Kaltgerätesteckdosenleiste, Belastbarkeit der Zuleitung?

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ohoyer
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Kaltgerätesteckdosenleiste, Belastbarkeit der Zuleitung?

Beitrag von ohoyer »

Bin gerade in der Diskussion, wie hoch Steckdosenleisten belastet werden dürfen, und suche gerade nach Stellen in der VDE, um welche Theorie auch immer zu untermauern.

Situation: Schrank mit Verbrauchern (idR Rechner), die von redundanten Schienen eingespeist werden. Zwischen Steckdosenleiste und Verbraucher wird mit kurzen Kaltgeräteverlängerungen gearbeitet, die max 1m lang sind, es ist organisatorisch sichergestellt, dass direkt dahinter der Verbraucher sitzt und keine wilden Verlängerungs/Adapterkonstrukte.

Zuleitung zu besagter Steckdosenleiste ist 3G1.0 in H05VV-F, knapp 2m. Die Leisten werden dem Kunden unkonfektioniert geliefert, da jeder Kunde seine eigenen Vorstellungen hat, wie diese angeschlossen werden- einige schliessen diese fest an Abzweigdosen an, andere konfektionieren hier Steckverbinder ihrer Wahl drauf, wie Schuko, CEE, Kaltgerätevarianten. Die interne Sammelschiene in der Leiste ist qualitativ hochwertig und von einem mehr als ausreichenden Querschnitt für die zu erwartenden Ströme.

Wir gehen fernerhin davon aus, dass die Leisten nach Konfektionierung nach BGV A3/BetrSichV geprüft werden und dass der Schleifenwiderstand in der Anlage hinreichend gut ist, um die erforderlichen Abschaltbedingungen locker einzuhalten.

Frage: wie hoch darf die Leiste belastet werden? Konkret: Darf hier ein Stecker wie Schuko oder CEE 16A blau dran sein, mit einer 16A Vorsicherung?
Gelten hier die Regeln, nach denen kurz vorm Verbraucher eine kleine Querschnittsreduzierung tolerierbar ist?
(Wir hatten doch letztens erst so ein Thema, leider finde ich es selbst nicht mehr)
„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“

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jf27el
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Beitrag von jf27el »

Hallo ohoyer,

ich denke Du wirst diese Diskussionsgrundlagen kaum in VDE finden.
Auch unser Lieblingswort "Gefährdungsbeurteilung" möchte ich hier nicht in den Mund nehmen, allerdings würde ich, sofern es Dir recht ist, eine Sammlung der Determinaten (der Grundlagen) beginnen, um zu zeigen wie ein VDE einfach auf - ich sag mal "den schmalen Ast" kommt. Zu sagen eine Leitungsanlage 1,5qmm, die mit 16A(13A) abgesichert ist, ist OK.

A.1.)
Kurzschlußstrom- Schutz vor indirekter Berührung.
Die Grenze mit dem Schleifenwiderstand hast du schon genannt.
Es muss die Kurzschlußstromauslösung gewährleitst sein.
(Schutz durch Überstromauslöser) <5xIn>
A.2.)
Spannungsabfall auf der Leitung
B)
Brand (sonstige Zerstörung)
Auch hier kann der Schleifenwiderstand zu Abschätzung herangezogen werden. Die Funktion der Sicherungen (Überstromauslöser) und deren Kennlinien hast Du besser drauf wie ich. (Hinweis zum 2fachem Nennstrom)
Wenn Du äußeren und inneren (siehe VDS) Widerstand hast, ist es IMPO eine Gefühlssache (du musst die Länge der Leitung wissen) um es abzuschätzen.

Ich denke man muss einen Schritt in die Tiefe tun um den Sinn aufzudruseln; und fragen warum ?
außerdem zum Strom wechseln (P=Iexp2 x R) dann wirds übersichtlicher
diese P macht eine bestimmte Wärmeenergie die abgeführt werden muss.
(sonst Temperaturerhöhung !)

B.1.)geht's kaputt. (brennt es, bricht es ab etc.)

B.1.1) Thermisch
B1.1.1) Die Grenztemperatur für PVC ca. 100grad C
wird dies deutlich überschritten schmilzt es weg.
B.1.1.2.) Die Dauertemperatur für PVC ca. 80grad C.
nach Herstellungsbestimmungen muss eine Leitung 2 Jahre Dauerbelsastung aushalten, ohne in einem Mase zu altern, die die Funktion (Sicherheit) einschränkt.
=> Andere Isolation (keine Isolation)
=> Wärmeabfuhr verbessern (einlegen in Wasser werden wir beim Forentreffen hören)

B.1.2.) Mechanisch
B.1.2.1.) bricht es beim Darübestolpern :D
B.1.2.2.) welche Bewegung ist bei Stromfluss/Stromdifferenz durch die Leitung zu erwarten.


Ich bin froh:rolleyes: , dass Deine Frage nur die Leitung betrifft und nicht den Spannungsabfall über die Leitung und die Spannung am Verbraucher- denn dann ist die Länge und daraus folgender Spannungsabfall interessant.

Vielleich kann der eine oder andere ergänzen - Punkte oder Inhalte.
Es gibt natürlich auch diese "Grundmaße" verstreut in VDE, -soweit mit bekannt in den Herstellervorschriften.

Wobei ich hoffe überhaupt Deine Frage getroffen zu haben.
Gruß
jf27el
ohoyer
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Beitrag von ohoyer »

jf27el hat geschrieben:Hallo ohoyer,

ich denke Du wirst diese Diskussionsgrundlagen kaum in VDE finden.
Auch unser Lieblingswort "Gefährdungsbeurteilung" möchte ich hier nicht in den Mund nehmen, allerdings würde ich, sofern es Dir recht ist, eine Sammlung der Determinaten (der Grundlagen) beginnen, um zu zeigen wie ein VDE einfach auf - ich sag mal "den schmalen Ast" kommt. Zu sagen eine Leitungsanlage 1,5qmm, die mit 16A(13A) abgesichert ist, ist OK.

A.1.)
Kurzschlußstrom- Schutz vor indirekter Berührung.
Die Grenze mit dem Schleifenwiderstand hast du schon genannt.
Es muss die Kurzschlußstromauslösung gewährleitst sein.
(Schutz durch Überstromauslöser) <5xIn>
A.2.)
Spannungsabfall auf der Leitung
Messungen/Erfahrungen zeigen, dass die Kurzschlussströme an dieser Stelle bei 500A liegen können. Also mehr als genug, um einen C16A auszulösen.

Wir haben nach den 2m Zuleitung Steckdosenleiste deutlich unter 10m Zuleitung 1,5qmm zum Unterverteiler (Abgangskasten Stromschiene), wo nachher 50qmm weggehen. Spannung am Verbraucher liegt noch bei 228V, gemessen an belasteter Steckdosenleiste.


jf27el hat geschrieben: B)
Brand (sonstige Zerstörung)
Auch hier kann der Schleifenwiderstand zu Abschätzung herangezogen werden. Die Funktion der Sicherungen (Überstromauslöser) und deren Kennlinien hast Du besser drauf wie ich. (Hinweis zum 2fachem Nennstrom)
Wenn Du äußeren und inneren (siehe VDS) Widerstand hast, ist es IMPO eine Gefühlssache (du musst die Länge der Leitung wissen) um es abzuschätzen.

Ich denke man muss einen Schritt in die Tiefe tun um den Sinn aufzudruseln]
Die Zuleitungen sind entweder im Schaltschrank an einer Stahlstrebe angestrapst oder entsprechen der Verlegeart "frei in Luft". Die Bestückung des Schrankes wird auch auf Auslastung geprüft, dass eben im Worst Case (eine Zuleitung fällt aus, und jetzt muss alle Last nun wirklich auf eine der Leisten drauf) nicht mehr als 16A anliegen können, da ansonsten die Verbraucher weggeschaltet werden...

Dh. wir gehen davon aus, dass nur in einem Havariefall überhaupt mehr als 8A über diese Leitung gehen müssen. Normalbetrieb ist Versorgung der Verbraucher von 2 Seiten, also meist 6A-8A.


jf27el hat geschrieben: B.1.)geht's kaputt. (brennt es, bricht es ab etc.)

B.1.1) Thermisch
B1.1.1) Die Grenztemperatur für PVC ca. 100grad C
wird dies deutlich überschritten schmilzt es weg.
B.1.1.2.) Die Dauertemperatur für PVC ca. 80grad C.
nach Herstellungsbestimmungen muss eine Leitung 2 Jahre Dauerbelsastung aushalten, ohne in einem Mase zu altern, die die Funktion (Sicherheit) einschränkt.
=> Andere Isolation (keine Isolation)
=> Wärmeabfuhr verbessern (einlegen in Wasser werden wir beim Forentreffen hören)

B.1.2.) Mechanisch
B.1.2.1.) bricht es beim Darübestolpern :D
B.1.2.2.) welche Bewegung ist bei Stromfluss/Stromdifferenz durch die Leitung zu erwarten.
Die Zuleitungen sind so verlegt, dass diese entweder in einem klassischen Doppelboden geführt sind oder im Rack sind. Also dort, wo nur dreimal im Monat qualifiziertes Personal zu arbeiten hat. Nebenher haben wir hier Umluftkühlung, die eine Raumtemperatur von unter 30 Grad Celsius sicherzustellen hat.

jf27el hat geschrieben: Ich bin froh:rolleyes: , dass Deine Frage nur die Leitung betrifft und nicht den Spannungsabfall über die Leitung und die Spannung am Verbraucher- denn dann ist die Länge und daraus folgender Spannungsabfall interessant.

Vielleich kann der eine oder andere ergänzen - Punkte oder Inhalte.
Es gibt natürlich auch diese "Grundmaße" verstreut in VDE, -soweit mit bekannt in den Herstellervorschriften.

Wobei ich hoffe überhaupt Deine Frage getroffen zu haben.
Gruß
jf27el
Den Spannungsfall haben wir hier gut im Griff, da habe ich keine Bedenken. Wir liegen hier am entferntesten Verbraucher bei max. 1,5% Un.

Frage ist eben, ob es zulässig ist, eine Leiste, die Kaltgeräteabgänge hat, in obigem Szenario mit einer Zuleitung von 1 qmm mit potentiell mehr als 10A in dieser Zuleitung zu belasten, wenn bestimmte Rahmenbedingungen sichergestellt sind...


Edit: Peinlichen Vertipper ausgebessert
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Beitrag von NurNeugierig »

jf27el hat geschrieben: A.2.)
Spannungsabfall auf der Leitung

ung betrifft und nicht den Spannungsabfall üb

Spannungsabfall interessant.
l
AAAAAAHHHHH!!!! Er hat Spannungsabfall gesagt!!!! AAAAAAAHHHHH!!!

*holt den riesengroßen Mülleimer und schmeißt den verdammten Abfall hinein*
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Beitrag von 50Hertz »

NurNeugierig hat geschrieben:AAAAAAHHHHH!!!! Er hat Spannungsabfall gesagt!!!! AAAAAAAHHHHH!!!
Hi NN!

Wenn das auf das Problem des Spannungs(ab)falls zuläuft, muss ich auch noch husten.
Es gibt immer wieder Änderungen der Begrifflichkeiten.
Unter einem Spannungsfall, kann ich mir nichts vorstellen.
Dass an jedem Übergang oder Verbraucher etwas hängen bleibt/etwas abfällt, ja das kann ich mir gut vorstellen.
Warum man mit den Potentialausgleichsleitungen zu einer Haupterdungsschiene und nicht zu einer Hauptpotentialausgleichsschiene geht, bleibt mir ein Rätsel.
Das ganze halte ich für willkürliches Herrschaftswissen, dass einfach bestimmte Leute ausgrenzen soll.
Gerade las ich in neuen BG-Vorschriften von Plastikrohren.
Unsere Materialexperten lachen sich halb tot, wenn die dummen Azubis Plastik sagen, anstatt Kunststoff.

Viele Grüße an Dich!
50Hertz
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Beitrag von jf27el »

NurNeugierig hat geschrieben:AAAAAAHHHHH!!!! Er hat Spannungsabfall gesagt!!!! AAAAAAAHHHHH!!!
:( :( :( :o :o :o

In meinem Fachbuch mit dem ich gelernt hab steht das noch so - und es hält sich im Kopf nichts besser wie sowas. :mad: :mad: :mad:

dank1

Gruß
jf27el
--- gut es ist Westermann von 1974! -- hoffentlich hab ich wenigstens den Sinn richtig wiedergegeben. (bin eben schon länger alt und die Demenz läßt grüßen 8o )
geloescht

Beitrag von geloescht »

Hallo NurNeugierig,

um eine Lanze für jf27el zu brechen.

Wir sagen ja auch auf der Leitung fällt eine Spannung ab. Da liegt das Wort Spannungsabfall schon auf der Zunge.

Mir sagt das Wort Spannungsfall dass längs der Leitung die Spannung kleiner wird.

Für mich ist beides richtig. Der Fachbegriff ist heute Spannungsfall (was nicht bedeutet, dass es mal wieder anders sein könnte).

Gruß

Alois
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Beitrag von NurNeugierig »

hihihi, Ihr seid süß.
Mir ist einfach so extrem eingetrichtert worden daß es eben kein Müll ist, sondern in Gefälle, daß ich jedesmal zucke wenn ich's anders sehe.
Aber wenn ich mal wieder was von Kabeln erzähle und Leitungen meine, dürft ihr mich auch anmahnen. :-)

Aber ging es nicht eigentlich um ohoyers Steckdosenleiste?
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Taliesin
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Beitrag von Taliesin »

Vergleiche hierzu folgende Seiten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsfall

http://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsabfall

Schraubendreher oder Schraubenzieher? :)

Gruß
Tali
ich bin subjektiv
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Beitrag von NurNeugierig »

Waaaah!!

Jaja, das ist Wikipedia. Interessant auch, daß das zwar auf der Diskussions-Seite davon diskutiert wird, aber nicht umgesetzt.
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