Hallo Elt Onkel,
es gibt da eigentlich international als auch national ganz klare Vorgaben in
Schutz gegen elektrischen Schlag – Gemeinsame Anforderungen für Anlagen und Betriebsmittel
(IEC 64/1918/CD:2014) DIN EN 61140 VDE 0140 - 1
Bemessungsstrom für Stromverbrauchsmittel bei Frequenzen bis 1 kHz
Maximaler Wert des
Schutzleiterstromes
0 < I ≤ 2 A 1 mA
2 A < I ≤ 20 A 0,5 mA/A
20 A < I 10 mA
Die Werte sind Bemessungsströme der Betriebsmittel.
Das Problem an der Sache ist die, daß die Norm "nur" Grundsatznorm für die Normenkomitees ist und abgesehen von der Gültigkeit von
VDE Normen als Schriftstücke eines privaten Vereins daher erst gilt, wenn das in entsprechenden Installations- bzw. Produktnormen aufgenommen wird.
Eingang gefunden hat das bisher nur in zuletzt VDE 0100 - 510 : 2014 - 10 als Anlagennorm im informativen Anhang NA als Informationen zu Abschnitt 516, während für Produktnormen etwas gleichartiges vielfach fehlt, Ausnahme VDE 0701/0702 wo neben den o.g. Werten noch eine
Angabe 1 mA / 1 kW angegeben ist.
Die Produktkomitees werden ermutigt, den jeweils niedrigsten Wert für PE Ströme anzuwenden.
In 516 steht, daß Schutzleiterströme so beeinflußt werden sollen, daß bestimmungsgemäßer Betrieb möglich ist und daß der Betreiber möglichst nur
BM einsetzen soll, für die Angaben zu PE Strömen existieren und diese gering genug sind.
Es wird darauf verwiesen, daß beim Fehlen von Werten des Herstellers aber die o.g. Werte aus VDE 0140 - 1 herangezogen werden sollen.
In sofern sind Deine Vorschläge, wenn auch besser als gar nichts, sehr hoch.
Ich sehe das ganze einmal zuerst unter dem Blickpunkt des Brandschutzes, Hintergrund RCD 300 mA als zusätzliche Schutzmaßnahme, mit Auslösung
ab 50 %, d.h. 150 mA bzw. Grenzwert für Anpassung der Anlagen an dieses Kriterium in VDE 0100 - 530 von 2011 bisher benannt 0,4 facher Wertdes Idn des RCD, d.h. 120 mA bzw. mit aktueller Ausgabe 2018 verschärft auf 0,3, d.h. 90 mA.
Darauf aufbauen kann man ein lineare Kennlinie für jede Anlage bis 90 kW = 90 mA machen. Das entspräche dann einem Bemessungstrom von ca.
150 A DS und mit dem 0,5 mA / 1 A Last dann ca. 75 mA zulässiger PE Strom, d.h. Kabelquerschnitte von 4 1/2 x 70 qmm.
Mit diesen Richtwerten sollte man eigentlich 80 % bis 90 % aller Endstromkreise bewerten können und sollte versuchen durch entsprechende
Maßnahmen, angefangen beim TN - S Netz ab Trafo, ZEP, sinnvolle Abstände und Abschirmungen diese Werte zu unterschreiten.
Damit wäre dann für diese Anlagen eine recht solide Aussage zur Brandsicherheit der gesamten Anlage und letztendlich auch zur Elektrosicherheit
gegen elektrischen Schlag möglich und könnte dann gemäß VDE 0105 - 100 solche Überwachungen auch automatisieren und damit nicht vorhandenes
Personal sparen.
VDE 0100 - 410 behauptet ja, daß im Fehlerfall die PE Ströme im TN - Netz PE Ströme weit über 5 x idn bezogen auf den 30 mA FI fließen.
In der Praxis betreue ich Anlagen z.B. Klärwerke mit 630 KVA Anschlußleistung, wo an den Hauptabgängen Belüftungsgebläse bei Lastbetrieb mittlerweile Differenzströme unter 200 mA im genannten Bereich 0,5 mA / 1 A erreicht werden.
Bei einem von mir betreuten Kraftwerk von 15 MW in Brandenburg habe ich gemeinsam mit dem Betreiber von ursprünglichen Werten im mittleren zweistelligen Amperebereich. Den PE Strom an der Hauptsammelschiene des Eigenbedarfs (1000 kVA) auf ebenfalls unter 1 A optimiert, sehe aber in meiner Hausaufgabe für den Betreiber noch Luft nach unten.
Im Elektro.net Portal des DE bzw. DE 20 / 2019 S. 26 ff hat ein Autor der Rubrik Praxisprobleme eine "Expertenantwort" zu dem Thema gegeben.
https://www.elektro.net/praxisprobleme/ ... tzleitern/
Es wird dort angeben unter "Wer steht für Ströme auf dem Schutzleiter in Verantwortung ?", daß dieses der Planer, Errichter und gegebenfalls der Betreiber sei, vor allem wegen der falschen Auswahl der BM.
Andererseits wird dort die Meinung vertreten, "Da der Schutzleiter einen definierten Strompfad für Fehlerströme darstellt, ist er demnach … kein aktiver Leiter. Die Frage nach einem zulässigen Strom im Schutzleiter (eines Verteilerstromkreises) erübrigt sich somit."
"Fazit zu Schutzleiterströmen in ortsfesten elektrischen Anlagen - Auf Schutzleiter fließen keine betrieblichen Ströme, ego gibt es auch keine Vorgaben über zulässige Betriebsströme (in Verteilerstromkreisen).
Realitätsferner kann man als "Fachexperte" aus dem Bereich der bekannten Hersteller wohl kaum antworten.