Gleichspannung im Haus

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tm90
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Gleichspannung im Haus

Beitrag von tm90 »

Moin,

ich hatte heute einfach mal wieder Lust zu basteln und in einem anderen Thema sind wir auf Gleichspannung im Haus gekommen.
Wie durch ein Zufall habe ich einen kleinen Brückengleichrichter auf Lager.
Also Zuleitung angelötet und auf der anderen Seite eine Steckdose montiert - alles unter Einhaltung der allgemeinen Sicherheit!

Nun hatte ich 315V DC auf der Steckdose und ich habe mich langsam an die Sache herangetastet.
Steckernetzteil 5V für Handy habe ich noch 20 Stück - kann man verschmerzen.
Eingesteckt und läuft, 5V Ausgang und Handy lädt.
Kleine Leuchte mit E14 Leuchtmittel LED - leuchtet.
100W Glühlampe? Läuft - war ja fast klar.
Lötkolben läuft auch.
Bohrmaschine und Winkelschleifer? Ja, die laufen auch mit DC - das hätte ich nicht erwartet.
Laptopnetzteil? läuft.

Bis jetzt lief nur das Handrührgerät nicht und eine LED E14 leuchtete nicht auf voller Helligkeit.

Ich denke, die Umstellung könnte man recht unkompliziert gestalten :D
DBY656
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von DBY656 »

Wenn das soo einfach wäre....

Mit dem Brückengleichrichter erhält man nur gepulste Gleichspannung und keine glatte Gleichspannung, die Effektivspannung bleibt so unverändert. Die genannten Geräte sind zudem alle nicht auf eine richtige Wechselspannung angewiesen wie z.B. ein Kondensatormotor.

Gleichspannung lässt sich nicht ohne Taktschaltung durch einen Trafo schicken und bei größeren Spannungen (ab ca 50V schon) ist die Absicherung gegen Überstrom wegen möglicher Lichtbogenbildung deutlich aufwendiger.

Gruß Markus
tm90
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von tm90 »

Es scheitert ja schon bei den Grundlagen. Normen wurden logischerweise für Wechselspannung festgelegt. Je mehr Anwendungen für Gleichspannung hinzukommen, umso mehr muss man sich darüber Gedanken machen. Man sieht es am Beispiel Power over Ethernet.
Ich habe auch mit Absicht erst einmal Geräte getestet, welche wahrscheinlich mit DC funktionieren. Das die Schalter einen erhöhten Abbrand haben ist mir durchaus bewusst. Jedoch wurde vor einigen Jahren festgelegt, das im Gerät nur noch zweipolig geschalten werden darf. Oder betrifft das nur Steckdosenleisten? Auch die zweipolige Absicherung im Haus fehlt, alle Geräte ausschließlich für AC zugelassen sind und so weiter und so weiter.

Es war ein kurzes Experiment, was schon jetzt möglich wäre.
Vielleicht experimentiere ich noch ein bisschen weiter, auch hier im Rahmen der Sicherheit.
ThomasR
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von ThomasR »

So schwer kann das wirklich nicht sein.

Wie schaffen es die Japaner, mit nur 100 Volt Netzspannung und 50 ODER 60 Hz ihre Geräte zum Laufen zu bringen.

Größtes Problem bei DC im Haus sind die Lichtbögen. Aber das ließe sich doch durch Verwendung spezieller Steckdosen bewerkstelligen, bei denen ein PowerMOSFET die Verbindung auftrennt noch bevor die Kontakte öffnen. So etwas war in der Autoindustrie um 2005 für die geplante Einführung des 48 Volt Bordnetzes schon fertig entwickelt.

In D muß es früher schon Gleichstromnetze gegeben haben: ich hatte früher des Öfteren mit „Allstromgeräten“ zu tun, meist Radios, Plattenspieler und ähnliches. Logischerweise war da nirgends ein Netztrafo verbaut und die Schaltungstechnik teilweise recht spannend (500 Volt Anodenversorgung ohne Trafo ?!)
Plusplatte
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von Plusplatte »

ThomasR hat geschrieben: Sonntag 24. April 2022, 17:44In D muß es früher schon Gleichstromnetze gegeben haben: ich hatte früher des Öfteren mit „Allstromgeräten“ zu tun, meist Radios, Plattenspieler und ähnliches. Logischerweise war da nirgends ein Netztrafo verbaut und die Schaltungstechnik teilweise recht spannend (500 Volt Anodenversorgung ohne Trafo ?!)
Die Allstromgeräte kenne ich auch noch. Die Heizspannung wurde direkt aus der Netzspannung gewonnen, alle Heizungen in Reihe. Die Anodenspannung wurde durch einen Selengleichrichter in Einwegschaltung bereitgestellt. Wenn die Steckdose Gleichspannung lieferte und das Gerät nicht lief, mußte man den Stecker rumdrehen.
Zumeist war auch das Chassis direkt mit einem Pol der Netzspannung verbunden. Ich erinnere mich noch an so manchen elektrischen Schlag, wenn man beim Versuch, den Antennenstecker hinten am Fernseher reinzustecken, die Masse berührte, weil die Papprückwand ein Loch hatte.
Plusplatte
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von Plusplatte »

Elo-Ocho schrieb in "PoE Leuchten von Philips" hat geschrieben: ...ich denke, dass Fass Edison gegen Westinghouse können wir bald wieder aufmachen...
Das grundlegende Problem beim Stromkrieg war ja die Übertragung großer elektrischer Leistungen über große Entfernungen. Bei Edison stand in jedem kleinen Wohnviertel ein Generator im Keller, weil die Leitungen für die Ströme bei 110 V sonst viel zu dick wären.
Wechselspannung läßt sich dagegen relativ einfach transformieren, somit hatte Westinghouse gewonnen.

Wollen wir alles auf Gleichstrom umstellen, haben wir keine 20/0,4 kV-Trafostation mehr an der Straße, sondern einen DC-DC-Umrichter von 20kV auf 60 V oder so. Das wird schon an den Kosten scheitern, weil es wesentlich billiger ist, ein bißchen Draht ums Eisen zu wickeln, als eine komplizierte und kühlungsbedürftige Elektronik zu betreiben.

Bleiben wir bei der großflächigen Verteilung beim Wechselstrom, hat jeder Haushalt seinen eigenen Gleichrichter. Stelle ich mir auch schwierig vor, weil man heute schon viel Überzeugungsarbeit beim Kunden leisten muß, wenn er einen neuen Zählerschrank mit Überspannungsschutz etc. braucht, wo doch bisher auch alles über Jahrzehnte gut funktioniert hat.
ThomasR
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von ThomasR »

Grundsätzlich stimme ich dir zu, aber es gibt ein immer größeres Bewusstsein für alle Energiethemen.

Wer sich schon einmal mit der Anschaffung einer PV Anlage beschäftigt hat, wird das Thema kennen. Und alle PV Akkubesitzer sowieso. Von der E-Fahrzeugfraktion gar nicht zu reden. Man fragt sich ja schon wofür der Strom ständig hin und hergewandelt werden muß doh1

Heute ärgere ich mich, im eigenen Haus keine separaten DC Leitungen vorgesehen zu haben.
tm90
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von tm90 »

ThomasR hat geschrieben: Sonntag 24. April 2022, 18:24 Wer sich schon einmal mit der Anschaffung einer PV Anlage beschäftigt hat, wird das Thema kennen. Und alle PV Akkubesitzer sowieso.
Deshalb bin ich auf das Thema gekommen. Genau diese Hin- und Herwandlung stößt mir sauer auf. Aber wie gesagt, ohne Normen wird sich das auch nicht ändern schlaf1
E-Jens
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von E-Jens »

Hallo,

Normen brauchst du nicht um eine Gleichspannungsanlage zu bauen. Auch gibt es bereits Anwendungen dafür. Jeder Camper hat eine Gleichspannungsanlage für Wohnzwecke. Teilweise auch mit PV und Speicher.
Gruß Jens
tm90
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Re: Gleichspannung im Haus

Beitrag von tm90 »

Es kommt nur auf die Spannungsebene an und ob die zu nutzenden Geräte auch dafür zugelassen sind. Es wäre ja sinnvoll, Geräte für AC und DC wieder nutzbar zu machen.
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