Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

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ChuckS
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Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von ChuckS »

Hallo zusammen,

seit einigen Jahren hier angemeldet, wenn nur auch als stiller Mitleser haben sich nun bei mir auch einige Fragen zu einem anstehenden Projekt aufgetan.
Ich schätze hier das Forum sehr für seine fachlichen und kompetenten Antworten, auch wenn es manchmal doch etwas zu genau genommen wird. :D

Nun aber zum Projekt bzw. den Fragen:
Es soll im kommenden Jahr eine 30 kWp PV-Anlage auch das Hausdach installiert werden. Das Haus ist von den Grundmauern her aus ungefähr 1850. Der Zählerschrank, der sich im Hausflur (OG) befindet, ist aus den 80ern und wird dementsprechend getauscht um SLS, Überspannungsschutz und EHZ (momentan Ferraris) unterzubringen. Das Haus wird über Freileitung eingespeist. Somit befindet sich der HAK auf dem Dachboden. Entsprechende Fotos sind unten angehangen.
Die HES befindet sich ebenfalls auf dem Dachboden und ist mit einen verzinkten Banderder angebunden. Nur Gott weiß wohl, wie dieser an das Erdreich angebunden ist. Eine Messung habe wegen den schlechten Umgebungsbedingungen für die Sonden noch nicht erstellt. Eine Schleifenimpedanzmessung hat aber gleich nach dem Zähler 40A Kurzschlussstrom ergeben. Die Netzform ist momentan als TT ausgeführt.

Nun soll der Zähler nicht nur getauscht werden, sondern auch in einen komplett neuen Raum umziehen. Da man ein seinen eigenen 4 Wänden natürlich nochmal mehr auf die Installationsqualität und Richtigkeit der Anlage Wert legt ergeben sich nun folgende Fragen bei mir:
  • Der Zählerschrank, die (Haupt-)Unterverteilung, sowie der Datenverteiler bekommen einen neuen Raum aus Trockenbau. Ich habe hierzu mal einen groben Plan mit SketchUp erstellt.
    Wie sollten hier die Maße sein? Vor dem Zähler sollten ja 1,2m Platz zum Ablesen etc. sein.
    Mit EDV-Schrank ganz würden dies ca. 1m sein. Die linke Seite vom Zähler möchte ich mir noch freihalten, falls doch noch ein Kleinwandlerschrank kommen sollte. Die rechte Seite wird für einen HAK und einen evtl. kommenden Erdkabelanschluss freigehalten.
    Reicht hier die Raumgröße aus. Bisher habe ich bei doppelt belegter Seite eine Mindestbreite von 1,8m gefunden und bin entsprechend schon auf 2m gegangen. Der hintere Raum soll dann nochmal Brandschutztechnisch für einen Energiespeicher unterteilt werden.
    Durch die Räume führt dann je ein Pellet-Einblasrohr, welches durch den Raum verlängert und brandschutztechnisch verkleidet wird.
  • Erder: Unter dem Raum befindet sich eine alte Güllegrube (trocken) dort wollte ich durch die Bodenplatte eine Kernbohrung erstellen und einen Tiefenerder (V4A) so tief wie möglich schlagen, um dann im Technikraum eine neue HES zu setzen.
    Sollten die Erder Dachboden und Technik noch verbunden werden?
  • HAK: Der HAK wird sich erstmal weiterhin auf dem Dachboden befinden. Leitung vom HAK zum Zähler wird ca. 20m betragen und 25mm² oder 35mm² betragen. (Muss ich noch berechnen). Der Leitungsweg erfolgt auf Steigtrasse und Kabelrinne neben anderen Leitungen.
    Der ÜSS sollte nun ja so nach wie möglich am Einspeisepunkt vom Gebäude sitzen.
    Wäre es hier besser ein abgesetztes plombierbares Gehäuse neben dem HAK zu setzen und dort einen entsprechenden ÜSS einzubauen. Ich hätte hier noch ein Hensel FP 0241 rumliegen.
    Ich gehe davon aus, dass das Netz trotz Freileitung auf TN „umgebaut“ wird. Hier wäre dann die Auftrennung des PEN im Hensel Gehäuse ebenfalls einfach als im alten HAK.
    Bei der Hensel Lösung ist dann die Frage, wo dort der PA-Leiter entsprechend angeschlossen wird. Für den ÜSS sollte dieser möglichst kurz sein und somit am besten auf die HES im Dachboden. Den aufgetrennten PEN würde ich hier allerdings nicht über den alten verzinkten Erder laufen lassen, da mit dieser dann bei den aufkommenden Strömen doch eher wegfaulen würde.
    Reicht es den ÜSS am Zähler zu setzten?
    PEN-Auftrennung evtl. im Zählerschrank?

Ich würde mich sehr über Antworten, oder andere Lösungsvorschläge trotz langen Text freuen.

Grüße
Florian
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HES1.1.jpg
Plan.png
HAK.jpg
DBY656
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Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von DBY656 »

Hallo Florian,

viele deiner Fragen dürfte dein Versorungsnetzbetreiber besser beantworten können. Die haben oftmals spezielle Wünsche und Vorstellungen wenn etwas umgebaut wird, und leider sind diese nicht überall gleich.

Gruß Markus
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Elt-Onkel
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Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

ja, erstmal müsste man wissen, welcher NB zuständig ist.

Dann in dessen TAB schauen.
Anschließend einen Schaltplan zeichnen.
Den dann dem NB vorlegen.

Freileitungsanschuss ist schon ungewöhnlich.
Ggfs. wird das ja in den nächsten Jahren mal auf Erdkabel umgestellt.
Da sollte man vorplanen.
Ich kenne div. Häuser, da hat man dann aussen an die Fassade eine
Kabelverbindung vom Keller zum Dach angedübelt.
Das sieht natürlich potthäßlich aus.

Ich würde zwei HES setzen.
Eine im Keller, und eine im Dachboden.
Dazwischen mindestens 16mm² Cu.

Bei mehrgeschossigen Bauwerken plane ich immer Stockwerksverteiler.
Jeden Stockwerksverteiler mit mind. NYM 5x6 anschließen.
Natürlich kann der Stockwerksverteiler in der NSHV sitzen.
Je Sonderraum (Heizung / Werkstatt / etc. nochmal einen Verteiler.

Die NB wollen heute umfangreiche Hauptverteilungen haben.
Wegen der Daten beachte man das APZ-Feld.
So wird eine NSHV für ein Wohnhaus heute mindestens 3-spaltig.
(Z.B. links Einspeisung / SLS / SPD / APZ, mitte UAR / eHZ / OAR,
rechts Abgänge, und / oder LS)
Mal die Videos von Hager anschauen.
Bei Eigenerzeugung (PV) kann ggfs. eine weitere Spalte mit eHZ hinzukommen.
Dann wird der Schrank innen schon 1,00 breit.
Obligatorisch ist heute ein 5pol. Schienensystem unten.

Ich kenne ein größeres Einfamilienhaus da ist JEDE Steckdose und JEDER
Schalter und JEDE Leuchte mit einem Kabel zur NSHV geführt.
Das Bündel im Keller hatte locker 50cm Durchmesser.
Dann einen PC im Keller.
So kann der Hausherr beliebig umprogrammieren.
Würde ich nicht bauen.
Ist der PC kaputt, geht im Haus nichts mehr.


...
wd_vk
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Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von wd_vk »

Die Netzbetreiber haben da wirklich sehr unterschiedliche Vorstellungen, trotz Normen und Anwendungsregeln. Ich würde empfehlen, möglichst frühzeitig einen örtlichen Installateur mit ins Boot zu nehmen, der mit den Gepflogenheiten des NB vertraut ist.

Die Einspeisung über Freileitung ist nicht ungewöhnlich und nach den Fotos zu urteilen kann der bestehende HAK weiter in Betrieb bleiben. Zu prüfen wären aber noch die Abstände zu der Holzkonstruktion, ggf. wäre hier noch eine feuerfeste Abschottung nachzurüsten. Da wir im TT-System sind, sollten alle Komponenten und Leitungen zwischen der Hauseinspeisung und dem ersten FI so angebrachte / verlegt werden, daß sie im Fehlerfall gefahrlos abbrennen können. Der gemessene Zs zeigt ja auch, daß vorgelagerte Überstromsicherungen ggf. nicht abschalten werden.

Alle mir bekannten NB wünschen entgegen der allgemeinen Forderung auch bei Dacheinspeisung keinen ÜSS auf dem Dachboden sondern ein ungeschnittenes Kabel bis zum Zählerplatz. Dort im NAR das 5-Schienen-System mit SLS, ÜSS und ggf. Spannungsabgriff für Steuergeräte. Darauf achten, daß der ÜSS für TT geeignet ist, der Pfad N-PE als Funkenstrecke, nicht als Ableiter.

Der Einfachheit halber würde ich für den neuen "qualifizierten" Erder eine neue Potischiene unter den neuen Zählerschrank setzen und diese zur HES erklären. Von dort aus kann der Anlagen-PE, der ÜSS und die weiteren vorhandenen PE-/PA-Leiter versorgt werden. Dabei aber darauf achten, daß es zu keinen Schleifen innerhalb des PE-/PA-Systems kommt, sonst fängt man sich nur neue Überspannungs- und EMV-Problematiken ein.

Mit 30 kVA Wechselrichterleistung bist Du hart an der Grenze was mit Direktmessung noch geht (es sei denn Dein NB läßt noch 100A-Direktmessung bei 25qm Zählerverdrahtung zu). Der SLS ist mit 50A zu bemessen und die Zählerverdrahtung in 16qmm auszuführen, außerdem keine Doppelbelegung des Zählerfeldes, wegen Dauerbetrieb.
Geräte dieser Leistungsklasse haben durchweg erhöhte Ableitströme, daher sollte für die PV ein separater FI nach Herstellervorgabe (meistens 100 oder 300 mA) parallel zum Anlagen-Zentral-FI vorsehen werden.

Viel Erfolg!
OChatter
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Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von OChatter »

Aufpassen, nicht jeder FI mag die Oberwellen der Wechselrichter. Ha*er 300 mA selektiv in der Hauptverteilung löste regelmäßig aus, während 100 mA unverzögert von K*pp in der UV direkt vor dem WR bestens hielt. Isomessung der DC-Seite und WR-interne Überwachung ergaben keinerlei Hinweise auf etwaige Fehler.

Ebenso mag der Versorger u.U. nicht die 30m Distanz zwischen HAK und Zählung.

Speicherraum (nur) von außen zugänglich? Würde ich statt Trockenbau lieber vernünftig vermörtelt mit brandtechnisch vorteilhaftem Mauerwerksmaterial (Porenbeton? KS?) abteilen.
elo22
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Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von elo22 »

Hier ist ein eingetragener Fachmann nötig für alles was den VNB/Messstellenbetreiber betrifft und für die Zähler.

Lutz
ChuckS
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Registriert: Samstag 21. November 2015, 16:20

Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von ChuckS »

Erst einmal danke für die ganzen Antworten. dd1

Es hat sich hier wohl etwas in eine andere Richtung bewegt. Was, Wie und Wo in den Zählerschrank muss ist alles klar.

Es ging mir nunmehr um die einzuhaltenen Abstände bzw. den Arbeitsraum vor dem Zähler.
Dies habe ich nun nochmal in der TAB des VNB nachgeschlagen (1,2m) und den Raum nun entsprechend um 30cm größer geplant.
Der SLS wird 50A sein, da nach TAB eine Wandlermessung ab Dauerlast >44A einzubauen ist.

Gibt es eigentlich Nachteile einer Wandlermessung im EFH? z.B ungenaue Messung bei zu kleinen Strömen etc.?
Ansonsten wäre mir eine Wandlermessung immer lieber, als die kleinen Kontake beim direktmessenden EHZ.

Zweiter Punkt ist der ÜSS: Ob dieser nun nah am HAK (Dachboden), oder am Zähler montiert werden soll, werde ich ebenfalls mit dem VNB abklären.
Ebenfalls die Länge der Leitung HAK -> Zähler. Ich werde mich auch mal nach Preisen für ein Erdkabelanschluss erkundigen. Wie ich oben schon schrieb ist im neuen Technikraum ein Platz für einen HAK mit den nötigen Abstandsflächen vorhanden bzw. eingeplant.

Die Leitungen im TT-Netz ohne RCD werden normkonform 4-Adrig mit seperaten PE verlegt. Die Wechselrichter werden alle ihren eigenen RCD bekommen. Einen selektiven Anlagen-RCD wird es nicht geben. Ob das TT-Netz überhaupt noch bestand hat wird auch abgeklärt.

Momentan gibt es schon einen Raum mit Trockenbauwänden in der Werkstatt. Dieser wird zurückgebaut und anschließend wieder für den neuen ELT-Raum aufgebaut. Sonst müsste hier das ganze Material kostspielig entsorgt werden. Der Speicherraum wird gegebenfalls nochmal mit extra Brandschutzplatten von innen beplankt. Am liebsten wäre mir natürlich ein komplett abgekabselter Raum bzw. Container (Temperaturnachteile) im Außenbreich. Da ich aber die Anlage auch als Insel betreiben kann habe ich hier Hin- und Rückleitung, die demensprechen wieder (teuer) dimensioniert werden müssten. Alle Räume um die Werkstatt, bis auf die obere im Plan, sind Innenwände (Pelletraum, Heizraum, Stall). Die Tür hätte ich nach innen zum ELT-Raum eingebaut.

Außerdem bekommt der Speicherraum diverse Notabschaltmechnismen der AC- und DC-seitig (Not-AUS, Brandalarm etc.).

Der Speicher wird sowieso nach der PV nachegerüstet. Evtl. fällt mir bis dahin eine bessere Lösung ein.

Thema Erdung: Der Tiefenerder wird auf jeden Fall gesetzt und auch die neue HES im Technikraum. Kann es hier zu Problemen kommen, wenn die zwei Erder (Dachboden + Technik) miteinander verbunden werden?

Zum Schluss noch: Ich arbeite in einen Elektrobetrieb. Ein Kontakt zu allen umliegenden VNB ist kein Problem. Allerdings sind wir fast ausschließlich im Industiellen- und Gewerbereich tätig. Somit sehe ich meist nur Mittelspannungszähler etc.
Es ist zwar schön, wenn mir der VNB sagt, dass ein ÜSS im NAR reicht. Ob dies aber dann korrekt ist steht auf einen anderen Blatt, wenn die Zuleitung zum Zähler 20m lang ist.

Den letzten Zählerschrank (Wandler) vom einen VNB direkt bezogen hatte überhaupt keinen Überspannungssschutz. Somit musste in der UV auf einen Kombieableiter umgerüstet werden.
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Elt-Onkel
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Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

deswegen schrieb ich oben:

... dem NB vorlegen.

Was spricht dagegen, den Schaltplan mit den Leitungslängen aufzuzeichnen,
und sich vom NB eine Freigabe zu holen ?

Das kann man dann getrost abheften.

Ich würde auch die Innenarchitektur vom Anschlußschrank skizzieren,
und mir dafür auch eine Freigabe holen.

Wandlerzählung ist nach meiner Erinnerung mit höheren Fixkosten
verbunden.
Unter 3x63A = 44 kW wird es schwierig sein, das durchzusetzen.
Klar sind die Kontakte vom eHZ grazil.
Aber mal in die Zukunft schauen.
Ist mit mehr als 30 kW PV zu rechnen ?
Wenn dem so sein sollte, könnte man eine Wandlerzählung damit begründen.
Aber allein die Innenausrüstung vom Anschlußschrank wird dann
ca. 1'000,- EUR teurer.
Dann wäre eine Aufteilung sinnvoll:
A) Schienensystem 5x12 bis 250A als Anschluss mit Wandlermessung.
B) Schienensystem 5x12 bis 250A mit SLS für die Abgänge und Einspeisungen.
Also:
B1) SLS 3x50A Haus
B2) SLS 3x50A Einspeisung PV
B3) SLS 3x32A Ladesteckdose Batterie-Auto

...
OChatter
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Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von OChatter »

Wandlermessung kostet i.d.R. erheblich mehr Messsstellenbetriebsgebühr (deutlich dreistellig im Jahr)
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Elt-Onkel
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Re: Fragen zu PV, Zähler, Erdung, ÜSS

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

könnte man das das Ausbaustufe projektieren ?

D.h. alles so vorbereiten, und zwischenzeitlich Direktmessung ?


...
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