Prüfung nach 0113-1

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Waddek
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Prüfung nach 0113-1

Beitrag von Waddek »

Hallo zusammen,

mich erwarten bald Erstprüfungen von Metallbe- und Verarbeitenden Maschinen nach 0113-1.
Ein paar Fragen bezüglich der Schutzleiterprüfungen lassen mir jedoch keine Ruhe. Da keine der Maschinen länger ist als 20m würde meines Wissens nach eine Messung des Spannungsfall mit einem Prüfstrom von 10A~ an jeder äußersten Stelle zur PE-Klemme genügen. Ein Vergleich mit den dazugehörigen laut Tabellen zulässigen Spannungsfall (je nach mm²) und fertig ist die Laube..hoffe ich. Was ist aber dann mit der Zuleitung der Maschine die oft ziemlich lang ist, diese müsste doch auch irgendwie berücksichtigt werden??
Wie Ihr schon raushört weiß ich nicht die richtigen Messpunkte zu bestimmen!

Wenn noch Jemand die genaue Vorgehensweise bei den Widerstandsmessungen bzw. der Schleifenimpendanzmessung wüsste? Die Schleife am Speisepunkt bekomm ich noch hin, danach müsste man aufgrund langer Distanzen den Wert der Zuleitung rechnerisch ermitteln denke ich. Danach nurnoch von der PE-Schiene zum Motor und alles zusammen rechnen. Wenn der Wert jetzt unter dem des errechneten aus der Vorsicherung des Speisepunkt liegt ist alles i.O. oder?

Danke vielmals im Voraus
MfG Waddek
DBY656
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Beitrag von DBY656 »

Hallo Waddek,
die Zuleitung zu einer Maschine fällt unter die Normen der VDE 0100, die 0113-1 ist für die Maschine selbst.
Zu deiner Beunruhigung, um nach VDE 0113-1 die Prüfungen durchführen zu dürfen sind eine dafür ausreichende Berufserfahrung und aktuelle Fortbildung notwendig.
Weitere Informationen hierzu sind in diesem Forum zu genüge gelistet.

Gruß Markus
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

Die VDE0113-1/EN60204-1 macht da ganz klare Angaben:

Der Widerstand jedes Schutzleitersystems zwischen der PE-Klemme (siehe 5.2 und Bild 3) und relevanten
Punkten, die Teil jedes Schutzleitersystems sind, muss mit einem Strom zwischen mindestens 0,2 A und
ungefähr 10 A gemessen werden.


Somit ist klar das ein Bezugspunkt eigentlich IMMER die zentrale PE-Klemme bzw. Klemmleiste ist – die relevanten
Punkte ergeben sich dann entsprechend.

Betreffend der Beurteilung ob ein Messwert gut oder schlecht ist gibt es ebenfalls eine ganz klare Aussage in der Norm:

Der gemessene Widerstand muss in dem Bereich liegen, der entsprechend der Länge, dem Querschnitt und dem
Material des entsprechenden Schutzleiters bzw. der Schutzleiter zu erwarten ist.


Eine reine Gut-/Schlechttabelle gibt es in der Norm nicht. Neben dem Leiterwiderstand sind nämlich bei der Prüfung auch
ggf. Paralellwiderstände durch die leitfähige Maschinenkonstruktion und/oder paralelle Schutzleiterverbindungen zu
berücksichtigen.

Daher geht die Norm davon aus das der Prüfer fachlich so weit befähigt ist hier je nach Sachlage eine entsprechende
Beurteilung durchzuführen. Eine Tabelle ist hier sicherlich ein Hilfsmittel bevor jedes Mal neu gerechnet wird.

Eine reine Schwarz-/Weiss bzw. Gut-/Schlecht-Beurteilung mittels Tabelle ist allerdings nach Norm nicht ausreichend.

Da bei den folgenden Weiderholprüfungen die zu erwartenden Werte auch von den durchführenden Fachkräften
benötigt werden macht es durchaus Sinn die Werte auch alle im Prüfprotokoll als Messwert zu definieren – und nicht nur
so wie es viele Unternehmen machen einfach eine IO/NIO-Aussage treffen.

Über Art und Umfang der Dokumentation sagt die VDE0113 so gut wie nichts aus, daher muss man hier mit gesundem
Menschenverstand an die Sache rangehen und sich an anderen VDE-Normen orientieren….

Eine Frage noch zum Abschluss – wird nur der Punkt Schutzleiter abgearbeitet oder muss noch mehr nach EN60204-1
geprüft werden ?

wenn es um die komplette Prüfung geht - da empfehle ich dann ebenfalls den Besuch eines entsprechenden Seminares
bzw. einer entsprechenden Weiterbildung.

Meine Erfahrung ist das hier auch gestandene Elektrofachleute oftmals Wissensdefizite haben.....es ist nicht so einfach
Dinge aus der Norm dann in die Praxis zu übertragen und zu bewerten.

Eine kleine "Hilfe" sind da Auslegungsbücher wie der Band 26 der VDE-Schriftenreihe....
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50Hertz
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feste Werte

Beitrag von 50Hertz »

Hallo IH-Elektriker!

Dein Beitrag beschreibt die Situation richtig.
Mit den Schlussfolgerungen bin ich nicht ganz einverstanden.
Parallelwiderstände, die eine Verringerung des SL-Widerstandes erzeugen sind doch okay. Bei fest montierten Maschinen ist ja nicht zu befürchten, dass ein Stromweg über ein Gussgehäuse morgen nicht mehr vorhanden ist.

Ersatzweise darf die Prüfung 113 auch als 701-Prüfung ausgeführt werden. Wobei die Prüfung nach DIN VDE 701-702 die höherwertige ist. Hier gibt es allerdings fest geschriebene Grenzwerte.

Mir gefallen Grenzwerte mehr als die Beschwörungsformel einer EFK mit Zusatzausbildung und Prüferfahrung. Völlig im Nebel sind dann persönliche Beurteilungskriterien, die zu einer nicht nachvollziehbaren Gefährdungsbeurteilung führen.

Grüße
50Hertz
geistern
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Beitrag von geistern »

Hallo 50Hertz,

so fleißig und trotz des Geburtstages heute am 15.1.!
Hochachtung und liebe Grüße
eah
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Beitrag von eah »

Hallo,

um kein neues Thema anzufangen schreibe ich mal hier meine Frage rein.

Wir bauen Steuerungen für Industrieöfen...wo auch dezentral Pulte-Schränke mit Schaltgeräten verbaut werden, die mit 230 Volt Steuerspannung versorgt werden.
Die Schaltschränke und Pulte-Schränke werden bei uns im Werk geprüft.

Frage.... muss an allen dezentralen Kästen-Schränken eine Iso-Messsung durchgeführt,..... werden oder nur wenn diese mit 230 bzw. mit 400 Volt Netzspannung versorgt werden.

Der neue Werkstattleiter vertritt die Meinung nur der Hauptschrank bekommt eine Iso-Messung ... bei den anderen nur PE -Messung es sei den sie werden mit Netzspannung versorgt?????

Freue mich über jede Antwort am besten mit Quellenangaben....Prüfen und Messen ist ein ewiges Thema bei uns.......

Danke im Vorraus Andreas
jf27el
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Beitrag von jf27el »

Als Hersteller/Erichter seit ihr zu einer Gefährdungsanalyse verpflichtet.

Pauschal lässt sich das nicht sagen. Wenn Kleinspannungen in leitende Geäuse eingeführt werden ist die Schutzmaßnahme entweder durch a)sichere Trennung also Schutzkleinspannung oder b) durch sicherer Verbindung des PEN unter Einbindung der Kleinspannungn in das Sicherheitskonzept des Primärstromkreises zu gewährleisten.

Das kann aus der Entfernung niemand sagen.

Gruß
jf27el
„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“ (I.Kant)
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

In der EN60204-1:2006 (VDE0113-1) steht unter Kapitel 18.1 Prüfungen - Allgemeines (Zitat):

Der Umfang der Prüfungen für eine bestimmte Maschine wird in den zugeordneten Produktnormen ange-
geben. Wo keine der Maschine zugeordnete Produktnorm existiert, müssen die Prüfungen immer die Punkte
a), b) und f) beinhalten und können einen oder mehrere der Punkte c) bis e) mit einschließen:

a) Überprüfung, dass die elektrische Ausrüstung mit ihrer technischen Dokumentation übereinstimmt;
b) Falls zum Schutz bei indirektem Berühren der Schutz durch automatische Abschaltung angewendet wird,
müssen die Bedingungen für den Schutz durch automatische Abschaltung nach 18.2 überprüft werden;
c) Isolationswiderstandsprüfung (siehe 18.3);
d) Spannungsprüfung (siehe 18.4);
e) Schutz gegen Restspannung (siehe 18.5);
f) Funktionsprüfungen (siehe 18.6).
Wenn diese Prüfungen durchgeführt werden, wird empfohlen, dass die oben gelisteten Reihenfolge einge-
halten wird.

Also MUSS IMMER überprüft werden ob die Doku (Schaltplan) mit der Anlage übereinstimmt (a), der Schutzleiter
muss gemessen werden (b) und es müssen Funktionsprüfungen (f) durchgeführt werden.

Die Prüfpunkte c) bis e) können erfolgen, müssen aber nicht durchgeführt werden wenn es keine Produktnorm erfordert.
Also müsste man mal streng genommen die entsprechende C-Norm heranziehen wie beispielsweise die EN60519-1 und
dort nachsehen ob es entsprechende Forderungen gibt.

In der EN60519-1 (Sicherheit in Elektrowärmeanlagen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen ) steht unter 14.2 - Angaben
zur Inbetriebnahme und Prüfung unter anderem folgendes )Zitat):

Widerstand der Erdungsstromkreise, Potentialausgleich und Werte der Isolationswiderstände der Leiter
gegen Erde und untereinander müssen geprüft und im Wartungsprotokoll erfasst werden. Diese Prüfungen
dürfen nur von Fachkräften nach den Besonderen Anforderungen und den Betriebsanleitungen der Anlagen,
die vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden, durchgeführt werden.


Somit MUSS also eine Isolationsmessung erfolgen – und zwar nicht nur vom Schaltschrank, sondern von der kompletten
Installation des Industrieofens
….und das nicht nur nach der Errichtung, sondern auch bei laufenden Wartungen.

In welchem Umfang jetzt bestimmte Anlagenteile von dieser Prüfung ausgenommen werden können und in welchem
Umfang diese Prüfung durchgeführt werden muss, sprich für welche Stromkreise – das muss die Gefährdungsanalyse
hergeben welche zwingend erforderlich ist. Aus dieser geht ggf. auch hervor ob die EN60519-1 überhaupt für das Produkt
bzw. den jeweiligen Ofen angewendet werden kann oder ob noch andere Normen gelten könnten.

Nimmt man Stromkreise aus so muss man abwägen was könnte im Falle eines Isolationsfehlers passieren – ergibt sich eine
Gefährdung oder wird relativ schnell und direkt ein Schutzorgan (Sicherung) auslösen…..bei einem Ofen mit Elektroheizungen
welche direkt in einem Schamottmantel stecken ist eine Gefährdung durch Fehlerströme m.E. nach größer als wie wenn wir von
einem Steuerstromkreis gespeist aus 24V PELV sprechen….

Insofern: Gefährdungsanalyse => Betriebsgrenzen festlegen => Normen auswählen => Messumfang auswählen => Messungen
durchführen => Messungen dokumentieren => keine grobe Fahrlässigkeit => alles bestens….. ;)
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