Nach Not-Aus-Betätigung Drehrichtungsumkehr!

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elektrogandalf
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Registriert: Samstag 8. Dezember 2012, 21:43

Nach Not-Aus-Betätigung Drehrichtungsumkehr!

Beitrag von elektrogandalf »

Hallo!

Ich habe eine Frage an Maschinen und Anlagenbauer:

Der Kunde hat eine Maschine die eine Walze ist.
Die Walze soll nach Betätigung des Not Aus bzw Not Halt stehen bleiben und dann automatisch ca 3 mal in die andere Richtung drehen und dann erst zum stehen kommen bis der Fehler quittiert wurde.

Die Walze wird mit einem Frequenzumrichterbetriebenen Motor (10kw) angetrieben.

Nur wie kann ich diese Funktion erfüllen ohne den Not Aus zu umgehen was mir gar richtlininenkomform vorkommt?

Weil ein Not AUS bzw Not Halt heißt für mich dass die Maschine Stopp und stehen bleibt und nicht wieder anläuft (auch wenn es nur kurz ist)

Ein Notausrelais ist vorhanden der den Not Aus Kreis 2 Kanalig überwacht.

Wie soll man so etwas lösen ohne mit den Richtlinien in Konflikt zu geraten?
Max60
Beiträge: 970
Registriert: Donnerstag 13. August 2009, 12:41

Beitrag von Max60 »

Hallo,

ich habe keine Normkenntnisse diesbezüglich, aber ich würde das so nicht machen. Was ist, wenn jemand von der Walze eingequetscht wird? Dem wird nicht gefallen, wenn der dann nochmal rausgewalzt wird.

Kann man nicht neben einem richtigen Not-Stop (Rot-Gelb) noch eine "Schnellstop"-Funktion einbauen, die dann das von dir gewünscht Verhalten zeigt?
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Max,

solche Schaltungen gibt es genau aus dem vorliegenden Grund (Bsp: elektrischer Fernsterheber; elektrisches Garagentor). Wie man das korrekt ausführt??

Ich stelle mir vor, meine Finger hängen unter der Walze. Da wäre es mir lieber sie würden wieder "herausgewalzt".

Die Frage ist aber auch so zu stellen.

Wie ist es technisch zu realisieren, dass der Zustand "Finger unter der Walze" nach menschlichem Ermessen gar nicht erst entstehen kann.

Eine Idee dazu wäre die Folgende:

Es wird mit Sicherheit etwas gewalzt, was eine gewisse Dicke hat. Sollte die Dicke unter Handstärke liegen, dann muss man erfassen, wenn ein Gegenstand in den Bereich der Walze gerät der dicker ist als eine Hand. Passiert das, wird die Walze angehalten und kurz die Drehrichtung geändert.

Wird aber ein Gegenstand gewalzt der dicker als eine Hand ist funktioniert das nicht mehr :-(.

Gruß

Alois
Max60
Beiträge: 970
Registriert: Donnerstag 13. August 2009, 12:41

Beitrag von Max60 »

[quote="Alois"]Hallo Max,

solche Schaltungen gibt es genau aus dem vorliegenden Grund (Bsp: elektrischer Fernsterheber]

Bei Fensterheber und Garagentor kann ich das nachvollziehen, weil da die Verletztung direkt entlastet wird. (Wobei ich auch da von einem Not-Aus erwarten würde, dass sich das Tor abschaltet und in seiner Position verweilt. Anders als bei Stoßkontakten o.Ä.) - Aber bei einer Walze? Da wird die kaputte Extremität ja noch weiter verletzt. (Je nach Art der Einklemmung natürlich) -

Ich kenn das nur aus Feuerwehrsicht. Da vermeidet man in solchen Situationen halt jegliche Bewegung, die eine Verschlimmerung der Verletzung nach sich ziehen könnte. Vermutlich würde man die Walze da eher so schonend wie möglich zerlegen. Andererseits lassen sich bei einer eingeklemmten Person auch keine (lebensrettenden) Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten, wie z.B. Schocklage. Wobei man in solchen Situationen (Extreme Blutung, Schockige oder bewusstlose Person) sicher auch manuell die Walze bedienen könnte.

Bin mal gespannt ob es dazu irgendwelche Vorschriften oder Richtlinien gibt.
Teletrabi
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Beitrag von Teletrabi »

Moin,

ein Herauwalzen scheint mir nur unter direkter Kontolle sinnvoll zu sein, kann bei nennenswertem Walzengwicht aber wohl auch erfoderlich sein. Bei x Tonnen duckkraft kriegt man eine Maschine ja nicht so einfach zerlegt...

Notbedientaster mit Einschlag-Scheibe ala Feuermelder? Oder dort einen Schlüssel mit dem per Schlüsselschalter die Umgehung des Not-Aus und Rückwärtsgangs-Taster freigegeben wird? Bei der Umsetzung entspechend drauf achten, dass in keinem Schaltzustand der Nomalbetieb fortgesetzt wird. Also eher eine alternative, parallele Ansteuerung am Notaus vorbei, weniger ein aufheben der Notaus-Kette.
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Lightyear
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Beitrag von Lightyear »

Ich bin da bei Max60...
Welche Stopp-Kategorie ist denn geplant..?
Hier mal etwas Futter (jaja, wikipedia, ich weiss...):
http://de.wikipedia.org/wiki/Notausschalter

Grundsätzlich würde ich mir bei solch' einer MAschine wünschen, dass man konstruktiv verhindert, dass es überhaupt zu Klemmungen oder Quetschungen bzw. zum einzug von Körperteilen kommen kann.
Da fallen mir stichworte ein, wie Lichtvorhänge, Schutzgitter (ggf. verstellbar), Zweihandbedienung...
Aber ohne die Maschine bzw. deren einsatz genauer zu kennen, ist das alles ein Stochern im Nebel.

Ich persönlich würde auch erwarten, dass die Maschine bei betätigen des rot/gelben Pilzknopfs sofort stillsteht und nix mehr macht. Evtl. dürfte sich noch die Walze heben, dass eingeklemmte Körperteile frei kommen (sofern die Walze elektrisch / hydraulisch / pneumatisch anhebbar ist). Ein Rückwärtslaufen kann u.U. kontraproduktiv sein, würde ich ggf. nur über einen "Sonderstopp" oder sowas verwirklichen wollen.
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Max,

vielleicht gibt es eine Möglichkeit die Walze hydraulisch anzuheben. Das wäre die beste Lösung im Falle eines Falles.

Gruß


Alois
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Oberwelle
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Beitrag von Oberwelle »

Moin..
Nur wie kann ich diese Funktion erfüllen ohne den Not Aus zu umgehen was mir gar richtlininenkomform vorkommt?

Beim Not-Aus gibt 3 Unterkategorien.

Stopp-Kategorie 0: Energiezufuhr zu den Antriebselementen wird sofort getrennt (nur möglich, wenn das plötzliche Abschalten der Energie keine Gefährdung verursacht)

Stopp-Kategorie 1: gesteuertes Stillsetzen: Maschine wird in einen sicheren Zustand versetzt, dann erst wird die Energie zu den Antriebselementen endgültig getrennt. Dies ist sinnvoll, wenn Klemmungen, Bremsen o. ä. Energie benötigen.

Stopp-Kategorie 2: Maschine wird in einen sicheren Zustand versetzt, die Energie aber nicht getrennt. Diese Kategorie sollte nur dann genutzt werden, wenn technisch keine Möglichkeit besteht, gefahrlos die Energie zu trennen. Zum Beispiel würde bei einem Kran mit Lasthebemagnet das Abschalten der Spannung am Magnet zum Abstürzen der Last führen (nur EN 60204-1:2006 Pkt. 9.2.2).

Quellewiki


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50Hertz
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Not-Aus-Systeme

Beitrag von 50Hertz »

Hallo!

Die Steuerfunktion Stopp, Not Halt und Not Aus sind in der Norm EN 60204 definiert. Angaben für die sicherheitsbezogenen Aspekte dieser Funktionen finden Sie in den Normen ISO13849 und IEC 62061.

Notaus, Not-Aus, Notstopp, Nothalt, sind für mich Begriffe der Leute mit Herrschaftswissen.
Die Firma Pilz liefert nach meinem Wissen mehr als ein halbes Dutzend Varianten der Funktion, die nach dem Drücken des roten Knopfes ablaufen.
Auf der HP kann man sich über die Bezeichnung von Normen informieren:
http://www.wissen-maschinensicherheit.d ... artlang=de
Interessante Möglichkeit ist der Besuch eines kostenlosen Vortrags über "Sichere Automation". Diese Vorträge/Fortbildungen werden bundesweit angeboten und auch über die Firmen HP bekannt gegeben.

Grundsätzlich ist in vielen Fälle ein kleines Zurückfahren lebenswichtig.

Grüße
50Hertz
MrJack
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Registriert: Mittwoch 30. April 2014, 20:49

Beitrag von MrJack »

Wir hatten in der Firma mal eine selbstgebaute Walzmaschiene, mit einstellbarer Höhenverstellung.

Die Walze wurde per Fußtaster betätigt und etwa auf Kniehöhe befand sich eine Planke, die bei Druck die Walze gestoppt, die drehrichtung geändert und die Walze hochgefahren hat.
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