Blindleistung

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geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Arno,

es ist schon so, dass Blindleistung keine Energie umwandelt. Wie ich schon oben geschrieben habe, ist es der Stromfluss, der in den Verbindungsleitungen Energie umwandelt.

Anders ausgedrückt, es ist der Stromfluss, der bei der Umwandlung von elektrischer Energie in magnetische Energie (und umgekehrt) nötig ist.

Gruß


Alois
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pit-tip
Null-Leiter
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Beitrag von pit-tip »

Hallo Arno,

Blindleistung wird nicht verbraucht, denn sie "pendelt" zwischen Erzeuger und Verbraucher hin und her. Allerdings wird die Blindleistung zum Aufbau von elektrischen Felder (Räume in den elektrische Kräfte wirken) benötigt.
Es ist nicht so, dass man z.B. in einem Energieversorgungsnetz gänzlich (ich Rede hier von Höchstspannung) auf induktive Blindleistung verzichten kann. Wenn der aktuell voherschende Lastfluss zuwenig induktive
Blindleistung aufweist kann es zu Spannungserhöhungen kommen denen man entgegenwirken muß. In diesem Fall werden automatisch Drossel zugeschaltet die nur dafür da sind Blindleistung zu erzeugen, um die Spannung zu stabilisieren. Hier redet man durchaus von 100 - 500 MVA = 100 - 500Mvar.

Gruß pit-tip
Elekjet

Beitrag von Elekjet »

Hallo Alois, pit-tip,
jetzt habe ich ein Verständnisproblem.
wieso soll es durch Blindstrom zu keiner Erwärmung der Leitung kommen?
Z.B. macht man sich bei einer Abtauschaltung die Erwärmung der Freileitung durch Blindleitungsverschiebung zu nutze, um damit ein Abfallen des Eisbehang zu bewirken
.
Das steht nach meinem Verständnis im Widerspruch zu dem Letztgenannten?

Die Aussage, dass sich durch hohe Blindleistungen Kabel erwärmen, so habe ich es mal gelernt, dann auch?:confused:
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Arno,

gehen wir es mal mit der Mathematik an!

Die Wirkleistung bei Wechselstrom ist U * I * cos(phi)

Setzt Du einen Winkel von 90° (egal ob induktiv oder kapazitiv) ein, dann wird die Leistung Null sein.

Hast Du bei der Anordnung auch nur einen Bruchteil eines Ohms Widerstand, dann ist der Winkel nicht mehr 90° und Du bekommst Wirkleistung. Das ist die Leistung, die auf der Leitung für Wärme sorgt! Es ist also der Wirkwiderstand, der für die Verluste sorgt! Nicht die Kapazität (natürlich sind auch die Kondensatorplatten ein Teil des Leitermaterials) und nicht die Induktivität (selbtverständlich wirkt auch der ohmsche Widerstand der Spule)!

Gruß

Alois
Elekjet

Beitrag von Elekjet »

Hallo Alois,

ich muss es nochmals auskramen.
Also wie das Wort schon sagt Blindleistung. Eine Leistung verrichtet über eine def. Zeit betrachtet eine Arbeit. Welche ist dies bei der Blindleistung?

Zweite Frage. Blindleistung kann nur in Verbindung mit Wirkleistung entstehen, wenn man mal Supraleiter ausklammert.
Folgerung es gibt reine Blindleistung nur theoretisch.
Das heißt es sind immer Wirkwiderstände da, sobald eine Blindleistung auftritt.
An diesen Wirkwiderständen entsteht eine, durch die Blindleistung verursachte Wirkleistung -> diese führt zu einer Wirkarbeit, welche die Blindleistung "reduziert".
Also praktische Folge, die Blindleistung wird umgesetzt! überlicherweise in Wärme.
Da wir ja bei Stromnetzen von einer "unendlichen" Betriebsdauer ausgehen können, wird letztendlich die gesamte Blindarbeit als Wärme verbraten.
Ich hoffe, mein physikalisches Weltbild stimmt in etwa.
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Arno,

die Grafik, die Wanderer mitgeschickt hat (schwarzer Kurvenverlauf, bzw. grüne Gerade auf der Nullinie) zeigt m.E. deutlich, dass Blindleistung keine Energie verbraucht.

Die Energie pendelt hin und her.

Es ist der ohmsche Widerstand, der für Verluste sorgt.

Das Produkt uc*ic wird deshalb Blindleistung genannt, weil es keine Leistung im Sinne von Wirkleistung erbringt!

Das gleiche gilt natürlich auch für das Produkt uL*iL.

Ich habe bewusst Kleinbuchstaben genommen, weil es sich bei u und i um Wechselgrößen handelt!
Also wie das Wort schon sagt Blindleistung. Eine Leistung verrichtet über eine def. Zeit betrachtet eine Arbeit. Welche ist dies bei der Blindleistung?
Das ist der Aufbau und der Abbau des elektrischen, oder des magnetischen Feldes (siehe schwarze Kurve Wanderer).
Zweite Frage. Blindleistung kann nur in Verbindung mit Wirkleistung entstehen, wenn man mal Supraleiter ausklammert.
Da Strom fliessen muss, entsteht natürlich Wirkleistung an den Leiterwiderständen (Aber das haben wir ja alle schon festgestellt).
An diesen Wirkwiderständen entsteht eine, durch die Blindleistung verursachte Wirkleistung -> diese führt zu einer Wirkarbeit, welche die Blindleistung "reduziert".
Also praktische Folge, die Blindleistung wird umgesetzt! überlicherweise in Wärme.
Da wir ja bei Stromnetzen von einer "unendlichen" Betriebsdauer ausgehen können, wird letztendlich die gesamte Blindarbeit als Wärme verbraten.
Solange das Netz in Betrieb ist, wird die Blindleistung nicht geringer. Wird die Energieerzeugung eingestellt (Antrieb des Generators aus), dann schwingt die gespeicherte Energie zwischen Kapazitäten und Spulen hin und her, bis die elektrische und/oder magnetische Energie vollständig in Wärme umgewandelt ist.

Wird abgeschaltet (z.B. durch einen Schalter, dann entsteht zunächst ein Lichtbogen (bedingt durch die Induktivität des Netzes). Es kann aber noch ein elektrisches Feld übrig bleiben, welches durchaus tödliche Folgen haben kann.

Gruß

Alois
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Arno,

ich muss gestehen, dass mir im Moment nichts besseres zur Erklärung der Blindleistung einfällt!

Ist das oben gesschriebene zu verstehen, oder bleiben Fragen offen?

Gruß

Alois
Elekjet

Beitrag von Elekjet »

Hallo Alois,
grundsätzlich ist mir das schon klar.
Solange das Netz in Betrieb ist, wird die Blindleistung nicht geringer. Wird die Energieerzeugung eingestellt (Antrieb des Generators aus), dann schwingt die gespeicherte Energie zwischen Kapazitäten und Spulen hin und her, bis die elektrische und/oder magnetische Energie vollständig in Wärme umgewandelt ist.
Diesen Effekt habe ich doch genauso während dem Betrieb, warum nur nach dem Abschalten?
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo Arno,


natürlich ist der Effekt auch während des normalen Betriebes da.

Ein weiterer Versuch das verständlich zu machen.

Zwei gleich große Kondensatoren werden an Wechselspannung betrieben.

Einer in unmittelbarer Nähe des Generators, der andere weit weg.

Auf der Zuleitung des entfernten Kondensators wird Wirkleistung (durch den Umladestrom) in Wärme umgesetzt. Da die Leitung zum nahen Kondensator kaum ins Gewicht fällt, wird dort deutlich weniger Energie für den Umladevorgang in Wärme umgewandelt!

Oder anders ausgedrückt, der Ausschwingvorgang würde beim nahen Kondensator deutlich länger dauern, als beim entfernten!

Gruß

Alois

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Wanderer
Null-Leiter
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Registriert: Dienstag 27. Dezember 2005, 11:23
Wohnort: Hessen

Beitrag von Wanderer »

Also anbei eine weiter Betrachtungsweise. Ich habe mich dafür interessiert wie es aussieht, wenn man die Wirk- und die Scheinleistung integriert. Das Integral der Leistung über die Zeit ist Energie. Diese muss irgendwoher kommen, also im Zweifelsfall bereitgestellt werden. Und da sieht man einen Unterschied zwischen dem Integral der Wirkleistung (sw) und dem der Scheinleistung (or):
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Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.
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