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Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Montag 8. April 2019, 22:13
von SPS
Hallo zusammen.
die Niederohmmessung soll mit einem Messgerät durchgeführt werden, das einen Strom von >= 200 mA für die Messung verwendet.
Immer wieder lese ich, Multimeter sind dafür nicht zugelassen.Gibt es einen technischen Grund dafür?

Welchen Einfluss hat die 200 mA Messung auf das Ergebnis?
ich denke je höher der Strom um so besser die Genauigkeit (bekannt aus der 10 A Messung)
Wenn das Multimeter mit kleinem Strom die Messung durchführt, ist es nicht so genau. Jedoch ist der Wert auf der Sicheren Seite.
Klar, aus Erfahrung ist mir bekannt, das schon schon die 200 mA Messung bei hohen Übergangswiderstand Probleme macht.

Es geht mir nicht darum selber mit dem Multimeter zu messen. Ich suche ein Argument für ein VDE Zugelassenes Messgerät ohne andere mit reinen Formalitäten zu überzeugen.

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 06:52
von Olaf S-H
Moin SPS,

bei der Niederohm-Messung geht es um sehr kleine Werte. Ich habe vor einiger Zeit Vergleichsmessungen zwischen einem Qualitätsmultimeter aus Nürnberg und einem Standard-Installationstester durchgeführt. Bei den Widerständen unter 1 Ohm war die Beschriftung nicht mehr vollständig. Die Unterschiede waren sehr groß. Das Multimeter lag in diesem Bereich völlig daneben. Insofern sollte auch dies bei Deiner Argumentation berücksichtigt werden.

Gruß Olaf

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 09:21
von ThomasR
Ein Multimeter arbeitet grundsätzlich nur mit zwei "Meßstrippen". Also werden bei hohen Meßströmen die Spannungsabfälle auf diesen Strippen nicht mitgemessen was automatisch zu Fehlmessungen führt.
Würde man eine gute Konstantstromquelle an den Prüfling legen (mit z.B. 1A Meßstrom), wäre die reine Spannungsmessung über den Prüfling wieder so genau, daß sich ein genauer Widerstandswert ermitteln ließe (so mache ich das bis hinunter zu 0,01 Ohm) .
Daher werden/wurden kleine Widerstände üblicherweise mit einer Brückenschaltung gemessen (4-Leiter-Messung). Darin fällt der Stromfehler weg.
Heutzutage kann man das durch geeignete Kompensation in einem zugelassenen Meßgerät machen; dessen Meßleitungen sind dabei Bestandteil der Kompensation. Es bleibt allerdings der (beeinflußbare) Fehler von den Meßklemmen auf den Prüfling.

Also: traditionell für kleine Widerstände nur 4-Leiter-Messung oder speziell für diesen Zweck geprüfte und zugelassene Geräte verwenden.

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 11:56
von IH-Elektriker
ThomasR hat geschrieben: Dienstag 9. April 2019, 09:21 Also: traditionell für kleine Widerstände nur 4-Leiter-Messung oder speziell für diesen Zweck geprüfte und zugelassene Geräte verwenden.
Mal ganz abgesehen davon habe ich mal irgendwann als alte "Elektrikerweisheit" gelernt das man den Messbereich optimalerweise so wählen sollte das man im oberen Drittel des Messbereiches misst da dort der Meßfehler i.d.R. am geringsten ausfällt.

Wenn ich mir jetzt die Messbereiche eines Multimeters ansehe so sind da oftmals 200Ohm oder auch 2000Ohm der kleineste Messbereichsendwert. Bei einem Schutzleitermessgerät welches ja explizit für solche Niederohmmessungen ausgelegt wird sind typische Messbereichsendwerte 10 Ohm oder 20Ohm, also deutlich kleiner.

Wenn man jetzt davon ausgeht dass an dieser "Weisheit" ein Körnchen Wahrheit ist, dann dürfte klar werden das Multimeter nicht für Niederohmmessungen ausgelegt sind und bei einem Messbereichsendwert von 200 Ohm Messwerte von um die einem oder zwei Ohm ziemlich mit Messfehlern behaftet sein werden ;)

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 12:28
von SPS
dank1 an euch für die Antworten.

Also, mein Multimeter hat im 600 Ohm Bereich ± (1,0 % + 2 Digits)
Das gilt, so wie ich es lese, über den ganzen Messbereich.

Das mit "im oberen Drittel des Messbereiches" gilt soviel ich verstehe nur für Analoge Messgeräte.

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 14:02
von Probator
SPS hat geschrieben: Dienstag 9. April 2019, 12:28Also, mein Multimeter hat im 600 Ohm Bereich ± (1,0 % + 2 Digits)
Wenn man direkt mit dieser Angabe rechnet (und davon ausgeht, dass dieses Multimeter keinen kleineren Messbereich bietet und keine Nachkommastellen anzeigt):

1% von 1 = 0,01 Ohm
2 Digits = 2 Ohm
Summe = +/- 2,01 Ohm (Edit: Korrektur)

Das würde in der Theorie bedeuten: Wenn du 1 Ohm misst, kann alles zwischen 0 und 3 Ohm angezeigt werden.

In der Praxis hast du zusätzliche Ungenauigkeiten durch die Kontaktierung des Mess-Spitzen. Durch die sehr geringen Ströme und Spannungen, die das Multimeter liefert, schlagen diese Übergangswiderstände überproportional ins Messergebnis ein.

Kurz gesagt: Du misst nur Blödsinn. Ein Multimeter/Durchgangspiepser ist gerade mal für eine Fehlersuche geeignet und lässt allenfalls die Aussage zu: "Schutzleiter überhaupt nicht angeschlossen".

Selbst die 200mA der typischen 0100-Installationstester sind oft schon knapp bemessen, wenn in der Praxis fast immer ausreichend. Hier würde ich mir 1A wünschen, die modernen Lithium-Akkus würden das leisten.

Wer ernsthaft auf 1-2 Kommastellen unter 1 Ohm messen genau möchte, sollte mehrere Ampere als Prüfstrom verwenden. Viele Messgeräte für die 0113er Norm können das, weil dort 10A Prüfstrom gefordert war. Mit einem so hohen Prüfstrom kann man unterscheiden, ob der Schutzleiter 50 Milliohm oder 500 Milliohm hat. Mit etwas Erfahrung kann man damit sogar herausfinden, dass der 10mm²-Schutzleiter einer Maschine gar nicht angeschlossen ist, sondern die Erdung nur eher versehentlich von einem Netzwerkkabel kommt (Beispiel). :)

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 14:13
von SPS
dank1 Hallo,
ich dachte, das der Messfehler vom Ablesewert berechnet wird.

https://www.elv.de/faq/digital-multimet ... gkeit.html
Da wird im Beispiel mit dem Messwert gerechnet.

Bei meinem Installationstester steht +- (5.0 % rdg + 3Ziff) Messbereich bis 99,99 Ohm
Der ist also nicht wesentlich genauer. Nur die eine Kommastelle mehr an Auflösung bringt hier was.
Selbst die 200mA der typischen 0100-Installationstester sind oft schon knapp bemessen, wenn in der Praxis fast immer ausreichend. Hier würde ich mir 1A wünschen, die modernen Lithium-Akkus würden das leisten.
Volle Zustimmung dazu. Dürfte auch noch mehr sein.

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 15:26
von Probator
Du hast natürlich recht, habe es oben korrigiert.
Wird aber auch nicht viel besser...
SPS hat geschrieben: Dienstag 9. April 2019, 14:13 Bei meinem Installationstester steht +- (5.0 % rdg + 3Ziff) Messbereich bis 99,99 Ohm
Der ist also nicht wesentlich genauer. Nur die eine Kommastelle mehr an Auflösung bringt hier was.
Welche Auflösung (Nachkommastellen) hat der Tester denn?

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 16:15
von ThomasR
% vom Meßbereichsendwert gilt nur bei analogen Instrumenten. Bei digitalen wird % vom angezeigten Wert genommen. Wurde hier im Forum schon früher abschließend geklärt (zu meinem Erstaunen).

Re: Niederohmmessung Multimeter

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 16:44
von SPS
Hallo,
das Multimeter 1 und der VDE Tester 2 Nachkommastellen
SPS hat geschrieben:Messbereich bis 99,99 Ohm