Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

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Elektroprüfer
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Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von Elektroprüfer »

Bei modernen Waschmaschinen, Trockner, Geschirrspüler, etc. kann man ohne die Anwendung der internen Prüfprogramme in den Geräten eigentlich nur eine eingeschränkte Prüfung durchführen. Die dann natürlich auch als solche zu dokumentieren wäre.
z.B.:
- Sichtprüfung
- Schutzleiterwiderstandmessung
- Isolationswiderstand (entfällt wegen elektronischer Bauteile und elektrisch zu betätigenden Schaltelementen)
- Schutzleiterstrommessung- /Berührungsstrommessung nach dem Differenzstrommessverfahren
Hat eigentlich nur eine ungenaue Aussage da ja Motor, Heizung, Pumpe etc. nicht eingeschaltet werden und nur eine Standby bzw. Ruhestrom-
aufnahme gemessen wird.
- Funktionsprüfung nicht möglich, weil das durchlaufen eines kompletten Waschprogrammes zu lange dauern würde.

Bei einem solchen Prüfprogramm dagegen wie z.B. an einer Siemens/Bosch IQ500/Serie: www.youtube.com/watch?v=Hg8PUSqR5DA
kann man Motor, Heizung, Pumpe, Magnetventile, etc. einschalten ohne ein komplettes Durchlaufen des Waschprogrammes. Was dann auch eine
realistischere Bewertung bezüglich Schutzleiterstrommessung- /Berührungsstrommessung, Funktionsprüfung möglich macht.

Beim Prüfen z.B.: in Sozialen Einrichtungen findet man da die Marken aller namhaften Hersteller mitunter auch diverser Noname-Marken vor.

Problem: Man kommt schwer bis gar nicht an die Information der Hersteller wie man in dieses Prüfprogramm kommt, obwohl das nur eine bestimmte Schalter-/Tasterkombination ist. Diese Information eigentlich nur die Werkskundendienste der Hersteller haben.

Gehört eigentlich in die Bedienungsanleitung der Geräte, und müßte auch gleich bei der Erstprüfung vor Inbetriebnahme erfasst werden.

Gruss
DBY656
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von DBY656 »

Hallo zusammen,

die Isolationsprüfung kann sehr wohl durchgeführt werden, evtl sogar beide aktiven Leiter einzeln gegen Schutzleiter. Ist nur eine Ader geschaltet kommt die Prüfspannung bei der ungeschalteten Ader bis zu den Komponenten durch. Gleiches gilt für eine Ersatzableitstrommessung, beide Adern getrennt gegen Erde kann aufschlussreiche Werte liefern. Z.B. die Symetrie eines verbauten Netzfilters.

Das Ersetzen der Ableitstrommessung durch die Kombination aus Iso- und Ersatzableitstrommessung ist hier nicht möglich.

Gruß Markus
Elektroprüfer
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von Elektroprüfer »

Klar kann die Isolationswiderstandmessung durchgeführt werden.
Ich meinte damit, das man bei Geräten mit sensiblen elektronischen Bauelementen die durch eine Prüfspannung von DC 500V schaden nehmen könnten, auf die Isolationsmessung verzichtet werden kann und stattdessen einen Schutzleiterstrommessung nach dem Differenzstromverfahren (mit Umpolung) als Ersatz für eine nicht durchgeführte Isolationswiderstandsmessung durchgeführt werden kann.

Eine Reduzierung der Prüfspannung auf DC 250V ist nur bei Geräten mit Überspannungsableiter erlaubt und eine Ableitstrommessung nach der Alternativen Methode (vormals Ersatzableitstrommessung) ist hier auch nicht möglich.

Diese modernen Waschmaschinen sind ja Geräte mit sensibler Elektronik.

Es sollte auch bei der Vergabe eines Prüfauftrags vereinbart werden ob bei Geräten mit sensibler Elektronik auf eine Durchführung der Isolationswiderstandsmessung verzichtet wird.

So habe ich es noch von meiner Ausbildung (Lehrgang) zur Befähigten Person seiner Zeit noch in Erinnerung.

Gruß
DBY656
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von DBY656 »

Geräte für den Haushalt müssen Spannungsspitzen von 1000V abkönnen, und das auch zwischen den aktiven Leitern. Die 500V gegen den PE dürfen kein Problem darstellen. Die Beschränkung auf 250V dient ausschließlich zur Prüung bei Geräten mit Überspannungsableiter, diese würden den Isolationswiderstand nämlich unter den Grenzwert ziehen.
Geräten für den industriellen Einsatz müssen Spannungsspitzen von 2000V abkönnen.

Wenn Geräte nach er VDE 0702 - Prüfung nicht mehr funktionieren, sind ausschließlich dauerbetriebene Taktnetzteile mit vielen Betriebsstunden die Ursache. Deren Kondensatoren sind "verbraucht" und das Taktnetzteil startet nicht mehr.

Gruß Markus
Elektroprüfer
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von Elektroprüfer »

Fachbuch: Prüfung ortsfester und ortsveränderlicher Geräte, Ausgabe 10 v. 2022 (Bödecker/Lochthofen), Huss Verlag

Seite 138, Frage 6.14
Was ist zu beachten, wenn das zu prüfende Gerät elektronische Baugruppen enthält?

Elektronische Baugruppen und ebenso einzelne elektronische Bauelemente müssen vom Hersteller so ausgewählt worden sein, dass sie den Beanspruchungen, z.B.: den betriebsmäßigen Überspannungen und den Prüfspannungen, standhalten. Erfahrungsgemäß kommt es aber mitunter zu Beschädigungen bei der Isolationswiderstandsmessung mit einer Messspannung von DC 500V. Die Ursache dieses Fehlers der meist zum Ausfall des Prüflings führt, ist z. B. eine stark verschmutzte Kriechstrecke, ein Isolationsfehler in der Elektronik oder ein anderer Mangel, der dann nur selten ermittelt werden kann. Die Spannungsfestigkeit der Elektronik sinkt auch mit zunehmenden Alter deutlich. So kann z.B. ein Netzteil nach 25 Jahren Dauerbetrieb schon einfach an einer Unterbrechung der Spannungsversorgung und der Stromspitze beim wieder einschalten "sterben". Somit scheint es dann mitunter, dass "das Prüfen", die Ursache gesetzt hätte und "der Prüfer" schuld sei an den betrieblichen Störungen. Um dies zu vermeiden, sollte in derartigen Fällen eine der folgenden dem Prüfer nach [1.2] und [2.26] gegebenen Möglichkeiten genutzt werden:
- Verzicht auf die Isolationswiderstandsmessungen, Anwendung des Besichtigens und - soweit möglich - der Schutzleiterstrom- und/oder Berührungsstrommessung mit Netzspannung als alleiniger Nachweis des Isoliervermögens oder
- Anwendung einer verminderten Messspannung z.B. DC 250V.
Die Messung kann nach VDE 0701 (EN 50678) und VDE 0702 (EN 50699) ausgelassen werden, wenn die Gefahr besteht, dass der Prüfling beschädigt werden kann. Dies könnten z.B. Geräte der Informationstechnik und Netzteile ganz allgemein sein.
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Wenn in der Arbeitsanweisung nicht die Vorgabe lautet Isolationswiderstandsmessung durchführen oder darauf verzichten, dann nutzt man eben die gegebenen Möglichkeiten im eigenem Interesse schon um sich nicht einem Tatvorwurf der Sachbeschädigung auszusetzen.
Hatte schon in einem Seniorenheim den Flachbildfernseher einer Bewohnerin geprüft, und der Verwande der Bewohnerin hatte sich fürchterlich über die angebrachte Prüfplakette (an der Rückseite des Gerätes) empört, und die Prüfplakette sogar wieder mühsam entfernt.

Gruss
MOMA2
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von MOMA2 »

Gibt die Dokumentationen des Herstellers keine Anhaltspunkte auf eine mögliche Durchführung und die Höhe einer Messspannung
bei der Isolationswiderstandsmessung, berücksichtigt die Norm VDE 0702 zu dieser Frage die mögliche Nichtdurchführung
der Isolationswiderstandsmessung bei Geräten der Informationstechnik (EDV) sowie Geräten mit SELV/PELV.
Die Reduzierung der Prüfspannung bei Geräten mit eingebauten Überspannungsschutzgeräten
wird ebenfalls in der Norm VDE 0702: 2021-06, Abs. 5.4 aufgeführt.
Dieses ist aber, wie bei allen Abweichungen vom normativen Prüfablauf,
unbedingt begründet zu dokumentieren.
Probator
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von Probator »

Ich prüfe alle Geräte ausnahmslos mit 500V (genauer gesagt macht mein Messgerät rund 540V).
Damit habe ich keinerlei Probleme.
Dieses "mach bloß keine Iso, dabei gehen die Geräte kaputt" ist ein völliger Unsinn, der von Prüfer zu Prüfer weitererzählt wird.
Auch das Absenken der Prüfspannung auf 250V ist vollkommener Quatsch, "sieht" ein Gerät im Normalbetrieb an 230V doch die ganze Zeit 325V Peak.
Anders gesagt: hält ein Gerät keine 325V aus, würde es das Anstecken an eine Steckdose nicht überleben!

Zu den Ableitstrommessungen
1. Die Messung des Berührstroms ist an üblichen "weiße Ware" Geräten sinnlos, da diese quasi immer geerdet sind. Fehler äußern sich daher als Schutzleiterstrom.
2. Die Messung des Schutzleiterstroms darf nur dann im Verfahren "Ersatzableitstrom" passieren, wenn der Prüfer sicher weiß, dass im Inneren des Gerätes keine allpoligen "netzspannungsabhängigen Schalteinrichtungen" (Relais, Schütze, elektronische Schalter aller Art, ...) vorhanden sind. Bei Waschmaschinen ist die Heizung fast immer das Problem. Wird der Neutralleiter ungeschaltet durchgeschliffen, funktioniert die ISO-Messung und der Ersatzableitstrom. Wird allpolig geschaltet, darf keinesfalls mit Ersatzableitstrom gemessen werden und auch die ISO kann dann den Fehler nicht erkennen. Hier muss dann aktiv gemessen werden ("Differenzstromverfahren"). Hier ist das Problem, dass es kaum wirtschaftlich zumutbar ist, dass ein Prüfer 2 Stunden für die Prüfung braucht.

Damit man beurteilen kann, ob allpolige Schalter im Gerät verbaut sind (und man somit das "Ersatzableitstromverfahren" überhaupt noch sinnvoll anwenden kann, muss man quasi Waschmaschinenmonteur sein oder bräuchte einen Schaltplan.
Das "Differenzstromverfahren" ist im Zweifel immer richtig, nur kennt man auch nicht für alle Waschmaschinen-Modelle den Service-Code, um alles kurz laufen zu lassen. Ein in der Praxis kaum lösbares Problem.

Dazu meine Meinung:
Wenn der Schutzleiter an der Maschine nachgewiesen ist und die Maschine an einer normgerecht errichteten Elektroinstallation mit RCD hängt, dann sorgt die Summe der Norm-Prüfungen (Schutzleiter am Gerät sowie Schutzleiter im Gebäude plus geprüfter RCD) zu einem ausreichenden Sicherheitsnivau betreffend Personenschutz und Brandschutz.

Anders ausgedrückt: Solange die Erdung passt, überwacht mir der RCD ganztägig den Schutzleiterstrom und schaltet im Fehlerfall ab.
Hauptschütz
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von Hauptschütz »

Probator hat geschrieben: Dienstag 10. Juni 2025, 15:41 …muss man quasi Waschmaschinenmonteur sein oder bräuchte einen Schaltplan.
Das "Differenzstromverfahren" ist im Zweifel immer richtig, nur kennt man auch nicht für alle Waschmaschinen-Modelle den Service-Code, um alles kurz laufen zu lassen. Ein in der Praxis kaum lösbares Problem.
Ich habe es früher immer so gehandhabt.
Für die Maschinen, die wir im Service betreut haben, hatten wir alle Service-Unterlagen. Somit kann man auch sicherstellen, dass man zur Prüfung befähigt ist.
Für den ganzen anderen „weißen“ Schrott haben wir die Finger gelassen.
Olaf S-H
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von Olaf S-H »

Hauptschütz hat geschrieben: Dienstag 10. Juni 2025, 21:32 ... Für die Maschinen, die wir im Service betreut haben, hatten wir alle Service-Unterlagen. Somit kann man auch sicherstellen, dass man zur Prüfung befähigt ist. ...
Moin Hauptschütz,

dies ist sehr löblich. Meine Erfahrung zeigt leider, dass in diesen Bereichen meistens sehr oberflächlich geprüft wird.

In Deutschland wird jeder Scheiß genormt. Eine genormte "Prüfmodustaste" fehlt leider - dies wäre wirklich sinnvoll.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
MOMA2
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Re: Wiederkehrende Prüfung moderner Waschmaschinen mit Elektronischer Steuerung

Beitrag von MOMA2 »

Anmerkung:
Beschädigung von Bauelementen durch die Prüfspannung
Da alle Gebrauchsgeräte der Nennspannung 230 V so ausgelegt sind, dass sie Überspannungen bis 1,5 kV
(Schutzpegel der Ableiter Anforderungsklasse D) ohne Schaden standhalten, könnte man annehmen,
dass sie bei der Isolationswiderstandsmessung ohne Bedenken der Prüfspannung 500 V (750 V) widerstehen.
Es können sich aber bei der Prüfung Bedingungen ergeben, die erheblich vom normalen Betriebszustand abweichen
und zur Beschädigung von Bauelementen durch die Prüfspannung (überhöhte Spannung an Bauelement, Spannungsspitzen) führen.
Auch durch Defekte, Verschmutzungen usw. im Prüfling kann es zu undefinierten Zuständen
und somit zu unzulässigen Spannungsbeanspruchungen von Bauelementen kommen.
Insofern ist bei jedem Gerät mit hochwertiger und/oder empfindlicher Elektronik und anderen ähnlichen Prüflingen zu überlegen,
auf welche Weise einem möglichen Schaden als Folge der Prüfspannung vorgebeugt werden kann.
Zulässig ist
- mit einer geringeren Spannung, z.B. der Bemessungsspannung des Prüflings, zu messen
oder
-die betreffenden Teile nicht in die Messung einzubeziehen
oder
auf die Messung zu verzichten und sich mit dem Messen des Schutzleiterstroms zum Nachweis des Isoliervermögens zu begnügen.
Quelle: VDE Schriftenreihe 62
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