Mein Chef hat da mal eine Idee....

In dieses Forum gehört alles, was sich mit dem Titel vereinbaren lässt
troete
Null-Leiter
Beiträge: 519
Registriert: Donnerstag 16. August 2007, 01:03

Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von troete »

Hallo Gemeinde!

Mein Chef ist auf die Idee gekommen, unsere Schaltschränke künftig selbst zu planen und zu bauen.
Ja, ich habe erst mal lachen müssen.

Ich denke ich werde ihm mal eine Rechnung aufmachen müssen, was sowas an Investition, Know How und Mitarbeiter kostet.
Hat jemand sowas vielleicht schon mal aufgelistet?

Hintergrund: Volle Auftragsbücher und die Kapazitäten unserer Schaltschrankbauer sind voll ausgelastet.

Wir sind ein mittelständisches Unternehmen mit 150 Mitarbeitern im Sondermaschinenbau.

Was mir so auf Anhieb einfällt:
- 6000-10000 € Investition für Eplan
- Grundausstattung Werkstatt auch so 20000€
- 2 Mitarbeiter für den reinen Bau
- 2 Mitarbeiter nur für Eplan, Bestellungen, Vorschriften, Orga
- Anmeldung und Co. sollte nicht so ins Gewicht fallen.

Habe ich grob was vergessen?

dank1
Benutzeravatar
Jester
Beiträge: 82
Registriert: Donnerstag 5. Oktober 2006, 11:43
Wohnort: Pfalz

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von Jester »

Hallo,

Prüfung, Lagerplatz für Materialien. Wer plant die Funktionen? Wie ist die Einarbeitung?
Benutzeravatar
Elektromann
Null-Leiter
Beiträge: 427
Registriert: Mittwoch 15. September 2021, 09:40
Wohnort: 32351 Stemwede

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von Elektromann »

Hallo,
eine genaue Zahl kann man natürlich nur abgeben, wenn die Schaltschränke bekannt sind und die Stückzahl usw.
Als Hausnummer sollte ein Invest von ca. 500k€ bereit stehen, allerdings bei einem Return-on-Invest von mehr als 10 Jahren,
ob das irgendeine Bank sinnvoll findet? Es gibt im Forum sicher einige Schaltschrankbauer, ja wir machen das auch - da ist es einfacher und billiger einen zusätzlichen Partner zu suchen und zu finden. Es gibt schon Gründe weshalb viele Firmen ihre Schaltschrankfertigung aufgegeben haben. Heutzutage kostendeckend/mit Gewinn Schaltschränke zu bauen ist kein einfaches Geschäft...
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, ist in der Theorie geringer als in der Praxis old-man1
IH-Elektriker
Null-Leiter
Beiträge: 1866
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 11:18

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von IH-Elektriker »

Schaltschrankbau und Elektrokonstruktion ist kein Hexenwerk…

Wichtig ist das diejenigen Mitarbeiter welche „konstruieren“ von den Vorschriften entsprechend Ahnung haben, sprich der EN60204-1 als primäre Elektronorm im Maschinenbau. Und natürlich über die Grundsätze der allgemeinen Maschinensicherheit und auch so Themen wie Performance Level usw. Bitte den Aufwand für Fort-/Weiterbildung nicht vergessen, Normen und Vorschriften ändern sich ab und an.

Betreffend Schaltplanerstellung – da ist nicht nur eine bzw. mehrere E-Plan-Lizenzen nötig, die Mitarbeiter brauchen meiner Meinung nach zumindest eine grundlegende Schulung. Und man muss sich auch im klaren sein das so ein Elektro-CAD ggfs. bei Versionswechseln oder Updates eines gewissen Pflegeaufwandes bedarf. Wird gerade bei der Kostenkalkulation gerne mal vergessen…. Und natürlich braucht es entsprechende Arbeitsplätze mit großen Monitoren und entsprechender Hardware…

Wichtig ist eine gewisse Lagerhaltung an bestimmten Bauteilen aufzubauen um flexibel reagieren zu können. Die Zeiten wo man innerhalb 24h jedes E-Bauteil bekommt sind vorbei, gerade bei Steuerungsbaugruppen, Umrichtern usw. sind Lieferzeiten von 14 Tagen oder auch mal deutlich mehr oftmals keine Seltenheit. Das bindet Kapital, es muss der benötigte Platz vorhanden sein – und jemand muss dieses Lager managen. Muss man auch mit einplanen. Und Kleinteile nicht vergessen, fängt bei Aderleitungen an und geht bis hin zu geschlitzten Verdrahtungskanälen usw.

Das einfachste ist das Einrichten einer Werkstatt – ein paar Werkbänke, ggfs. Rahmen zum Montageplatten bestücken, die üblichen Handwerkzeuge wie Akkuschrauber usw. – und ggfs. das eine oder andere Spezialwerkzeug wie hydraulische Lochstanzen. Vieles dürfte sowieso in einer Sondermaschinenbau-Bude bereits vorhanden sein.

Ein nicht zu vernachlässigender Kostenpunkt sind Mess- und Prüfgeräte – Stichwort Schutzleitermessungen, RCD-Messungen, Isolationswiderstand messen usw. – die Geräte dazu sind nicht billig, auch braucht es Mitarbeiter welche diese Messungen fachgerecht erledigen.

Mit ein bisschen Know-How lässt sich ein Schaltschrankbau auch sicherlich intern aufbauen – ob extern vergeben oder intern selber machen die bessere Lösung ist müsste man natürlich gezielt analysieren, je nach Stückzahlen, Versionen und Varianten von Schaltschränken usw.
DBY656
Null-Leiter
Beiträge: 1000
Registriert: Freitag 28. September 2007, 20:56

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von DBY656 »

Hallo troete, hallo zusammen!

Schaltschränke anfertigen für Sondermaschinen sagt erst mal nicht viel aus.

Nur für Deutschland, Europa, oder auch für USA, Japan usw.?
Um welche Dimensionen handelt es sich? Kleine Kisten mit 230V/16A oder gehts in Richtung MegaWatt?

Eine große Rolle können auch Lieferkonditionen spielen, zu welchen Preisen kauft man selbst die Einzelteile ein? Am Ende zahlt man für die Teile mehr als für den kompletten Schaltschrank.

Gruß Markus
Benutzeravatar
Elt-Onkel
Null-Leiter
Beiträge: 8093
Registriert: Donnerstag 25. März 2004, 01:08
Kontaktdaten:

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

und dann ist die Frage, an welchen Schrankhersteller man sich andockt.

Es gibt zwei Extrem-Beispiele:

1) Rittal.
Man bekommt alles.
Man bekommt es schnell.
Es ist aber sehr teuer.

2) Troester.
Die Firma baut jeden Schaltschrank (aus Blechtafeln) selbst.
Ergo kann die Firma JEDEN Schaltschrank (Gehäuse) herstellen, den man braucht.

Man kann natürlich versuchen, einen Mittelweg zu gehen.
Aber was hilft es, wenn nach 2 Jahren das Baumuster vom Schrank aus China nicht mehr geliefert wird ?

Dann die Frage nach dem Innenleben.
Manche schwören auf Eaton.
Andere bauen Schneider ein.
Die dritten meinen mit Hager alles erschlagen zu können.
Die vierten verlangen eine Bestückung nach Zeichnung.
Will man ABB verbauen, muss man sehr genau wissen, was man will.

Es gab mal für den Kekshersteller Bahlsen, Hannover / Barsinghausen einen Schaltschrank-Hoflieferanten.
So eine Basis muss man haben, um die Grundauslastung abzudecken.
Teilweise kamen Verpackungsmaschinen mit fertigen Schaltschränken.
Die hat man in Hannover abgebaut und verschrottet, weil sie in keinster Weise der Bahlsen-Werknorm entsprachen.
Der "Hof-Liefernat" hat dann neu gebaut.
Und weil die Bahlsen-Werknorm sehr genau die Farbgebung vorgeschrieben hat,
musste der "Hof-Lieferant" auch lackieren können.
Das führte dann dazu, dass er eine Werksvertretung für Devilbiss-Farbspritzgeräte mit übernommen hat.
Merke: Schlosser- und Lackiererarbeiten müssen auch gemacht werden.

Dann braucht man natürlich auch Fach-AK.
Als ich damals bei dem "Hof-Lieferanten" als Praktikant tätig war, wurde ein mittelalter Elektro-Meister neu eingestellt.
Der hat dann in der zweiten Woche mit einem Stahllineal den Abstand von drei unter Spannung stehenden
Anschlußklemmen messen wollen.
Ergbnis: Knall - Bum.


...
Benutzeravatar
Elektromann
Null-Leiter
Beiträge: 427
Registriert: Mittwoch 15. September 2021, 09:40
Wohnort: 32351 Stemwede

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von Elektromann »

Elt-Onkel hat geschrieben: Dienstag 11. Februar 2025, 18:28 [...]
und dann ist die Frage, an welchen Schrankhersteller man sich andockt.

1) Rittal.
2) Troester.
Ja, das ist richtig! Meine erste Stelle als Abteilungsleiter, wir hatten Sondermaschinenbau am Anfang meiner Laufbahn ca.30 als ich dann was anderes gemacht und gewechselt hab waren es schon ca. 200 Schaltschränke pro Jahr. Dazwischen war der Aufbau einer teilautomatisierten, Schaltschrankfertigung mit DIN ISO 9001 und dem üblichen (99% Auto-Industrie). Also Einzeladerkennzeichnung, schnelle Lieferzeiten, DESINA konform,...

Wie Elt-Onkel schon sagt, es hängt von vielen Randbedingungen ab
Elt-Onkel hat geschrieben: Dienstag 11. Februar 2025, 18:28
Als ich damals bei dem "Hof-Lieferanten" als Praktikant tätig war, wurde ein mittelalter Elektro-Meister neu eingestellt.
Der hat dann in der zweiten Woche mit einem Stahllineal den Abstand von drei unter Spannung stehenden
Anschlußklemmen messen wollen. Ergebnis: Knall - Bum.
oh... das kommt leider immer wieder vor. Da werden Kenntnisse und alles für einen kurzen Zeitraum vergessen/ausgeblendet. Vor einiger Zeit gab es den Fall, dass ein gut ausgebildeter Elektriker in einer Situation versucht hat mit dem DusPol an der Mittelspannung zu messen. Das ging leider tödlich für Ihn aus. Mit dem Stahl-Lineal an drei Phasen hatte er wenigstens etwas Chancen zu überleben. Weißt Du wie es für den Menschen ausging?
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, ist in der Theorie geringer als in der Praxis old-man1
Benutzeravatar
Tobi P.
Beiträge: 1941
Registriert: Sonntag 18. November 2007, 13:46
Wohnort: 41516 Grevenbroich

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von Tobi P. »

Moin,

ich oute mich mal als Schaltschrankbauer, E-Konstrukteur, Organisator und Werkstattleiter bei einem ebenfalls mittelständischen Betrieb :)

CAD/CAE:
Ich weiss nicht was bei euch diesbezüglich an Erfahrungen vorhanden ist. Rein auf Eplan bezogen kann ich schon mal sagen dass ihr bei null Vorkenntnissen mit einer Einarbeitungszeit von mindestens nem halben Jahr rechnen könnt (bei täglich ~8h Arbeit mit dem System) bis der/die Mitarbeiter zumindest einigermaßen flüssig damit arbeiten können. Und da ist Propanel, Smartwiring etc. noch gar nicht berücksichtigt. Youtube-Empfehlung dazu: "Eplan kurz erklärt" von Kai Hennings, die Videos sind top!
Fangt von vornherein mit funktionsorientierter Konstruktion nach IEC 81346 an und arbeitet so viel es geht mit Makros für oft verwendete Funktionen. Macht das ganze einfacher und schneller. Ausserdem direkt als erstes ein Basisprojekt erstellen das eure betriebseigenen Formulare für Auswertungen, Normblätter, Prüfläufe und so weiter enthält und dann anschliessend nur noch dieses Basisprojekt als Arbeitsgrundlage verwenden. Das macht zwar einmal extrem viel Arbeit bis alles funktioniert aber hinterher ist dann alles einheitlich.
Sehr aufwändig ist die Pflege der Artikeldatenbank. Eplan liefert zwar eine mit aber die ist - hm ja, reden wir nicht darüber. Man kann Artikelmakros aus dem Dataportal runterladen aber die sind je nachdem wie viel Mühe sich der Ersteller gemacht hat mehr oder weniger brauchbar. Ich habe bislang kein einziges Artikelmakro runtergeladen das ich nicht nachbearbeiten musste. Aktuell verwende ich auf die Artikelpflege in Eplan gut 1-1,5h pro Tag. Bei der Planerstellung auch immer mal wieder einen Prüflauf zwischendurch machen und die Meldungen abarbeiten. Geht einfacher als bis zum Schluss zu warten und dann "Es wurden über 500 Meldungen generiert, der Prüflauf wird abgebrochen" von Eplan präsentiert zu bekommen. Auch hier wieder: Saubere, funktionsfähige Artikelmakros machen das Leben wesentlich einfacher. Lieber eine Stunde mehr als eine zu wenig investieren.
Was die mechanische Seite angeht: Man kann mit Propanel arbeiten und alles in Eplan machen. Ich persönlich mache die E-Konstruktion in Eplan (unter anderem) und die mechanische Seite in einem parametrischen 3D-CAD-System weil das dafür wesentlich komfortabler ist (und es für alles und jedes bereits fertige Zeichnungen in diversen Formaten bei den Herstellern gibt). Aber das ist meine persönliche Meinung und vielleicht auch ein bisschen davon beeinflusst dass ich seit zwanzig Jahren mit CAD-Systemen arbeite.
Bezüglich der Kosten: Hier gibts eigentlich - fast bei allen einschlägig bekannten Anbietern - eh nur noch Mietmodelle. Man zahlt pro Jahr einen bestimmten Betrag und bekommt dafür immer die neuesten Versionen und Updates. Das geht richtig ins Geld!
Hardware wurde ja schon genannt, auch hier nicht sparen und vernünftiges Equipment kaufen. Wenn ihr auch programmieren wollt daran denken dass ihr dann auch Notebooks für die Inbetriebnahmen und die Lizenzen dementsprechend mindestens doppelt (einmal Field-PG und einmal Bürorechner) braucht.
Beschriftungssystem braucht ihr auch noch, hier müsst ihr gerade bei den Reihenklemmen überlegen welches Fabrikat ihr einsetzen wollt und welchen Drucker bzw. welches Verbrauchsmaterial ihr dafür braucht. Wir haben zur Zeit vier Smartprinter von Wago und einen Thermomark von Phönix. Geplant ist noch ein Printjet von Weidmüller, der existiert sogar schon im Unternehmen aber aktuell noch in einer anderen Abteilung die den eigentlich schon längst rausrücken sollte inocc1
Legt in Eplan auch besonderes Augenmerk auf korrekt geführte/ausgewertete Stücklisten. Dazu kommt gleich noch was.

Werkstatt:
Unbedingt zwei Werkstätten einplanen, einmal Elektro und einmal Mechanik. Haben wir bei uns strikt getrennt um den Dreck aus der Mechanik/Aufbauwerkstatt nicht in der E-Werkstatt zu haben.
Wenn es in irgendeiner Form machbar ist schaut zu dass ihr in der Werkstatt/den Werkstätten eine Krananlage zur Verfügung habt. Wenn es fest montiert (Brückenkran oder Säulenschwenkkran) nicht geht zumindest als mobilen Portalkran. Wir haben aktuell leider nix in der Richtung und es vergeht kein Tag an dem ich nicht sehnsüchtig an die Krananlage in meiner privaten Schrauberhöhle denke.
Schafft euch auf jeden Fall höhenverstellbare Tische für die Verdrahtungsarbeitsplätze an, es gibt nichts schlimmeres als den ganzen Tag in gebeugter Haltung über der Montageplatte zu hängen.
Standardwerkzeug in Werkstattwagen mit Inlays bereitstellen, die Kfz-Buden machen es vor. Klassische Koffer/Kisten sind scheisse. Für speziellere/teurere Sachen einen separaten abschliessbaren Raum bereitstellen zu dem auch nicht jeder einen Schlüssel hat und generell Schaltschrankbau und Produktion/Montage werkzeugmässig trennen. Gibt nix beschisseneres als festzustellen dass die Presszange die du dringend brauchst um den Schrank fertig zu machen morgens vom Monteur auf die Baustelle mitgenommen wurde.
Werkzeugtipp: Es gibt Abläng - u. Crimpautomaten für die Aderkonfektionierung (die Verdrahtung ist einer der größten Kostenfaktoren im Schaltschrankbau) die exorbitant teuer sind. Lohnt sich erst wenn man Stückzahlen generieren kann. Für den Anfang tuts bis 2,5mm² die Stripax Plus 2,5 von Weidmüller - schneiden, absetzen und Aderendhülse crimpen mit einem Werkzeug, die Aderendhülsen werden in Streifenform ins Magazin eingelegt. Ich hab fünf Stück davon die jeweils mit 0,50mm², 0,75mm², 1,0mm², 1,5mm² und 2,5mm² "geladen" sind - enorme Zeitersparnis, möchte ich nicht mehr missen!
Dann gibts noch Handlingsysteme für die Montageplatten. Sind schweineteuer, ich würde aber mal drüber nachdenken. Man glaubt gar nicht wie schwer eine voll bestückte Montageplatte sein kann wenn man die nach der Fertigstellung in den Schrank einbauen will.
Paar Details hab ich sicherlich noch vergessen - aber das findet ihr dann schon selbst raus :D

Lager:
Jaaaaa - großes Thema. Grundsätzlich muss man sich hier erst mal überlegen ob man herstellerneutral arbeiten will oder sich auf einen bestimmten Hersteller festlegt. Ich sag mal - jein. Also wir arbeiten tatsächlich herstellerneutral, sprich wenn der Kunde B haben will bekommt er auch B. Nichtsdestotrotz haben wir natürlich unser Standardmaterial - wenn es vom Kunden keine bestimmte Anforderung gibt bekommt er halt unser Standardmaterial. Das ist bei Schaltschränken beispielsweise Rittal (da kann ich jetzt nicht sagen dass die besonders teuer sind und Spezialanfertigungen hab ich noch nie gebraucht) und bei Klemmen Phönix. Material muss grundsätzlich immer vorrätig sein, hier muss man sich dann mal Gedanken machen was man braucht und dann Mengen festlegen. Die Lagerung ansich ist relativ einfach - lose Schüttware wie Aderendhülsen, Kabelschuhe etc. in Sichtlagerboxen (transparente haben sich bei uns bewährt) und Kartonware (Reihenklemmen, REG etc.) in Euroboxen. Das ist bei uns auch noch im Aufbau und ein großer Punkt auf meiner To-do-Liste. Ich kann morgen mal ein Foto machen wie das aktuell bei uns ausschaut, ich hab mir dafür was nettes ausgedacht.
Aber generell gilt: Standardisierung ist das A und O.
Hinsichtlich der Bevorratung von Verdrahtungsleitung: Also wir haben die klassischen 100m-Kartons bzw. Ringe. Für die MSR - bzw. Automationsschränke brauchen wir aber bestimmte Typen buchstäblich kilometerweise, die bestelle ich dann zusätzlich noch mal als Spulenware. Da werde ich im Laufe des Jahres auch noch mal Abrollvorrichtungen konstruieren die man sich neben den Arbeitsplatz stellen kann.
Kommissionierung: Ich hab ja oben schon Stücklisten erwähnt. Ein nicht ganz unerheblicher Zeitwand war bei uns (und ist es teilweise immer noch) die Sucherei nach den richtigen Teilen. Egal wie ihr das Lager letztendlich anlegt - arbeitet mit Lagerplätzen die in Eplan beim jeweiligen Artikel in der Stückliste hinterlegt sind! Dann kann man sich einfach einen Wagen schnappen und mit der ausgedruckten Stückliste das notwendige Material einsammeln.
Die Lagerorganisation machen im besten Fall zwei, max. drei Leute. Alles andere geht schief und endet im Chaos denn die beste Orga nützt nix wenn der erste der morgens kommt das Zeug aus der Anlieferung mitnimmt und dann "irgendwo" hinpackt. Ich weiss wovon ich da rede, glaub mir sagnix1

Personal:
Schwierig, sehr schwierig. Ich weiss nicht wie ihr aufgestellt seit aber mein Hauptproblem besteht darin dass Leute fehlen die sich mit Industrieautomation bzw. MSR-Technik auskennen. Wir machen ja alles vom Kleinverteiler bis zum Automationsschrank mit zig Feldern. Die Erfahrung hat gezeigt dass - nennen wir ihn mal so - der klassische Elektriker zwar mit Verteilungen ohne großartige Steuerungskomponenten gut zurecht kommt aber bei zb einem MSR-Verteiler mit viel DDC-Kram komplett überfordert ist. Wenn da die Pläne nicht hundertprozentig sind geht das schief, wenn da im Plan ein Fehler ist bauen die den Fehler (den ein Automatisierungstechniker sofort erkennen und der Konstruktionsabteilung melden bzw. ihn direkt korrigieren würde) so ein. Ebenfalls eigene leidvolle Erfahrung.

Prüfung/QS:
Direkt von Anfang an Gedanken darüber machen wie und was ihr prüfen wollt. Wir haben dafür eine Checkliste gemacht die Punkt für Punkt abgehakt werden kann und die natürlich auch die messtechnischen Nachweise enthält. Zusätzlich gibts für jeden Schrank der rausgeht eine detaillierte Fotodokumentation die bei uns hinterlegt wird.

Generell:
Kann man noch ellenlange Romane schreiben. Das meiste findet man eh erst im Laufe der Zeit und mit wachsender Erfahrung heraus, Optimierung ist eben ein laufender Prozess.


Gruß Tobi
Benutzeravatar
Elektromann
Null-Leiter
Beiträge: 427
Registriert: Mittwoch 15. September 2021, 09:40
Wohnort: 32351 Stemwede

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von Elektromann »

Tobi P. hat geschrieben: Mittwoch 12. Februar 2025, 22:39
ich oute mich mal als Schaltschrankbauer, E-Konstrukteur, Organisator und Werkstattleiter bei einem ebenfalls mittelständischen Betrieb :)

CAD/CAE:
Rein auf Eplan bezogen kann ich schon mal sagen dass ihr bei null Vorkenntnissen
Ja, kann ich bestätigen. Wir haben aktuell 3 CAE Systeme, es gilt für alle das von Tobi gesagte. Einarbeitung ist aufwendig und je nachdem
(Fremdsprachen/Ziel-Quelle Adressierung/Prozess..) auch kompliziert.
Es gibt auch sehr einfache CAE Systeme, die haben aber dann kein Potential zur Automatisierung der Konstruktionsabläufe.
Tobi P. hat geschrieben: Mittwoch 12. Februar 2025, 22:39 Ich persönlich mache die E-Konstruktion in Eplan (unter anderem) und die mechanische Seite in einem parametrischen 3D-CAD-System weil das dafür wesentlich komfortabler ist (und es für alles und jedes bereits fertige Zeichnungen in diversen Formaten bei den Herstellern gibt).
Dito... ich hab das mit EPLAN schon alles probiert inkl. 3D Kabel-Verlegung, das funktioniert nur bei speziellen Fällen, da ist es dann sicher auch sehr gut aber nicht im allg. Schaltschrankbau
Tobi P. hat geschrieben: Mittwoch 12. Februar 2025, 22:39 Drucker bzw. welches Verbrauchsmaterial Smartprinter von Wago und einen Thermomark von Phönix.
Printjet von Weidmüller
ja hier genauso, Tobi Du könntest direkt bei uns anfangen :-)

Tobi P. hat geschrieben: Mittwoch 12. Februar 2025, 22:39
Werkstatt:
Unbedingt zwei Werkstätten einplanen, einmal Elektro und einmal Mechanik.
[...]
Schafft euch auf jeden Fall höhenverstellbare Tische für die Verdrahtungsarbeitsplätze an, es gibt nichts schlimmeres als den ganzen Tag in gebeugter Haltung über der Montageplatte zu hängen.
Mein Tipp: https://www.munk-group.com/de/produkte/ ... j0QAvD_BwE

Tobi P. hat geschrieben: Mittwoch 12. Februar 2025, 22:39
Standardwerkzeug in Werkstattwagen

Werkzeugtipp: Es gibt Abläng - u. Crimpautomaten für die Aderkonfektionierung (die Verdrahtung ist einer der größten Kostenfaktoren im Schaltschrankbau) die exorbitant teuer sind.
Ja wir haben Abläng und Crimpautomaten verwendet, braucht aber auch mehr Vorarbeit, damit es gut funktioniert - lohnt sich nur bei Serien
Tobi P. hat geschrieben: Mittwoch 12. Februar 2025, 22:39 Lager:
Jaaaaa - großes Thema.
[...]
Aber generell gilt: Standardisierung ist das A und O.
[...]
Personal:
Schwierig, sehr schwierig.
[...]
Prüfung/QS:
Direkt von Anfang an Gedanken darüber machen wie und was ihr prüfen wollt.
[...]
Generell:
Kann man noch ellenlange Romane schreiben.
Gruß Tobi

bravo1 bravo1
Wow Tobi, da hast Du ja wirklich was rausgehauen. Stimme in allem zu... und bleibe bei meinen 500k€ :-)

NN1
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, ist in der Theorie geringer als in der Praxis old-man1
troete
Null-Leiter
Beiträge: 519
Registriert: Donnerstag 16. August 2007, 01:03

Re: Mein Chef hat da mal eine Idee....

Beitrag von troete »

Hallo zusammen,

vielen vielen Dank zuerst einmal für eure Antworten.
Ich bin aktuell leider ziemlich busy und werde Euch demnächst auch ausführlich antworten.

Was ich bisher so gelesen habe, habt ihr ähnliche Gedanken wie ich zu dem Thema.

Vielleicht noch kurz zu meiner Person: ich habe eine Ausbildung als Elektroniker für Betriebstechnik genossen, Weiterbildung per Abendschule zum Techniker Elektrotechnik Schwerpunkt Informationstechnik und habe neben der Instandhaltung auch Europaweit Maschinen Programmiert und in Betrieb genommen.

Aktuell schlage ich mich mit dem ein oder anderen genannten Punkt bereits intensiv rum, da wir weltweit Kunden bedienen.
Angefangen von Anlagen die nach Amerika gehen bis China oder auch ganz wild in der Wüste aufgestellt werden. Hier hat man dann einen Einblick in die verrücktesten Zertifizierungen und Vorgaben der unterschiedlichen Länder/Kunden.

Ich selbst lege die Schränke aus, schaue das die MSR Technik hierzu passt und bin mittlerweile gefühlt für alles zuständig was irgendwie auch nur ein Kabel hat.

Weiteres folgt die Tage.
dank1
Antworten