Differenz- bzw. Schutzleiterstrom

Sternschütz
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Differenz- bzw. Schutzleiterstrom

Beitrag von Sternschütz »

Hallo,

bei der Prüfung einer ortsveränderlichen Pumpe mit Drehstrommotor (ca. 10m Anschlussleitung - Motorschutzschalter - Käfigläufermotor in Sternschaltung) zeigte die Differenzstrommessung und als Gegenkontrolle die Schutzleiterstrommessung einen Wert von 5,5mA mit der Leckstromzange. Damit überschreitet der Prüfling die 3,5mA Grenze. Isomessung zeigt >550Mohm. Schutzleiterwiderstand 0,21Ohm.

Frage: Woher kommt dieser recht hohe Ableitstrom?
dank1
Funker
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Beitrag von Funker »

Da es sich wie beschrieben, um eine Pumpe handelt,
wäre die erste Frage wie wurde getestet,

- eingebaut in der Anlage, Pumpe im Wasser oder Flüssigkeit ?

- Differenzstrommessung dann im Schaltkasten, wo die Kabel zugänglich
sind ?

- Messung auf dem Prüftisch der Werkstatt ?

- wie waren die Werte bei der vorherigen Prüfung ?

- hat die Pumpe noch irgendwelche Entstörkondensatoren, die defekt sein
können ?

Da wird man die Pumpe wohl außer Betrieb nehmen und näher untersuchen müssen.
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin,

Wichtigste frage für mich wäre erstmal wieviel Leistung die Pumpe hat. Bei Motoren kann man locker 1 mA je kW annehmen.
Der Strom kann ruhig bunt sein-ohne Kabel nützt das nix.
Bild: NAKBA 3x95/50sm 0,6/1kV VDE U 0250:1936
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Funker
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Beitrag von Funker »

kabelmafia hat geschrieben:Moin,

Wichtigste frage für mich wäre erstmal wieviel Leistung die Pumpe hat. Bei Motoren kann man locker 1 mA je kW annehmen.
Da von transportabel und daher offensichtlich Stecker gesprochen wurde,
ging ich von etwas kleinerem aus.
Sternschütz
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Beitrag von Sternschütz »

Hallo,

vielen Dank für die Antworten.

Also, die Motorleistung beträgt 2,2kW. Der Motor ist über eine Kupplung mit der Pumpe verbunden und hat keinen Kontakt zum Medium. Es sind keine Bauteile wie FU usw. vorhanden. Die Pumpe soll ortsveränderlich (Leitung mit CEE-Stecker) genutzt werden. Geprüft wurde in der Werkstatt mit isolierter Aufstellung des Prüflings. Es handelt sich um eine Neugerät, Motor aus China.

Woher kommt der doch recht hohe Ableitstrom?

Da die Pumpe nun den Grenzwert aus VDE0701-0702 von 3,5mA überschreitet stellt sich die Frage wie damit umzugehen ist.
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Oberwelle
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Beitrag von Oberwelle »

Moin..
Sternschütz hat geschrieben: 5,5mA mit der Leckstromzange...
Isomessung zeigt >550Mohm...
Frage: Woher kommt dieser recht hohe Ableitstrom?
.
Die Isomessung wird vermutlich mit 500V DC gemacht worden sein, die Ableitstrommessung mit Netzspannung 230V AC.

Also wird der Ableitstrom wird stark Kapazitiv sein.
Sind Kondensatoren verbaut ?


OW
.
Ich kann über die Richtigkeit / Vollständigkeit meiner Angaben keine Gewähr übernehmen. Immer alle Vorschriften beachten !
Sternschütz
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Beitrag von Sternschütz »

Moin,

nein, Kondensatoren sind nicht vorhanden.

Der Aufbau ist CEE-Stecker - Leitung ca.10m - Motorschutzschalter (ohne Elektronik) - Drehstrommotor in Sternschaltung (ohne FU oder andere Elektronik). Der Motor ist Fabrikneu. Datenblätter sind aufgrund der Herkunft China kaum beschaffbar. Gemessen wurde mit einer Leckstomzange (TRMS).
Funker
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Beitrag von Funker »

Sternschütz hat geschrieben:Hallo,

vielen Dank für die Antworten.

Also, die Motorleistung beträgt 2,2kW. Der Motor ist über eine Kupplung mit der Pumpe verbunden und hat keinen Kontakt zum Medium. Es sind keine Bauteile wie FU usw. vorhanden. Die Pumpe soll ortsveränderlich (Leitung mit CEE-Stecker) genutzt werden. Geprüft wurde in der Werkstatt mit isolierter Aufstellung des Prüflings. Es handelt sich um eine Neugerät, Motor aus China.

Woher kommt der doch recht hohe Ableitstrom?

Da die Pumpe nun den Grenzwert aus VDE0701-0702 von 3,5mA überschreitet stellt sich die Frage wie damit umzugehen ist.
Wie KM schon geschrieben hat wäre der Grenzwert eigentlich 1 mA / kW
für den Schutzleiterstrom, VDE 0100-510 und VDE 0701-0702 :2008 - 06
5.5. .

Der Grenzwert kennzeichnet ja bereits einen unzulässigen Zustand. Im Neuzustand muß man eigentlich einen Wert erwarten der weit darunter liegt,
das wären für mich mindestens unter 50 %.

Daher zurück zum Verkäufer mit ausführlichem Meßprotokoll und verweis darauf, daß hier eine unberechtigter Import vorliegt und gegebenenfalls vorhandene CE - Kennzeichnung unberechtigt vorhanden ist.

Gegebenenfalls anderes beliebiges dreiphasiges Gerät gleicher Leistung mitnehmen und dem Verkäufer vorführen. 2 kW lassen sich ja noch in die Aktentasche packen.

Unabhängig davon Eintrag im Internet in die RAPEX Liste, um einen allgemeinen Rückruf auszulösen.

https://www.produktwarnung.eu/produktrueckruf-melden


Kostenfrei für Unternehmen:
Bitte schicken sie uns den zu veröffentlichenden Text an produktrueckruf@produktwarnung.eu
Inhaltlich sind folgende Angaben wichtig:
Betroffener Artikel, Hersteller, evtl. betroffene Chargen oder Lotnummer, Grund der Warnung, Verkaufs bzw. Handelswege sowie nach Möglichkeit eine Produktabbildung (Bildrechte beifügen)

Gern unterstützen wir bei der Formulierung und Umsetzung eines Produktrückrufes (Telefon: 07323-503627)

Eine Veröffentlichung ist im Sinne aller Verbraucher und daher grundsätzlich für Unternehmen kostenfrei!
breadley-dr
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Beitrag von breadley-dr »

Sternschütz hat geschrieben: Woher kommt der doch recht hohe Ableitstrom?
Der Strom wird mit Sicherheit durch kapazitive Effekte erzeugt.
Sternschütz hat geschrieben:Da die Pumpe nun den Grenzwert aus VDE0701-0702 von 3,5mA überschreitet stellt sich die Frage wie damit umzugehen ist.
Es kann durchaus sein, das er i.O. ist. Vermutlich hast du, genauso wie ich ;-) , nicht die Herstellernorm zur Hand. Diese lässt vermutlich bedeutend höhere Werte zu. Die 3.5 mA sind ja ein rein nationaler Wert. Er ist auch einer der Gründe warum die Internationalisierung gescheitert ist.

So lange der Wert unter 10 mA ist (kleinste RCD's) ist doch alles gut, dokumentieren und dann einsetzen. Was soll denn passieren? Woher sollte wer Gefährdet werden?

bis denne
Funker
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Beitrag von Funker »

[quote="breadley-dr"]Der Strom wird mit Sicherheit durch kapazitive Effekte erzeugt.



Es kann durchaus sein, das er i.O. ist. Vermutlich hast du, genauso wie ich ]

Den Aussagen zum nationalen Wert kann man sicher so nicht folgen, auch wenn die VDE 0701-0702 eine nationale Norm ist.
Bindend sowohl für Anlagen als auch für Geräte ist die VDE 0140 - 1
DIN EN 61140 : 2016 - 11 ICS 13.260; 91.140.50
als Vorgabe für die, die Normen schreiben.

7.6.3.3 Grenzen von Wechselstromanteilen der Schutzleiterströme von elektrischen Verbrauchsmitteln
Die Grenzwerte für Schutzleiterströme unter normalen Betriebsbedingungen, wie in Tabelle 4 angegeben, sind für Niederspannungs-Verbrauchsmittel anwendbar, die mit Bemessungsfrequenzen bis 1 kHz betrieben werden.
Tabelle 4 – Maximaler Schutzleiterstrom für Frequenzen bis 1 kHz
Bemessungsstrom des elektrischen Verbrauchsmittels AC
Maximaler Schutzleiterstrom für Frequenzen bis 1 kHz
0 < I ≤ 2 A 1 mA
2 A < I ≤ 20 A 0,5 mA/A
I > 20 A 10 mA

IEC 61140:2001 + A1:2004, modifiziert VDE 0140-1 : 2007 - 03 nach 7.5.2.2 stehen die Werte in Anhang B nur mit 4 A anstelle jetzt 2 A und
10 A anstelle jetzt 20 A.

Es ist richtig, daß man mittels Gefährdungsbeurteilung vielleicht zu einem
anderen Grenzwert kommt, da das entscheidenden sicher die Berührungsspannung am Betriebsmittel ist, die diesen Strom antreibt.
Bei Normmensch mit 1000 Ohm und zugelassener Ub von 50 V käme man auf absolut 50 mA als zulässige Grenze und unter Berücksichtigung, daß der Schutzleiter im Meßstromkreis sicher weniger als 1 Ohm beträgt wären dann unter den Bedingungen auch 50 A Schutzleiterstrom nur bedenklich hinsichtlich der stromtragfähigkeit des Leiters.

Da letztendlich die Anlage auch noch betrieben werden soll und man vernünftige Einschätzungen zur Sicherheit der Gesamtanlage abgeben soll, ist es schon vernünftig, daß Grenzwerte so festgelegt sind, daß das auch noch funktioniert.

Insofern ist die Überschreitung ein Verstoß gegen die gültigen Normen, als
zurück zum Hersteller und Anzeige bei Rapex.
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