Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

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Marty McFly
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von Marty McFly »

So sehen die Zähleranlagen und Sicherungskästen auf den Etagen aus:
Hinter den Klappen oben verbergen sich zwei Hutschienen mit den Sicherungen für die neue Unterverteilung in der Wohnung und noch ein paar Automaten für, noch alte, klassisch genullte Stromkreise.
zaehler.jpg
Potentialausgleichsschiene in Aufgang 2 (hier ist die Sat-Anlage geerdet):
poti_2.jpg
Potentialausgleichsschiene in Aufgang 3 (wo meine Eltern wohnen, interessant ist das NYM 3x1,5, dazu später mehr...)
poti_3.jpg
Das was aus dem Kabelkanal kommt, wurde bei der Aufzugsanierung gezogen. Dass dicke was hoch geht (rechts angeklemmt), geht zu den Wasserrohren in der Zwischendecke. Auf der linken Seite sind die HAKs selber angeklemmt. Laut dem Aufkleber, sind die Schienen in den 80ern nachgerüstet worden. Die Schienen sind zwischen den Aufgängen nur über die Wasserleitungen verbunden.
Marty McFly
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von Marty McFly »

Hier drin befinden sich Verstärker und Verteiler für die SAT-Anlage. Dieser Kasten wurde über die Wasserleitung oben geerdet. Links sieht man noch den ungenutzten Anschlusskasten für Kabelfernsehen:
tv_2.jpg
Die Einzelnen Stränge werden in den Kellergängen über solche Abzweiger/Verteiler angebunden, welche nicht einzeln geerdet sind:
tv_verteiler.jpg
Der APL, wohl noch von der Post, ist überhaupt nicht geerdet. Von unten kommt das Erdkabel herein und oben gehen 3 Rohre zu den Aufgängen. Darin sind YV-Drähte eingezogen. Im Treppenhaus befindet sich auf jeder Etage ein Kasten, ab welchem es mit J-Y(St)Y 3x2x0,6 UP (ohne Rohr) in die Wohnung geht. Das neuere Rohr rechts ist vermutlich der Aufzugnotruf, das links von einer sanierten EG-Wohnung durchgebohrt:
apl.jpg
Marty McFly
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von Marty McFly »

Nun kommen noch ein paar Pfusch-Sachen:

Das andere Ende des NYM 3x1,5 von der PA-Schiene führt in diese Dose. Vermutlich brauchte man den PE für was anderes ...
dose.jpg
Vor ein paar Jahren wurden die Schiffsarmaturen ausgetauscht, vermtlich weil in die alten keine Retrofit-LEDs passten. Die Einführung der Leitung sieht überall so aus und auch nicht jede Lampe ist an 2 Schrauben befestigt. Man hatte wohl keine Lust neue Löcher zu bohren.
lampe.jpg
Schöne Grüße
Marty McFly
tm90
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von tm90 »

Das 5x16mm² versorgt eine komplett neue Verteilung?
Geht noch etwas aus der Wohnung auf die Stromkreise mit Nullung oder was versorgen die Automaten?
Marty McFly
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von Marty McFly »

Hallo,

bis vor ein paar Jahren (ca. 2017) hing die ganze Wohnung an der gezeigten Verteilung im Treppenhaus (rechter Zähler). Damals war dort noch ein Wechselstromzähler verbaut und es gab 4 Sicherugen für die Wohnung:

20A Herd
16A Waschmaschine&Spülmaschine
16A Licht und Steckdosen vordere hälfte der Wohnung
16A Licht und Steckdosen hintere Hälfte der Wohnung
(die letzten beiden sind auf jeden Fall klassisch genullt)

Dann bin ich ausgezogen, sodass ein Zimmer frei wurde. Daraufhin haben wir angefangen die Wohnung Schritt für Schritt zu sanieren. Dazu haben wir in der Wohnung eine neue UV angebracht und uns von dem alten Kasten auf dem Treppenhaus 5x16mm² in die Wohnung legen lassen. In diesem zusammenhang wurde der Wechselstromzähler gegen einen Drehstromzähler getauscht (weiterhin in dem alten Kasten) und 3x35A Neozed direkt hinter dem Zähler gesetzt. Diese sollten ja zu den 63A NHs im HAK selektiv sein.

Auch lustig: Von der alten Verteilung aus haben sie 3x1,5 gezogen, in der Wohnung ab der ersten Abzweigdose dann aber nur noch 2x1,5. Zum Herd liegt 4x2,5. Da die Leitung für Herd und Waschmaschine/Spülmaschine direkt durch gehen, sollten diese sogar 3-Adrig angeschlossen sein. Die Küche wird aber die nächsten Jahre auch neu gemacht. Im Moment sind wir erst mal mit den normalen Zimmern beschäftigt. Die Anlage wird also noch verändert. Daher die Fragerei.

Marty McFly
tm90
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von tm90 »

Es spricht, wenn du das nicht über die Hausgemeinschaft laufen lassen möchtest, nichts gegen einen Typ 1+2 Ableiter direkt in dem Blechverteiler im Treppenhaus oder in der neuen Verteilung in der Wohnung. Dieser ist Pflicht, der Rest - Telefon, TV oder auch der Typ 3 Ableiter sind optional. Entweder der Ableiter für TN-C Netz (z.B. DEHNshield TNC) oder für TN-S Netz (z.B. DEHNshield TNS), je nachdem, welcher Anschluss in welchem Schrank einfacher ist. Dann seit Ihr auf der sicheren Seite bei der Erneuerung eurer Anlage.
Wenn du noch einen zweiten Ableiter nach 10m installieren möchtest, ist das auch deine eigene Entscheidung. Du musst es aber nicht machen, es ist nur einer vorgeschrieben. Du darfst aber immer mehr machen, weniger ist meist nicht gut. Es kommt auf die Geräte an, die du schützen möchtest. Hast du hochempfindliche Geräte (z.B. Bitcoin-Miner :D ) macht das bestimmt Sinn. Für die Nachttischlampe eher weniger.
tm90
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von tm90 »

Moin,

im aktuellen Elektropraktiker ist eine Leseranfrage "Überspannungsschutz ohne Anlagenerder" beantwortet worden. Bei Interesse einfach auf der Internetseite suchen und durchlesen.
Marty McFly
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von Marty McFly »

Hallo!

Danke erstmal für Eure Unterstützung!
tm90 hat geschrieben: Donnerstag 3. März 2022, 12:24 im aktuellen Elektropraktiker ist eine Leseranfrage "Überspannungsschutz ohne Anlagenerder" beantwortet worden. Bei Interesse einfach auf der Internetseite suchen und durchlesen.
Scheint meinem Problem ziemlich nahe zu kommen, ist aber leider nicht frei verfügbar.
tm90 hat geschrieben: Dienstag 1. März 2022, 22:15 Es spricht, wenn du das nicht über die Hausgemeinschaft laufen lassen möchtest, nichts gegen einen Typ 1+2 Ableiter direkt in dem Blechverteiler im Treppenhaus oder in der neuen Verteilung in der Wohnung. Dieser ist Pflicht, der Rest - Telefon, TV oder auch der Typ 3 Ableiter sind optional. Entweder der Ableiter für TN-C Netz (z.B. DEHNshield TNC) oder für TN-S Netz (z.B. DEHNshield TNS), je nachdem, welcher Anschluss in welchem Schrank einfacher ist. Dann seit Ihr auf der sicheren Seite bei der Erneuerung eurer Anlage.
Wenn schon, soll das ganze ja nicht nur irgendwelchen Paragraphen/Normen entsprechen, sondern auch einen sinnvollen Schutz bieten. Da gehören die TV und DSL-Leitung für mich definitiv dazu. Vom Blechkasten (2.OG) aus kann ich halt schlecht eine Verbindung zur PAS (Keller) ziehen. Falls am HAK etwas nachgerüstet werden müsste, bräuchte ich da etwas handfestes, was wir dem Verwalter schicken könnten. Allerdingst liest sich das alles sehr schwammig/widersprüchlich:

Ist bei einer Anlage ohne äußeren Blitzschutz (Blitzableiter) und ohne Dacheinspeisung oder Freileitung in der Nähe ein ÜS-Schutz Typ 1 überhaupt notwendig oder sinnvoll?
Laut dieser Grafik vom VDE sollte ein Typ2 in der Wohnungsverteilung ausreichen:
Bild
Quelle:https://www.vde.com/de/blitzschutz/info ... heranlagen

Auch hier steht:
In Anlagen ohne äußere Blitzschutzanlage ist ein Überspannungsschutz mit Ableitern der Typen 2 und 3 ausreichend. Ein
Blitzstrom-Potentialausgleich ist nicht erforderlich!
Quelle: https://www.voltimum.de/sites/www.volti ... 029208.pdf
Wobei bei diesem Dokument leider kein Datum angegeben ist. Da hat sich in den letzten Jahren ja wohl viel getan.

Firma Dehn, die in diesem Bereich Marktführer sein dürften empfehlen dagegen ihren Dehn Shield Basic Typ1+2
https://www.dehn.de/de/ueberspannungssc ... us-ohne-ab
https://www.dehn.de/de/schutzkonzept-me ... litzschutz
https://www.dehn-international.com/en/node/414

Was ich auch garnicht so einfach finde: Einerseits soll der ÜS-Schutz möglichst nache an die Hauseinspeisung, andererseits wird ein Schutzbereich von 10m angegeben, wonach er in der Wohnungsverteilung besser untergebracht wäre.

Habe hier noch eine schöne Übersicht gefunden:
https://www.dehn.de/sites/default/files ... nsicht.pdf
Was ist hier eigentlich mit "HAK nach dem Zähler gemeint"?
Meine Überlegung: Ich setze in der Wohnungsverteilung einen Dehn DG M TNS 275 (952 400) ein.
In den Technischen Daten findet sich folgendes:
Energetisch koordinierte Schutzwirkung zum Endgerät (≤ 10 m) Typ 2 + Typ 3
Bedeutet das, dass für Verbraucher, die nicht weiter als 10m entfernt sind der Feinschutz bereits erfüllt ist, obwohl es nur ein TYP II Ableiter ist? (Müsste es dann nicht ein Typ II+III sein??) Reicht es dann bei Verbrauchern die sich in 20m Entfernung befinden, vor Ort noch einen ÜS-Zwischenstecker (Typ III) zu verwenden?

Der Dehn DG M TNS 275 (952 400) ist mit 75-100 € noch ziemlich günstig und sollte das Meiste abhalten. Selbst wenn am HAK noch ein Typ1+2 nachgerüstet wird, schadet er nicht. Geschätzte Entfernungen:
HAK-Zähler 10m
Zähler-Wohnungsverteiler 6m
Wohnungsverteiler-letzte Steckdose 18m

Schöne Grüße
Marty McFly
tm90
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Re: Überspannungsschutz im Altbau nachrüsten

Beitrag von tm90 »

Marty McFly hat geschrieben: Freitag 4. März 2022, 23:34 Wenn schon, soll das ganze ja nicht nur irgendwelchen Paragraphen/Normen entsprechen, sondern auch einen sinnvollen Schutz bieten.
Du kannst immer mehr machen wie die Norm, aber mindestens dass, was vorgeschrieben ist.
Marty McFly hat geschrieben: Freitag 4. März 2022, 23:34 Ist bei einer Anlage ohne äußeren Blitzschutz (Blitzableiter) und ohne Dacheinspeisung oder Freileitung in der Nähe ein ÜS-Schutz Typ 1 überhaupt notwendig oder sinnvoll?
Ja und Nein. Der Blitz kann auch in die Dacheinspeisung von deinem Nachbarn einschlagen. Da es Kombiableiter 1+2 gibt, würde ich den wählen. Das ist meiner Meinung nach sinnvoll - aber du hast Recht, ein Typ 2 würde bei dir ausreichen, wenn keine Dacheinspeisung und keine Freileitung vorhanden ist. Alle zusätzlichen SPD´s würde ich mindestens Typ 2 ausrüsten, optional mit Typ 3.
Marty McFly hat geschrieben: Freitag 4. März 2022, 23:34 Bedeutet das, dass für Verbraucher, die nicht weiter als 10m entfernt sind der Feinschutz bereits erfüllt ist, obwohl es nur ein TYP II Ableiter ist? (Müsste es dann nicht ein Typ II+III sein??) Reicht es dann bei Verbrauchern die sich in 20m Entfernung befinden, vor Ort noch einen ÜS-Zwischenstecker (Typ III) zu verwenden?
Kurz gesagt - Ja und Ja :)
Marty McFly hat geschrieben: Freitag 4. März 2022, 23:34 Was ich auch garnicht so einfach finde: Einerseits soll der ÜS-Schutz möglichst nache an die Hauseinspeisung, andererseits wird ein Schutzbereich von 10m angegeben, wonach er in der Wohnungsverteilung besser untergebracht wäre.
Typ 1 - Direkt nach HAK als Schutz vor Blitzeinschlägen, Typ 2 - in der UV als Schutz vor Überspannungen von außen
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