Geräte Tester überflüssig?

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SPS
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von SPS »

Hallo,

dann sende ein fast neues Gerät an den Hersteller wegen nicht Einhaltung der Messwerte zurück ..Garantiefall.
Dann misst der mit seiner 25 A Messung und das Gerät kommt als nicht defekt zurück.
Dein Kunde wird sich bei dir bedanken ...
Mit freundlichem Gruß sps
Joachim
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von Joachim »

Der Hersteller _kann_ sich nicht auf eine 25A Messung als alleiniges Kriterium berufen.
Wenn eine normgemäße Überprüfung mit einem Meßstrom >200mA fehlschlägt, entspricht der Schutzleiter eben nicht den Anforderungen...

Und beim besten Willen: erkläre mir, wie und aus welchem Grund bei einem (fast) neuen Gerät eine Messung mit 200mA nicht zu einem akzeptablen Ergebnis führen soll, außer es sind konstruktiv oder fertigungstechisch unzulässige hohe Übergangswiderstände und somit letztendlich Pfusch im Spiel?
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SPS
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von SPS »

Hallo,
Klaus schreibt in seinem Buch Prüfung elektrischer Geräte Eine Prüfanweisung für elektrotechnisch unterwiesene Person einiges.

bis 0,2 Ohm bestanden. Bei kurzen Anschlussleitungen jedoch schon Ursache finden.
Da bist du weit weg von 0,3 Ohm.
Was ist die Ursache? Alles aufschrauben Sichtprüfung ... um dann doch zu vermuten das es wohl ein hoher Übergangswiderstand ist?
Mit der 10 A Messung gehe ich der Ursache auf den Grund. Wenn dabei die Prüfung OK ist, war es wohl der Übergangswiderstand.
Mit freundlichem Gruß sps
Joachim
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von Joachim »

Ich schrieb bereits, daß ich überhaupt nichts gegen die 10A Messung habe, ganz im Gegenteil!

Mein Punkt ist der, daß in einem solchen Fall (Meßergebnis grenzwertig oder ungenügend), der hohe Meßstrom als eine Form der "Reparatur" angesehen werden muß, da er eventuell vorhandene Oxidschichten durchdringt und beseitigt. Das ist völlig in Ordung, allerdings müssen nach diesem "meßintegrierten Wartungsvorgang" die Werte auch mittels 200mA Messung annähernd reproduzierbar sein, sonst ist mit dem Prüfling weiterhin(!) etwas nicht in Ordnung.

Von daher störe ich mich nur an Deiner Aussage, daß manche Geräte eben ausschließlich mit einer 10A-Messung bestehen können, weil sie danach bei einer erneuten 200mA-Messung weiterhin die Grenz- bzw. Erwartungswerte nicht einhalten.
Letzteres darf nicht sein, dann hat das Gerät eben nicht bestanden und man muß nach der Ursache forschen...
Joachim
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von Joachim »

Und in Ergänzung finde ich ttwonders Lösung mit dem "Freibrennen" über einen extra Trafo eine sehr praxisnahe und günstige Lösung, sofern nicht sowieso ein Prüfgerät mit Hochstrom-Option vorhanden ist.
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SPS
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von SPS »

das alte Thema ist hier zu finden. Auch Klaus Bö schreibt dazu.

viewtopic.php?f=16&t=7582&hilit=%C3%9Cb ... widerstand

Kabelmafia berichtet von seinen Praxiswerten bei der Messung.
Auch macht er die Aussage das je höher die Belastung je genauer die Messung.
Mit freundlichem Gruß sps
ttwonder
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von ttwonder »

Schön an dem Thema ist ja auch, dass sogar im Anhang der VDE 0701-0702 von einer "reinigenden Wirkung" der 10A-Messung die Rede ist. Ich bin aber auch der Auffassung, dass das Ganze dann auch mit 0,2A spürbar besser werden muss.
Probator
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von Probator »

Und beim besten Willen: erkläre mir, wie und aus welchem Grund bei einem (fast) neuen Gerät eine Messung mit 200mA nicht zu einem akzeptablen Ergebnis führen soll, außer es sind konstruktiv oder fertigungstechisch unzulässige hohe Übergangswiderstände und somit letztendlich Pfusch im Spiel?
Eine Antwort kann sein: Aluminiumgehäuse!
Der Schutzleiter kann perfekt verbunden sein, aber deine Mess-Spitze dringt nicht durch die äußere Oxidschicht durch, die sich bei Alu bereits wenige Stunden nach Fertigung gebildet hat.

Auch Edelstahl und Chromschichten sind teils schlecht zu überwinden. Die 10A brennen es frei und sorgen für guten Kontakt der Mess-Spitze mit dem Gehäuse.

Das gleiche gilt für Wasserkocher mit einer leichten Kalk-Patina. Oder Geräte aus Pseudo-Edelstahl mit einer unsichtbar dünnen Klarlackschicht drüber (China-Lampen).
Joachim
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von Joachim »

Das sind zwei plausible Gründe.
Wobei ich in diesem Fall aber dennoch die 10A-Messung als eine Art "Arbeitserleichterung" betrachte. In keinem Fall kann sie das einzige Mittel zum Bestehen der Prüfung darstellen, da normgemäß eben 200mA ausreichen (müssen).

In den von Dir dargestellten Fällen müsste die Kontaktierung dann eben an geeigneten Stellen (z.B. [Bef.-]Schraube mit Zahnscheibe etc.) oder mit mechanischer Vorbehandlung des Gehäuses erfolgen.

Ich zitiere hier gerne einen kurzen Ausschnitt aus Hr. Bödekers Antwort aus dem verlinken EP-Artikel:
Eine Wiederholung der Prüfung ist unnötig und auch unsinnig. Die Eigenschaft des zu prüfenden Geräts – hier der Wert des Widerstands seiner Schutzleiterbahn – ist schließlich unabhängig von der angewandten Messmethode. Wo kämen wir hin, wenn wir bei einem negativen Prüfergebnis solange nach einer weiteren Prüfmethode suchen, bis wir eine gefunden haben, die den Prüfling „gesund beten“ kann.
Wenn sich bei unterschiedlichen Messmethoden unterschiedliche Messwerte an der gleichen Schutzleiterbahn ergeben, liegt das an den unterschiedlichen Messmethoden. Es muss vom Prüfer geklärt werden, welche Ursachen dazu führen.
Beantworten muss der Anfragende natürlich die Frage, warum er die Geräte mit einem Schutzleiterwiderstand von > 0,3 Ω negativ beurteilt hat. Der überhöhte Widerstand hat in diesem Fall eine ganz natürliche Ursache und
• durch Säubern (gegebenenfalls mit einem höheren Strom) oder
• durch die Verwendung entsprechender „spitzer Prüfspitzen“
lässt sich erkennen, dass er keinen Fehler oder Sicherheitsmangel am Gerät signalisiert, sondern einen normalen betriebsmäßigen Momentan-Zustand beschreibt.
Probator
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Re: Geräte Tester überflüssig?

Beitrag von Probator »

Man könnte es auch so ausdrücken:
Mit 200mA messen wir hauptsächlich den Übergangswiderstand Gehäuse<->Mess-Spitze,
mit 10A sind wir näher an dem Punkt, der uns eigentlich interessiert: Gehäuse<->Schutzleiter.

Aber ich denke, da sind wir völlig einer Meinung.
Nach dem "Säubern (gegebenenfalls mit einem höheren Strom)" [Zitat] muss der Wert in Ordnung sein, auch wenn man dann nochmal den Prüfstrom zurück drehen würde auf 200mA.

Es fällt mir aber keinerlei Begründung ein, wie es passieren könnte, dass der Widerstand bei 10A passt, danach bei 200mA wieder schlechter werden könnte.
Bedingung: die Prüfspitze bleibt beim Wechseln kontaktiert und der Prüfer zittert nicht. :)
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