Hallo Zusammen,
ich habe mich aus Zeitgründen bisher einmal etwas zurückgehalten. Es geht bei einigen doch etwas durcheinander.
Zur Klarstellung würde ich auch für die, die warum auch immer keinen Normenzugriff haben, einmal einen derzeit offensichtlich offenen Link zu
einer Beitragsserie des Elektropraktiker angeben.
https://www.elektropraktiker.de/ep-2009 ... 2b427a74b1
Der ist zwar schon etwas älter beschreibt aber die Probleme gut. Es gibt davon in den letzten beiden Jahren eine neue Serie dazu mit aktuellen
etwas geänderten Formeln entsprechend neuer Normung.
Definition für den Kurzschluss war in DIN VDE 0102 im Laufe der Zeit immer mal etwas anders formuliert
„zufällige oder beabsichtigte leitfähige Verbindung zwischen zwei oder mehr leitfähigen Punkten, durch die die elektrischen
Potentialdifferenzen zwischen diesen leitfähigen Punkten zu Null oder nahezu zu Null erzwungen werden“.
In der Diskussion aufgetretene Begriffe wie Kurzschluß mit hohem Übergangswiderstand sind also kein Kurzschluß, sondern eine Form der Überlast.
Gespeist wird der Kurzschluss-Strom von den übergeordneten Generatoren im Elektroenergieversorgungsnetz
und zunehmend durch dezentrale Stromerzeuger wie Wind- und Wasserkraftanlagen, Photovoltaikanlagen
oder Blockheizkraftwerke. Magnetische Energiespeicher (Asynchronmotoren) tragen zur Erhöhung des Kurzschlussstromes bei.
Das hat dann Einfluß auf die am Kurzschlußort, Anfang der Leitung zur Verfügung stehende treibende Netzspannung durch die verfügbare
Netzleistung.
Der minimale Kurzschlussstrom wird zur Beurteilung der Auslösesicherheit von Kurzschlussschutzeinrichtungen
sowie des Nachweises des Schutzes gegen elektrischen Schlag und
der maximale Kurzschlussstrom zur Überprüfung der mechanischen und thermischen Kurzschlussfestigkeit der Anlagen sowie von
Kabeln und Leitungen benötigt.
Der minimale Ikmin ergibt sich am Ende der Leitung, d.h. am Betriebsmittel, der maximale Ik ergibt sich am Anfang der Leitung.
Bei ik min muß die Schutzeinrichtung in jedem Fall z.B. bei elektrischem Schlag TN - Netz Steckdose 0,4 s so schnell auslösen, daß für
Schutz vor elektrischen Schlag keine Gefährdung besteht. (Aufgabe bei Widerholungsprüfung)
Mit dem ermittelten Ikmax (Berechnung oder Messung) muß bei Erstprüfung nachgewiesen werden, daß sich in der Zeit bis zum Abschalten
der Sicherung, des Leistungsschalters, LS o.ä. die Leitung nicht so unzulässig erwärmt, daß die Isolation irreversibel geschädigt wird,
Aufgabe des Planers und Kontrolle durch Prüfung. Die Hersteller von Kabeln und Leitungen stellen diese Energiewerte als
sogenannte Ausschalt- bzw. Durchlass-I2TWerte zur Verfügung.
Dazu kommen noch Begriffe und Wirkungen wie
Durchlassstrom ID. Schmelzsicherungen und dafür ausgelegte Leistungsschalter wirken bei hohen Kurzschlussströmen strombegrenzend,
Bemessungstoßstromfestigkeit Ipk. Angabe des Stromwertes, der nicht vom Spitzenkurzschlussstrom überschritten werden soll, damit
die mechanische Kurzschlussfestigkeit gewährleistet ist.
Bemessungskurzzeitstrom Icw. Angabe des Stromwertes, der vom effektiven Kurzschlussstrom
in der angegebenen Gesamtausschaltzeit nicht überschritten werden darf, damit die thermische Kurzschlussfestigkeit sichergestellt
ist. Üblich ist eine Bemessungs-Kurzzeit von 1 s.
Insofern ist die erwähnte 50 % Regel der DGUV 0203 - 072 nicht vorrangig ein Korrekturfaktor von möglichen Fehlern des Meßgerätes sondern
ein Aufschlag vieler weitere Bedingungen.
Anstelle der Korrekturfaktoren oder Grenzwerte eines Meßgeräteherstellers, sollte man dann eher die Faktoren und Tabellen aus Beiblatt 5 zu VDE 0100 - 100 oder VDE 0289 oder entsprechende Auszüge der Hersteller der Schalteinrichtungen oder Kabel und Leitungen verwenden.