheit, graue Null? roter Schutzleiter uvm.
E_F

Beitrag von E_F »

Nein die Kabel in den 50er Jahren waren : Schwarz, Rot, Blau, Grau !!!

Er hat
Schwarz - Schwarz
Rot - Braun
Blau - Blau
Grau - Grün / Gelb
Nix - Grau

Geklemmt, der Herd war auf 2 Phasenbetrieb gebrückt, der Grün / Gelbe auf den N-Anschluss geklemmt und der Blaue auf den Erdanschluss.

Also hier gehört schon der Darwin Arward verliehen dd1 :D Meiner Meinung nach nicht anderst verdient wenn man ohne jegliche Fachkenntnis an soetwas herumschraubt :schimpf:

Hoffe der Vermieter ist nicht belangt worden und die Elektroinstallation kann so weiterbetrieben werden (Ist ja noch Bestandschutz).
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Strippe-HH
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Beitrag von Strippe-HH »

In Elmshorn (SH.) wo in älteren Gebäuden auch PEN. ist, sah ich in einer Herdanschlussdose einen 2,5mm² starken Einzeldraht der auf den Erdungsanschluss aufgelegen hat, von dort aus war eine Drahtbrücke auf Grau (N) gelegt.
Ich hatte mich beim erneuern der UV. nämlich gewundert warum gegen N auf der Herdleitung mein Duspol auf Durchgang reagierte und sah vorsichtshalber nach, könnte ja auch ein Fehler sein.
Nein, die hatten vorsichtshalber ein Poti-Draht verlegt damit bei einer PEN-Unterbrechung das Gerät nicht unter Strom steht.
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Oberwelle
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Beitrag von Oberwelle »

Strippe-HH hat geschrieben:In Elmshorn (SH.) wo in älteren Gebäuden auch PEN. ist, sah ich in einer Herdanschlussdose einen 2,5mm² starken Einzeldraht der auf den Erdungsanschluss aufgelegen hat, von dort aus war eine Drahtbrücke auf Grau (N) gelegt.
Ich hatte mich beim erneuern der UV. nämlich gewundert warum gegen N auf der Herdleitung mein Duspol auf Durchgang reagierte und sah vorsichtshalber nach, könnte ja auch ein Fehler sein.
Nein, die hatten vorsichtshalber ein Poti-Draht verlegt damit bei einer PEN-Unterbrechung das Gerät nicht unter Strom steht.
Wenn mich nicht alles täuscht ist das auch so vorgeschrieben !
Erst Schutz, dann die Brücke zur Funktion..

Also PEN erst auf PE dann Brücke zum N.


OW
.
Ich kann über die Richtigkeit / Vollständigkeit meiner Angaben keine Gewähr übernehmen. Immer alle Vorschriften beachten !
E_F

Beitrag von E_F »

Strippe-HH hat geschrieben:In Elmshorn (SH.) wo in älteren Gebäuden auch PEN. ist, sah ich in einer Herdanschlussdose einen 2,5mm² starken Einzeldraht der auf den Erdungsanschluss aufgelegen hat, von dort aus war eine Drahtbrücke auf Grau (N) gelegt.
Ich hatte mich beim erneuern der UV. nämlich gewundert warum gegen N auf der Herdleitung mein Duspol auf Durchgang reagierte und sah vorsichtshalber nach, könnte ja auch ein Fehler sein.
Nein, die hatten vorsichtshalber ein Poti-Draht verlegt damit bei einer PEN-Unterbrechung das Gerät nicht unter Strom steht.
Auch nicht schlecht .. Da hätte man sich die Brücke aber auch sparen können bzw. 5 Ader legen.
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Strippe-HH
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Beitrag von Strippe-HH »

E_F hat geschrieben:Auch nicht schlecht .. Da hätte man sich die Brücke aber auch sparen können bzw. 5 Ader legen.
Die Herdleitung ist 2x2,5 gewesen, damals wurden Herdzuleitungen nur auf Wechselstrom verlegt. Natürlich wurde dort an Sicherheit gedacht und der Draht ging wohl auf die Wasserleitung. In diesen Gebäude Bj.1962 verlegten wir damals neue Steigeleitungen und Zähleranlagen und in den Wohnungen wurde der Bestand wieder angeschlossen.
Für mich als Hamburger Elektriker war das alles natürlich völlig neu gewesen da ich selten in SH. gearbeitet hatte und wenn nur Neubauten oder komplette Neuinstallationen gemacht hab.
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E_F

Beitrag von E_F »

Ah, bin von einem 4 x 1,5 mm² ausgegangen, das war hier Quasi Standart, seltener und in günstigen Mietbutzen 2 x 2,5mm² mit 20A Absicherung.
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NurNeugierig
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Beitrag von NurNeugierig »

E_F,

das muß jetzt echt mal raus: Ich könnte KOTZEN bei so einem Beitrag!!!
Also hier gehört schon der Darwin Arward verliehen Meiner Meinung nach nicht anderst verdient wenn man ohne jegliche Fachkenntnis an soetwas herumschraubt
Da ist ein Mensch gestorben, und Du schwafelst vom Darwin Award und daß er es verdient hat. Sowas Menschenverachtendes und Dummes habe ich hier lange nicht mehr gelesen. Klar regt man sich drüber auf, wenn Laien wieder an Dingen rumbasteln wollen, aber Dein beitrag ist einfach nur armselig und unter aller Kanone.
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