Wasserkocher "leidiges Thema"

Joachim
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Re: Wasserkocher "leidiges Thema"

Beitrag von Joachim »

Ich weiß, meine Intention war, daß aucheine Messung von "nur" 200mA der Norm entspricht. Sorry, ich werde mich bemühen, eindeutiger zu werden... ;)

Nichtsdestotrotz erachte ich ein Gerät, welches den Nachweis erbracht hat, einen ausreichend geringen PE-Übergangswiderstand auch bei geringen (Meß-)Strömen aufzuweisen unter dem Strich als "sicherer", als eines, daß diesen Nachweis "nur" bei einer Hochstrommessung erbringt.
Bei letzterem Fall kann man zwar davon ausgehen, daß das Gerät bei einem satten Kurzschluß (sogar) den LS-Schalter auslöst, mir wäre aber wichtiger zu wissen, daß der Übergangswiderstand bei kleinen Strömen gering genug ist, damit der RCD tätig werden kann und der Strom nicht erst über mich zum fließen kommen muß...

Zwar würde auch ich davon ausgehen, daß nach einer "Reparaturmessung" auch im 200mA-Bereich alles in Ordung ist, eine zusätzliche Messung mit Protokollierung halte ich aber nicht für übertrieben.
Probator
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Re: Wasserkocher "leidiges Thema"

Beitrag von Probator »

Nichtsdestotrotz erachte ich ein Gerät, welches den Nachweis erbracht hat, einen ausreichend geringen PE-Übergangswiderstand auch bei geringen (Meß-)Strömen aufzuweisen unter dem Strich als "sicherer", als eines, daß diesen Nachweis "nur" bei einer Hochstrommessung erbringt.
Bei letzterem Fall kann man zwar davon ausgehen, daß das Gerät bei einem satten Kurzschluß (sogar) den LS-Schalter auslöst, mir wäre aber wichtiger zu wissen, daß der Übergangswiderstand bei kleinen Strömen gering genug ist, damit der RCD tätig werden kann und der Strom nicht erst über mich zum fließen kommen muß...
Meine Meinung dazu:
Exakt dies ist eben nicht der Fall. Bei einem Defekt liegen an dem Gerät nicht die lächerlich kleinen 24V/0,2A an.
Nein, es liegt Netzspannung an - also gut zehn mal so viel wie während der Messung am Prüfgerät.
Das wird die Kontaktstelle noch viel stärker freibrennen und die Sicherung zuverlässig auslösen.

Die 10A zu benutzen ist also kein realitätsfremdes "Schönmessen", sondern wir sind da viel näher an der echten Fehlersituation als mit 200mA.
Joachim
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Re: Wasserkocher "leidiges Thema"

Beitrag von Joachim »

Man wird immer verschiedene Aspekte betonen können, wichtig ist, daß das Gerät nach bestem fachlichen Wissen und Gewissen sicher ist.
Solange begründbar, wird es da öfter mal einen gewissen "Interpretationsfreiraum" bzgl. der Durchführung der Prüfung geben - solange das Endergebnis paßt, soll mir das recht sein.

Wir hatten dieses Thema schon mal durchgekaut und waren uns im Endeffekt durchaus einig, mehr muß man dazu eigentlich nicht nochmals sagen bier1 : viewtopic.php?f=62&t=16742&start=28
Olaf S-H
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Re: Wasserkocher "leidiges Thema"

Beitrag von Olaf S-H »

Probator hat geschrieben: Donnerstag 20. September 2018, 21:58 ... Die 10A zu benutzen ist also kein realitätsfremdes "Schönmessen" ...
Moin Probator,

bedingt. Dies ist ja auch von der Netzform abhängig. Bei schlechten Erdungsverältnissen im TT-System kommen nicht die "schönen" Fehlerströme des TN-Systems zusammen.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
E-Jens
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Re: Wasserkocher "leidiges Thema"

Beitrag von E-Jens »

Hallo,

ich finde die Diskussion um den richtigen Messstrom bei der Schutzleiterprüfung immer wieder sehr interessant. Nun kann ich mich auch mal melden und meine Meinung kund tun.
Eine oberflächliche Oxidation von kupferhaltigen Materialien ist völlig normal. Diese bleibt solange normale Umgebungsbedingungen herrschen auch stabil und schreitet nicht weiter fort. Der „ schwierige“ Teil ist nur, dass diese Oxidschicht bei sehr geringen Spannungen einen spannungsabhängigen Widerstand darstellt. Bei sehr geringen Spannungen können diese als „Isolator“ wirken, bei höheren Spannungen ist kein Widerstand messbar.
Mit ein wenig rechnen nach dem Ohmschen Gesetz, ist die Sache meiner Meinung nach ganz einfach zu betrachten. Bei einem Messbereichsendwert des Messgerätes von 1 Ohm und einem Messstrom aus einer Konstantstromquelle mit 200 mA liegt als Höchstes eine Spannung von ca. 0,2 V bei der Messung an. Vielleich gibt es noch einige Reserven. Aber diese Spannung ist im Vergleich zu 230 V Netzspannung schon sehr gering. Wenn mit dieser Messmethode die zu erwartenden Werte entstehen, ist alles gut. Wenn nicht, heißt es nicht, dass das Gerät schlecht ist. Dafür gibt es dann den Messstrom bis 10 A. Nach der angepassten Rechnung bekommen wir eine Spannung bis 10 V für die Messung zur Verfügung gestellt. Mit der höheren Spannung lassen sich normale Oxidschichten an den Kontakten besser überwinden. Wenn wir jetzt AC 25 V als unterste Grenze für gefährliche Spannung annehmen und davon ausgehen, dass jede höhere Spannung abgeleitet werden muss, wird deutlich, dass wir bei positiven Ergebnissen mit beiden Messmethoden und genügend Reserven auf der sicheren Seite sind. Die höhere Spannung im Fehlerfall wird eventuelle Oxidschichten an den Kontakten noch besser überwinden.
Gruß Jens
Probator
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Re: Wasserkocher "leidiges Thema"

Beitrag von Probator »

Olaf S-H hat geschrieben: Freitag 21. September 2018, 08:04
Probator hat geschrieben: Donnerstag 20. September 2018, 21:58 ... Die 10A zu benutzen ist also kein realitätsfremdes "Schönmessen" ...
bedingt. Dies ist ja auch von der Netzform abhängig. Bei schlechten Erdungsverältnissen im TT-System kommen nicht die "schönen" Fehlerströme des TN-Systems zusammen.
Das "Wegbrennen" der Oxidschicht ist maßgeblich von der Höhe der Spannung abhängig.
Der sich dann einstellende Stromfluss ist nur die Resultierende aus Spannung und Widerstand.

Es ist korrekt, dass der Kurzschluss-Strom im IT-Netz (edit: falsch, TT-Netz)niedriger ist, aber zu dem Zeitpunkt ist die Oxidschicht schon weggebrannt.
Desweiteren haben wir wesentlich geringere Anforderungen an den Kurschluss-Strom, weil im IT-Netz ja ein RCD Pflicht ist.

Mein Fazit: Im IT-Netz ist (wegen RCD) die Situation sogar noch einfacher als im TN-Netz ohne FI.
Zuletzt geändert von Probator am Montag 24. September 2018, 12:47, insgesamt 1-mal geändert.
melange
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Re: Wasserkocher "leidiges Thema"

Beitrag von melange »

Probator hat geschrieben: Montag 24. September 2018, 08:25 ... weil im IT-Netz ja ein RCD Pflicht ist.
Mein Fazit: Im IT-Netz ist (wegen RCD) die Situation sogar noch einfacher als im TN-Netz ohne FI.
Hallo Probator

ich glaube du hast hier was verwechselt.

Gruß
melange, der sich am letzten Freitag wieder mal mit Isolationsüberwachungsgeräten im IT-Netz beschäftigen durfte.
Olaf S-H
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Re: Wasserkocher "leidiges Thema"

Beitrag von Olaf S-H »

Moin melange,

Probator meint wohl TT statt IT.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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