Kabeltrommel aus Metall

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Tobi P.
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Re: Kabeltrommel aus Metall

Beitrag von Tobi P. »

Moin,
E-Jens hat geschrieben: Mittwoch 10. Februar 2021, 18:13 bei dem Gedanken an sehr lange V-Leitungen bekomme ich immer Bauchschmerzen. Wenn die V-Leitung so lang ist, dass bei einem Leiterschluss das Überstromschutzorgan erst nach 10 min reagiert, gibt es im Fehlerfall nur Rauch.
deswegen wird das Auslösen der Überstromschutzorgane bei tragbaren Stromerzeugern im Rahmen der Geräteprüfung geprüft. Sprich es wird bewusst ein Kurzschluss aufgeschaltet, die max. Schleifenimpedanz wird dabei mittels Verlängerungsleitung simuliert. Jetzt muss entweder das Schutzorgan auslösen oder die Klemmenspannung am Stromerzeuger unter 50V fallen, ansonsten gilt die Prüfung als nicht bestanden.


Gruß Tobi
Challenger
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Re: Kabeltrommel aus Metall

Beitrag von Challenger »

Tobi P. hat geschrieben: Donnerstag 11. Februar 2021, 11:16 "...deswegen wird das Auslösen der Überstromschutzorgane bei tragbaren Stromerzeugern im Rahmen der Geräteprüfung geprüft. Sprich es wird bewusst ein Kurzschluss aufgeschaltet, die max. Schleifenimpedanz wird dabei mittels Verlängerungsleitung simuliert. Jetzt muss entweder das Schutzorgan auslösen oder die Klemmenspannung am Stromerzeuger unter 50V fallen, ansonsten gilt die Prüfung als nicht bestanden.


Gruß Tobi

Das finde ich interessant. Ist das ein Feuerwehr/THW Ding oder gilt das generell bei SEAs?
Welche Abschaltzeiten werden angenommen und wie wird sie gemessen?

Gruß Challenger
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Tobi P.
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Re: Kabeltrommel aus Metall

Beitrag von Tobi P. »

Moin,
Challenger hat geschrieben: Donnerstag 11. Februar 2021, 12:13 Das finde ich interessant. Ist das ein Feuerwehr/THW Ding oder gilt das generell bei SEAs?
Welche Abschaltzeiten werden angenommen und wie wird sie gemessen?
puuh, gute Frage. Ob die Feuerwehren das auch so handhaben kann ich nicht sagen, wie es in der freien Wirtschaft gehandhabt wird ebenfalls nicht. Ich vermute bei letzterem aber etwas in Richtung gar nicht da ein SEA nicht unter die VDE0701-0702 fällt und daher bei den üblichen 0815-Prüfern nicht auf dem Schirm sein wird.

Da werden keine Abschaltzeiten gemessen. Es geht nur darum dass entweder der LSS auslöst oder die Klemmenspannung unter 50V fällt. Wenn das der Fall ist - alles ok. Ist aber selbstverständlich nicht die einzige Prüfung an so nem Moppel, da kommt schon noch ein bisschen mehr dazu.

Die Prüfung von Netzersatzanlagen ist generell ein recht interessantes Ding denn es gibt keine Norm in der explizit drin steht wie die zu prüfen sind. Zumal es sich ja nicht um eine rein elektrische Anlage handelt sondern noch mechanische Komponenten wie zb die Antriebsmaschine dazu kommen. Bedeutet bei Anlagen mit elektronischer Motorsteuerung beispielsweise das Auslesen des Motorsteuergeräts, die Durchführung von Abgasuntersuchungen, Dichtigkeit der Kraftstoffförderanlage, Tankprüfungen und so weiter.


Gruß Tobi
Probator
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Re: Kabeltrommel aus Metall

Beitrag von Probator »

Das Problem für den Prüfer von Feuerwehr-Geräten ist, dass dort quasi nichts so anwendbar ist, wie man es aus der Hausinstallation (TN-Netz) kennt.

Die Abschaltbedingung über Schleifenimpedanz kannst du nicht messen, weil das Netz schutzgetrennt ist (=kein Stromfluss gegen PE).
Gleichzeitig ist der Körperschluss aber auch kein Problem, weil es ja ein schutzgetrenntes Netz ist. Der ISO-Wächter wird dieses Problem melden, egal wie hoch der Leitungswiderstand der Kabeltrommel ist.

Bleibt also der Kurzschluss L-N (oder Phase gegen Phase). Das würde man in der Hausinstallation entweder errechnen oder mit der Netzimpedanz messen. Diese theoretischen Werte kannst du aber an der vergessen. Bei der Netzimpedanz regelt der Spannungsregler gegen den vom Messgerät erzeugten Spannungseinbruch und macht die ganze Messung sinnlos. Da kommen bei SEA (besonders bei Leistungen von wenigen kVA) alle möglichen wilden Zahlen auf dem Display.
Wie die SEA auf einen echten Kurzschluss reagiert, lässt sich darüber kaum sagen.

Ich würde also behaupten, dass es bei der Kombination SEA & Kabeltrommel nur einen Weg gibt, um die Abschaltbedingung tatsächlich nachzuweisen: Kurzschluss erzeugen!
Wer sich das traut, baue einen Kurzschluss-Stecker L-N und stecke ihn am Ende der Kabeltrommel ein. Dicker Lederhandschuh kann sinnvoll sein.
In den Schuko-Stecker baue ich nur eine kleine Brücke mit 0,75mm² ein. Falls nix abschaltet, ist das die dünnste Stelle und wirkt quasi als Schmelzsicherung. Ob der LSS fällt oder der Motor vom Moppel einfach abstirbt, ist egal.

Wer das jetzt gelesen hat und sich gleich fragt, wie er L&N an einem 120mm² Powerlock-Verbinder an einem 1000kVA-Stromerzeuger den Kurzschluss erzeugen soll: lasst es sein! Viel zu gefährlich!
Probator
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Re: Kabeltrommel aus Metall

Beitrag von Probator »

Zurück zur Kabeltrommel:
Bei Feuerwehren wirst du gerade auf Fahrzeugen immer mal wieder Trommeln aus Metall finden, die es in Kunststoff auch gar nicht zu kaufen gäbe.
Besonders lustig wird es für unerfahrene Prüfer, wenn das auch noch eine Trommel mit Schleifringen ist. Teils wirst du am den Schutzleiter nur astromisch hohe Werte messen, wenn dein Messgerät nur 200mA kann. Selbst mit 10A Prüfstrom kommt man teilweise recht deutlich aus dem üblichen "1-Ohm-Wohlfühlbereich" raus. Das ist aber konstruktionsbedingt. Die Feuerwehr hat einige Spezialkonstruktionen, wo man mit den üblichen 0701- und 0100-Normen nicht weit kommt.
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