VdS-Richtlinien überarbeitet

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SPS
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VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von SPS »

Hier ein freier Beitrag der Fachzeitschrift Ep
https://www.elektropraktiker.de/nc/fach ... rarbeitet/

Besonders die Anmerkung geht wohl nicht mit der VDE in die gleiche Richtung.
Wurde hier RCD und Differenzstrom-Überwachungsgerät verwechselt?
ep 7/2020 L. Erbe hat geschrieben:Da in einer feuergefährdeten Betriebsstätte alle Endstromkreise mit Fehlerstromschutzeinrichtungen IΔn ≤ 300 mA ausgerüstet sein müssen, sind damit nur noch die nicht durch eine RCD überwachten Verteilungsstromkreise einer regelmäßigen Isolationsmessung zu unterziehen.
Mit freundlichem Gruß sps
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mikmik
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von mikmik »

Interessante Fragestellung. Die VdS-Richtlinien sind oft Bestandteil des Versicherungsvertrags. Die Einhaltung der VdS-Richtlinien tangiert daher in erster Linie den Fortbestand des Versicherungsschutzes vom Sachversicherer im (Brand-)Schadenfall. Daher sind eigentlich besonders VdS-Richtlinien interessant, die mehr fordern als das VDE-Vorschriftenwerk.

Ich sehe das so: Wenn in feuergefährdeten Betriebsstätten aus irgendeinem Grund Messungen in RCD-Stromkreisen, entgegen anderslautender technischer Regelwerke, ausgelassen/nicht dokumentiert wurden, führt das im Schadenfall nicht automatisch zum Verlust des Versicherungsschutzes des Sachversicherers, weil immer noch VdS-konform.

DGUV-Vorschriften der Gesetzlichen Unfallversicherer (Personenschutz) fordern unter Bezugnahme des VDE-Vorschriftenwerks anderes und sind eine andere Welt.
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SPS
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von SPS »

Danke für die Antwort dank1

Ich denke immer noch das da RCD und RCM verwechselt wurde.
Im Vorangegangenen Text steht ja die Forderung der VDE mit Differenzstrom-Überwachungsgeräte.
Mit freundlichem Gruß sps
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mikmik
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von mikmik »

SPS hat geschrieben: Freitag 17. Juli 2020, 12:57 Ich denke immer noch das da RCD und RCM verwechselt wurde.
Im Vorangegangenen Text steht ja die Forderung der VDE mit Differenzstrom-Überwachungsgeräte.
Könnte sein, dass das irgendwie redaktionell nicht gut kommuniziert wurde und das Gremium eigentlich auch was anderes meinte. Dafür sprechen zwei Dinge: Zum einen kennt man diese Milde von Versicherern gar nicht, zum anderen sind VdS-Richtlinien doch nicht zum Ablasten konstruiert, sondern um eine Schippe draufzulegen.

Schönes Wochenende bier2
Funker
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von Funker »

Hallo zusammen,

der Herr Erbe hat in diesem Fall das im EP Richtig dargestellt.

In der VdS 2033 heißt es an der Stelle, steht in Punkt 6.2. Isolationsmessung der RCD als alternative Prüfmethode mit drin.

Wie ich das auch hier im Forum schon mehrfach vertreten haben. Es ist also kein Abstimmungs- und Kommunikationsfehler,

sondern sinnvolle Anpassung an die gelebte Praxis.
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SPS
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von SPS »

Danke Funker für die Info, dank1
Was habe ich praktisch davon? Die VDE gibt immer noch was anderes vor.
Also muss ich mich an die VDE halten ...

Ich habe in der Landwirtschaft im Stall noch keinen gesehen der 50 Leuchtstofflampen abklemmt um R-Iso auch der Leiter untereinander zu Messen.
Der RCD kann ja überhaupt nicht einen R-Iso Fehler L-N oder L-L Prüfen.
Hier gibt die VDE jedoch Messung aller Leiter gegeneinander an.
Habe, ich da was Falsch verstanden?
Mit freundlichem Gruß sps
Funker
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von Funker »

Erstens muß man VDE Normen nicht grundsätzlich anwenden, da diese kein Gesetz sind, sondern eine technische Handlungsempfehlung eines privaten
Vereines, wenn auch durch gewisse Bezüge in einigen Gesetzen oder gesetzesähnlichen Schriftstücke, wie DGUV teilweise geadelt.

Laut Gesetz muß man Sicherheit gewährleisten.

Eine Riso Fehler L / N oder L / L wie von Dir beschrieben tut erst einmal keinem weh und ist praktische nur eine Gefahrenerhöhung,
jedenfalls nicht zum Thema elektrischer Schlag.
Das Kabel oder die Leitung bzw. den defekten Abschnitt kann man dann nicht mehr retten.
Erst wenn durch dadurch erhöhten Strom die Wärme so groß wird, daß die Isolation schmilzt oder Teilkarbonisiert wird geht die Gefährdung in einen beginnenden Schwelbrand über. In sicher den meisten Fällen wird dadurch der in den Kabeln und Leitungen mit enthaltene PE Leiter bevor es zu einem
Brandausbruch kommt ebenfalls mit erfaßt, so daß der RCD 300 mA oder in Endstromkreisen 30 mA dann zu diesem Zeitpunkt abschaltet.
Das Ziel Schutz der Anlage des Gebäudes oder Objektes ist dann automatisch erreicht.
Dieses wurde durch die CPSC bzw. UL Anfang der 2000 Jahre bereits festgestellt und geht auch aus einer Grafik hervor, die wahrscheinlich im EP 8
2020 enthalten sein wird.
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SPS
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von SPS »

Hallo Funker,
gegen die VDE zu installieren erhört im Schadensfall das Haftungsrisiko.
Die Verfasser der VDE haben sich sicher was dabei gedacht die Messung zwischen allen Leitern zu Verlangen. Auch ich finde es Praxisfremd ...

Wenn ich ins Protokoll schreibe nach VDE 0100-600 geprüft, ist auch die Messung vollständig nach VDE durchzuführen.

Ich bezog mich auf mein Beispiel "Landwirtschaft im Stall" hier wird wohl eine Feuergefährdete Betriebsstätte sein. Deshalb L-N ...
Mit freundlichem Gruß sps
E-Jens
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von E-Jens »

Hallo,

hier stoßen die verschiedenen Interessen der Beteiligten aufeinander.
Der Nutzer möchte eine Funktion.
Die DGUV möchte keine Schäden bei Arbeitnehmern.
Der VDS möchte keine Gebäudeschäden.
Der VDE gibt den Stand der anerkannten Technik bekannt.
Die Arbeit des Elektrikers soll nun allen gerecht werden.

Eigentlich geht bei dieser Frage doch nur darum, ob dein RCD rechtzeitig vor Entstehung eines Brandes den Endstromkreis abschaltet. Meiner Meinung nach macht ein RCD das ganz gut.
Das der RCD regelmäßig geprüft und gemessen werden muss, ist dann eine andere Frage.
Das dabei die anderen Interessen nicht berücksichtigt werden, ist auch offen sichtlich. Es ist ja nur eine Mindestforderung.
Gruß Jens
Funker
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Re: VdS-Richtlinien überarbeitet

Beitrag von Funker »

Hallo SPS,

Hallo SPS die VDE 0100 - 600 2017 gilt in Deutschland grundsätzlich für die Erstprüfung.
Beim Thema Isolationsprüfung ist zwar die Messung zwischen allen Leitern beschrieben und muß auch so gemacht werden,
dann aber auch unter der Bedingung, daß diese wie beschrieben "vor Anschluß" von Betriebsmitteln zu erfolgen hat, bzw. in der
Vorgänger Norm dieses als Anmerkung.
Für in Betrieb befindliche Anlagen gilt bei Wiederholungsprüfung VDE 0105 - 100 derzeit A1 von 06 2017, wobei die Prüfungen auf Prüfung
der VDE 0100 - 600 erfolgen. Das ist etwas anderes, da dann die BM schon angeschlossen sind.
Nun kommen die weiteren Einschränkungen der VDE 0105 - 100 zur Wirkung, daß man wenn man etwas nicht messen oder prüfen kann, darf oder
will etwas anderes machen soll.
Nach der VDE 0100 - 600 sind das dann Isolationsmessungen mit Einschränkungen z.B. alle Leiter zusammengefaßt gegen PE, verminderte Prüfspannung
anstelle 1000 V dann 500 V, 250 V oder sogar nur 50 V. Insofern macht man dann auch nichts anderes als das was ein RCD macht.
Genau diese Praxis hat der Herr Erbe auch in dem von Dir angegebenen EP Artikel mit Bezug auf feuergefährdete Betriebstätten beschrieben.
Das ist die gelebte Praxis, der sehr viele Prüfer und Sachverständige seit Jahren folgen.
In den VdS Protokollen steht das seit sicher fast 15 Jahren in etwa der vorgegebene Satz Wenn nicht im vorgegebenen Umfang ( 50 % ) Isolationsmessungen gemacht werden können, mache man etwas anderes.
Genau das ist an der Stelle im EP Artikel erläutert.
Ich mache daher ebenfalls zu 99 % Differenzstrommessungen, bewerte die so wie das auch ein RCD machen würde und mache dann nur Riso dort,
wo es unerklärliche Probleme mit große Differenzströmen gibt, oder man dann z.B. parallel dazu auch die flackernden LS Röhren sieht.
Das ist genau so effektiv und wesentlich schneller, wenn die Anlage ordentlich aufgebaut ist,
L1, L2, L3 und jeweils zugehöriger N immer für Zangenmessungen gefahrlos zugänglich und weiter in einer Schaltanlage auch in der Art gruppiert für die Untersetzung. Wenn das nicht so ist rege ich den einmaligen Umbau der Anlage so an, daß der N immer parallel zu den Phasenleitern auch flexibel verfügbar ist. Das ist ein einmaliger geringer Aufwand mit meist nur ein paar zusätzlichen Klemmen und etwas blauem flexiblem Leiter.
Das hilft dann beim nächsten Mal DGUV V3 oder VdS wirtschaften.
Damit erfüllt man die "Interessen" aller Beteiligten nach E-Jens. Nur der VDE und die internationale Normung muß sich mit den Vorschriften aus 100 jähriger Tradition, die heut vielfach nicht mehr aktuell sind etwas schneller anpassen, woran ich und einige andere aktiv arbeiten, damit der
"anerkannte Stand der Technik" nicht vollends in Verruf gerät und zur Farce auf dem Papier wird.
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