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Verfasst: Donnerstag 15. Juni 2017, 19:49
von Elt-Onkel
Hallo,
Teletrabi hat geschrieben:
Und genau um sowas zu verhindern sind hierzulande brennbare Fassaden an Hochhäusern nicht zulässig.
Aber erst seit 12 Jahren.

Davor hat das niemanden interessiert.


Des weiteren gelten hierzulande Hochhäuser erst ab 8 Geschosse.

Aber auch 7 Geschosse WDVS Polystyrol brennen wie eine Fackel.
Da helfen auch keine 'Brandriegel'.

Nun hat der Bayrische Innenminister Herrmann Angst bekommen.
Er will jetzt eine 'Überprüfung' der WDVS-Fassaden.

Na hoffentlich wird Styropor ab dem ersten Geschoss jetzt verboten.


...

Verfasst: Donnerstag 15. Juni 2017, 19:53
von Lightyear
Elt-Onkel hat geschrieben: Na hoffentlich wird Styropor ab dem ersten Geschoss jetzt verboten.
Schön wäre es. dd1

Verfasst: Freitag 16. Juni 2017, 09:23
von IH-Elektriker
Keine Angst, unseren Politikern wird die Quadratur des Kreises schon gelingen. Sie werden den schwarzen Peter an die Industrie weitergeben und die gesetzlichen Anforderungen hochschrauben...

....und sich natürlich gegenseitig auf die Schultern klopfen das in deutschland sowas wie in London gar nicht vorkommen könne weil ja bei Häusern ab 8 Stockwerken unbrennbare Fassaden bei uns seit langem Vorschrift sind - natürlich ein Verdienst der Politik weil die so "scharfe" Vorschriften erlassen haben.

Das viele Feuerwehren und Brandschutzexperten schon lange vor brennbarer Fassadendämmung auch bei EFH und "kleinen" Gebäuden warnen wird vermutlich völlig ignoriert....

Verfasst: Freitag 16. Juni 2017, 14:17
von chris11
Teletrabi hat geschrieben: Alu-PE-Sandwichplatten. Haben mit dem Styropor des Threads genau was zu tun?
Dürften ALU-PUR Sandwich Platten gewesen sein. Mit 30mm Hinterlüftung. Insofern nichts besser oder schlechter wie die hier üblichen Polystyrol/Putz Isolierungen.

Das die offen verlegte Hauptgasleitung im (einzigen) Treppenhaus Leck wurde war für die Rettung von Personen auch nicht hilfreich.

Inoffiziell geht man im Moment von ca. 65 Toten aus.


Schätze, das in nächster Zeit jede Menge neue Fassaden wieder abgerissen werden müssen. Die Brandursache ist hier eigentlich uninteressant, die schnelle Brandausbreitung hat das Feuerschutzkonzept zunichte gemacht.

Verfasst: Freitag 16. Juni 2017, 16:10
von Strippe-HH
Na Hauptsache das ist nicht solch eine Fassade wie an diesem Bauwerk was erst vor einigen Jahren entstanden ist:[ATTACH]11434[/ATTACH]

Die hatten sogar einen Preis für diese Fassade bekommen.

Ohnehin, in unserer Wohnanlage wurde eine Fassadendämmung von der Eigentümergemeinschaft mehrheitlich abgelehnt da viel zu teuer.

Verfasst: Sonntag 18. Juni 2017, 17:47
von Elt-Onkel
Hallo,

ich habe mir mal die Mühe gemacht, ein Foto entsprechend aufzuarbeiten.

Man erkennt, daß oberhalb des 7.OG kein Löschwassereinsatz mehr
möglich war.
(Das dürfte in Deutschland ähnlich sein.)

Das Werkeln der Feuerwehr war also im Wesentlichen sinnlos.

Einen Außenangriff macht man erst, wenn es innen nicht mehr geht.
Das bedeutet, daß zum Zeitpunkt des Eintreffens der Feuerwehr
es im Inneren entsprechend unzugänglich gewesen seien musste.
Eine Kombination Außen- / Innenangriff verbietet sich von selbst.
Man will ja die eigenen Einsatzkräfte nicht heiß Duschen.

Ein Hochhaus darf einfach nicht anfangen zu brennen.
Wenn Zimmerbrand (was ja wohl der Ausgang war),
dann muß der örtlich begrenzt sein.
Er muß mit Steigeleitungen per Innenangriff zu Löschen sein.
Wenn das nicht klappt, ist die Konstruktion scheiße,
und das Brandschutzkonzept für's Gesäß.

Ich wiederhole mich ja ungern,
aber Leute, die Kunststoff-Dämmstoffe an Hausfassaden kleben,
sind potentielle Brandstifter.

UND

Man beachte:
Ein Normenfeuer ist kein Echtbrand.
Also wie Abgas bei VW.
Getestet wird aber alles auf Basis Labor-Normenfeuer.

...

Verfasst: Sonntag 18. Juni 2017, 21:16
von chris11
Nach bisherigen Informationen wurde Reynobond Alu Cladding mit PE Kern verwendet, der noch etwas billiger wie die FR (Flame retardant) Variante war.
Komischerweise ist auf der Website unten für alle Versionen ASTM E84 Pass eingetragen, was auch immer das bedeutet, da normalerweise detailliertere Angaben sinnvoll sind.

https://www.arconic.com/aap/north_ameri ... ochure.pdf

In den UK Bauvorschriften gibt es bis heute keine Vorschriften über die Brennbarkeit von Fassaden, was sich sicher bald ändern wird.

Das Feuer hat sich so schnell über alle Etagen ausgebreitet, das ein Innenangriff sinnlos wurde.

In dieser Broschüre http://www.plantas.lt/file/repository/t ... 20data.pdf

ist nach DIN4102 PE B2 (wie Holz). und FR B1. Also beide Versionen in D nicht für Hochhausfassaden zugelassen.

Mit freundlichen Grüßen
Christian

Verfasst: Sonntag 18. Juni 2017, 21:34
von Elt-Onkel
chris11 hat geschrieben:
In dieser Broschüre http://www.plantas.lt/file/repository/t ... 20data.pdf

ist nach DIN4102 PE B2 (wie Holz). und FR B1. Also beide Versionen in D nicht für Hochhausfassaden zugelassen.
Seit 12 Jahren für Neueinbau nicht mehr zugelassen, wäre korrekt.


...

Edit:

Es gibt also auch in Deutschland hinreichende Mengen an Altbestand.

Reynobond = Reobond = Alucubond = Aluminiumverbundwerkstoff
(Alucubond = Ein Teil der Außenfassade vom Phaeno WOB !)

Also war es außen auch noch ein Leichtmetallbrand.
(Wie eine Magnesiumfackel)

Leichtmetallbrände darf man nicht mit Wasser löschen.

Das Wasser zerlegt sich in Wasserstoff und Sauerstoff.

Hurra.

Da hat die Londoner Feuerwehr den Brand also auch noch angeheizt.

Verfasst: Montag 19. Juni 2017, 08:55
von zebra-ma
Moin,
ich finde es immer recht einfach, im Nachgang bestimmtes Vorgehen zu verurteilen bzw. mit tollen Ratschlägen um die Ecke zu kommen. Davon ab bin ich mir ziemlich sicher, dass es in Deutschland keine Feuerwehr gibt, die diese Einsatzlage deutlich besser bzw. anders hätte angehen können.

Zur Diskussion um den Innenangriff: Die pauschale Aussage, dass man den Außenangriff nur fährt, weil man keinen Innenangriff mehr durchführen kann, ist falsch. Es kann durchaus sinnvoll sein, mit einem kurzen, massiven Außenangriff dem Feuer etwas einhalt zu bieten um dann einen gezielten Innenangriff zu fahren. Wie so oft, hängt es von der Situtation vor Ort ab.

Zur Fassade: Ja, wir haben in Deutschland vieles geregelt was die Brennbarkeit von Fassaden angeht. Ob sich das alles in der Praxis auch so durchsetzt, sei mal dahin gestellt. Interessant finde ich Objekte, bei denen auf bestehende Dämmungen eine weitere Dämmung aufgebracht wurde. Ich will gar nicht wissen, wie es dahinter aussieht.

Gruß

Verfasst: Montag 19. Juni 2017, 15:07
von Strippe-HH
Die Gebäude die ich in #75 gezeigt hab die haben eine Alucubond-Fassade.
Unterbrochen allerdings durch WDVS mit Brandriegeln (alles was weis ist).