Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Antworten
Benutzeravatar
MrThiemann
Null-Leiter
Beiträge: 46
Registriert: Mittwoch 7. März 2018, 20:00
Kontaktdaten:

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von MrThiemann »

Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 11. März 2018, 14:30
Alois hat geschrieben: Sonntag 11. März 2018, 14:26 ... Damit ist aber die EfKffT außen vor. Und damit ist es m.E. nicht ok solche Lehrgänge durchzuführen. ...
Moin Alois,

einige Schulungsanbieter vergessen schlicht, die Einschränkungen für die Einzelkämpfer-EFKffT zu vermitteln. furios1

Gruß Olaf
Also was das KnowHow angeht, was mir von meinem Dozenten vermittelt wurde, kann ich nur sagen, das ich absolut beeindruckt war!
Ich habe wirklich sehr viel lernen dürfen. Unser Seminar war leider aus den unterschiedlichsten Gewerken gefüllt.... Jetzt liegt es an mir, das brauchbare daraus zusuchen.
Schöne Grüße
Karsten
Probator
Null-Leiter
Beiträge: 729
Registriert: Montag 19. September 2016, 15:15

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von Probator »

Löblich, wenn mal ein Handwerker dieses Thema ernst nimmt.
Nun gilt es, einen ganzbaren Weg zu finden, irgendwo zwischen Realität und Vorgaben und Norm und Gesetz, der einen nicht verzweifeln lässt.

Gar nicht so einfach, du hast zig "Baustellen" auf einmal angerissen und in die Wespennester gestochen, bei denen sich zwischen Theorie und gelebter Praxis die größten Unterschiede aufzeigen. respekt1

Ich versuche mal, ein bisschen zur Verwirrung beizutragen. Im folgenden gehe ich mal davon aus, dass du normaler Arbeitnehmer bei einer Firma bist und nicht selbstständig.

Punkt 1 - Prüfung von Geräten mit Stecker, die nur aufgestellt werden:
Was mir allerdings unmissverständlich vermittelt wurde ist, dass ich jedes Gerät, welches ich quasi auspacke prüfen und vor allem messen muss.
Das ist nicht korrekt. Das Gesetz sagt, dass du Neugeräte prüfen musst. Was genau dieses "prüfen" bedeutet, schreiben die nicht. Es kann bedeuten, dass du deine Geräte aus der Verpackung nimmst und nur eine SICHTPRÜFUNG auf Transportschäden durchführst.
Im Endeffekt müsste das eine Verantwortliche Elektrofachkraft in deinem Unternehmen (oder der Chef höchstpersönlich) entscheiden. Und auch dafür geradestehen. Ist da nichts festgelegt, begeht dein Chef ein Organisationsverschulden.

Punkt 2 - Prüfung von Geräten ohne Stecker:
Es macht wenig Sinn, ein Cerankochfeld vor dem Einbau zu messen. Mangels Stecker geht es ja auch fast nicht.
Das Problem ist kaum, dass es ab Werk gefährlich wäre. Nein, das Hauptproblem besteht sicherlich darin, dass es jemand falsch anschließt. Wir sprechen also von einer Prüfung eines ortsfesten Gerätes nach Einbau nach DiN VDE 0100-600.
Und die darf jemand ohne elektrotechnische Ausbildung eigentlich garnicht machen.

Punkt 3 - Einbau von Steckdosen und deren Prüfung:
Wir sind wieder in der Norm DiN VDE 0100. Auch hier bringt dir dein Kurs und dein bisherigens Messgerät wenig. Ob du überhaupt Steckdosen anbringen (und messen) darfst, ist ein ständiger Streitpunkt. Wenn dein Chef dir klare Anweisung gibt, das zu tun, steht er dafür gerade, wenn es schief geht. Inwieweit du auch mit dran bist, wird ein Gericht klären.
Wie gesagt, ich muss keine Leitungen verlegen. Ich muss NUR die Steckdose anklemmen.
Das ist schonmal gut. Wie stellst du sicher, dass auf diesen Leitungen kein Saft drauf ist, bevor du mit der Arbeit beginnst? Hast du Messgeräte dafür? Was machst du, wenn in einer Altbau-Dose z.B. eine graue und eine rote Leitung ankommen? Es geht ja nicht nur um die Haftung gegenüber dem Kunden, sondern auch darum, dass du keinen Stromschlag bekommst!

Auf jeden Fall muss er dir diese "festgelegte Tätigkeit" beibringen (lassen) und es sollte auch gelegentlich ein Fachmann nachschauen, was ihr da so treibt.

Vom Autor der von dir genannten Bücher gibt es z.B. auch einen schönen Artikel in der DE-Zeitschrift, Ausgabe 21.2016.
"Küchenbauer als EFKffT"

Ich erlaube mir einen Teil des Fazits zu zitieren:
http://www.elektro.net/heftarchiv/de-212016/ hat geschrieben:Werden die geltenden Regelwerke von den
Beteiligten ernst genommen und sachge-
recht umgesetzt, so bestehen keine Beden-
ken gegen den Einsatz von qualifiziert ausge-
bildet und bestellten Elektrofachkräften für
festgelegte Tätigkeiten (EFKffT).
Die persönlichen Erfahrungen des Autors,
der sich seit Einführung der BGG 944 mit
dem Thema der Ausbildung von Elektrofach-
kräften für festgelegte Tätigkeiten beschäftigt
und der als ö.b.u.v.Sachverständiger im
Fachgebiet tätig ist, zeigen, dass nicht jede
Person, die als Fachkraft bezeichnet wird,
auch wirklich eine Fachkraft ist.
Andererseits ist es aber durchaus möglich,
elektrotechnische Laien so weit zu qualifizie-
ren, dass sie bestimmte elektrotechnische
Tätigkeiten verantwortungsbewusst und
fachlich korrekt ausführen können.
Zuletzt geändert von Probator am Montag 12. März 2018, 19:21, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
MrThiemann
Null-Leiter
Beiträge: 46
Registriert: Mittwoch 7. März 2018, 20:00
Kontaktdaten:

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von MrThiemann »

Hallo Probator,

schön, dass Du dich dieser Diskusion angeschlossen hast.

Also Chef bin ich höchstpersönlich. Darum ist mir das ganze Thema hier auch so wichtig.
Bislang war mein Angestellter (ehemals selbständiger Tischler im Bereich der Küchenmontage) die EfKffT, mit jährlicher Schulung.
Da er aber im Dezember komplett ausgefallen war und ich somit nur "halbe" Küchen aufbauen konnte, war es mir sehr wichtig, so schnell wie möglich selbst dieses Seminar zu besuchen. Vorher war ich somit zwar auch derjenige der für alles haften musste, jedoch habe ich mich "blind" auf meinen Mitarbeiter verlassen. Ein wenig entsetzt war ich vor allem, dass all das was ich nun selbst gelernt habe, nie Thema war.
Probator hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 18:56 Das ist schonmal gut. Wie stellst du sicher, dass auf diesen Leitungen kein Saft drauf ist, bevor du mit der Arbeit beginnst? Hast du Messgeräte dafür?
Bisher habe ich das mit dem "Lügenstift" geprüft.
Seit letzter Woche mache ich dies mit einem zweipoligen Spannungsprüfer, weil ich gelernt habe, dass man einem Phasenprüfer niemals vertrauen sollte, diese sogar eine Gefahr für einen selbst sein können.
Probator hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 18:56 Was machst du, wenn in einer Altbau-Dose z.B. eine graue und eine rote Leitung ankommen?
Da konnte ich mir was merken =)
L1 schwarz, L2 rot, L3 blau und der PE (PEN damals) war grau.
Schöne Grüße
Karsten
Benutzeravatar
Lightyear
Beiträge: 3458
Registriert: Sonntag 10. Juni 2007, 16:41

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von Lightyear »

MrThiemann hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 19:19 Da konnte ich mir was merken =)
L1 schwarz, L2 rot, L3 blau und der PE (PEN damals) war grau.
Autsch!
Rot KANN Außenleiterfunktion haben, ebenso aber auch Schutzleiterfunktion!
Probator
Null-Leiter
Beiträge: 729
Registriert: Montag 19. September 2016, 15:15

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von Probator »

Da konnte ich mir was merken =)
L1 schwarz, L2 rot, L3 blau und der PE (PEN damals) war grau.
Und jetzt noch die Spannungsmessung mit dem Lügenstift, dann ist der Arbeitsunfall vorprogrammiert.
Also Chef bin ich höchstpersönlich.
Oje. Also niemand da, um die Verantwortung abzugeben. :D

Das Mindestmaß der Prüfung sollte in meinen Augen so aussehen:

- Messtechnische Prüfung der Geräte mit Stecker darf entfallen, Sichtprüfung reicht. Der Hersteller darf auch in Verantwortung gezogen werden.
- Nach Einbau der Steckdose sollte die Schleifenimpedanz gemessen werden. Ist ein FI verbaut, dann Netzimpedanz plus FI-Auslösung an den Steckdosen, an denen ihr die Finger hattet.
- Der Schutzleiter der Geräte sollte unbedingt gemessen werden, wenn alles eingebaut ist.

Das bisherige Prüfgerät wäre in meinen Augen ggf. verzichtbar, viel wichtiger wäre ein Anlagentester. Man kann viel machen, aber es sollte ja ein guter Kompromiss dabei herauskommen, der wirtschaftlich vertretbar und gleichzeitig sinnvoll ist. Ich sehe auch die Gefahr, dass es bei übertriebenen Forderungen eher dazu kommt, dass einen die betreffenden Leute als völligen Spinner abstempeln und nacher überhaupt nichts mehr geprüft wird.

Wenn du bei Metrel bleiben willst, dürfte ein "MI 3125" reichen. Alternative wäre ein "Gossen ProfiTest Intro".
Zuletzt geändert von Probator am Montag 12. März 2018, 19:34, insgesamt 3-mal geändert.
Benutzeravatar
SPS
Beiträge: 6019
Registriert: Freitag 16. Juli 2004, 20:27
Kontaktdaten:

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von SPS »

Bei den alten Farben immer nachmessen. Es gibt teilweise auch einen roten PE ...
Mit freundlichem Gruß sps
Benutzeravatar
MrThiemann
Null-Leiter
Beiträge: 46
Registriert: Mittwoch 7. März 2018, 20:00
Kontaktdaten:

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von MrThiemann »

Lightyear hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 19:24
MrThiemann hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 19:19 Da konnte ich mir was merken =)
L1 schwarz, L2 rot, L3 blau und der PE (PEN damals) war grau.
Autsch!
Rot KANN Außenleiterfunktion haben, ebenso aber auch Schutzleiterfunktion!
siehste...dann sollte ich meine Notiz nochmal editieren.
Auf jedenfall hatten wir ein Beispiel wo 5 schwarze Adern verarbeitet wurden. Wenn wir sowas vorfinden - finger weg!
Schöne Grüße
Karsten
Benutzeravatar
MrThiemann
Null-Leiter
Beiträge: 46
Registriert: Mittwoch 7. März 2018, 20:00
Kontaktdaten:

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von MrThiemann »

SPS hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 19:26 Bei den alten Farben immer nachmessen. Es gibt teilweise auch einen roten PE ...
Uns wurde zum Beispiel gesagt, dass man PE von N nicht unterscheiden kann, weil sie irgendwo PEN sind.
Also wenn ich PE von N nicht deutlich voneinander unterscheiden kann, lasse ich auch hier die Finger von.
Schöne Grüße
Karsten
Benutzeravatar
MrThiemann
Null-Leiter
Beiträge: 46
Registriert: Mittwoch 7. März 2018, 20:00
Kontaktdaten:

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von MrThiemann »

Probator hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 19:25 Das bisherige Prüfgerät wäre in meinen Augen ggf. verzichtbar, viel wichtiger wäre ein Anlagentester.
Oh, genau das Gegenteil wurde mir mit auf den Weg gegeben.

Probator hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 19:25 ..., dass einen die betreffenden Leute als völligen Spinner abstempeln und nacher überhaupt nichts mehr geprüft wird.
Ich bin auf dem besten Weg.

Leider bin ich zur Zeit der einzige von meinen Kollegen (also all diejenigen die ich kenne) in der Branche, der allein schon solche Fragen stellt.
..dann habe ich auch noch so ein Messgerät....
Für alle ist das völlig übertrieben, selbst für die Küchenstudios, wo ich tätig bin. Die existieren seit vielen Jahren und haben angeblich noch nie etwas davon gehört.
Aber gut, hier geht es für mich ein bisschen mehr, als um das Thema Sicherheit, darum kann ich mich schön auf den Meinungen anderer ausruhen ;)
Schöne Grüße
Karsten
Probator
Null-Leiter
Beiträge: 729
Registriert: Montag 19. September 2016, 15:15

Re: Prüfablauf (DIN VDE 0701/0702) Autarkes-Ceranfeld

Beitrag von Probator »

MrThiemann hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 19:36
Probator hat geschrieben: Montag 12. März 2018, 19:25 Das bisherige Prüfgerät wäre in meinen Augen ggf. verzichtbar, viel wichtiger wäre ein Anlagentester.
Oh, genau das Gegenteil wurde mir mit auf den Weg gegeben.
Du hast bei deiner Arbeit in verschiedensten Normen die Finger drin. Und wenn man dem Dozenten vorher nicht ganz genau sagt, was der eigene Anwendungsfall ist, dann geht der erst mal davon aus, dass man was über Geräteprüfung wissen will, nicht Anlagenprüfung.

Ganz böse ist es, wenn selbst der Dozent nur von dem einen Thema Ahnung hat. Dann käme der selbst mit Hinweis auf die Installationstätigkeit nicht drauf, da mal genauer nachzuhaken.
Vielleicht hat er auch gar nicht die Zeit dazu, sich mit den Anliegen jedes einzelnen auseinanderzusetzen. Bei den vielen Leuten, die da oft in einem Seminar sitzen, ist das auch gar nicht machbar. Will man richtig was lernen, ist bei 8-10 Mann pro Kurs einfach Schluss. Je weniger, desto eher hat man die Chance, seine eigenen Fragen loszuwerden.
Für alle ist das völlig übertrieben, selbst für die Küchenstudios, wo ich tätig bin. Die existieren seit vielen Jahren und haben angeblich noch nie etwas davon gehört.
Die Sprüche „Es ist bisher noch immer gut gegangen.“ sowie „Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, fort damit.“ sind Teil des sog. "Rheinischen Grundgesetzes". Das hat aber leider vor einem echten Gericht wenig Bestand. Also den Kollegen kräftig die Daumen drücken, dass weiterhin nix passiert. dd1
Antworten