Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Mackie Messer
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Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von Mackie Messer »

Bei einer Messung von zwei ortsveränderlichen Kühschränken ist folgendes aufgefallen:
Beide Geräte geben ihr Leistungsaufnahme mit 90 - 110 Watt an, wenn der Kompressor anspringt (beide Schränke sind Kompressorkühlschränke) haben beide eine Stromaufnahme zwischen 230 und 690 Watt.
Ist das unzulässig oder gelten für den Anlaufstrom des Kompressors Sonderregeln?
Probator
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von Probator »

...gelten für den Anlaufstrom des Kompressors Sonderregeln?
Nein, auch die müssen sich an die Gesetze der Physik halten. :D
Nahezu alle Motoren haben deutlich höhere Anlaufströme, als später im Nennbetrieb. Bei Kompressoren ist es nochmals ausgeprägter, weil sie sofort gegen Last arbeiten müssen.
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Elt-Onkel
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,
Probator hat geschrieben: Montag 2. Juli 2018, 13:17
Bei Kompressoren ist es nochmals ausgeprägter, weil sie sofort gegen Last arbeiten müssen.
Das würde ich so nicht unterschreiben.

Für meinen Kompressor habe ich eine Steuerung gebaut, so daß ein Magnetventil beim Anlaufen öffnet.
Der 4 kW - Motor wird im Leeerlauf über Stern-Dreieck gestartet.
Hat die Steuerung auf Dreieck umgeschaltet, gibt es noch 10 Sekunden Bedenkzeit,
dann schließt die Steuerung das Magnetventil, und die Förderphase beginnt.
Alles um hohe Anlaufströme zu vermeiden.

Wenn dann der Behälterdruck hinreichend ist, öffnet wieder das Magnetventil,
und es wird 3 Minuten für nix gepumpt.
Fällt der Druck geht es wieder auf 'Fördern',
bleibt der Behälterdruck wird ausgeschaltet.
Dann Start von vorn.

...
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Snippy30
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von Snippy30 »

Jetzt muss ich mich auch mal hier reinhacken :D

Das mit der hohen Leistungsaufnahme ist mir auch schon bei den Prüfungen aufgefallen.

Das ein Motor bei Last das 8-10 fache an Anlaufstrom aufnehmen kann ist klar. Allerdings sind bei manchen Geräten die Leistungsaufnahme weit nach dem Anlauf über der Anzeige des Leistungsschildes.

Und das Verstehe ich auch nicht so ganz.

Beispiel:
SEG Coolstar 6120A Nennleistung 67W gemessen 483W
Liebherr KD 2014 Index 21 Nennleistung 120W gemessen 1016W
ALASKA KS287S Nennleistung 100W gemessen 435W
Siemens FD6903 Type: KT 1F 15.1 Nennleistung 90W gemessen 502W

Nicht bei allen ist dies so, aber bei ca. der Hälfte der überprüften Geräte.

Ich denke mal das du dies auch meinst @Meckie Messer?

@Elt-Onkel
Wir sprechen hier von kleinen Kühlschränken.
breadley-dr
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von breadley-dr »

Hallo,

das stellt sich die Frage wie der Begriff Nennleistung in der Herstellernorm definiert ist, zum Beispiel mittlere Aufnahme über 24 h bei bestimmungsgemäßem Gebrauch. Das hat dann meist nichts mit der kurzeitigen Messung zu tun. Auch die Messgeräte sind von unterschiedlicher Qualität, richtige RMS Strommessung kommt bei nicht-ohmschen Lasten auf andere Werte als (billige) Messgeräte.

bis denne
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Snippy30
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von Snippy30 »

Es steht kw oder w auf dem Leistungsschild und nicht kWh oder so.
Mackie Messer
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von Mackie Messer »

Snippy30 hat geschrieben: Montag 2. Juli 2018, 18:00 Das mit der hohen Leistungsaufnahme ist mir auch schon bei den Prüfungen aufgefallen.

Das ein Motor bei Last das 8-10 fache an Anlaufstrom aufnehmen kann ist klar. Allerdings sind bei manchen Geräten die Leistungsaufnahme weit nach dem Anlauf über der Anzeige des Leistungsschildes.

Und das Verstehe ich auch nicht so ganz.

Beispiel:
SEG Coolstar 6120A Nennleistung 67W gemessen 483W
Liebherr KD 2014 Index 21 Nennleistung 120W gemessen 1016W
ALASKA KS287S Nennleistung 100W gemessen 435W
Siemens FD6903 Type: KT 1F 15.1 Nennleistung 90W gemessen 502W

Nicht bei allen ist dies so, aber bei ca. der Hälfte der überprüften Geräte.

Ich denke mal das du dies auch meinst @Meckie Messer?

@Elt-Onkel
Wir sprechen hier von kleinen Kühlschränken.
Ja, das ist genau die Sache.
Ich hab zwei, jetzt drei, Kühlschränke die laut typenschild zwischen 90 und 180 Watt ziehen (also ~ 0,4 bis 0,8 Ampere) die aber wenn sie anfangen zu kühlen 1,5 bis 3 A ziehen (sie fangen mit 2,5 bis 3 A und pendeln sich dann für eine Zeit bei etwas über 1 ein).
Das heisst die Geräte ziehen Ströme und Leistung beim sieben- bis achtfachen von dem was auf dem Typenschild angegeben ist.
Mackie Messer
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von Mackie Messer »

So, ich hab jetzt bei zwei Firmen angerufen.
Kenntnisstand bis jetzt:
Anscheinend müssen auf dem Typenschild nur die Idealwerte für den Betrieb auf der niedrigsten Stufe angeben werde, d.h. so wie ich es verstehe der Kühlschrank wird so ausgewiesen als würde er ungeöffnet in einen kalten Keller seinen Dienst verrichten.
Ich habe um die Vorschrift die das erlaubt gebeten und warte auf Rückruf.
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Snippy30
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von Snippy30 »

Anscheinend müssen auf dem Typenschild nur die Idealwerte für den Betrieb auf der niedrigsten Stufe angeben werde, d.h. so wie ich es verstehe der Kühlschrank wird so ausgewiesen als würde er ungeöffnet in einen kalten Keller seinen Dienst verrichten.
Ich habe um die Vorschrift die das erlaubt gebeten und warte auf Rückruf.
Irgendwie kann dies ja auch nicht sein. Ich kenne keinen Kühlschrank, welcher per Elektronik die Stromaufnahme steuert bzw. regelt. Entweder läuft der Kompressor oder schaltet bei erreichter Temperatur ab.
ThomasR
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Re: Fragen zu Anlaufstrom und Typenschildern von Kühlschränken

Beitrag von ThomasR »

Die Stromaufnahme von Kompressorkühlschränken hängt ganz wesentlich von den Umgebungsbedingungen ab: bei sehr tiefen Umgebungstemperaturen kondensiert/verflüssigt sich das Kältemittel im Kondensator (hier ist der Kältemittelkondensator auf der Rückseite des Kühlschrankes gemeint! Muß man in einem Elektrikerforum ja ausdrücklich unterscheiden ;) ) bei sehr viel niedrigeren Drücken als bei hohen Umgebungstemperaturen. Deshalb muß der Kompressor dann weniger hart arbeiten und nimmt folglich weniger Strom auf.

Tatsächlich wird die geringste Stromaufnahme erreicht, wenn der Kühlschrank innen und außen kühl ist. Welche Temperatur das genau ist, hängt im wesentlichen vom verwendeten Kältemittel ab (R134a, R290, R600a etc.)

Experiment für Mutige: Kühlschrank einschalten und Stromaufnahme messen (dauernd), nach einigen Minuten die dann heiße Rückseite (den Kondensator) mit Leitungswasser besprühen --> Stromaufnahme sinkt, weil nun die Kondensationstemperatur des Kältemittels durch das kalte Wasser gesenkt wird, damit der Druck im System und folglich die Stromaufnahme des Kompressors. Den ungeschützen Teil um den Kompressor dabei besser abdecken :D

Deshalb gibt es erste Kühlschränke für den Heimbedarf, die wie bei Gastroinstallationen den Kompressor/Kondensatorteil in den kalten Keller oder nach draußen verlegen. Wie man an den von euch ermittelten Daten sieht, kann das mächtig Strom sparen!
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