Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

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Funker
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Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von Funker »

Hallo zusammen,

hatte am Montag wieder einmal ein AH - Erlebnis hinsichtlich,
a - schlampiger Installation und
b - schlampiger Prüfung

In einem Hotel wurden vermutlich nachträglich einige Zimmer zu Behinderten Zimmern umfunktioniert.

Ausgangslage jedes Zimmer einzelne großzügige UV 3 x 12 TLE und noch einmal das gleiche für sonstige Aktorensteuerungen BJ ca. 2016 / 2017.
Für Steckdosen als auch damit Bad gibt es einen RCD 30 mA für die anderen Funktionen, Licht e.t.c. noch nicht.

Für das Bad wurde dann für Notruf und weiter Funktionen LED Funktionen eine zusätzliche Stromquelle benötigt und sich offensichtlich für
eine zusätzlichen Trafo 5 W 230 V / 12 V entschieden.

Für diesen wurde kein weiterer Stromkreis geschaffen sondern dieser an einen vorhandenen sonstigen Lichtstromkreis B 10 ohne RCD aufgelegt und die Bezeichnung im Schaltplan "vergessen".
Jedoch wurde auf Grund sparsamen Materialeinsatzes der für Nachverdrahtung benutzten 3 x 1,5 NYM der N nicht auf die N Klemme ohne RCD sondern, weil offensichtlich in der Nähe befindlichen, erreichbaren N Klemme des RCD sekundär aufgelegt.

Bei Volllast des Trafos fließen dann 5 W / 230 V 21 mA was sicher kaum auftritt. Bei Leerlauf und geschätzten 30 % Leerlaufverluste sind das
nur 7 mA und der RCD, der nur vom N Strom durchflossen wird löst nicht aus.

Bei Auslösung des RCD mit Prüftaste liegen dann am N des RCD über die Wicklung des Trafos und die Einspeisung des B10 Rückwärts 230 V an,
die ebenso bei Verwendung eines defekten Gerätes zu Durchströmung führen würde aber ebenso bei ordnungsgemäßer
Wiederholungsprüfung mit 1 x Idn vom Meßgerät erkannt wird.

Da das nun bei der Wiederholungsprüfung aufgefallen ist, muß man sich sicher fragen wie der Kollege der diese Zusatzinstallation
erstellt hat sein Werk nach Fertigstellung prüfte.
Ein eigener LS FI Stromkreis wäre sicher auch eine Lösung gewesen, da seit 2018 auch Lichtstromkreise mit RCD versehen sein müssen.
tm90
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von tm90 »

Funker hat geschrieben: Mittwoch 16. März 2022, 08:58 Da das nun bei der Wiederholungsprüfung aufgefallen ist, muß man sich sicher fragen wie der Kollege der diese Zusatzinstallation
erstellt hat sein Werk nach Fertigstellung prüfte.
Vermutlich gar nicht mm:1
karo1170
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von karo1170 »

Funker hat geschrieben: Mittwoch 16. März 2022, 08:58 Ein eigener LS FI Stromkreis wäre sicher auch eine Lösung gewesen, da seit 2018 auch Lichtstromkreise mit RCD versehen sein müssen.
Diese Forderung gilt m.W. nur im Wohnungsbau. Ein Hotel duerfte da nicht drunter fallen.
Funker
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von Funker »

Hallo Karo1170,

da in einigen Hotel`s die Räume auch von einigen Mitmenschen dauerhaft zu Wohnzwecken genutzt werden sind hier die Hotelzimmer eingeschlossen.
Die Diskussion hatten wir im zuständigen AK 221.1.2 in 2018 dazu.
In kompletten Einfamilienhäusern (auch Reihenhäusern) schließt das sogar das gesamte Haus ein.

Hier ging es aber sogar speziell um einen Badraum /Behinderten-WC. Da gibt es solche Unterschiede Licht / Steckdose gar nicht und wäre bereits seit
1984 30 mA Pflicht gewesen.

Vorübergehend gelöst wurde das Problem erst einmal provisorisch, daß der zusätzliche SK auch auf den Badstromkreis mit RCD mit aufgelegt wurde.
Vorgesehen bzw. gefordert wird dann nachträglich ein separater SK mit RCD FI/LS.
E-Jens
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von E-Jens »

Hallo,

es ist schon nicht einfach, hinter einem RCD einen gefährlichen Fahler zu fabrizieren. Aber, wie man sieht, es geht doch. 8o
Gruß Jens
Probator
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von Probator »

Da das nun bei der Wiederholungsprüfung aufgefallen ist
Wie ist es dir aufgefallen?
Schon bei der Sichtprüfung oder erst durch ISO- bzw. RCD-Messung?
Funker
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von Funker »

Aufgefallen ist es einem Kollegen bei der RCD Prüfung,

da bei Auslösung mit Bemessungsdifferenzstrom das Meßgerät einen Fehler und Rückspannung 230 V anzeigte und diese nach Prüfung am N gegen PE
mit zweipoligem Spannungsprüfer stabil vorhanden waren und das bei allen vier Behinderten Zimmern auftrat.

Nach Öffnung einer der mit dem Fehler befaßten Verteilungen fiel dann wegen der ansonst guten Übersichtlichkeit die doppelte Klemmung an
einem Abgangsstromkreis auf.
Nach intuitivem Abschalten dieses SK wegen der Nichtbezeichnung des doppelten Abgangs und erfolgreicher Wiederholungsmessung des RCD
ohne Fehler und Rückspannung, konnten dann mit dieser Eingrenzung die Ursache gefunden werden.

Solche Fehleranzeigen an Meßgeräten mit Anzeigen von Rückspannungen habe ich aber auch schon an RCD an SK mit Umrichtern bei Aufzügen festgestellt, wo noch Restspannungen aus dem Umrichterzwischenkreis eine Zeitlang durch dynamische Schwingungsvorgänge "abgebaut" werden.
Dort ist aber dann mit Nachprüfung mit Spannungsprüfer der N und L hinterher sauber.
tm90
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von tm90 »

Das ist mir leider auch schon häufiger bei normalen Leitungsschutzschalter untergekommen. Da wurde dann bei der Isomessung nach der abgeschalteten Sicherung eine Fremdspannung festgestellt. Bei weitläufigen Anlagen der Horror. Und meist, wie bei dir der Fall, etwas nachgerüstet.
karo1170
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von karo1170 »

Funker hat geschrieben: Freitag 18. März 2022, 08:26
da in einigen Hotel`s die Räume auch von einigen Mitmenschen dauerhaft zu Wohnzwecken genutzt werden sind hier die Hotelzimmer eingeschlossen.
Die Diskussion hatten wir im zuständigen AK 221.1.2 in 2018 dazu.
In kompletten Einfamilienhäusern (auch Reihenhäusern) schließt das sogar das gesamte Haus ein.
Die Meinung des AK in allen Ehren. Aber die Einstufung Hotel oder Wohnungsbau sollte sich doch aus dem Bauordnungsrecht ergeben und nicht den Wuenschen vom AK des DKE unterliegen. Ich kenne ehrlich gesagt auch (fast*) niemanden, der als Gast im Hotelzimmer anfaengt, Leuchten zu installieren und deshalb vor elektrischen Schlag geschuetzt werden muesste...

Funker hat geschrieben: Freitag 18. März 2022, 08:26 Hier ging es aber sogar speziell um einen Badraum /Behinderten-WC. Da gibt es solche Unterschiede Licht / Steckdose gar nicht und wäre bereits seit
1984 30 mA Pflicht gewesen.
Dieser Zeitraum duerfte aber nur fuer die gebrauchten Bundeslaender relevant sein.

(fast*) = ein hochverehrter Kollege von mir, Englaender, Ingenieur der Elektrotechnik...hat mal ein Hotelzimmer etwas wohnlicher gestaltet. Duerfte auch in D bekannt sein.
ThomasR
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Re: Gefährlicher Fehler hinter RCD 30 mA

Beitrag von ThomasR »

karo1170 hat geschrieben: Samstag 19. März 2022, 21:32 Die Meinung des AK in allen Ehren. Aber die Einstufung Hotel oder Wohnungsbau sollte sich doch aus dem Bauordnungsrecht ergeben und nicht den Wuenschen vom AK des DKE unterliegen. Ich kenne ehrlich gesagt auch (fast*) niemanden, der als Gast im Hotelzimmer anfaengt, Leuchten zu installieren und deshalb vor elektrischen Schlag geschuetzt werden muesste...
Da kennt ihr mich noch nicht. Passendes Werkzeug habe ich immer dabei (Schweizer Offiziersmesser bzw. Leatherman). Dabei lernt man so einiges (wie im ersten Spanienurlaub vor >30 Jahren: LS mit N?) und kann auch in GB bei nicht vorhandenem Steckdosenadapter an Strom für das Handyladegerät kommen. :cool:
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