Lichtbogenlöschkammer

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Paddy84
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Lichtbogenlöschkammer

Beitrag von Paddy84 »

Hallo!

Ich hab jetzt im Winter meine Abschlussprüfung und wir haben jetzt von unserem Ausbilder den Auftrag bekommen, uns über alle Bauteile zu informieren, die in unserer Prüfung verwendet werden können. Eines davon ist natürlich auch der Leitungsschutzschalter.
Als ich mich mal genauer mit dem Ding befasst habe, musste ich feststellen, dass ich doch noch nicht über alles Bescheid weiß was in dem Ding so abläuft.

Meine Frage: Wie funktioniert eigentlich die Lichtbogenlöschkammer?
Wenn der Schalter den Stromkreis auftrennt entsteht ja an den Kontakten ein Lichtbogen, den man irgendwie wegbekommen muss, damit kein Strom mehr fließt. Aber wie schafft man das mit dieser komischen Plattenanordnung in der Löschkammer? Funktionert das irgendwie wie ein Kondensator, der sich auflädt und dadurch den Lichtbogen schwächt?

Hab keine Ahnung. Vllt kann mir hier ja jemand helfen?help1
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_08_15_
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Beitrag von _08_15_ »

Hallo Paddy84,

erstmal Willkommen hier.

Vielleicht hilft das hier weiter.

Oder du suchst bei einem Hersteller zB ABB STOTZ-KONTAKT GmbH

Als zusätzliche Information:
Funkenlöschung
Schaltlichtbogen
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Paddy,

für eine Abschlussprüfung eine recht schwierige Frage, die aber beantwortet werden kann.

Die Gafik zeigt die Darstellung des Vorganges nach einem Kurzschluss

[ATTACH]2470[/ATTACH]

Man sieht sehr schön, dass der Stromfluss vor dem Nullduchgang unterbrochen wird (normalerweise würde der Stromfluss erst beim Nulldurchgang enden).

Das erreicht man durch die Funkenlöschkammer.

Man macht sich dabei zunutze, dass der Lichtbogen eine bestimmte Brennspannung (ca. 80 Volt) hat, egal, wie groß der Lichtbogen ist.

Der Lichtbogen läuft in die Löschkammer und wird dadurch mehrere kleine Lichtbogen aufgeteilt. Die Brennspannungen addieren sich und werden höher als die Augenblickspannung. Dadurch verlischt der Lichtbogen.

Ich hoffe, dass ich den Vorgang einigermassen rüberbringen konnte.

Gruß

Alois

Mehr Infos: http://www.htee.tu-bs.de/forschung/vero ... colour.pdf
Dateianhänge
Funkenloesch.jpg
Funkenloesch.jpg (64.62 KiB) 11823 mal betrachtet
Paddy84
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Beitrag von Paddy84 »

Oha, das scheint ja doch ein recht komplexes Thema zu sein.
Aber die Antworten haben schon mal weiter geholfen.:)

Nur nochmal dass ich das jetzt alles richtig verstanden habe:
Der Lichtbogen wird zunächst in die Lichtbogenlöschkammer gedrängt. Dort teilt er sich dann in mehrere Lichtbögen zwischen den einzelnen Platten auf. Da jeder dieser kleinen Lichtbögen die gleiche Brennspannung wie der zuerst entstandene große Lichtbogen hat, reicht die vom Netz gelieferte Spannung nicht mehr aus, um diese "Reihenschaltung" von Lichtbögen aufrecht zu erhalten. Außerdem wird das Plasma heruntergekühlt, was den Lichtbogen zusätzlich schwächt.

Aber wie schafft man es den Lichtbogen in die Kammer zu drängen? Passiert das aus der Schaltbewegung heraus? Und warum haben die Platten in der Kammer immer so einen V-Ausschnitt?
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Paddy,
Aber wie schafft man es den Lichtbogen in die Kammer zu drängen? Passiert das aus der Schaltbewegung heraus? Und warum haben die Platten in der Kammer immer so einen V-Ausschnitt?
Beitrag bearbeiten/löschen
Man erreicht das durch die Formgebung der Lichtbogenstrecke!

Genau kann ich es nicht sagen. Wenn ich mir aber den Raum ansehe in dem der Lichtbogen entsteht, dann sehe ich am Anfang eine sehr kurze Strecke (ca. 10 mm) die sich zur Funkenlöschkammer auf ca . 20 mm erweitert.

Meine Annahme:

Der Lichtbogen entwickelt eine große Hitze. In der Folge dehnen sich die Gase im LS-Schalter aus. Da zu der Löschkammer hin mehr Platz ist, wird der Lichtbogen in die Löschkammer gedrückt.

Ich habe eben mal einen alten LS-Schalter Typ L geöffnet. Wenn ich es richtig sehe, dann gibt es hinter der Löschkammer eine Öffnung nach draussen. Das würde bedeuten, dass die Gase und damit der Lichtbogen auch deshalb in diese Richtung gedrückt werden.

Die Löschkammer des geöffneten LS-SChalter besteht aus 10 Kammern, was zur folge hat, dass die Spannung auf 10 * 80V = 800 Volt ansteigen würde!

Gruß

Alois

Ps. Du hast wohl schon sehr genau hingeschaut. Den V-Ausschnitt habe ich eben nach dem Öffnen des LS-Schalters zum ersten Mal bewusst wahrgenommen. Um das deutlich sehen zu können muss man das Blechpaket aus dem LS-Schalter herausziehen! Eine Begründung für den V-Ausschnitt habe ich nicht! Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das einer im Forum herausbekommt!

Interessante Artikel, die ich bei der Suche nach Erklärungen gefunden habe:

http://www.haus-muehlengrund.de/hwk/dow ... herung.pdf
http://www.mmew.fh-giessen.de/personen/ ... pt_EET.pdf
http://www.doepke.de/download/Hauptkatalog_2006.pdf
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/835659
http://www.elab-juelich.de/Kern/Kerndip ... mitter.pdf
http://www.wipo.int/pctdb/en/wo.jsp?IA= ... SPLAY=DESC
http://www.wipo.int/pctdb/en/wo.jsp?wo= ... SPLAY=DESC
http://library.abb.com/GLOBAL/SCOT/SCOT ... 2G0101.pdf
http://www.abl-polska.pl/Pliki/kap01.pdf
Paddy84
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Beitrag von Paddy84 »

@Alois: Das klingt doch alles sehr plausibel.

Das mit der Öffnung nach draußen hab ich auch schon bemerkt. Die gibt es auch bei Motorschutzschaltern und ähnlichen Bauteilen.

Und die Sache mit dem Lichtbogen scheint ja nochmal eine Wissenschaft für sich zu sein. Da gibt es ja ganze Abhandlungen drüber.

Mir ist auf jeden Fall erstmal geholfen. Alles was für die Funktion des LS-Schalters wichtig ist, weiß ich jetzt.dank1
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Chris
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Beitrag von Chris »

Bildmaterial gibs ua hier im Thema:
http://www.diesteckdose.net/forum/showp ... stcount=20

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