Kosten für DGUV 3 Prüfungen ortsveränderlich

[E-Messi]

In meiner Position als Sicherheitsbeauftragter in einem Facilitymanagement Unternehmen beinhaltet auch die Elektroprüfungen.
Wir beauftragen externe Firmen zur Prüfung nach DGUV 3. Lotto ist sehr ähnlich.
Unsliegen Angebote vor, welche bei gleicher Ausschreibung, um weit über 100% unterschiedlich sind.

Wie kann das sein?

Basierend auf der letzten Prüfung bei unserem Kunden haben wir folgendes angefragt.
Überwiegend sind es Büroarbeitsplätze, ein paar Küchengeräte und ein paar kleine tragbare Maschinen

• Ca 1400 ortveränderliche Geräte Standort 1 (Raum Stuttgart)
• Ca. 1700 Geräte Standort 2 (Raum Hannover)
• Ca 800 Geräte Standort 3 (Raum Essen) Prüfung hier nur am Wochenende oder nachts nach Absprache

Der günstigste Anbieter lag bei 7020.-€ 1,8 /Geräte und der teuerste bei 18.720.-€ 4,8/Gerät.

Bei der teuren Variante kommen sogar noch Anfahrtskosten und Nachtzuschlage oben drauf.

Alle Anbieter versprechen rechtssicher Dokumentation und Liste mit Prüfdaten.

Habt Ihr hierzu Erfahrungen.

Freu mich auf Eure Rückmeldungen
LG
E-Messi

[ego11]

Übnerlege doch mal selber:

Wenn man eine Regelarbeitszeit von 8h, in denen man max. 6 Stunden Produktiv arbeiten kann(Terminabsprachen/Anmeldung/Rüstzeiten) etc. bei einem angenommenen Niedriglohn-intern-Verrechnungssatz von 36€ , somit enstehenden Tageskosten von 36€x8=288€ zuzüglich KFZ-Kosten, also nehmen wir 300€ Tageskosten an.

Pro prüfling bekommt man 1,8€, abzüglich 30Cent für Plakette/Doku, bleiben 1,50€.

Der Prüfer muss also 200 Geräte am Tag "prüfen". Man muß also unterstellen, das hier lediglich Plaketten geklebt werden.

[Olaf S-H]

Moin E-Messi,

wie so oft kommt es daruf an, was Ihr ausgeschrieben habt.

Wollt Ihr eine echte Elektrofachkraft, die nach VDI 4068 Blatt 4 ausgebildet wurde, die Fallstricke der BetrSichV und der DGUV Information 203-005 kennt und die Anforderungen an die TRBS 1203 erfüllt, oder nur einen Elektriker, der ein Gut-Schlecht-Messgerät halbwegs unfallfrei bedienen kann?

Bei der vernünftigen Lösung kannst Du locker 3,- € bis 5,- € für eine wiederkehrender Prüfung und 7,- € bis 10,- € für eine Prüfung vor Erstinbetriebnahme ansetzen. Wichtig ist es auch, dass Ihr einen für Euch zu verarbeitenden Datensatz erhaltet. Wenn es richtig gemacht wird, übergebt Ihr auch einen Datensatz an den Dienstleister, damit fehlende Geräte gesucht werden können.

Dies ist ein großes Thema, dass nicht immer mal schnell nebenbei erklärt ist.

Gruß Olaf

[Tobi P.]

Moin,

es kommt bei der Preiskalkulation auch drauf an ob die zu prüfenden Geräte zentral zur Verfügung gestellt werden oder der Prüfer zum Gerät kommt. Gerade Büroarbeitsplätze erfordern einiges an Rüstzeiten wenn Variante B beauftragt wurde (was wohl der Normalfall sein dürfte): Rechner runterfahren, Arbeitsplatz auseinanderdröseln, Geräte prüfen, ggfls. inventarisieren, Arbeitsplatz wieder zusammenbasteln, Rechner wieder hochfahren, warten bis der Nutzer bestätigt dass alles wieder ordnungsgemäß läuft und so weiter. Da kann ich je nach Ausstattung des Arbeitsplatzes schon mal zwei Stunden mit beschäftigt sein.
Wenn man dann noch Spezialfälle wie zb Schweissanlagen mit drin hat wird es noch interessanter weil der Prüfumfang hier höher ist (zumindest wenn man die richtig normgerecht prüft).

Gruß Tobi

[Meister_Stefan]

Ich habe einen Mitarbeiter der prüft für einen Kunden jährlich 1600-1700 Geräte.
Dieser MA braucht alleine dafür etwa 6 Wochen bei 35h Woche. Dort ist alles Produktion,Labor und Büros.
Ich habe ihn gefragt, wie machst du das?
Ich kenne ganz viele Leute und die kennen mich.
Unter gewissen Umständen kannst du Stückzahl am Tag prüfen.
Es muss nur hinhauen.
Wir prüfen nicht nach Stück, sonder nach Stundenaufwand

Letztes Jahr hat dort ein prüfdienstleister geprüft, wir waren zu teuer .....
Dieses Jahr prüfen wir wieder nach Aufwand.

[Wulff]

Faustregel bei mir ist auch zwischen 60 und 80 Geräten pro Tag, abhängig von den Konstellationen wie oben beschrieben.

Da kannst dann hochrechnen, was da am Tag an Euros rauskommen muss. Dazu dann noch ein Abtrag für Gerät und Software, zzgl. ein - zwei Stündchen für Datenbank und Abschluss-Dokumentation .

Für mich sind Preise vom TE genannten Höhe utopisch und nicht verhandelbar. Dann verzichte ich lieber....

[meisterglücklich]

Ich rechne nur nach Stunden ab, neulich lag mein "Rekord" bei 85 Geräten in 6,5h. Allerdings hatte ich schon von den letzten Malen eine fertige Liste mit den Inventarnummern und Gerätebezeichnungen, so mußten nur ein paar nachinventarisiert werden und wenige nicht aufgefundene Geräte (wahrscheinlich von Mitarbeitern nach Hause entsorgt...) in der Tabelle vermerkt werden, die Räumlichkeiten waren aufgeräumt und alle Geräte leicht zugänglich.
Sonst schaffe ich 60 bis 80 Geräte an einem Arbeitstag, wenn man den Stundensatz hochrechnet, dann weiß man, was es kostet. Bei einem Kunden, der bei mir angefragt hatte, führte das zu einer voraussehbaren Differenz zu seinem bisherigen Prüfdienstleister von 500 bis 800 Euro, ich durfte zum Stundensatz dessen bisherigen Belege prüfen und konnte dem Kunden guten Gewissens seinem Dienstleister einen "Freibrief" erteilen, das ganze sah seriös aus, wahrscheinlich wurde am Lohn gespart, dann paßte auch die Differenz, der übergebende Datensatz war nachvollziehbar.
Nachtarbeit oder Wochenendarbeit kostet halt extra, wobei dann die Mitarbeiter nicht "stören" oder den Betrieb während des Nichtstuns weiter Geld kosten. Jedoch schult die Geräteprüfung auch das Auge der Mitarbeiter und schafft Problembewußtsein oder nötigt selbige, mal wieder ihren Schreibtisch aufzuräumen...

[pawlow]

Hallo Messi,

vorab: ich arbeite für ein Unternehmen, welches sich auf Elektroprüfungen spezialisiert hat, ich bin also "befangen"...

Zuerst mal zur "rechtssicheren Dokumentation":
Das können wir Dienstleister locker schreiben, am Ende entschiedet aber der Richter ob die Dokumentation in Ordnung ist, nicht wir.
Nach der Betriebssicherheitsverordnung ist der Betreiber für die ordnungsgemäße Prüfung verantwortlich. Wird dies an einem Dienstleister übergeben, muss der Betreiber die ordnungsgemäße Durchführung kontrollieren.

-Alle Messgeräte müssen für die Prüfungen zugelassen und kalibriert sein (siehe VDE0701-0702 Kap. 7)
-Verbundprüfungen sind verboten (Mehrfachsteckdose mit allen darin vorhandenen Geräten prüfen und auf alle eine Plakette, kein Scherz)
-Jedes Gerät muss eindeutig identifizierbar sein und ein zugeordnetes Prüfprotokoll besitzen (Kaltgeräteleitungen sind übrigens ein eigenes Gerät)
-Alle Prüfer müssen nach TRBS1203 befähigt sein (bekommt ihr noch Fachkräfte für ein Butterbrot? Wir nicht)

Wenn Du obiges kontrollierst, bleibt bestimmt kein Angebot unter 4€ Wiederholungsprüfung; 6,5€ Erstprüfung übrig.

Grüße,
pawlow

[Olaf S-H]

Moin E-Messi,

die Aussagen gehen alle in eine Richtung: Qualität hat ihren Preis.

Bitte "billig" und "günstig" nicht verwechseln.

Gruß Olaf

[E-Messi]

Guten Tag,
entschuldigt, dass ich nicht schon früher dazu gekommen bin, Euch zu antworten. War im schönen Österreich beim Wandern. Euer Feedback hat mir sehr geholfen. Der Begriff rechtssicher ist wohl ziemlich dehnbar. Alle angefragten Unternehmen haben die gleiche Ausschreibung und bieten im Angebot fast alles identisch an. Ein Anbieter behauptet mit der Verbundmessung alle Fehler finden zu können. Zu Glück hat unser Kunde selbst entschieden und den billigsten Dienstleister ausgewählt. Unser Kunde benötigt ein „rechtsicheres Dokument“ von einem zertifizierten Unternehmen. Mehr nicht. Dass bei 200-300 Prüfungen pro Arbeitstag und Prüfer nur Plaketten angebracht werden können ist für Ihn nicht von Bedeutung.
Elektrische Grüße
E-Messi