handgeführte Geräte mit PRCD

Probator
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Re: handgeführte Geräte mit PRCD

Beitrag von Probator »

SPS hat geschrieben: Freitag 14. Oktober 2022, 00:26bei <= 2 m Anschlussleitung sehe ich kein Problem mit dem PRCD-S
Die Länge der Leitung ist völlig irrelevant. Die Maschine läuft nach Druck auf den PRCDs immer an.
Ist die Leitung so lang, dass der PRCD um die Ecke ist und man somit keine direkte Sicht auf die Maschine hat, kommen weitere Gefährdungen hinzu.

Ich habe mir dereinst mit einem Einhandwinkelschleifer ins Bein geflext. Der Schalter war unbemerkt an und ich habe den Stecker (kniend) in eine Kabeltrommel eingesteckt. Das Drehmoment beim Anlaufen hat mir die Maschine aus der Hand gedreht, weil ich nicht damit gerechnet habe.
Resultat war Krankenhaus und ein Arbeitsausfall von 2 Wochen. Fahrrad fahren konnte ich noch weitaus länger nicht.

Wäre da ein PRCD dran gewesen, wäre der Unfall sicherlich genauso passiert. Einziger Unterschied wäre gewesen, dass es 3 Sekunden später passiert wäre...
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Elektromann
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Re: handgeführte Geräte mit PRCD

Beitrag von Elektromann »

Hallo Probator,
Danke, dass Du hier so deutlich Stellung nimmst:
Probator hat geschrieben: Donnerstag 13. Oktober 2022, 21:49
Szenario B: Gerät hat keinen eigenen Wiederanlaufschutz, aber es wurde ein PRCD vorgeschaltet
4B: Benutzer läuft zum PRCD und drückt die Taste. Resultat: Winkelschleifer 5m entfernt läuft an. Mit Glück rennt das Gerät nur über die Werkbank oder übers Pflaster und erwischt dabei niemanden am Bauch/Bein.
Mit Pech hat ein anderer Kollege das Ding locker in der Hand und rechnet nicht damit, dass jemand den PRCD aktiviert. Die Maschine läuft nämlich dennoch an!

Ich selbst hatte schon einen Arbeitsunfall wegen fehlendem Wiederanlaufschutz. Ein vorgeschalteter PRCD bringt keine Vorteile! Er ersetzt (meistens) in keinster Weise einen Wiederanlaufschutz im Gerät!
Du hast Recht, selbst ich hab das Szenario nicht vor Augen gehabt 8o
immer gut wenn man sich mit Kollegen austauscht!
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, ist in der Theorie geringer als in der Praxis old-man1
tm90
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Re: handgeführte Geräte mit PRCD

Beitrag von tm90 »

Moin,

dann müsste das gleich gelten bei alten Maschinen, welche mit Motorschutzschalter mit Unterspannungsauslösung nachgerüstet worden sind.
MOMA2
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Re: handgeführte Geräte mit PRCD

Beitrag von MOMA2 »

Allgemein:
Wie bereits mehrfach genannt, PRCDs sind ortsveränderliche Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen ohne eingebauten Überstromschutz
und werden für Hausinstallationen mit Feuchtbereichen (Außerhausbereich) bzw. für kleinere Baustellen als Speisepunkt verwendet.

PRCDs sind nur als lokale Maßnahme zur Erhöhung des Schutzniveaus anerkannt.
Sie sind keine Schutzmaßnahme nach DIN VDE 0100-410 und dürfen nicht als alleinige Schutzmaßnahme eingesetzt werden.

In der VDE 0100-410 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Schutz gegen elektrischen Schlag“
wird bei Endstromkreisen z.B. im Außenbereich, die für die Verwendung von tragbaren elektrischen Betriebsmitteln
mit einem Bemessungsstrom bis 32 A vorgesehen sind,
ein zusätzlicher Schutz durch eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD/FI) gefordert.

Allerdings ist es nicht immer möglich in bestehenden Systemen eine Fehlerstromschutzeinrichtung (RCD / FI) nachzurüsten.
Um Beschäftigte trotzdem erfolgreich vor Fehlerströmen zu schützen,
gibt es ortsveränderlichen Fehlerstrom-Schutzeinrichtung PRCD (PRCD = Portable Residual Current Device).

PRCD-S Systeme können auch eingesetzt werden, um einen Wiederlaufschutz (Unterspannungsschutz) zu gewährleisten,
da ein PRCD-S durch den Nutzer nach einem Stromausfall bewusst wieder eingeschaltet werden muss.
Durch das notwendige Einschalten erfolgt eine Prüfung der ordnungsgemäßen Installation der eingesetzten Steckdose
und des ortsveränderlichen elektrischen Arbeitsmittels.
Erst wenn ein einwandfreier und sicherer Zustand der Steckdose gegeben ist, lässt sich der PRCD-S einschalten.

Fazit:
Ein PRCD-S muss durch den Nutzer nach einem Stromausfall bewusst wieder eingeschaltet werden
und kann dadurch diese Art von Unfällen verhindern.
Eine Nutzung eines PRCD-S empfiehlt sich zudem, wenn keine Steckdose mit nachgewiesener Schutzmaßnahme
gemäß DGUV Information 203-006 (ehem. BGI / GUV-I 608) (z. B. geprüfte Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen in einem Baustromverteil)
im Arbeitsbereich vorhanden ist.
Eine einfache Interimsmaßnahme gegen unbeabsichtigtes Ingangsetzen bis zum Austausch (z.B. eines Winkelschleifers)
kann der Einsatz von portablen Fehlerstrom-Schutzschaltern (PRCD-S) mit Unterspannungsauslösefunktion sein.

Allerdings müsste der verpflichtende Einsatz einer PRCD-S in einer Arbeits- bzw. Betriebsanweisung
durch den Unternehmer/Arbeitgeber sauber geregelt werden.

Links: Kopp-Schulungsunterlage aus KJ 2014
https://docplayer.org/13267493-Mobiler- ... d-s-1.html
https://silo.tips/download/mobiler-schu ... rtsvernder
Probator
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Re: handgeführte Geräte mit PRCD

Beitrag von Probator »

Dass der PRCD weitere Schutzfunktionen bietet ist korrekt, das war aber nicht Thema dieses Threads.
MOMA2 hat geschrieben: Samstag 15. Oktober 2022, 17:38Fazit:
Ein PRCD-S muss durch den Nutzer nach einem Stromausfall bewusst wieder eingeschaltet werden
und kann dadurch diese Art von Unfällen verhindern.
Das ist nicht vollumfänglich korrekt.
Dass er das nur in einigen wenigen Szenarien tut, für andere aber völlig nutzlos ist, habe ich oben hoffentlich ausreichend dargelegt.
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Elektromann
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Re: handgeführte Geräte mit PRCD

Beitrag von Elektromann »

tm90 hat geschrieben: Samstag 15. Oktober 2022, 11:15 dann müsste das gleich gelten bei alten Maschinen, welche mit Motorschutzschalter mit Unterspannungsauslösung nachgerüstet worden sind.
Ich setz jetzt mal meine SiFa Kappe auf :-)
Eine echte Schutzmaßnahme verhindert das Anlaufen bei Spannungswiederkehr (ok), in der EN 60204-1 / VDE 113-1 steht: "das Rücksetzen von Schutzgeräten darf nicht zu einer (gefahrbringenden) Bewegung führen" den Rest kannst Du Dir aus der zugehörigen Gefährdungsbeurteilung basteln. Also muss ich nach dem Einwand von Probator, so schlecht war der ja nicht - den PRCD-S eigentlich nicht als technische Maßnahme, sondern als organisatorische Schutzmaßnahme werten. Beim STOP Prinzip bin ich also um eine Stufe nach unten gefallen. Achtung nur was den Wiederanlauf betrifft. Aber hier muss der MA zuerst die Maschine ausschalten, dann zum PRCD-S gehen und den wieder einschalten, dann gehts...
Beim Motorschutzschalter mit Unterspannungsauslösung ist es etwas anders. Hier muss eine zumindest EuP den Schaltschrank öffnen und den Motorschutz wieder aktivieren... da dürfte aber auch die Steuerung erstmal in halt stehen oder?
MOMA2
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Re: handgeführte Geräte mit PRCD

Beitrag von MOMA2 »

Probator hat geschrieben:
Das ist nicht vollumfänglich korrekt.
Dass er das nur in einigen wenigen Szenarien tut, für andere aber völlig nutzlos ist, habe ich oben hoffentlich ausreichend dargelegt.

Ich will hier zwei weiterführende Links speziell zur Thematik PRCDs- möglicher Wiederanlaufschutz einstellen.
https://www.elektrofachkraft.de/sichere ... schleifern
https://roe-gmbh.de/praxisbereich/praxi ... orderlich/

Zitat: Aus einer Stellungnahme
"Auch die Möglichkeit, dass „Alt- Geräte ohne weitere Maßnahmen weiter verwendet werden dürfen“,
könnte die VEFK/der Betreiber vorgeben – auf eigene Verantwortung versteht sich".

Naürlich ist ein PRCDs kein Ersatz für einen Wiederanlaufschutz bei Maschinen nach Maschinenrichtlinie.
Wie erwähnt sind sie eine mögliche Übergangslösung bis zur möglichen Nachrüstung bzw. bis zum schnellstmöglichen Austausch des Handgerätes.
Altgeäte ohne integrierten Wiederanlaufschutz sollten aus den Verkehr bzw. der Entsorgung zugeführt werden.

Natürlich handelt es sich beim Einsatz einer PRCDs um eine persönliche zuzsätzliche Schutzmaßnahme die eine entsprechende Ein- Unterweisung nach sich zieht und von der Zuverlässigkeit der Mitarbeiter abhängt.
Auch ist vor Anwendung der ortsveränderlichen Personenschutzeinrichtung (PRCDs) die Bedienungsanleitung zu lesen.
Insbesondere handgeführte Werkzeugmaschinen mit Feststellung des Einschaltknopfes sind hier ein Risiko,
wenn sie beim Wiedereinstecken des Steckers in etlichen Metern Entfernung plötzlich anlaufen.
Die Personenschutzschalter erfordern stattdessen ein bewusstes erneutes Betätigen des Einschaltknopfs.
Der Einsatz einer PRCDs erhöht im allgemeinen die Sicherheit.
tm90
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Re: handgeführte Geräte mit PRCD

Beitrag von tm90 »

Moin,

wenn ich an die Ständerbohrmaschine oder an unsere alten Schleifböcke in der Ausbildungswerkstatt denke, wurde da ein AP Gehäuse bei dem CEE Stecker montiert, bei dem der Motorschutz mit Unterspannungsauslösung montiert war. Den konnte jeder einschalten.
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