Frage zur Leitungsverlegung in einer Maschine

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Fabi aus Berlin
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Frage zur Leitungsverlegung in einer Maschine

Beitrag von Fabi aus Berlin »

Hallo nach einer Prüfung an einer Maschine wurde bemängelt, dass die Trennung zwischen Stark- und Schwachstrom nicht ausreichend ist. Ich habe die Maschine mir angeschaut, in einem Leitungskanal sind Stark- und Schachstromleitungen gemeinsam verlegt. Ist das jetzt nicht mehr zulässig?

Ich kann die Maschine jetzt doch nicht komplett umbauen oder?

Die Trennung wird in der Regel doch durch den Hersteller überprüft, hierzu wird meistens eine Hochspannungsprüfung durchgeführt, soweit mir bekannt.

Grüße aus Berlin

Fabi
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

Das ist in der EN60204-1 ganz klar geregelt – siehe Punkt 13.1.3:

Leiter von verschiedenen Stromkreisen dürfen nebeneinander verlegt werden, im selben Leitungskanal (z. B.
Elektro-Installationsrohr, zu öffnender Elektro-Installationskanal) liegen oder zum selben Mehrleiterkabel
gehören, vorausgesetzt, dass diese Anordnung die einwandfreie Betriebsweise der entsprechenden Strom-
kreise nicht beeinträchtigt. Werden diese Stromkreise mit unterschiedlichen Spannungen betrieben, müssen
die Leiter entweder durch geeignete Abdeckungen getrennt sein, oder für die höchste vorkommende Span-
nung, der ein beliebiger Leiter im selben Leitungskanal ausgesetzt sein kann, isoliert sein, z. B. für unge-
erdete Systeme die Spannung Phase gegen Phase und für geerdete Systeme die Spannung Phase gegen
Erde.


Somit wäre folgendes Vorgehen sinnvoll:

1.) Prüfen ob die verwendeten Leitungen gegen die höchste vorkommende Spannung
(d.h. i.d.R. Netzspannung) isoliert sind. Die Leitungstypen die man normal im Schaltschrankbau
einstezt sind das aber (H07V-K, H05V-K usw.)

2.) Wenn Ja dann einfach nichts tun und denjenigen der dies bemängelt hat einfach mal fragen
wie gut er die EN60204-1 kennt und ob er weiss für was das „07“ bzw. „05“ in der Leitung steht

3.) Wenn nein dann ist’s wohl so das Du den Schaltschrank zerrupfen darfst…. ;)
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langer
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Beitrag von langer »

Hallo Fabi,

IH-Elektriker hat es schon auf den Punkt gebracht.
Du könntest den Prüfer aber auch mal fragen, auf welche Norm er seine Aussage stützt.
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

langer hat geschrieben:Du könntest den Prüfer aber auch mal fragen, auf welche Norm er seine Aussage stützt.
Eine mögliche Antwort wäre &#8222]Na auf die VDE-Norm halt…[/i]“ ;)

Die Frage ist immer wer diese Prüfung durchgeführt hat. Nicht jeder Prüfer bzw. jede EFK hat das allumfassende Wissen und die EN60204-1 ist eine Norm die jemand der nicht direkt im Maschinenbau tätig ist nicht unbedingt vollumfänglich kennt und anwenden kann. Auch wenn dies natürlich nicht nur wünschenswert ist, sondern eigentlich selbstverständlich sein sollte das sich ein Prüfer in dem Bereich den er prüft und wo er Mängel beanstandet ein entsprechendes Fachwissen besitzt.

Aber Fehler macht jeder mal – und lieber zu „streng“ sein als das was wesentliches übersehen wird und dadurch Gefahren unerkannt bleiben.

Wobei ich selbst generell bei solchen für mich unverständlichen Prüfergebnissen dann durchaus nachhake und genau wissen will wie und auf Basis welcher Normen und/oder Vorschriften das Prüfergebnis zustande gekommen ist. Vorsicht ist nur beim PKW-TÜV geboten, die Blaukittel dort sind teilweise mindestens als Gottgleich anzusehen und ein Nachfragen bzw. Hinterfragen ihrer Entscheidungen kommt einer Gotteslästerung gleich….und wird mit mindestens Plakettenentzug wenn nicht sogar Stilllegung des Fahrzeuges geahndet :D Wobei es auch da sehr hilfsbereite, kompetente und fachlich äusserst versierte und mit gesundem Menschenverstand ausgestattete Prüfer gibt… ;)
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langer
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Beitrag von langer »

IH-Elektriker hat geschrieben:Eine mögliche Antwort wäre „Na auf die VDE-Norm halt…“ ]

Nächste Frage: "WELCHE DENN?" :D

IH-Elektriker hat geschrieben: Aber Fehler macht jeder mal – und lieber zu „streng“ sein als das was wesentliches übersehen wird und dadurch Gefahren unerkannt bleiben.
Da gebe ich Dir vollkommen Recht

IH-Elektriker hat geschrieben: Vorsicht ist nur beim PKW-TÜV geboten, die Blaukittel dort sind teilweise mindestens als Gottgleich anzusehen und ein Nachfragen bzw. Hinterfragen ihrer Entscheidungen kommt einer Gotteslästerung gleich….und wird mit mindestens Plakettenentzug wenn nicht sogar Stilllegung des Fahrzeuges geahndet :D Wobei es auch da sehr hilfsbereite, kompetente und fachlich äusserst versierte und mit gesundem Menschenverstand ausgestattete Prüfer gibt… ]

Darum fahre ich schon seit gefühlten Ewigkeiten zur DEKRA
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

langer hat geschrieben:Darum fahre ich schon seit gefühlten Ewigkeiten zur DEKRA
Bei jeder Prüforganisation gibt es solche und solche Prüfer…..ich bin i.d.R. auch bei der Dekra weil die einfach bei uns die arbeitnehmerfreundlicheren Öffnungszeiten hat. Beim TÜV hier im Ort muss man Termine vereinbaren, bei der Dekra muss ich zwar 15Km fahren, aber dort komme ich ohne Anmeldung dran – und die machen nicht schon um 16:00h zu so das man sich fast nen halben Gleittag für TÜV nehmen muss….

Der letzte Prüfer bei der Dekra war absolut kompetent und freundlich – auch sein Kollege war kompetent und kundenorientiert. Ich empfinde es als positiv wenn der Prüfer einem unaufgefordert (!) erklärt was er gerade prüft und warum er das tut. Sowas macht nur jemand der weiss was er gerade tut und der fachlich absolut „fit“ ist, der nichts zu verstecken braucht.
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langer
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Beitrag von langer »

IH-Elektriker hat geschrieben: Der letzte Prüfer bei der Dekra war absolut kompetent und freundlich – auch sein Kollege war kompetent und kundenorientiert. Ich empfinde es als positiv wenn der Prüfer einem unaufgefordert (!) erklärt was er gerade prüft und warum er das tut. Sowas macht nur jemand der weiss was er gerade tut und der fachlich absolut „fit“ ist, der nichts zu verstecken braucht.
Schade, dass man solche Prüfer nur sehr selten findet, auch in der E- Technik.
Fabi aus Berlin
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Beitrag von Fabi aus Berlin »

Hallo,
also die Leitungen, welche in der Maschine verlegt sind, sind H07V-K und andere Leitungen auf diesen ist 600V VW-1 TR32 aufgeprägt. Die Maschine wird im Niederspannungsnetz betrieben, also sollten die Leitungen OK sein. Kann es sein, dass ein Prüfer die Zuleitung bemängelt, wenn diese so aussieht wie auf den Bild?

Als Zuleitungen ist an dieser Maschine eine NYM-J Leitung verlegt, an dieser ist im Schaltschrank die Außenisolierung entfernt. Zugang zum Schaltschrank haben nur EFK.

Gruß

Fabi aus Berlin
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IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

Fabi aus Berlin hat geschrieben:Hallo,
also die Leitungen, welche in der Maschine verlegt sind, sind H07V-K und andere Leitungen auf diesen ist 600V VW-1 TR32 aufgeprägt. Die Maschine wird im Niederspannungsnetz betrieben, also sollten die Leitungen OK sein. Kann es sein, dass ein Prüfer die Zuleitung bemängelt, wenn diese so aussieht wie auf den Bild?

Als Zuleitungen ist an dieser Maschine eine NYM-J Leitung verlegt, an dieser ist im Schaltschrank die Außenisolierung entfernt. Zugang zum Schaltschrank haben nur EFK.
Leitungen sollten dann so passen. H07 => 400/750V, die andere Leitung hat ja die Spannung quasi im Klartext aufgedruckt wenn ich as richtig sehe.

Die Netzzuleitung ist suboptimal und optisch keine Augenweide. Man könnte auch von "Pfusch" sprechen - wenn man davon ausgeht das zu einer korrekten Arbeitsausführung auch eine ansprechende Optik gehört.

Das Fehlen des Leitungsmantels als Sekundärisolation und mechanischem Schutz ist im Schaltschrank nicht zu bemängeln. Wenn man nach einem mangel sucht so könnte man noch damit argumentieren das die Leitung im Schrank nicht ordentlich befestigt ist - nach Punkt 13.3 der EN60204-1 könnte man ggf. so argumentieren.

In der Praxis ist das aber eher nur ein optischer Mangel.....schön geht anders.

Ich persönlich würde die in meinem Bericht als Bemerkung aufnehmen und den Kollegen der das Verbrochen hat kräftig zusammenstauchen ;)
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