Auslastung von Schaltschränken (Reserve)

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schneidy
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Auslastung von Schaltschränken (Reserve)

Beitrag von schneidy »

help1 Hallo zusammen, gibt es eine VDE Norm, die besagt bis zu welchen Grad der Platz in einem Schaltschrank ausgelastet werden darf?
Mann spricht ja immer von 70/30% - aber wo steht das geschrieben? :confused:

Ist es regelkonform den Schrank eben voll zu bestücken, wenn er nur soweit gekühlt wird das keine Elektronikausfälle zu befürchten sind?
Wie sieht es mit der Zugänglichkeit bei Reparaturen aus? Gibt es da etwas?

Vielen Dank!
Elo-Ocho
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Beitrag von Elo-Ocho »

Moinsen,

wie "voll" ein Schaltschrank im Auslieferungszustand sein darf wird in erster Linie von 2 Faktoren begrenzt:

1. Kundenwunsch z.B. Vorgaben nach AMEV in öffentlichen Gebäuden

2. Erwärmungsnachweis für Niederspannungsschaltgerätekombinationen (nach VDE 660 - 600, meine ich)

Natürlich muss berücksichtigt werden, dass es auch Geräte hinter den Blindabdeckungen gibt, z.B. Klemmleisten, Einspeiseklemmen, Wandler und Kupferschienen etc. nicht nur die Hutschienen sind belegt, wo man auch was sieht.

Gruß,

Ocho

Edith meint: Willkommen im Forum, erzähl ruhig was über Dich...
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

Erst mal eine Frage - um was für einen Schaltschrank handelt es sich - Gebäudeinstallation, Maschinenschaltschrank, Anlagenschaltschrank usw. ?

Je nachdem kann es zusätzliche Anforderungen und andere Normen geben....

Ansonsten ist die Platzreserve u.a. eine Sache welche mit dem Auftraggeber abzustimmen ist. Denn nur der weiss ob ggf. Erweiterungen nötig sind.

Wenn der sagt das nie was erweitert wird dann sind ggf. wenige Prozent ausreichend, weiss er das viel erweitert wird können auch 50 oder 70% Reserve nötig werden - je nach Erweiterungsumfang ;)
schneidy
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Beitrag von schneidy »

[quote="IH-Elektriker"]Erst mal eine Frage - um was für einen Schaltschrank handelt es sich - Gebäudeinstallation, Maschinenschaltschrank, Anlagenschaltschrank usw. ?

Je nachdem kann es zusätzliche Anforderungen und andere Normen geben....

Ansonsten ist die Platzreserve u.a. eine Sache welche mit dem Auftraggeber abzustimmen ist. Denn nur der weiss ob ggf. Erweiterungen nötig sind.

Wenn der sagt das nie was erweitert wird dann sind ggf. wenige Prozent ausreichend, weiss er das viel erweitert wird können auch 50 oder 70% Reserve nötig werden - je nach Erweiterungsumfang ]

Es handelt sich um Maschinenschaltschränke (wir sind Hersteller),
in der 60204-1 habe ich dazu nichts konkretes gefunden.

Die Jungs die die Schränke verdrahten müssen stöhnen, die Planer sagen "gib mir was wo es steht das der Schrank zu voll ist - und wir ändern das".
Es stehen da betriebswirtschaftliche Gründe auf einen hart umkämpften Markt natürlich auch im Raum. Da ist ein "nice to have" nicht durchsetzbar.
Funker
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Beitrag von Funker »

schneidy hat geschrieben:Es handelt sich um Maschinenschaltschränke (wir sind Hersteller),
in der 60204-1 habe ich dazu nichts konkretes gefunden.

Die Jungs die die Schränke verdrahten müssen stöhnen, die Planer sagen "gib mir was wo es steht das der Schrank zu voll ist - und wir ändern das".
Es stehen da betriebswirtschaftliche Gründe auf einen hart umkämpften Markt natürlich auch im Raum. Da ist ein "nice to have" nicht durchsetzbar.
Bei einem Maschinenschaltschrank wird wohl neben o.g. Schalschranknorm auch die VDE 0113, Stichwort EMV zu beachten sein und Grundsätze aus der VDE 0100-100 Stichwort Ziffer 34..
Ich denke es geht da weniger um Erweiterungen, der Schrank ist ja für die bestimmte Maschine gebaut, sondern eher wirklich um EMV und bequeme und sicherer Zugänglichkeit für Wartung und Instandsetzung, z.B. hoch und querlaufender Kabelkanäle mit Trennung von Steuerleitungen und Leistungsleitungen für Antriebe, das ist die Kunst.
Damit kann man dann auch Erwärmungsproblematiken besser beherrschen
als wenn alles in einem Kanal liegt.
Interessant wäre z.B. bei neu zu bauenden Maschinen die Möglichkeit auch im Bereich der Einspeisung die Option vorzusehen Leistungsparameter so messen und verarbeiten zu können, daß sie entsprechend Energiewirtschaftsgesetz elektronisch bis zur Kaufmännischen GF durchgestellt werden können und von dort auch automatisch nur aus diesen Gründen in die Start / Stop Funktionen der Maschine eingegriffen werden können. Damit wäre z.B. aus heutiger Sicht möglicherweise zu rechnen.
Wenn man so etwas nicht gleich einbaut oder vorsieht, sollte man dort so viel Platz lassen, daß der Kunde oder dessen Tüftler im Rahmen des BVW so etwas einmal nachrüsten können.
Eine andere Sache wäre z.B. in Beachtung der Problematik Frequenzumrichter und RCD die Tatsache, daß ja entgegen heutiger Praxis, daß RCD B o.ä. nachträglich in der Anlage errichtet werden, eigentlich gemäß
Produktsicherheitsgesetz und ASG die Bekämpfung der Gefahr so nahe wie möglich an der Quelle erfolgen sollte, d.h. eigentlich jede derartige Maschine eine entprechende Erkennungs- und Abschaltvorrichtung intern haben müßte. Um so etwas auch in der Maschine nachrüsten zu können, müßte im Anschlußbereich im Sinne der EMV Problematik aus VDE 0113 ebenfalls Platz sein, wenn noch nicht so implementiert.
Das sind absehbare Sachen, die man auch als Verkaufsargument nutzen könnte und daher im Wettbewerb sicher auch Platz dafür vorgesehen werden könnte.
Übersichtlichkeit der Maschine ist sicher auch ein gutes Verkaufsargument
im Sinne der Instandhaltung und das braucht auch Platz.
Man muß da nur einmal darüber nachdenken, daß Platzminimierung nicht die einzige Prämisse ist.
schneidy
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Beitrag von schneidy »

Sehe ich auch so. Aber leider ist der Aufwand einen Schaltschrank zu ändern recht hoch (wir fertigen diese selber - so wie fast alles). Da hilft nur "wir müssen es machen, weil wir gegen Richtlinien verstoßen". Bei 80% der Maschinen passt es ja. Wenn der Kunde eine Maschine mit "Vollausstattung" bestellt wirds eng...
Elo-Ocho
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Beitrag von Elo-Ocho »

Moinsen,

sorry, dass ich da in eine falsche Richtung gedacht habe, bin aus dem Maschinenbau raus...

Versuch es doch über die Kostenschiene: weiniger Arbeitszeit in einem geräumigen Schaltschrank gegenüber den paar Kröten die ein etwas größerer Schrank kostet.

Außerdem lassen sich in Schränken, in denen man vernünftig arbeiten kann Fehler besser vermeiden oder erkennen.

Gruß,

Ocho
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Klein-Eli
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Beitrag von Klein-Eli »

Funker hat geschrieben: ... bequeme und sicherer Zugänglichkeit für Wartung und Instandsetzung, z.B. hoch und querlaufender Kabelkanäle mit Trennung von Steuerleitungen und Leistungsleitungen für Antriebe ...
Wir haben ja viele verschiedene Geräte und Maschinen aber so ein Schrank ist mir noch NIIIE unter die Augen gekommen.
Im Gegenteil die Schaltkästen (schränke) werden immer effektiver zugepflastert.
Schöne Grüße
Klein-Eli dd1
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

Klein-Eli hat geschrieben:Wir haben ja viele verschiedene Geräte und Maschinen aber so ein Schrank ist mir noch NIIIE unter die Augen gekommen.
Im Gegenteil die Schaltkästen (schränke) werden immer effektiver zugepflastert.
Der Trend der völlig zugepflasterten Schränke ist gerade bei Serienmaschinen nicht übersehbar. Da wird um jeden Quadratmillimeter den die Elektrokonstrukteure weniger benötigen jubiliert. ;)

Da werden Schaltschränke innen auch an den Seitenwänden vollgepflastert, Türen innen bestückt (was ja eigentlich nach EN60204 nur in sehr begrenztem Umfang zulässig ist) und solche Sachen - oder wenn die Türen frei bleiben sollen dann kommen ausklappbare Montageplatten zum Einsatz - alles schon erlebt....

Spricht man Hersteller bei Abnahmen oder beim Kauf bzw. in der Bestellphase auf solche tlw. servicefeindliche Aufbauten hin an so bekommt man immer und immer wieder zu hören das kein Kunde eine Maschine bevorzuge (und schlussendlich kaufe) weil sie Platz im Schaltschrank hat, sondern das der möglichst geringe Platzbedarf wesentlich mehr zählt da jeder Quadratmeter Stellplatz in der Produktion teuer ist.

Der Servicemensch oder Elektriker der das Ding schlussendlich bauen oder reparieren muss steht praktisch fast immer am Ende der Nahrungskette..... :D
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