Prüfung von Schaltnetzteilen

Challenger
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Prüfung von Schaltnetzteilen

Beitrag von Challenger »

Ich bin gerade dabei in unserem Betrieb die Prüfung ortsveränderlicher Betriebsmittel zu etablieren. Das wurde bei uns bisher nur sehr stiefmütterlich behandelt.
Jetzt hab ich schon so einiges geprüft, viel gelesen und ein Seminar besucht doch diese Schaltnetzteile geben mir Rätsel auf.
Anschluß des Netzteils erfolgt über ein Kaltgerätekabel. Ich stelle fest, dass der Schutzleiter nur zur Funktion des Netzteils beiträgt, aber keine Schutzfunktion hat.
Ich messe (secutest SII N+) neben Riso, der Sec. Spannung auch den Differenzstrom. Soweit so gut. Jetzt messe ich noch direkt den Berührungsstrom und da hab ich dann das Phänomen, dass der innere Pol des Steckers immer Werte über 0,5mA bringt. Ist das bauartbedingt so? Wer kann mir das erklären? Wie verbleibe ich mit dem Gerät? Ist das als Fehler anzusehen oder ist die direkte Berührungsstrommessung ungeeignet und wenn ja warum.
Ich habe hier und auf anderen Seiten schon ähnliche Fragen gesehen, nur die Antworten haben mir nicht geholfen.

Gruß Andreas
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50Hertz
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Schutzleiterströme

Beitrag von 50Hertz »

Challenger hat geschrieben:... Prüfung ortsveränderlicher Betriebsmittel ..... diese Schaltnetzteile geben mir Rätsel auf.
Anschluß des Netzteils erfolgt über ein Kaltgerätekabel. Ich stelle fest, dass der Schutzleiter nur zur Funktion des Netzteils beiträgt, aber keine Schutzfunktion hat.
Das hab ich nun nicht ganz verstanden. Soll das heißen, dass der Schutzleiter bei geschlossenem Gehäuse nicht mehr am Netzgerät zu kontaktieren ist?
Heißt das, dass du das Schutzpotential auf der Sekundärseite vermisst?
Hier wird doch vermutlich eine erdfreie Spannung erzeugt. Schutzklasse III.


Challenger hat geschrieben:... Jetzt messe ich noch direkt den Berührungsstrom und da hab ich dann das Phänomen, dass der innere Pol des Steckers immer Werte über 0,5mA bringt. Ist das bauartbedingt so?
Oftmaliges Schalten erzeugt immer Schaltimpulse und wahrscheinlich Funkstörungen. Ohne Schaltnetzteile aus der Praxis zu kennen, vermute ich eine großzügige Auslegung der (Eingangs-) Entstörung. Dies führt wie bei FUs zu einem großen Schutzleiterstrom. Das sind im eigentlichen Sinne keine Fehlerströme. Es sind filterbedingte Ableitströme. Bei fest verbauten Geräten gibt es mittlerweile Messeinrichtungen, die diese Ströme von Fehlerströmen unterscheiden. Leider ist so etwas nicht ganz billig zu erstehen.
In Deinem Fall musst Du wohl mit den erhöhten Schutzleiterströmen leben. Die Betriebsanleitung oder der Firmensupport sollte dazu Aussagen treffen.

im Übrigen scheint mir 0,5 mA kein besonders hoher Wert zu sein.
Erfahrungen aus PC-Konferenzen: 20 Arbeitsplätzen sind die Grenze, die ein einziger FI-Schalter toleriert, bzw. nicht mehr toleriert.

Grüße
50Hertz
DBY656
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Beitrag von DBY656 »

Challenger hat geschrieben:...in unserem Betrieb...Schaltnetzteile...Berührungsstrom...über 0,5mA...
Hallo Andreas,
wie stark ist das Versorgungsnetz mit Oberwellen verseucht? Diese Netzteile haben oftmals aus EMV-Gründen eine kapazitive Kopplung (Y-Kondensatoren) eingebaut und deshalb verursachen Oberwellen einen erhöhten Berührungsstrom. Dazu steht auch etwas in der neuen BGI5090 drin, evtl. kann mit einer darin beschriebenen frequenzabhängigen Mess-Schaltung ein wesentlich geringerer Strom gemessen werden.

Gruß Markus
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin,

was ist Zweck der Berührstrommessung?
Das Feststellen, ob ein berührbares Teil eine gefährliche Spannung besitzt und dadurch ein Körperdurchströmung auftreten kann.

Das setzt vorraus, das alle Teile, die ich abtaste bei der Messung auch berührbar (also mit dem Norm-Finger) sind. Ist der innere Pol nicht wirklich. Aber man weiß ja nie was mit dem angeschlossenen Gerät ist. ok.

Welche Spannung wird denn auf der Sekundärseite des Netzteils ausgegeben? Bestimmt weniger als 24 V. ->keine gefährliche Körperdurchströmung möglich.

Die Sekundärspannung ist oft über eine Impedanz an die Netzspannung (besser gesagt an den PE) gekoppelt. Somit liegt u.U. eine einseitig geerdete Kleinspannung an. Die Sonde ist mit 1-2 kOhm gegen Erde gefahren. Nun fließt ein Strom nach dem ohmschen Gesetz. Genau der, den du gemessen hast...
Der Strom kann ruhig bunt sein-ohne Kabel nützt das nix.
Bild: NAKBA 3x95/50sm 0,6/1kV VDE U 0250:1936
Dieser Beitrag wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und basiert auf fundierten Kenntnissen der elektrotechn. Regelwerke. Er ist eine pers. Interpretation des Autors. Etwaige rechtliche Empfehlungen und Hinweise sind unverbindlich, eine Rechtsberatung findet nicht statt.
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin,

@ DBY656 und 50 Hertz,

Berührstrom! Nicht Schutzleiterstrom...
Der Strom kann ruhig bunt sein-ohne Kabel nützt das nix.
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50Hertz
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Berührungsstrom

Beitrag von 50Hertz »

Danke Kabelmafia!

Tatsächlich hab ichs fast überlesen. Allerdings wird doch der Strom für den Steckerkontakt angegeben. Bin nun leicht irritiert.

Übrigens: ich würde es begrüßen, wenn die Kollegen von 230 V, 16 A, und 50 Hz schreiben würden. Mein Name hier ist allerdings ein Begriff: 50Hertz.
Bei Namen gibt es immer keine Rechtschreibregel.

Natürlich kenne ich die Anreden KM, OW oder 50 Hz. nimms also einfach als nebensächlichen Hinweis.

Einen super Abend
50Hertz
Challenger
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Beitrag von Challenger »

Also das Netzteil ist komplett isoliert, nur der Stecker hat berührbare Teile. Der Schutzleiter ist nicht messbar. Das ich den Schutzleiterwiderstand hier nicht messen kann, kann ich begründen und vertreten. Wird von mir auch so dokumentiert.

Betriebsanleitung oder Support dürfte schwierig werden, mein Mandarin ist nicht so gut...:)

Wie sehr das Netz hier mit Oberwellen belastet ist kann ich im Moment nicht sagen.

Die einseitige Erdung der Sekundärspannung ist eine Erklärung. Dann verzichte ich auf die direkte Berührungsstrommessung und begründe das mit dem Aufbau des Gerätes. Denn die gemessenen 1,02 mA sind als normal anzusehen und bei einer Ausgangsspannung von 12 V nicht kritisch.

Ein guter Tag, wieder was gelernt. Wieder etwas Sicherheit gewonnen.dank1
breadley-dr
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Beitrag von breadley-dr »

Challenger hat geschrieben:Der Schutzleiter ist nicht messbar. Das ich den Schutzleiterwiderstand hier nicht messen kann, kann ich begründen und vertreten. Wird von mir auch so dokumentiert.
Du machst es dir aber einfach. Wenn du nicht verhindern kannst, das die Netzleitung irgendwo anders eingesetzt wird, wo dann der Schutzleiter ggf. für die Schutzmaßnahme benötigt wird, solltest du den Schutzleiterwiderstand der Netzleitung messen.
Challenger hat geschrieben:Denn die gemessenen 1,02 mA sind als normal anzusehen und bei einer Ausgangsspannung von 12 V nicht kritisch.
Eine sehr sportliche Aussage. Dieser Strom, über einen 2 kOhm Widerstand ist nicht unerheblich, nicht ungefährlich aber sehr ungewöhnlich. Ich vermute eher einen Meßfehler, das Prüfgerät z.B. den Schutzleiterstrom aufsummiert.

bis denne
M@rkus
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Beitrag von M@rkus »

Hallo zusammen,

Ich vermute bei dem Netzteil handelt es sich um ein Laptop-Netzteil. Hier wird teilweise der Minus des Ausgangs mit dem PE verbunden. Dort sind dann logischer weise teilweise noch höhere Berührungsströme zu messen.

Die Diskussion die Zuleitung dieser Netzteile seperat zu messen kenne ich auch. Meist passen die aber nur an andere Netzteile. Daher sehe ich dort keine Gefahr und würde an der Stelle die Zuleitung nicht seperat prüfen.

Ist allerdings wirklich der Minus geerdet, messe ich an dem den Schutzleiterwiderstand.
Alle von mir gemachten Angaben sind Ratschläge. Soll heissen ich habe geraten und es gibt schläge falls jemand diese als rechstverbindlich ansieht. inocc1
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50Hertz
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Berührungsströme

Beitrag von 50Hertz »

Hallo!

Gemessener Strom: 1,02 mA
breadley-dr hat geschrieben:Eine sehr sportliche Aussage. Dieser Strom, über einen 2 kOhm Widerstand ist nicht unerheblich, nicht ungefährlich aber sehr ungewöhnlich. Ich vermute eher einen Meßfehler, das Prüfgerät z.B. den Schutzleiterstrom aufsummiert.
1,02 mA über 2 kOhm ergeben doch einen Spannungsfall von 2,04 V?
Das ist doch an der Wahrnehmungsgrenze?

Grüße
50Hertz
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