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Charakteristik C und K im Hausgebrauch

Verfasst: Sonntag 25. November 2007, 22:04
von Neo2005
Hi!

Mir ist gerade wieder eine Diskussion aufm Forumtreffen eingefallen welche ich mit Kabelmafia und Teletrabi geführt habe. Wir haben sie leider nicht zu ende geführt. Würde das gerne Fort setzen. Es ging um folgendes: Darf ich im häuslichen Bereich einen K oder C Automaten einsetzen? Ich sage Nein!
Die Leitung wird stärker belastet als bei einem B-Automat und somit sinkt die Lebenserwartung. Ich gehe auch davon aus das man im häusluichen Bereich keinen dicken Motor betreibt oder einen Kompressor in der Küche um diese zu putzen :-D

Das wäre meine Begründung

Wie ist eure Meinung dazu?

Gruß
Neo

Verfasst: Sonntag 25. November 2007, 22:18
von Teletrabi
Moin,

> Es ging um folgendes: Darf ich im häuslichen Bereich
> einen K oder C Automaten einsetzen? Ich sage Nein!

Ich sag ja.


> Die Leitung wird stärker belastet als bei einem
> B-Automat und somit sinkt die Lebenserwartung.

Wieso wird sie das? Schädlich für die Leitung ist die thermische Beanspruchung des Isolierwerkstoffs. Die Vorgaben für großen und kleinen Prüfstrom entsprechen beim C- oder D-Automaten denen für die B-Ausführung (1,13 /1,45 * In). Bei K sieht's für die Leitung sogar noch besser aus (1,05 / 1,20 * In, allerdings hier zwei Stunden statt einer Zeit zum Abschalten beim großen Strom).
Der eigentliche Unterschied der Charakteristiken besteht in der Toleranz kurzzeitiger Stromspitzen. Die schlagen aber nicht sofort auf die Isolierung durch, da ja zunächst einmal die Wärmekapazität der Leitung und der näheren Umgebung aufgeheizt werden muss und dadurch der Temperaturanstieg gedämpfter als der Strom verläuft. Da sollte dann die Anlaufphase des Motors bzw. die Aufladung der primärseitigen Kondensatoren sich bereits erledigt haben, wenn es der Leitung wirklich kuschlig warm wird. Ferner dürften diese Spitzen zeitlich verschwindend gering sein gegenüber der Nennbelastung.


> Ich gehe auch davon aus das man im häusluichen Bereich
> keinen dicken Motor betreibt oder einen Kompressor in der
> Küche um diese zu putzen :-D

Zählt 'ne Springbrunnenpumpe im Rechner? :D
Und warum sollten die Leitungen im Industriebetrieb montiert plötzlich mehr verkraften als im Haushalt?

Verfasst: Montag 26. November 2007, 06:42
von kabelmafia
Moin,

da ich ja schon namentlich genannt bin, möchte ich auch gleich mal meinen Senf dazu abgeben:

Tatsächlich ist es ja so, daß Leitungen so geplant sein sollen, daß sie nicht im Überlastbetrieb laufen (also bei B16-Automat ständig mehr als 16A).
Im Haushalt ist eine Leitungsauslastung von 100 % auch eher die Ausnahme... sollte sie zumindest.
Von daher könnte man zu der Sichtweise gelangen, daß für das Zwei-Zimmer-Wohnklo durchaus B-Automaten ausreichend sind und alles andere überflüssig.

Jetzt kommen wir zur Installation einen mittel- bis hochwertigen EFH:
Grundwasserpumpe
Abwasserhebeanlage
EDV-Stromnetz (mit u.U. einer Hand voll PC´s)
um nur ein paar Beispiele zu nennen.
All das kann man prinzipell auch einfach über B16 betreiben. Aber warum sollte man da nicht ein wenig differenzieren?
Schließlaich sind Stromkreise auch so zu bemessen, daß das Überstromschutzelement möglicht gut an die zu erwartende Belastung passt.
Also nehmen wir für die Grundwasserpumpe einen K10, für Abwasserhebeanlage einen K6 und für das EDV-Netz einen C13 oder C16.

Zum Schluß noch ein Hinweis auf die normative Lage:
Alle unsere typischen Automaten sind einschließlich ihrer Carakteristiken in der DIN VDE 0641 genormt. Das ist die EN 60898 und die heißt:
"Circuit-breakers for overcurrent protection for household and similar installations"

Insofern sehe ich keinen Grund, keine C-K-Z Automaten in Wohnungen einzubauen. Mir macht es immer wieder Spaß, wenn ich von Pleitegeier-Mieter xy höre, daß die Steckdose im Teppenhaus irgendwie immer nur mit der Entkalkungsanlage funktioniert. Wenn man ihm mal wieder den Strom abgedreht hat und er die Wohnung mal kurz daraus einspeisen möchte, geht das nicht. Na so was... Iss ja auch ne C0,5 :p

Verfasst: Montag 26. November 2007, 08:17
von HPG
Bei uns wird in den Wohnbauten üblicherweise der LSC 13A mit 1,5mm2 verwendet.

Den K Typ kenne ich nur aus dem Anlagebau, Industrieanlagen.

Verfasst: Montag 26. November 2007, 10:44
von ohoyer
13A sind in Deutschland eher unüblich, hier werden meist 16A oder 10A verbaut - man korrigiere mich, wenns anders ist ;-)

In alten Installationen habe ich bei Bekannten auch schon muntere Sammelsurien gesehen- H neben K, ich selbst habe auch in meiner neuen Bude (zumindest einheitlich) L...

Wenn man sich mal die Kennlinie der B und C Automaten genau anschaut, so ist der thermische Auslöser identlisch, lediglich der Kurzzeitauslöser/unverzögerte Auslöser liegt in einem anderen Bereich- B zwischen 3-5x In, C 5-10xIn, wobei gute Hersteller einen etwas engeren Bereich garantieren.

Die Frage ist, wie sehr ein Kurzschluss die Isolierung durch Erwärmung beansprucht, hier sind ja auch die Abschaltzeiten angegeben, die eine Leitung maximal aushalten muss. Die Abschaltzeiten im Kurzschlussfall (also dem Punkt, wo der jeweilige Automat auslöst) sind ja bei den Automaten auch identisch (idR <10ms, bei hohen Strömen >30xIn auch ~3ms).

=> Sofern der Kurzschlussstrom ausreicht, den unverzögerten Auslöser zu triggern, isses kein Problem.

=> Hierdurch wird in jedem Falle sehr wohl die maximale Leitungslänge/Querschnitt beeinflusst, da man sicherstellen muss, dass im Kurzschlussfalle in jedem Falle ein Kurzschlussstrom zustande kommt, der den Automaten unverzögert auslöst.

=> Bei der Dimensionierung der Leitungen muss ja idR auch darauf geachtet werden, dass ggf. Sicherungen gL/gG eingesetzt werden können, was auch aufgrund der anderen Charakteristik andere zulässige Längen ergibt.

=> die zulässige Leitungslänge ist bei C-Automaten halb so gross wie bei der Verwendung von B-Automaten



(Ich habe mir diese Freuden mal bei der Betrachtung der max. Längen hinter Stromabgangskästen an einem Stromschienensystem reintun dürfen, incl. der Frage. welche Automaten besser für kurze Anlaufströme von z.B. Festplattenschränken geeignet sind, und wie sich ne Absicherung mit z.B. Neozed dagegen verhält- incl. der Frage zur Selektivität zur übergeordneten NH-Sicherung sowie div. Leistungsschaltern)

Verfasst: Montag 26. November 2007, 11:16
von Teletrabi
Moin KM,


> Zum Schluß noch ein Hinweis auf die normative Lage:
> Alle unsere typischen Automaten sind einschließlich ihrer
> Carakteristiken in der DIN VDE 0641 genormt. Das ist die
> EN 60898 und die heißt:
> "Circuit-breakers for overcurrent protection for household
> and similar installations"

Laufen die K-Automaten nicht unter der 0660-101 als Leistungsschalter?

Verfasst: Montag 26. November 2007, 19:29
von kabelmafia
Moin,
Laufen die K-Automaten nicht unter der 0660-101 als Leistungsschalter?
Ja, Z-Automaten auch. In der 0660-101 finde ich keinen Hinweis, daß ich die nicht in Hausinstallationen einsetzten dürfte...

@ ohoyer: ich gebe dir recht - 13 A ist für deutsche Verhältnisse recht unüblich. Ich setzt B13er ein, wenn ich Steckdosenstromkreise (algemeiner Art) in Rigips-Wänden mit 3x1,5 verlege. Für Lichtstromkreise verwende ich dann B10. Und wenn tatsächlich 16 A gebraucht werden, dann isses 3x2,5 - manchmal auch 3x4 wenn´s weiter ist...:p
In der Schweiz (wie HPG schon angemerkt hat) sind tatsächlich C13-Automaten normal, da das Steckersystem dort auch nur 13 A belastbar ist. 16 A ist dort für Steckdosen meines Wissens eher unbekannt.
Bei den Abschaltbedingungen muß man tatsächlich sehen, ob und wie das hinkommt....

Verfasst: Dienstag 27. November 2007, 18:52
von Elektronix
:)
in der Schweiz gibt es auch 32A Diazed Sicherungen .
IST LS 13A nach Norm in BRD .

Verfasst: Dienstag 27. November 2007, 21:09
von cyclist
Hallo Elektronix!
in der Schweiz gibt es auch 32A Diazed Sicherungen
In Neozed zumindest gibts die in D auch, z.B. um CEE 32A Steckd. damit abzusichern - nur machen halt das die Wenigsten, sondern mit 35A! 8o
Und vor allem kennt die auch beim Großhandel kaum einer...

Beim Absichern der Steckdosenstromkreise mit C / K anstatt wie mit B (z.B. Austausch weil der B nicht hält) ist der Eingangs-Schleifenwiderstand wie auch der End-Schleifenwiderstand zu beachten. Wenn der nicht entsprechend ausreichend ist (Messfehlertoleranz beachten!), dann ist nix mit >B absichern!

Beim Forumstreffen kam ja auch meinerseits die Frage auf, wie es aussieht, Schuko- und / oder CEE 16A / 32A Steckdosenstromkreise mit D 16 (32) A abzusichern. Sprich Steckdosen die für kein bestimmtes Betriebsmittel gedacht sind (also allg. Bedarf).
D ist 20-Facher Auslösestrom!

Verfasst: Dienstag 27. November 2007, 22:59
von ohoyer
Man muss dazu sagen, dass die D-Charakteristik in der Normung zumindest von Deutschland nicht erwünscht war, da in bestimmten Bereichen Bedenken bestanden. Sie wird soweit recht gerne von Herstellern im IT-Bereich für Steckdosenleisten etc. verwendet, die eine Überlastsicherung haben sollen, womit auch stark impulserzeugende Verbraucher (Wie Festplattenschränke etc., die auch hohe Anlaufströme haben) abgesichert werden.

In der Praxis bei den konkreten Profilen behaupte ich, dass man D nur in den seltensten Fällen wirklich braucht, wenn man a) seine Anlage und Applikation halbwegs kennt und b) nachdenken und rechnen kann