Wie prüft ihr einen RCD Typ A?

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Piktor
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Wie prüft ihr einen RCD Typ A?

Beitrag von Piktor »

Hallo und einen schönen Tag,

wie und in welchen Prüfzyklen prüft ihr einen RCD A? Ich prüfe und dokumentiere die komplette Prüfung mit:
1. der Spannungsmessung, denn nur wenn diese in Ordnung ist, kann ich davon ausgehen, dass auch die nachfolgende Prüfung in Ordnung ist.
2. mit dem ansteigenden Strom (Rampenfunktion) auf den Auslösestrom
3. mit dem Bemessungsstrom "Vollwelle" auf die zulässige Berührungsspannung und die Auslösezeit
4. mit dem Bemessungsstrom "negative Halbwelle" auf die Auslösezeit
5. mit dem Bemessungsstrom "positive Halbwelle" auf die Auslösezeit
6. mit der Auslösetaste die Auslösung
die beiden letztgenannten Messungen waren früher mit älteren Messgeräten nicht durchführbar- ich denke jedoch, dass diese heute "Stand der Technik" sind, und somit durchgeführt werden müssen. Ansonsten kann ich die einwandfreie Funktion Typ A nicht garantieren- und meine Ausfallquote älterer RCDs ist immerhin ca. 2-3% bei dieser Messung.
Auf die Prüfung mit umgekehrter Halbwelle verzichte ich, da die Wechselspannung sich in der nächsten Halbperiode eh ändert. Sehe ich dies richtig, oder birgt diese Sichtweise doch noch ein Risiko in sich?
Bei der Rampenfunktion verzichte ich auch auf die positive und negative Halbwelle, da sich hier die Herstellertoleranz auf die Vollwelle bezieht. Sehe ich das richtig?

Und in welchen Prüfzyklen prüft ihr? Laut TRBS müsste meines Erachtens der RCD halbjährlich durch Messung geprüft werden,und monatlich durch die Auslösetaste.
Bei uns im Werk ist man jedoch der Meinung, jährliche Messung reicht, halbjährliche Auslösung durch Taste reicht, Berührungsspannung und Auslösezeit reicht.

Wie seht Ihr das? Bin ich zu paranoid und zu genau?:rolleyes: Oder bin ich noch zu schlampig und muss nachbessern?hair1

Ach- und prüft ihr die Vorbelastung durch Ableitströme mit, oder prüft ihr diese erst, wenn ihr eine Störung habt?
Und prüft ihr mit Betriebsmittel oder ohne? Denn wir hatten es schon, dass bei angeschlossenen Betriebsmittel der RCD durch Gleichstromsättingung nicht auslöste- ohne jedoch einwandfrei funktionierte:confused:
Auf eine Erfrischende Diskussion mit lieben Grüßen aus dem Taunus;)

ach so und dank1 dafuer1
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)
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cyclist
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Beitrag von cyclist »

Hallo Piktor!
Erst mal herzlich willkommen bei diesem verrücktem Haufen hier! :rolleyes:
Hier bisse schon richtich, mitte Dinge ums Prüfen un so... Dat sach dich nen echten Elektricker us dem Pott. ;)

Wie man einen RCD Typ A richtig prüft, kann sehr unterschiedlich aussehen. Wenn es nur um den RCD als solches geht und nicht im Rahmen einer kompletten Anlagenprüfung, dann:
Machen wir nur die einfache Auslösung, sprich Auslösestrom u. zeit incl. dem Ub-Wert. Letzterer beträgt ja bei einem RCD 30mA ja sowieso zu 99,999 immer 0,0V. Je RCD eine Auslösung plus min. 1x die Testtaste.
Ist ja nach Din VDE 0105-100 / 0100-600 im allgemeinen ausreichend.

Bei den Wiederholungsprüfungen und dem Rhythmus kommt es auf diverse Dinge an:
- Vorgaben des RCD-Herstellers --> meist 1/4 bis 1/2 jährlich
So die RCD regelmäßig nach den Vorgaben des Herstellers über die Testtaste (!) ausgelöst werden, so denn gibt der Hersteller auch die Gewährleistung auf den RCD. Andere Einflüsse lasse ich hier mal unberücksichtigt.
- Vorgaben (Vorschläge) der BGs
Sind ja z.T. hinfällig, da ja die Betriebssicherheitsverordnung und die TRBS erstmal eine Gebe erfordern, in der man wiederum den Prüfrhythmus festlegen muss (auch für den RCD und auch die Vorgehensweise - nur Prüftaste oder / und messtechnische Prüfung?
- Bei speziellen Anlagen sind auch immer noch die BG-Vorgaben gültig, z.B. speziell bei Baustromverteilern ---> arbeitstäglich (ob das gemacht wird, ist ja bekanntlich was anderes... )

Letztendlich hängt es also von dir und deiner / deinen Gebe´s ab, wie und wie oft geprüft werden muss...

Einer unserer Kunden prüft jeden (!) RCD halbjährlich komplett. D.h. Testtaste + Messung, je Außenleiter jeweils Auslösestrom u. zeit. Aber nur mit der normalen Auslösung.

Selbst das normale "alte" GMC Profitest 0100SII kann eigentlich auch die Halbwellen-Auslösung. Ob das aber einen wirklichen Mehrwert bringt, sprich, das ein RCD bei der normalen Auslöseprüfung "normal" auslöst, bei der Halbwelle pos. / neg. aber nicht mehr, daran habe ich aber meine Zweifel.

Anstatt erst die Testtaste zu betätigen, mache ich gerne zuerst den Auslösestrom, dann die Zeit.
Die Erfahrung zeigt, das eine mehrfache Auslösung hintereinander, die Zeit geringer werden lässt, sowie der Auslösestrom manchmal auch ein wenig ansteigt.
Bei einer Messung des Iab mit angeschlossenen / in Betrieb befindlichen Verbrauchern (so sie es denn abkönnen) lässt sich auch so die Vorbelastung grob ermitteln (besser wäre natürlich eine Messung mit einer Leckstromzange).

So, Akku ist leer... :(
Gruß aus z.Z. Echternach / Lux.
Markus
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kabelmafia
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Beitrag von kabelmafia »

Moin,

ich persönlich lege meinen Schwerpunkt bei der RCD-Prüfung auf die Rampenfunktion. RCDs die die Auslösezeiten nicht mehr schaffen, bekommen den Auslösestrom schon längst nicht mehr hin. So zumindest meine Erfahrung.

1. Betätigen der Test-Taste
2. Rampe mit Halbwelle negativ 0°
3. Auslösezeit mit Halbwelle negativ 0°
4. Ub- bei TT-Netz

Mit der Halbwelle negativ erreiche ich nach meinen Erfahrungen immer die ungünstigsten Messergebnisse. Die Grenzbewertung beim Rampenverfahren kommt aus der VDE 0664-10 (EN 61008) und somit aus der Produktnorm. Dort werden die Stromtore für Vollwelle und Halbwelle angegeben. Nur für 180° habe ich noch keine Zahlen gesehen...

Die Norm lässt da sehr viel Spielraum - auch international. Im BS 7671 wird wenigstens gesagt, dass man sich bei der Prüfung an Herstellerangaben halten soll...

Die Ub-Messung ist im TN-System normativ vernachlässigbar, sie gehört nicht zum Pflichtumfang. Trotzdem halte ich sie für sinnvoll. So erkenne ich bei einem Schutzleiterproblem bei einer Wiederholungsprüfung den Fehler BEVOR ich das Potenzial anhebe.

Fristen...
(die fiese Frage vorweg)
Was sagt eure GeBe?
Die TRBS 1201 ist ja nur eine Richtwerttabelle bei beispielhaften Gefährdungen und beschreibt beispielhafte Maßnahmen.
Fakt ist alleinig, dass die Prüftaste sooft betätigt werden muss, wie der Hersteller des RCD fordert. Wobei man dann bei bestimmten Herstellern philosophisch betrachten kann "was ist gelegentlich?".

Mein Lieblingskunde hat jedes Jahr etwa 100000 RCD-Prüfungen. Leider wird nur mit Papier dokumentiert. Wenn du jemanden für eine Diplomarbeit hast, wäre das mal ein nettes Betätigungsfeld. "Statistische Auswertung von RCD-Defekten und Optimierung der Prüfmethodik" (oder reicht das für ne Dissertation?)

Vorbelastung:
Solang die Auslösewerte hinhauen prüfe ich für Gewöhnlich nicht auf Vorbelastungen. Erst bei Problemen wird dann mit der Leckstromzange gemessen (...wobei dann die Problematik mit den HF-Ableitströmen lustig ist...).
Es gibt jetzt mit dem Sonel MZG 310 ein Prüfgerät, dass auch "Halbwelle + 6 mA DC" als Prüfstrom kann. Wir können gerne über die Sinnhaftigkeit der Prüftiefe unterhalten - immerhin sind wir hier meiner Meinung nach schon im Bereich der reinen Herstellerprüfungen.
Im wahren Leben ist eine DC-Vorbelastung messtechnisch kaum erfassbar. Wer (außer ein paar Steckdöslern) hat schon eine Leckstromzange für AC und DC und einen Tiefpassfilter nach IEC 60990 bei jeder RCD-Prüfung...?
Der Strom kann ruhig bunt sein-ohne Kabel nützt das nix.
Bild: NAKBA 3x95/50sm 0,6/1kV VDE U 0250:1936
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Piktor
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Beitrag von Piktor »

Hallo und einen schönen Sonntagmorgen;) ,

@Cyclist: was die Prüfung mit positiver und negativer Halbwelle betrifft, da habe ich erst vorletzte Woche einen RCD/A in einem !Labor! rausgeworfen. Der erfüllte die Abschaltbedingung reproduzierbar in beide Richtungen nicht. Ich bin der Meinung, bevor eine Regeländerung eintritt, muss eine Menge passieren. Und wenn der Einsatz von RCD- AC hier in DE nicht erlaubt ist, hat das schwerwiegende Gründe, welche ich mir bei dem Einsatz von Thyristor-geregelten Phasenanschnittsteuerungen und einfachen Netzteilen mit einweg- Gleichrichterschaltung lebhaft vorstellen kann.:rolleyes:

@Kabelmafia: das mit der Produktnorm der negativen Halbwelle wusste ich noch nicht- Danke. Was Deine Statistik angeht- ich glaube nicht, dass das für eine Diplomarbeit reicht. Aber- wenn ich mir meine Mängelprotokolle ansehe, komme ich bei der Halbwellenprüfung eher auf 3% als auf 2% Ausfälle. Ich finde das schon bedenklich.
Die Prüftaste am Anfang der Prüfung zu drücken, habe ich früher genauso gemacht. Damit kommt ein FI- Schalter manchmal noch durch die Prüfung;) .
Aber mittlerweile bin ich zum Schluss gekommen, dass bei einer halbjährlichen, kontinuierlichen Prüfung ein FI, der bei einer Prüfung die Abschaltzeit nicht einhält, so verrottet ist, dass er entsorgt werden muss! Ich halte den dann für "Brandgefährlich", denn wer sagt mir, ob dieser bei einem Fehler dann überhaupt noch auslöst. Und die Halbwellenprüfung setze ich nach der Vollwellenprüfung an, weil ich immer mal RCDs habe, welche die Abschaltzeit (reproduzierbar) auch bei der Vollwelle nicht einhalten. Statistisch würde ich dies unter 1% ansetzen.
Die Spannungsmessung kommt aus der Praxis: Ich hatte voriges Jahr im Labor sogar einen Stromkreis, bei dem der Neutralleiter gefehlt hat. Der Laborleiter hatte die Steckdosen halt nicht benutzt- aber der EMR auch nichts mitgeteilt! Des Weiteren hatte ich schon einen schlechten Schutzleiterkontakt über eine Kerbverbindung einer Scotch Muffe. Einen Wackler im Labor von einem Verteiler ausgehend habe ich so auch aufgedeckt. Ich denke, dass ich durch die Dokumentation der Spannung nur unwesentlich mehr Aufwand habe.
Ansonsten sehe ich dies genauso wie Du. Ein Potential im Labor bei vernetzten Geräten und fehlerhaftem Schutzleiter beaufschlagen möchte ich auch nicht.
Die Vorbelastung- tja da hab ich ein Labor, welches immer wieder über ungewollte Auslösungen im HPLC Bereich geklagt hat- da waren dann über einen RCD über 10 Stationen mit jeweils 5-6 Geräten angeschlossen8o .
Normalerweise bekommen wir eine Vorbelastung nicht mit, da wir natürlich die Geräte herunterfahren. Aber durch einen noch unerfahrenen Prüfer haben wir durch Zufall (er und der Laborant haben die Station nicht heruntergefahren- Puh, zum Glück ist nix passiert, gar nix-) herausbekommen, dass eine Station die Auslösung des RCDs verhindert. In einem anderen Labor war es ein Krachneuer Monitor. Die Hersteller hat sich noch nicht geäußert, und der Betrieb auch noch nicht:( . Also werden wir, und hiermit meine ich die gesamte EFK Gemeinschaft, noch viel Spaß mit dem Problem bekommen. Wir haben uns aus diesem Grund ein PQ- Messgerät zugelegt- damit können wir zwar immer noch keine Gleichstromüberlagerung dem Kunden nachweisen, aber immerhin schöne Bildchen präsentieren hair1 . Vielleicht fehlt mir hier aber auch nur noch ein wenig Erfahrung- aus diesem Grund wäre ich froh, wenn Du Dich mal mit mir PN in Verbindung setzt;) .

So- nun noch einen schönen Sonntag an alle- und ich freu mich auf eine Erfrischende Diskussiondd1
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)
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