RCD Pflicht für alle Stromkreise - oder doch nicht?

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waldemar
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RCD Pflicht für alle Stromkreise - oder doch nicht?

Beitrag von waldemar »

Moinsen,

bisher war mein Kenntnisstand "RCD sind in allen neu errichteten Stromkreisen Pflicht" ...dafuer1

Nun sagte mir heute im Berufsschulunterricht ein Lehrer das dies nicht so sei.
Er war sich zu 100 % sicher trotz mehrerer Einwände durch verschiedene Schüler. Konkret ging es dabei um die E-Installation in einer Küche. Er sagte das man den Kunden vom FI erst überzeugen müsse, da dies ja keine Pflicht sein... o.O dageg1

Was ist richtig?
Die betreffende VDE wäre super...

Die Forensuche war leider nur bedingt erfolgreich... :confused:
http://www.diesteckdose.net/forum/searc ... hid=289456

mfg
waldemar
kaidegen
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Beitrag von kaidegen »

Für neuerrichtete Stromkreise mit laienbedienbaren Steckdosen bis 20 A in Gebäuden und bis 32 A im freien gibt es eine RCD Pflicht.
(Also Küche fällt sicher und Laienbedienbar und unter 20 A )

Steht in der VDE 0100-410 :)


Genauen Wortlaut und noch näheres können dir hier andere noch liefern, auf jedenfall warst du im Recht.
Viele Grüße
Kai
Hadde
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Beitrag von Hadde »

Hallo kaidegen,

es gibt hier jedoch auch Ausnahmen.

Beispiel: Geräte die fest angeschlossen sind müssen nicht über einen RCD abgesichert werden.

Ebenfalls Din VDE 0100-410
MFG

Hadde

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50Hertz
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Beitrag von 50Hertz »

kaidegen hat geschrieben:Für neuerrichtete Stromkreise mit laienbedienbaren Steckdosen bis 20 A in Gebäuden und bis 32 A im freien gibt es eine RCD Pflicht.
Steht in der VDE 0100-410 :)
Hallo!

Die BG konnte mir kein einleuchtendes Beispiel liefern, wo auf den 30er RCD verzichtet werden kann. (normale Steckdosenkreise)
Auch die Schuko-Steckdose in der E-Werkstatt braucht einen 30 mA FI.

Grüße
50Hertz
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-Claus-
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Beitrag von -Claus- »

waldemar hat geschrieben: Nun sagte mir heute im Berufsschulunterricht ein Lehrer das dies nicht so sei.
Er war sich zu 100 % sicher trotz mehrerer Einwände durch verschiedene Schüler. Konkret ging es dabei um die E-Installation in einer Küche. Er sagte das man den Kunden vom FI erst überzeugen müsse, da dies ja keine Pflicht sein
Was ist richtig?
Hallo Waldemar
Dein Lehrer konnte die Ausnahmen in der DIN VDE 0100-410 wahrscheinlich nicht richtig rüber bringen oder ihr habt ihn missverstanden.
Grundsätzlich sind alle Steckdosen bie 20A/32A mit Fehlerstromschutz zu versehen. Doch die Normanwendung ist/kann nicht zwingend sein. Ausnahmen werden gemacht, wenn (in Betrieben) die elektr. Anlage überwacht/betreut wird (z.Bsp. betriebseigene Elektrofachkraft). Auch können technische Parameter von Geräten/Maschinen dem entgegen stehen und es sind dann andere geeignete Massnahmen zu treffen (Festanschluss/spezieller Gerätestecker nur für diese Anschlussstelle)

Überzeugt werden muss der Kunde nicht von vornherein, es sei denn, er ist sich der persönlichen Haftung nicht bewusst. Dann braucht es Überzeugung.

Gruß
Claus
Olaf S-H
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Beitrag von Olaf S-H »

Lochner, Claus hat geschrieben:... Ausnahmen werden gemacht, wenn (in Betrieben) die elektr. Anlage überwacht/betreut wird (z.Bsp. betriebseigene Elektrofachkraft). ...
Moin Claus,

sicherlich meinst Du hier eine "Anmerkung" in der Norm. Die Entscheidung zur Anwendung dieser Norm muss allerdings der Betreiber/Errichter treffen und dann auch verantworten. Weiterhin ist hierbei über eine UND-Verknüpfung die messtechnische Überprüfung zur rechtzeitigen Schadenvermeidung gefordert. Dies würde folglich einen RCM erfordern.

Aus meiner Sicht eine nicht sinnvolle Regelung. Ich hatte letztens mit einem "pauschalierten" Auftragnehmer diese Thematik erörtert. Er meinte, in MS-Betriebsräumen auf einen RCD verzichten zu können, da nur EFK die Steckdosen nutzen. Ich fragte ihn darauf hin, ob eine EFK weniger zu schützen sei als ein Bäcker. Die Diskussion endete prompt und der RCD wurde eingesetzt.

Meine Meinung: Der RCD hilft Leben zu schützen und sollte grundsätzlich eingesetzt werden. Ausnahmen sollten einer technischen Erfordernis unterliegen und gut begründet sein.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
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-Claus-
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Beitrag von -Claus- »

Moin, Moin Olaf
Olaf S-H hat geschrieben: sicherlich meinst Du hier eine "Anmerkung" in der Norm.
Aus meiner Sicht eine nicht sinnvolle Regelung.
Hast vollkommen recht, nur steht es mal so geschrieben.

[/QUOTE]Meine Meinung: Der RCD hilft Leben zu schützen und sollte grundsätzlich eingesetzt werden. Ausnahmen sollten einer technischen Erfordernis unterliegen und gut begründet sein.
[/QUOTE]
"Grundsätzlich" hatte ich auch geschrieben. Nur, wie schreibt man etwas nieder, damit es auch so verstanden wird wie gemeint?

Mit RCM bin ich einverstanden, nur warum wird es dann nicht so geschrieben?
Gruß
Claus
ohoyer
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Beitrag von ohoyer »

Ausnahmen z.B. in Rechenzentren, wenn hier ein RCD gleich Teile eines Schaltschrankes ausser Gefecht setzen würde.
Hier ist aber folgende Umgebung:

- abgeschlossener Betriebsraum
- immer in Begleitung mit Betreiberpersonal betreten, die mind. EuP sind
- nicht dauernd besetzt
- Server ist im Schaltschrank mehrfach geerdet
- Erfahrung zeigt, dass hier bei Problemen meist per Kurzschluss Netzteile sterben, somit bringt ein RCD hier keine grossen Vorteile
- ZEP-Strom der Gesamtanlage wird laufend überwacht
„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“

Friedrich Nietzsche (Werk: Jenseits von Gut und Böse, Aph. 146)
Teletrabi
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Beitrag von Teletrabi »

Moin,

RCM halte ich für keinen adäquaten Ersatz eines RCD zum Personenschutz. die paar mA fallen der RCM gar nich auf. Selbst wenn doch, braucht es bestenfalls Sekunden, bis in der Leitwarte wer 'ne Notabschaltung vornimmt - und das is der Idealfall des wachsamen Aufsehers und seiner auf-Nummer-sicher-gehen-und-mal-.lieber-schalten,-danach-gucken.
Sitzt das Wartenpersonal gerade beim Kuchen zusammen werden da schnell zwei bis dreistlelige Sekunden drauf, bis auf eine Störmeldung reagiert wird. Und ob sie als elektrounfall angsehen wird oder eher eine abgesoffene Klemmdose oder verdrecktes Motorklemmbrett ist dann auch die Frage.
Und bei den 90+x% der Anwender, die überhaupt keine ständig besetzte Überwachungsinstanz haben meldet die RCM fröhlich vor sich hin, ohne das irgendwas geschieht, bis nach Stunden oder Tagen es mal wer bemerkt.
Hilft der betroffenen Person alles recht wenig...

Leider war Onkel VDE bislang nicht in der Lage, mir auf Anfrage mal mitzuteilen, was eigentlich der Hintergrund der 30mA-für-alles-Forderung um ist, um Alternativlösungen hinsichtlich eines vergleichbares Schutzniveau einzuschätzen.
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-Claus-
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Beitrag von -Claus- »

Teletrabi hat geschrieben: Leider war Onkel VDE bislang nicht in der Lage, mir auf Anfrage mal mitzuteilen, was eigentlich der Hintergrund der 30mA-für-alles-Forderung um ist, um Alternativlösungen hinsichtlich eines vergleichbares Schutzniveau einzuschätzen.
Hallo Teltrabi
Ich versuch es mal "mit einem persönlichem Gerücht".
Die Normenschreiber haben erkannt, dass der Geräteschund am Markt überhand nimmt und waren der Meinung, dass sie mit dem RCD-Einsatz da etwas gegensteuern könnten. Da die RCD-Hersteller hier keinen Widerspruch einlegten, musste es die richtige Entscheidung gewesen sein.
Gruß
Claus
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