Problem bei RCD Prüfung

Funker
Null-Leiter
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Beitrag von Funker »

Challenger hat geschrieben:Hallo zusammen,
mein Problem wird nicht kleiner.
Hab heute morgen erneut gemessen, bevor ich ihn ausgebaut hab.
Alle Prüfschritte incl. Rampe sind tadellos durchgelaufen.:confused:
Ich konnte den Fehler von gestern nicht reproduzieren.
An der Anlage oder dem Messgerät wurde nichts verändert. Umgebungsbedingungen sind auch die selben. Den Herrn T.S. kenne ich nicht.

Ich hasse so etwas...viel Zeit und Arbeit mit vorläufig null Erkenntnis, dafür mit ungutem Gefühl.

Gruß Andreas
" Challenger Hallo zusammen,

ich habe heute einige, in letzter Zeit installierte, RCDs geprüft.
Soweit alles kein Problem, bis auf einen einzelnen RCD.
Dieser löst aus bei:
-1*IdN 43,4ms 0°
-1*IdN 34,0ms 180°
-5*IdN 6,6ms 0°
-5*IdN 11,6ms 180°
Wenn ich jetzt mit Rampe messe, löst er garnicht aus.

Bei allen anderen, auch baugleichen, war die Rampen-Messung erfolgreich.
Hat da jemand eine Erklärung zu oder das selbe Phänomen schon gehabt?

Es ist ein Doepke DFS4, IdN30mA, IN25A, UN230/400V Typ A.
Gemessen mit Megger RCDT320.

Gruß Andreas "


Hallo Challenger,

das ist hier neben der technischen Frage auch eine Frage der Prüfphilosophie
und der Sicherheitsphilosophie.

1. Ein RCD ist in erster Linie ein sicherheitstechnisches Gerät, daß der Anlage oder Personen Sicherheit geben soll und für eine solche mit höherem
Anspruch sorgen soll.
Daher meine Philosophie, sobald dort etwas quer läuft gibt es keine Diskussion, muß er raus und ersetzt werden.
Ich glaube das wäre auch in diesem Fall die Nerven und den Geldbeutel schonendste Variante gewesen, außer der Fall, DU hast Dich am ersten Tag vertan und mit der Rampe eine Fehlmessung ausgelöst, z.B. dabei idn gewechselt.
Ich gehe davon aus, daß Du alle Meßwerte jeder Messung speicherst, so Daß man letzteren Fall erkennen oder sicher ausschließen kann. Wenn das so wäre muß er raus.

2. Nächste Fragen prüfst Du neu installierte RCD für die Wissenschaft, wer bezahlt Dir das ?
Funktionell ist es richtig so zu Prüfen, wie es der Funktion bei einem möglichen Fehler im schlimmsten Fall entsprechen würde.

Der wäre für mich im Sinne des elektrischen Schlages ein Mensch arbeite mit einem schutzisolierten Gerät mit Metallgehäuse oder Metallteilen und es
komm zu einem Körperschluß, d.h. es existiert kein PE und der Fehlerstrom ergibt sich durch Ra, R-Mensch und gegf. R-Bekleidung.
Weiterhin ist es kein einpoliger RCD für einen Einzelstromkreis, sondern sind weitere elektronische Verbraucher möglichst mit Schwachlast und im Leerlauf angeschlossen, damit der Anteil von eventuellen Oberschwingungen
oder Gleichstromanteilen relativ hoch ist.


Daher ist es richtig mit 1 x idn zu prüfen.
Löst der RCD dabei in der normativ verlangten und erwarteten Zeit aus sind sowohl die Anforderungen der VDE 0100-600 - auslösen bei 1 x idn erfüllt und es ist gleichzeitig der Auslösestrom mit 1 x idn festgestellt und es sind
die Bedingungen von VDE 0105 - 100 erfüllt, daß die Auslösezeit festgestellt werden muß. Interessant wäre dann lediglich, ob da Meßgerät gleichzeitig noch Ut feststellen kann, damit man auch noch die Anforderungen für das TT-Netz ausweisen kann.

Daß man alle anderen Prüfungen mit einem in der Anlage eingebauten RCD
auch machen muß, steht als "muß" nirgendwo geschrieben, weder die 180° noch 2 x noch 5 x idn, noch die Rampe, noch die Prüfung mit Impulsen.
Der Fehlerstrom ist ja im Ernstfall auch keine gepulste Rampe, sondern
in voller Höhe da.
Man kann das tun, um betriebliche belastbare statistische Erfahrungen zu gewinnen, kostet aber viel Zeit.
Am einzelnen RCD sehe ich keinen Gewinn für die Sicherheit.

Das Phänomen mit der Rampenmessung könnte auch auf das Meßgerät und die zeitweilige Vorbelastung der Anlage zurückzuführen sein.
Wie ich feststellen konnte fahren einige Meßgeräte die Rampe bis 1,2 x idn und einige bis 1,5 x idn.

Bei Vorbelastung 0 mA sind das dann 36 mA bis 42 mA, ein ganz schöner Unterschied.
Weiterhin sollte man den Hersteller fragen ob der die Rampe hochschaltet
Wert a aus, Wert B ein, Wert b aus Wert c ein, Wert c aus Wert d ein u.s.w.
oder hochsteuert wird, Wert a + Wert B - A + Wert C - B.
Ich gehe davon aus, daß diese kontinuierlich gesteuert wird d.h. es erfolgt dann z.B. ein Schaltschritt der Spannungserhöhung der zum Strom z.B: von 25 mA auf 30 mA führt, der zu einem geringeren Stromüberschwingen führt,
als wenn man die Spannung, die zu 30 mA führen soll auf einmal anlegt.

D.h. streng genommen wird auch beim Messen mit Idn mit 30 mA
beim Zuschalten der Prüfspannung zuerst einmal ein Strom eintreten der weit aus höher als Idn sein kann und sich erst dann auf diesen einpegeln würde wenn keine Auslösung erfolgt.

Das Ganze hängt dann noch davon ab, wo man den Prüfstrom einspeist und wo der PE Anschluß plaziert ist, d.h. von den realen Widerstandsverhältnissen, Steckdose 20 m entfernt oder direkt am RCD
Die Genauigkeit des Prüfstrome hängt von diesen Widerstandverhältnissen in der Anlage ab.
Der Prüfstrom ergibt sich aus der Prüfpannung, die das Meßgerät aufschaltet
und der Meßschleife in der Anlage, die durchaus von 0,1 bis über 1 Ohm
schwanken kann.
Also muß das Meßgerät zuerst intern mit sehr geringer Spannung / Prüfstrom diese Wert bestimmen und abschätzen.
Für Widerstandsmessungen sind eigentlich Mindestprüfströme von 200 mA
festgelegt mit Toleranz 30 %.
Wenn das RCD Meßgerät dann mit vielleicht 3 mA diese Feststellung trifft
sind sicher die Toleranzen höher.
Daraus wird dann sicher auch eine höhere Toleranz bei der Festlegung des
Spannungswertes, der zu Idn führen soll.
Mit Sicherheit liegt dieser Idn dann so liegt, daß er 30 mA mit Sicherheit immer überschreitet. Bei Toleranz 30 % sind das dann mit Sicherheit mehr als 40 mA plus Schaltüberschwingen - ein Wert den manche Rampen einfach nicht schaffen oder hergeben.

Bei der Rampe tritt das alles nicht auf, da man sich ja faktisch langsam an die richtigen Werte herantasten kann.

Im Labor oder Prüffeld, des Hersteller kann man nicht alle Anlagen- bedingungen simulieren.

Wenn Deine RCD inzwischen funktioniert, haben sich möglicherweise im inneren bestehende mechanisch Grate an Kunststoffflächen oder Metallflächen abgerieben und beseitigt.

Auf alle Fälle würde ich im Ergebnis der Prüfung in dem Falle die Prüffrist
zumindestens zeitweilig verkürzen.
Funker
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Beitrag von Funker »

Challenger hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich habe heute einige, in letzter Zeit installierte, RCDs geprüft.
Soweit alles kein Problem, bis auf einen einzelnen RCD.
Dieser löst aus bei:
-1*IdN 43,4ms 0°
-1*IdN 34,0ms 180°
-5*IdN 6,6ms 0°
-5*IdN 11,6ms 180°
Wenn ich jetzt mit Rampe messe, löst er garnicht aus.

Bei allen anderen, auch baugleichen, war die Rampen-Messung erfolgreich.
Hat da jemand eine Erklärung zu oder das selbe Phänomen schon gehabt?

Es ist ein Doepke DFS4, IdN30mA, IN25A, UN230/400V Typ A.
Gemessen mit Megger RCDT320.

Gruß Andreas
Eine Frage hätte ich da noch zur Einordnung der Werte.
Mit welcher Wellenform wurde gemessen der A gemessen ?

Mit AC oder mit A ?
Funker
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Beitrag von Funker »

Challenger hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich habe heute einige, in letzter Zeit installierte, RCDs geprüft.
Soweit alles kein Problem, bis auf einen einzelnen RCD.
Dieser löst aus bei:
-1*IdN 43,4ms 0°
-1*IdN 34,0ms 180°
-5*IdN 6,6ms 0°
-5*IdN 11,6ms 180°
Wenn ich jetzt mit Rampe messe, löst er garnicht aus.

Bei allen anderen, auch baugleichen, war die Rampen-Messung erfolgreich.
Hat da jemand eine Erklärung zu oder das selbe Phänomen schon gehabt?

Es ist ein Doepke DFS4, IdN30mA, IN25A, UN230/400V Typ A.
Gemessen mit Megger RCDT320.

Gruß Andreas

Ich habe gerade folgende interessante Seite gefunden, die einiges beantwortet, was bei der Prüfung von RDD in einem Meßgerät eigentlich passiert.

Thema :

Patent DE19631611A1 - Verfahren zur Funktionsprüfung und Ermittlung des Auslösestroms von gleichstrom- oder allstromsensitiven Fehlerstromschutzschaltern
Veröffentlichungsnummer DE19631611 A1
Veröffentlichungsdatum 12. Febr. 1998

http://www.google.com/patents/DE19631611A1?cl=de&hl=de

Ein der Höhe nach unveränderbarer Fehlergleichstrom wird sprungartig eingeschaltet und die Zeit nach dem Einschaltvorgang gemessen, die der Fehlerstromschutzschalter zur Auslösung be* nötigt. Durch diese Methode läßt sich jedoch lediglich die Auslösezeit, nicht aber der Auslösestrom des Fehlerstromschutzschalters bestimmen. Außerdem wird durch das sprungartige Einschalten des Gleichstroms der Fehlerstromschutzschalter mit einem der* art breitbandigen Frequenzspektrum mit nicht unerheblichen Wechselstromamplituden beaufschlagt, so daß bei allstromsensitiven Fehlerstromschutzschaltern, das heißt bei Schutzschaltern mit einer Gleichstrom- und einer Wechselstromauslösekomponente, ein Ansprechen der Wechselstromkomponente erfolgt und dadurch eine Überprüfung der Gleichstromkomponente überhaupt nicht möglich ist. In jedem Fall wird durch den Ein* schaltsprung das Auslöseverhalten des getesteten Fehlerstromschutzschalters beeinflußt.

Als weiterer Stand der Technik ist es an wechselstromsensitiven Fehlerstromschutzschal* tern bereits bekannt geworden, mit ansteigendem Wechselstrom den Auslösestrom zu ermitteln. Dieses Verfahren wird in einigen Prüfgeräten seit Jahren verwendet, um derar* tige Fehlerstromschutzschalter zu überprüfen. Als druckschriftliche Veröffentlichungen sind beispielsweise DE 38 35 677 und EP 368 030 zu nennen.

http://www.google.com.lb/patents/DE3835677A1?cl=de


Soweit die Ergänzung zu meinigen obigen Einlassungen, was bei der Messung von RCD überhaupt passiert.
Antworten