Maschinenprüfung 60204 Berührungsstromprüfung sinnvoll?

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EgonF
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Maschinenprüfung 60204 Berührungsstromprüfung sinnvoll?

Beitrag von EgonF »

Hallo,

wir führen Maschinenprüfung nach der 60204 durch.

Zusätzlich führen wir eine Berührungsstromprüfung an nicht mit dem Schutzleiter verbundenen Teilen durch. Auch wenn dort keine Gefährlichen Spannungen sind. Mir wurde gesagt zum Feststellen von Isolationsfehlern (24V) Ich frage mich ob die Prüfung an solchen Stellen überhaupt sinnvoll ist.

Würde bei einem Isolationsfehler, nicht der Überstromschutz des mit dem Schutzleiter verbundenen Netzteils fliegen?

Außerdem führen wir eine Leckstromprüfung-Messung im Differenzstromverfahren durch. Müssten dabei nich o.g. Isolationsfehler bei kleineren Strömen messbar sein?


dank1
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin,
wir führen Maschinenprüfung nach der 60204 durch
Dann seid ihr also Hersteller...?

Mit der DIN EN 60204 kann man nicht unbedingt an allen Maschinen so umfassend wie nötig darstellen. Deswegen bedient man sich oft auch Prüfungen, die in anderen Normen beschrieben sind - hier aus der VDE 0701-0702.

Welche Prüfungen wirklich nötig sind legt der Hersteller in eigener Verantwortung fest.
So wie du es beschreibst, scheint es Sinn zu machen: einmal indirekt als Nachweis der sicheren Trennung, andererseits zusätzlich für Isolationsfehler (die hier wohl eher nicht zu einer physiologischen Gefahr werden können bei 24V DC).
Würde bei einem Isolationsfehler, nicht der Überstromschutz des mit dem Schutzleiter verbundenen Netzteils fliegen?
Kommt drauf an. Normalerweise erstmal nicht, denn das Netzteil sollte SELV sein.
Außerdem führen wir eine Leckstromprüfung-Messung im Differenzstromverfahren durch. Müssten dabei nich o.g. Isolationsfehler bei kleineren Strömen messbar sein?
Nein. Isolationswiderstand wird mit DC gemessen. Bei der "Leckstrommessung" mit AC. Deswegen werden hier auch kapazitive und induktive Ableitströme mit angezeigt.

km, im finnischen Joensuu
Der Strom kann ruhig bunt sein-ohne Kabel nützt das nix.
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arnim
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Beitrag von arnim »

kabelmafia hat geschrieben:km, im finnischen Joensuu
Jetzt wissen wir auch wohin der Flug ging!!:D
Never too old to rock! (Homer Simpson):)
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Boris
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Beitrag von Boris »

kabelmafia hat geschrieben:
km, im finnischen Joensuu
und was bedeutet das, Herr KM ???? :schimpf:

URLAUB!!! Du sollst Urlaub machen !!! :cool:

PS: Vor der eurer nächsten Reise nach D.U. mach ich die Taschenkontrolle, das Meßgerät bleibt hier :rolleyes:

Duck & Weg

Gruß
Boris
Dem Adaptör is nix zu schwör :cool:
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

:) Moin,

Finnland gestaltet sich kälter, dunkler und eintöniger als erwartet. Da kann man die Zeit gut nutzen und etwas über Maschinenprüfung aus dem IC heraus philosophieren.

Leider hab ich die VDE 0113-1 nicht dabei sonst würde ich noch ein paar Quellen angeben.

Grundlage, warum diese Prüfungen gemacht werden, sollte die Risikobewertung nach DIN EN 13849 oder ISO 12100 sein. Da muss es (hoffentlich) Unterlagen zu geben.

Urlaub ist außerdem dazu da, dass man sich um Dinge kümmert, die sonst zu kurz kommen - also steckdöseln! :)
Immerhin fährt mein IC noch eine Stunde und es ist seit bald drei Stunden dunkel.
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cyclist
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Beitrag von cyclist »

Hallo km!
Finnland gestaltet sich kälter,
Sei froh, dann hast du wenigstens Ruhe vor den Mücken...
In Joensuu war ich zuletzt vor 4 Jahren, für finn. Verhältnisse schon Großstadt... :)
Wenn es noch weiter hoch geht, dann wird es noch kälter und früher dunkler... In Kemijärvi wäre bahntechnisch Ende. Könntest dann noch mit dem Postbus bis Nuorgam z.B., dann noch die 20km bis Kirkenes, dann wärest quasi am Ende der europ. Welt. ;) Ist aber eher nix für diese Jahreszeit.
Falls du am Napapiri Halt machst, dann bestell dem Mann mit dem weißen Bart und dem roten Mantel nen schönen Gruß. Er und seine Mitarbeiter werden aber jetzt schon kräftig zu tun haben... ;)
Vorsichtshalber: Dieser Beitrag stellt keine, in diesem Forum nicht zulässige, Rechtsberatung dar.
Ciao + Gruss
Markus
dwarslöper
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Beitrag von dwarslöper »

Moin

Thema verschoben in die neue Rubrik Prüfen Maschinen.

dwarslöper
Was ist betriebliche Mitarbeiterfürsorge?
Die Mitarbeiter so schnell über den Tisch zu ziehen, dass sie die Reibungshitze für Nestwärme halten.
IH-Elektriker
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Beitrag von IH-Elektriker »

kabelmafia hat geschrieben:Leider hab ich die VDE 0113-1 nicht dabei sonst würde ich noch ein paar Quellen angeben….


Na sowas aber auch…..die EN60204 hat man doch im Kopf…. ]
Grundlage, warum diese Prüfungen gemacht werden, sollte die Risikobewertung nach DIN EN 13849 oder ISO 12100 sein. Da muss es (hoffentlich) Unterlagen zu geben.
[/QUOTE]

Dort finden sich allerdings auch nur allgemeine Dinge, aber es geht grob in die richtige Richtung. Wobei detaillierte Prüfanweisungen werden sich dort wenige finden.

Hier kann man sich (leider oder gottseidank) nur an der EN60204-1 und den „anderen“ Normen für wiederkehrende Prüfungen wie die VDE0701/702 oder der VDE0105-100 anlehnen und seinen individuellen Prüfumfang zusammenstellen, je nachdem welche Maschinen man prüft.

Wichtig ist aber immer auch noch zu schauen ob es entsprechende C-Normen gibt wie die DIN EN692 bzw. 693 für Pressen, die EN12417 für Bearbeitungszentren oder die DIN EN ISO 10218-1 für Industrieroboter.

Denn dort können durchaus zusätzliche, verpflichtende Überprüfungen und Anforderungen an die elektrische Ausführung aufgeführt sein – beispielsweise die Prüfung des Nachlaufweges bei bestimmten Pressen usw. welche vom Hersteller der entsprechenden Maschine beachtet und als Erstabnahmeprüfung durchgeführt werden müssen.

In der Praxis erlebt man aber immer wieder Hersteller welche eine Erstprüfung nach EN60204-1 nur eher „rudimentär“ durchführen und nicht oder nicht ausreichend dokumentieren. Wenn überhaupt nach der EN60204-1 gearbeitet wird bzw. diese Norm bekannt ist. Alles schon erlebt, Elektrokonstrukteur eines Maschinenbauers der mit VDE0113 bzw. EN60204-1 rein gar nichts anfangen konnte – war keine „Frickelbude“ sondern schon ein ordentlicher Betrieb, weit weg von irgendwelchen Hinterhof- oder Garagenfirmen….

Auch die entsprechende Doku der Erstprüfung ist oft „für die Tonne“ und besagt nur „Ja, wir haben sowas ähnliches gemacht wie ne Prüfung!“ aber aussagekräftige Messwerte o.ä. finden sich eben oft nicht im entsprechenden Prüfprotokoll.

Letztens erst wieder gehabt – fehlende Schutzleiter (abgezwickt, waren nie aufgelegt!) welche auch bei der Erstprüfung bzw. Messung nicht aufgefallen sind – und aufgrund der vorliegenden Unterlagen lässt sich nicht feststellen wie geprüft wurde. Dumme Sache sowas wenn es zum Super-GAU kommt, sprich es einen „Toten“ gibt aufgrund eines Stromunfalles und ggf. der Staatsanwalt und/oder Richter so seine Fragen hat ;)

Servus

Dirk
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin IH-Elektriker,

dem habe ich fast nichts mehr hinzu zu fügen...
Du sprichst mir aus der Seele, wenn man manche Hersteller nach den entsprechenden Unterlagen (sei es ein Prüfprotokoll oder andere notwendige Dinge nach MRL) fragt und man nur Unverständnis erntet. Aber es gibt auch andere...
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