Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

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Elt-Onkel
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

der Einwand mit den 185 mm² bedarf einer genaueren Betrachtung.

Den Stahlquerschnitt einer Kabelpritsche kann man ermitteln,
und auf Kupfer umrechnen.
Eine größere Ableitungs als der Querschnitt der Kabelbahn ist also
schon mal unsinnig.

Dann der Kontaktpunkt zur Stromableitung.
Es wenig Sinn auf 0,5 mm Fe einen Kabelschuh mit 185 mm² zu schrauben.
Im Kurzschlußfall brennt das Blech rund um den Bolzen ab.
Hat man also auch nix gewonnen.
Theoretisch müsste man das H07V-K 185 mm² auf mehrere
Kontaktpunkte aufspalten.
Das macht sicher niemand.
(Naja, ausser ich. Da habe ich mal an einem Generatoranschlußpunkt
vom PE ein H07V-K 70 mm² in zweimal 35 mm² aufgespalten,
weil einfach die Geometrie der Schrauben es so erforderten.)
Bei Licht betrachtet geht es ja eigendlich auch nicht um die Ableitung
von Kurzschlußströmen, sondern darum keine erhöhte Berührungsspannung
entstehen zu lassen (Potentialausgleich).

Also plädiere ich im Standardfall mal für 16 mm² (In gn-ge).

Bei Kraftwerken mag man die Sache genauer betrachten.


...
tm90
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von tm90 »

Moin,
ego11 hat geschrieben: Mittwoch 30. November 2022, 19:36 Das kann ja alles sein.
In der Praxis ist es aber so, das der Kunde und auch die Sachverständigen da an der Rinne regelmäßig eine Erdung sehen wollen.
Das sollte man vorher erfragen, ob das so gewünscht wird. Ich kann mich an einen Fall im Chemiewerk erinnern, da durfe die Fachfirma alle grün/gelben Leiter wieder abschrauben und schwarze Leiter montieren. Etwas falsches wird nicht richtig, wenn es viele so machen.
Elt-Onkel hat geschrieben: Mittwoch 30. November 2022, 22:26 Bei Licht betrachtet geht es ja eigendlich auch nicht um die Ableitung
von Kurzschlußströmen, sondern darum keine erhöhte Berührungsspannung
entstehen zu lassen (Potentialausgleich).

Also plädiere ich im Standardfall mal für 16 mm² (In gn-ge).
Richtiges Argument aber falsche Schlussfolgerung. Es sollen keine Kurzschlussströme abgeleitet werden, sondern nur die Metallteile auf ein gleiches Potential gebracht werden. Wenn der Leiter explizit wegen Abbrandgefahr keine Schutzfunktion erfüllen kann, kann ich diesen auch nicht grün gelb auslegen. In der Farbe muss dieser die Schutzfunktion erfüllen können.

Hier noch ein Hager Infoblatt zum Thema:
https://www.hager.de/files/download/0/1 ... B_SRGB.PDF
MOMA2
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von MOMA2 »

Allgemein:
In DIN VDE 0100-410 bzw. 0100-540 ist das Thema aus Sicht der Niederspannungstechnik behandelt.
Kabelrinnen dürfen nicht für Schutzfunktionen geerdet werden.
Sie dürfen und sollen aber geerdet sein für Funktionserdungen gemäß VDE 0800-174-2, wenn dort Signalleitungen verlegt sind.

Das Kabeltragsystem selbst darf nicht als Schutzleiter oder Schutzpotentialausgleichsleiter verwendet werden.
DIN VDE 0100-540 schließt dies aus.
Sollte es also für erforderlich gehalten werden, dieses System in den Schutzpotentialausgleichmit einzubeziehen,
dann ist mit dem System ein zusätzlicher Schutzpotentialausgleichsleiter zu führen,
der in gewissen Abständen mit dem Kabeltragsystem zu verbinden ist

Anders sieht es aus, wenn die Bedingungen für die automatische Abschaltung der Stromversorgung nicht erfüllt
werden, wenn also die in DIN VDE 0100-410 geforderten Abschaltzeiten nicht eingehalten werden können,
dann muss ein zusätzlicher Schutzpotentialausgleich vorgesehen werden.

Die Anforderungen an den zusätzlichen Schutzpotentialausgleich beschreibt DIN VDE 0100-410.
Der zusätzliche Schutzpotentialausgleich muss in diesem Fall alle gleichzeitig berührbaren Körper
fest angebrachter elektrischer Betriebsmittel sowie fremde leitfähige Teile verbinden.
Das Kabeltragsystem würde ich in diesem Fall als fremdes leitfähiges Teil ansehen,
da dieses fest mit dem Gebäude verbunden ist und aus leitfähigem Material besteht.

Dieser zusätzliche Schutzpotentialausgleich ist dann an den Stellen auszuführen,
wo die Bedingungen für den Schutz durch automatisches Abschaltung nicht erfüllt sind
und das gleichzeitige Berühren des Körpers eines fest angebrachten elektrischen Betriebsmittels sowie des Kabeltragsystems möglich ist.

Handelt es sich bei der Industrie-Fertigungsanlage um eine Maschine gilt die DIN VDE 0113-1
so sind die dort enthaltenen besonderen Bedingungen für den Schutzpotentialausgleich zu beachten.
Strom
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von Strom »

Hallo zusammen,

was versteht Ihr den unter einer Signalleitung?

Gerne erwarte ich eure geschätzte Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Strom/Norbert
MOMA2
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von MOMA2 »

Leitung für informationstechnische Anlagen
tm90
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von tm90 »

Moin,

die einfachste Signalleitung wäre zum Beispiel ein Sensorleitung oder eine Blitzleuchtenleitung. Hier haben wir keine hohen Energiefluss (z.B. Strombegrenzung der Regeleinheit, geringere Spannung etc.)
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Tobi P.
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von Tobi P. »

Moin,
tm90 hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 07:53 Das sollte man vorher erfragen, ob das so gewünscht wird.
wenn ich mal die Quote an Sachverständigenabnahmen betrachte die das so wünschen (bislang 100%) und mir dann die Sachverständigenabnahmen anschaue in denen das als Mangel vermerkt wurde (0%) brauche ich das gar nicht zu erfragen. Und die Anzahl der Sachverständigenabnahmen die ich in meinem bisherigen Berufsleben hinter mir habe liegt im hohen vierstelligen Bereich.
Bevor ich jetzt also irgendwelche nichtexistenten Probleme mit grün/gelb isolierten Leitern an Kabeltragsystemen herbeirede befasse ich mich lieber mit tatsächlich existierenden Problemen wie zb nicht lieferbaren Fehlerstromschutzeinrichtungen inocc1


Gruß Tobi
ego11
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von ego11 »

Tobi P. hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 16:00
Bevor ich jetzt also irgendwelche nichtexistenten Probleme mit grün/gelb isolierten Leitern an Kabeltragsystemen herbeirede befasse ich mich lieber mit tatsächlich existierenden Problemen wie zb nicht lieferbaren Fehlerstromschutzeinrichtungen inocc1
Das herbeireden von Problemen gehört aber zu einem der elementaren Aufgaben dieses Forums....
joint1
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KV_Hein
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von KV_Hein »

.............und erweitert den Horizont in anderen Sichtweisen
joint1
tm90
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Re: Erdung der Kabelpritschen im Industrie Bereich?

Beitrag von tm90 »

Moin,

wenn man in einem Fachforum unterwegs ist, verstehe ich nicht, warum jetzt eine fachlich richtige Antwort so extrem verzerrt wird und man sich am Ende dafür rechtfertigen muss. Ich habe bis jetzt keine fachliche Information von euch erhalten, die eure - Haben wir schon immer so gemacht - Meinung stützt.

Selbst OBO Bettermann spricht im Basiswissen von Funktionspotentialausgleich. Jetzt muss man nur noch wissen, was das ist. Scheint aber hier nicht ganz so verbreitet zu sein sagnix1

https://www.obo.de/produkte/gebaeudeins ... -systemen/
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