Prüfung von "Einkochautomaten"

DBY656
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Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von DBY656 »

Hallo zusammen,

die Weihnachtsmärkte sind vorbei und somit bereitet dieses Thema aktuell keine schlaflosen Nächte. :D

Seit einiger Zeit habe ich mindestens einmal im Jahr es mit einer Ansammlung von "Einkochautomaten" zu tun. Bei gemeinnützigen Veranstaltungen werden viele, hier in meinem Fall bis zu 11 Stück, dieser Gerätegattung verwendet. Diese Einkochautomaten werden von mehreren Eigentümern bereitgestellt. Verschiedene Modelle, Typen und nutzungsbedingte Zustände liegen vor.
Von ihrer Heizleistung liegen alle bei etwa 1800 Watt, pro 16A-Steckdosenkreis sind also zwei Stück einsetzbar. Die Stromkreise optimal aufgeteilen und die Steckdosen-Verlängerungen passend positionieren reduziert die Überlastungsgefahr.
Problematischer ist das alterbedingte nachlassen der Isolation und schlechterem Schutzleiterwiderstand. Wobei vor allem die schlechter werdende Isolation und der damit einhergehende höhere Ableitstrom direkt viel Ärger bereiten kann. Nämlich dann wenn ein RCD während der Veranstaltung immer wieder mal zum Auslösen gebracht wird. Da mal eben schnell die Übeltäter aussortieren?

Da sich bei mir im Haushalt seit Jahrzehnten zwei Stück dieser Geräte befinden, auch diese kommen bei den genannten Veranstaltungen zu Einsatz, konnte ich eine "Langzeitbeobachtung" im eigenen Haus durchführen. Da einer davon vor einiger Zeit auffällige Isolationswerte erreichte, habe ich mir letztes Jahr einen Ersatz gekauft. Somit habe ich aktuell 3 Stück für Messungen vorliegen.
Einkochautomaten.jpg
Dazu habe ich auf YouTube ein Video veröffentlicht, siehe https://www.youtube.com/watch?v=uPz0NoDux0I
Bin kein Influenzer, die Videoqualität ist nicht die beste.

Gruß Markus
Thor
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von Thor »

Hi,

Das Problem ist oft dass die Heizkörper Feuchtigkeit ziehen.
Klingt blöd ist aber so. Eine Abhilfe ist trocken lagern und wenn man dran denkt regelmäßig aufheizen.

Oder das Heizelement in den Backofen ausbacken.
tm90
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von tm90 »

Ja, das Problem habe ich in meinem Gartenhaus auch. Die alten Heizplatten lösen nach dem Winter den FI aus. Freibrennen hilft da immer. Wie ist es nach einer halben Stunde unter Volllast? Sind die Werte weiterhin so schlecht?
ThomasR
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von ThomasR »

So etwas beobachten wir regelmäßig in unseren Repair Cafes. Die Leute bringen uns oft Geräte die jahrelang im Keller gestanden haben mit entsprechenden Isowerten. Im RC löst dann sogar oft der RCD aus, so daß wir die Geräte erst in einem separaten Raum (vor fremdem Zugriff geschützt, weil dann ohne PE Anschluß bzw. nur Nullung) einige zehn Minuten trocken heizen lassen. Meist ist der "Fehler" dann verschwunden. Nach weiteren 30 Minuten erfolgt die Abnahmeprüfung mit Protokoll um nur ein sicheres Gerät aus der Hand zu geben. Wenn der nicht bestanden wird schneiden wir die Anschlußleitung ab und erklären das Gerät zu Schrott.

Dauert wirklich insgesamt viel länger als die Prüfung einer Bohrmaschine und erfordert entsprechend Geduld.

Warum macht der Einkocher ein Geräusch im Betrieb? Das würde mich extrem mißtrauisch machen hair1

Danke für das Video dank1
DBY656
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von DBY656 »

Der ausgemusterte Einkochautomat ist mehrere Jahrzehnte alt und hat einige Betriebsstunden hinter sich. Optisch kennt man das dem Gerät nicht an. Das Typenschild zeigt mit der Betriebsspannungsangabe von 220V deutlich auf "alt". Ein Trockenheizen ist bei diesem Exemplar nicht mehr zielführend.
Die im Video gezeigte Messreihe ist nicht die erste, zusammengerechnet war das eher die vierte innerhalb eines Jahres. Mit der Tendenz das die Durchschnittswerte immer schlechter wurden. Der Isolationswert war im kalten Zustand bei den vorherigen Prüfungen immer über 1MOhm, mit der Kamera kam ich quasi etwas zu spät um auch hier noch ein richtiges "Gut" zeigen zu sein.
Im kalten Zustand sind die Messwerte noch in einem Bereich von "noch in Ordnung, Prüfung bestanden", frisch aufgeheizt ebenso. Ab kurze Zeit nach dem Aufheizen in einer Heizpause fallen die Messwerte deutlich in den schlechten Bereich. Hat man als Elektrofachkraft zu schnell geprüft und für noch gut befunden, dieses dann auch noch bei mehreren Exemplaren, kann es bei einer größeren Veranstaltung ,wenn diese ungünstig auf die Stromkreise verteilt und die Stecker ungünstig gedreht eingesteckt sind, zum sporadischen Auslösen von Fehlerstromschutzschaltern kommen. (Entschuldigt bitte diesen elendig langen Satz).
... es wurde doch alles geprüft ... 8o :confused:

Erstaunlicherweise hatte der neue Einkochautomat beim "Eingangstest" nach einer kurzen Heizzeit für wenige Sekunden ein Isolationswert-Tief von etwa 15MOhm. Danach trat dies nie mehr auf. Mit meinem Profitest blieb ich bei Wiederholungs-Tests immer bei über 500MOhm, der Metratester kann nur bis 20MOhm. Diesen Ersttest hatte ich leider ohne Videoaufzeichnung gemacht. :(

Gruß Markus
DBY656
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von DBY656 »

ThomasR hat geschrieben: Freitag 10. Januar 2025, 09:47 ... Warum macht der Einkocher ein Geräusch im Betrieb? Das würde mich extrem mißtrauisch machen hair1 ...
Der gute Einkochautomat ist hier bei mir deutlich lauter als der Fehlerhafte, auch Neugeräte können sehr viel Lärm produzierten. Bei den kleinen Wasserkochern verhält sich das ähnlich. Welche Komponenten da in Schwingung geraten ist mir nicht bekannt. :o
Thor
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von Thor »

Das sind meist die Heizkörper die anfangen zu schwingen.
So eine Heizung baut ja auch wie ein E-Magnet ein Feld auf…

Je nach Zustand der Abdichtung der Heizkörper ziehen die beim Abkühlen sehr schnell Feuchte. Ist auch etwas witterungsbedingt.
Henrik_V
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von Henrik_V »

Anmerkung zum Trockenheizen: Ich würde vorher das Gerät öffnen (ist i.d.Regel schnell gemacht) und die Heizspirale einer visuellen Inspektion unterziehen. Manchmal findet man lokale Überhitzungstellen und hab auch schon bös korrodierte Kontakte gefunden. Dann sollte auf Trockenheizen verzichtet werden.

Die Heizung gibt es Ersatzteil, wenn der Rest noch gut ist, ist das auch reparierbar.
DBY656
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von DBY656 »

Henrik_V hat geschrieben: Freitag 10. Januar 2025, 10:58 Die Heizung gibt es Ersatzteil, wenn der Rest noch gut ist, ist das auch reparierbar.
Bei diesen Geräten ist die Heizung nicht austauschbar, auch wirtschaftlich wäre das unsinnig. Ein Neugerät gibt es für etwa 80€.
Probator
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Re: Prüfung von "Einkochautomaten"

Beitrag von Probator »

Ein typisches Problem (zu) billig gebauter Heizungen.
Ich hatte ähnliches Anfang Januar. Mir wurde zwei Raclette-Grills gebracht, die im Dezember neu gekauft wurden.
Das hat dem Nachbarn den Silvesterabend richtig versaut, weil beide Gerät ca. 5 Minuten nach Inbetriebnahme immer wieder den RCD geworfen haben. Das Familienessen ist dann ausgefallen.
Am Messgerät Isolation zunächst mit 0,7 MOhm normativ in Ordnung, nach mehreren Minuten aufheizen stieg der Schutzleiterstrom dann rapide auf mehrere Milliampere und dann flog auch der 30mA-RCD in meiner Werkstatt. Isolation im heißen Zustand: <1kOhm.
Kassenzettel nicht aufgehoben, also umgehende Verschrottung der fabrikneuen Geräte und Hinweis auf "Wer billig kauft, kauft zweimal!"
sowie der zarte Hinweis sich künftig zu überlegen, ob eine Lebensmittel-Supermarktkette (4 Buchstaben) die richtige Bezugsquelle für Elektrogeräte ist.

Das gleiche Spiel auch schon gehabt mit originalverpackten Drehstrom-Bauheizgeräten. 5 Stück wurden gekauft, 3 davon defekt ab Werk. Da war auch mit "Ausheizen" nichts zu machen. Diagnose: Fehlkonstruktion einer Blech-Klammer, die den hängenden Heizstab eigentlich fixieren soll. Diese scharfkantige Klammer hatte sich nur auf dem Transportweg so tief in die Heizungsisolierung "eingegraben", dass es nahe am satten Kurzschluss gegen Gehäuse war.

Man kann ohne zu großen Aufwand auch eine Heizung bauen, die hunderte Mega-Ohm Isolation hat und kaum Schutzleiterstrom erzeugt.

Was lernt der Anfänger aus deinem Video?
a) Messen des Ersatz-Ableitstroms quasi nutzlos, weil Heizung dabei nicht warm wird. Differenzstrom ist das Maß der Dinge!
b) Man müsste sich beim Prüfen von Heizung eigentlich ein paar Minuten Zeit nehmen, aber das "kann ja keiner bezahlen"...
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