Letzte Woche sollte ich die Elektroinstallation in einer Wohngruppe einer pädagogischen Einrichtung der Jugendhilfe in Augenschein nehmen. Dort hatte sich am vergangenen Wochenende ein schwerer Stromunfall ereignet. Ein junges Mädchen erlitt einen schweren Stromschlag, als es auf der Couch im Wohnzimmer sitzend in der einen Hand ein Smartphone hielt, das mit einem USB-Netzteil verbunden war, und mit der anderen Hand gegen den Heizkörper kam. Es kam zur Verkrampfung und das Mädchen konnte sich nicht mehr vom Heizkörper losreißen. Zum Glück befand sich ein Betreuer im selben Zimmer und konnte das Mädchen vom Heizkörper wegziehen, ohne dabei selbst durchströmt zu werden. Der Betreuer trug Straßenschuhe. Im Krankenhaus wurde der Stromunfall durch Auffälligkeiten im Blutbild bestätigt. Außerdem hatte das Mädchen starke Muskelschmerzen in Armen und Schulter sowie Strommarken an beiden Händen. Dies war das erste Mal, daß ich von einer derart starken Körperdurchströmung im näheren Umkreis mitbekommen habe. Ansonsten kennt man ja nur die zitternden Personen aus BG-Filmen.
Vor Ort untersuchte ich zunächst die Steckdose und den Heizkörper. Das USB-Netzteil schloß ich zunächst aus, da es sich um das eines namhaften Smartphone-Herstellers handelte und es augenscheinlich intakt war. Die Elektroinstallation des Gebäudes ist jedoch teilweise noch in der Schutzmaßnahme
Nullung ohne besonderen Schutzleiter und in den Aderfarben von vor 1965 ausgeführt und wurde teilweise nicht fachgerecht erneuert bzw. erweitert. So wurden zwar neue dreiadrige Zuleitungen verlegt, die bestehenden Nulleiter der Räume jedoch an den blauen und nicht an den grün-gelben Leiter angeschlossen. Die Heizungsrohre waren hingegen nach den zum Zeitpunkt der Errichtung gültigen Bestimmungen wirksam in den Potentialausgleich einbezogen. Da ich irgendwann mit meinem Latein am Ende war, konnte ich mir nur noch einen Fehler im Null-/PEN-Leiter vorstellen, der den Heizkörper unter Spannung gesetzt hätte.
Am nächsten Tag stellte sich dann jedoch heraus, daß man sich nicht mehr sicher war, ob es sich um das oben genannte Netzteil gehandelt hatte, da eine andere Betreuerin das bereitgelegte Netzteil beim Aufräumen weggeräumt hatte. Mir wurde eine Handvoll USB-Netzteile in die Hand gedrückt und ich nahm sie mit zur Prüfung in den Betrieb. Dort fiel mir sofort ein Netzteil ohne jegliche Kennzeichnung auf.

Beim Einstecken in die Prüfsteckdose die nächste Auffälligkeit: Der Stecker hielt kaum in der Steckdose, da die Kontaktstifte abweichend zu denen eines Eurosteckers parallel verliefen. Beim Durchführen der Messungen dann Treffer (siehe Bild)! Beim Messen des Berührungsstromes gab das Netzteil bereits auffällige Geräusche von sich und beim Messen der Ausgangsspannung kam es dann zum Kurzschluß. Auf den Bildern ist neben dem zerstörten Entstörkondensator auch zu erkennen, daß Primär- und Sekundärseite im Vergleich zum Netzteil eines namhaften Herstellers konstruktiv kaum voneinander getrennt sind.
Eine Bestätigung dafür, daß solche USB-Netzteile komplett geprüft werden sollten, auch wenn die Kontakte der USB-Buchse nicht direkt berührt werden können, worüber ja hier auch schon öfters diskutiert wurde, z. B.:
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