R-ISO Geräte zerstört?

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SPS
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R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von SPS »

Hallo zusammen,

Bei de R-ISO Prüfung werden in der Regel 500 V Messspannung verwendet.
Es gibt immer wieder einwende, dass dabei Geräte zerstört werden können.

Ich habe jetzt die Seite für Überspannungskategorien gefunden.
Danach sind 1500 V das Minimum, was Geräte aushalten müssen.
Ist hier die Messspannung die Bemessungsstoßspannung?
Liegt die Messspannung länger an als die Bemessungsstoßspannung?
Kann sich der Prüfer darauf berufen, wenn ein Gerät defekt geprüft wird?

https://www.ueberspannungsschutz.com/wi ... 2-3-oder-4
Mit freundlichem Gruß sps
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Elektromann
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Re: R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von Elektromann »

Hallo SPS,

ich hab von einem Kunden schon eine Handvoll Steckernetzgeräte bekommen, die tot-geprüft wurden. Ich nehme an, das passiert wenn "nicht der normale Stromweg" geprüft wird, sondern eben irgendwas oder die CN Steckernetzteile halten nicht die VDE 110-1 ein...
Die Stoßspannung ist ja aber auch nur für eine kurze Zeit bemessen?!? Also bei EMV Messungen reden wir da von < 1ms, wie es in der VDE 110-1 definiert ist, weiß ich gerade nicht - da muss ich suchen :-) früher hab ich meine EX-Motoren auf jeden Fall immer mit 5kV-10sec geprüft ...
tm90
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Re: R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von tm90 »

Moin,

ich prüfe nun schon seit über 10 Jahren Geräte und habe noch 0 Geräte bei der Isomessung zerstört. Wie auch, es entsteht kein Potentailunterschied zwischen L und N. Beide werden mit 500V gegen Erde beschossen. Das einzige, was hier kaputt gehen kann, sind Netzfilterkondensatoren bei SK 1 Geräten. Die beeinträchtigen dann aber nicht die Funktion, sondern die Geräte verschmutzen dann "nur" das Netz. Was ich aber regelmäßig zerstört habe sind Netzteile bei der Berührungsstrommessung bzw. Differenzstrommessung. Hier stecken die Netzteile in der Steckdose und werden nie vom Netz getrennt. Somit bin ich der einzige, der den Stecker rauszieht. Jetzt komme ich noch mit mein Messgerät und tausche L und N während der Messung. Unerhört sagt das Netzteil, ich verabschiede mich - manchmal mit leisem Puff vom trockenen Kondensator.
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SPS
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Re: R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von SPS »

dank1 Elektromann und tm90
Mit freundlichem Gruß sps
DBY656
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Re: R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von DBY656 »

Hallo zusammen,
der Aussage mit den austrocknenden Kondensatoren kann ich zustimmen. Dieses Problem trifft auf alle Taktnetzteile und änliche Technik zu. Je nach Qualität und Konstruktion halten die Dinger länger oder kürzer. Bei einem EVG für Leuchten hatte ich mal was von 8000 Betriebsstunden als Nennhaltbarkeit gelesen. Vor allem der Betriebsstart ist auf intakte Kondensatoren angewiesen, während des Betriebs ist das Problem deutlich geringer.

Ein weiterer Problempunkt ist Schalterprellen und daraus resultierende Störspitzen. Die geringsten Probleme ergeben sich wenn die Geräte keiner externen Schalthandlung ausgesetzt werden, also ein-/ausstecken statt Schalter vor Netzstecker. Das Stecken verursacht nur geringe Störspitzen.

Gruß Markus
Olaf S-H
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Re: R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von Olaf S-H »

Moin zusammen,

wenn der Kondensator ausgetrocknet ist, dann liegt doch eigentlich schon ein "Defekt" vor.

Ich sehe es auch so: Überlebt das Gerät die 500 V nicht, dann lag schon vorher ein Defekt vor und die Aussonderung ist in Ordnung.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
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SPS
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Re: R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von SPS »

dank1 Olaf,
Olaf S-H hat geschrieben: Montag 3. Oktober 2022, 04:23 Überlebt das Gerät die 500 V nicht, dann lag schon vorher ein Defekt vor und die Aussonderung ist in Ordnung.
Kann ich mich auf die DIN EN 60664-1 VDE 0110-1 hierbei berufen?
Gelten da andere Zeiten für die Messung und nicht vergleichbar mit der R-ISO Messung?
Hast du eine andere Quelle, dass die Geräte min. 1500 V aushalten müssen?
Mit freundlichem Gruß sps
DBY656
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Re: R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von DBY656 »

Zitat von Zeitschrift c't aus dem Jahre 2005:
"Details dazu können Sie den Normen IEC/EN 61000-4-4 (Burst) und 61000-4-5 (Surge) entnehmen. Relevant für Consumer-Geräte sind dabei die Tests mit 1-kV-Impulsen - diese müssen die Geräte klaglos überstehen, damit sie hierzulande in den Verkauf gelangen dürfen. Bei einigen Geräten führen wir indes zusätzlich noch Surge-Tests mit 2 kV durch, obwohl diesen Belastungen offiziell nur Geräte im industriellen Umfeld standhalten müssen - schlichtweg um die Reserven der Prüflinge zu ermitteln."

Diese Test's machen zwar nur kurzzeitige Impulse, aber halt auch in die Spannungsversorgung zwischen L und N.
Unsere Elektriker-Iso-Prüfung findet dagegen nur zwischen den aktiven Leitern und PE bzw. Metallteilen statt. Des weiteren ist die zur Verfügung stehende Energie zu niedrig um evtl. vorhandene Überspannungsableiter zu zerstören, der Messwert ist dank der Ableiter halt unbrauchbar.

Leute, macht die erste Prüfung noch während der Garantiezeit! Sollt dabei was kaputt gehen ... :D :D

Gruß Markus
Probator
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Re: R-ISO Geräte zerstört?

Beitrag von Probator »

tm90 hat geschrieben: Mittwoch 28. September 2022, 20:53ich prüfe nun schon seit über 10 Jahren Geräte und habe noch 0 Geräte bei der Isomessung zerstört.
Auch meine Erfahrung. Zumindest nicht mit 500V und den üblichen Testern.
tm90 hat geschrieben: Mittwoch 28. September 2022, 20:53Somit bin ich der einzige, der den Stecker rauszieht. Jetzt komme ich noch mit mein Messgerät und tausche L und N während der Messung. Unerhört sagt das Netzteil, ich verabschiede mich - manchmal mit leisem Puff vom trockenen Kondensator.
Nach meiner Beobachtung "sterben" bei mir auch quasi immer die Gerät, die nie vom Netz getrennt werden.
Da trocknet der Starter-Elko vom Schaltnetzteil aus - was aber keiner merkt, solange das Ding dauernd läuft.

Du als Prüfer bist du dann natürlich immer der "Depp", weil du der einzige bist, der das Gerät nach Jahren zum ersten Mal für länger als 5sek vom Netz trennt.
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