Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

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Tobi P.
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von Tobi P. »

Moin,
froebel88 hat geschrieben: Montag 17. Mai 2021, 07:49
Also erklärst Du dem Kunden, warum er wegen 2A = 2% Strombelastbarkeit, ca. 4.000€ ausgeben muss (Leitung, ca. 65*50€ + 8 Monteurstunden)?
naja, ich werde dafür bezahlt eine hieb - u. stichfeste Projektierung abzuliefern und keinen BER inocc1
Bei den Dimensionen in denen sich meine Projekte üblicherweise bewegen sind 4000€ eh mehr oder weniger unter "ferner liefen" zu verbuchen und großzügige Leistungsreserven meistens schon Kundenvorgabe. Aber jeder wie er mag bier1

Gruß Tobi
froebel88
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von froebel88 »

Ich denke es geht bei dem konkreten Projekt hier nicht um ein 2-Mio-Euro-Projekt..
Bei 2A Differenz zum "Soll" würde ich die Kirche im Dorf lassen.

Wenn man etwas neu baut, dann achtet man auf sowas. Klar. Aber einem Kunden bei einer Bestandsanlage, die evtl. schon jahrelang läuft, zu empfehlen, wegen 2A eine mittlere 4-Stellige Summe in die Hand zu nehmen um das Kabel auszutauschen?

Kann man machen..
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Tobi P.
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von Tobi P. »

Moin,

nur ging es hier nicht um die 2A zu viel, die sind ja eher mehr zufällig bei der Bewertung der Bestandsanlage aufgeploppt und durch Reduzierung der Absicherung auf 80A problemlos und kostengünstig zu beseitigen :)
Die anvisierten 125A waren ja definitiv ausserhalb jeglicher Toleranz. Aber die Lösung mit ordentlich projektierter neuer Anbindung dürfte hier wohl die kostengünstigste und beste Lösung sein, einen Austausch des Bestandskabels gegen einen höheren Querschnitt hätte ich auch nicht empfohlen.

Edit: Ich bezog mich im übrigen natürlich auf die Projektierung einer neuen Leitungsanbindung, nicht auf die Ertüchtigung des Bestandskabels. Sorry wenn das unklar war.


Gruß Tobi
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Elt-Onkel
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

und wie wäre das, die Geschichte mal von der anderen Seite her aufzuziehen ?

Wir wissen ja, daß der Teil, der im Schutzrohr verläuft, der kritische Teil ist.

Wie wäre denn die Idee, in das Schutzrohr per Glasfiberstab einen
Temperatursensor einzuschieben.

Wenn die Temperatur über 50 °C steigt, wird Last abgeworfen.


...
Mann1979_2
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von Mann1979_2 »

Hallo zusammen,


also ich habe heute mal mit zwei Stromzangen den Stromfluss gemessen, wenn die bisherige Säge nahezu an Vollast geht.
Die bisherige alte Säge hat hier eine Stromaufnahme von ca. 46A. Der Rest von Hackschnitzelheizung, E-Herd (ich hab um die Mittagszeit gemessen),Beleuchtung etc. hatte hier um die 20A benötigt. Die Belastung war bis auf wenige Ampere Unterschied relativ symetrisch.
Die 35mm² Leitung war mit ca. 66 Ampere belastet. Theoretisch hätte warscheinlich in den letzten Jahren/Jahrzehnten in 99,99% der Fälle auch eine 80 Ampere NH00 Vorsicherung ausgereicht.
Bei der neuen Säge kann ich natürlich nur an Hand der technischen Daten die Vorsicherung, Leitung, etc. richtig dimensionieren.
(Herstellerdaten siehe erster Beitrag)
So schaut es im Moment aus.

Was schon auch wieder etwas sagen wir mal "strittig" ist:
An Hand einer alten Tabelle von ca. Mitte bis Ende der 90er Jahre geht allerdings schon hervor, dass man bei bestimmten Verlegearten bzw.
unter bestimmten Voraussetzungen durchaus eine 35mm² Leitung auch ohne Bedenken mit 100A bzw. sogar mit 125A absichern kann.
Mit den 125A war ich selber überrascht muss ich zugeben-da musste ich noch gar nicht rechnen.
(z.B. bei Verlegeart B1 bei WS 125A und DS 100A / bei Verlegeart C bei WS und bei DS mit 125A wobei diese Tabelle nur für
LS-Schalter und Schmelzsicherungen gL gültig war)

Zum Thema Häufung und Umgebungstemperaturen:
Eine Häufung kann denke ich vernachlässigt werden, wenn die Leitung alleine AP mit Schellen direkt an der Wand im Innenbereich verlegt wird.
Eine bessere Abwärme ist meiner Meinung nach nicht möglich.
Eine Verlegung zwischen den beiden Gebäuden ist sowohl bei der alten Leitung als auch bei einer neuen zusätzlichen Leitung nur im KG-Rohr
(allerdings in zwei unterschiedlichen) möglich, da dies die einzige Gebäudeverbindung ist.

Falls es mit der neuen Säge mit der einen Leitung nicht möglich ist, wird eine zweite Leitung dazugelegt, da dies vom Aufwand her wesentlich
einfacher ist (wenn auch nicht unerheblich), als die bisherige 35mm² Leitung gegen eine 50mm² oder gar 70mm² Leitung zu tauschen.

Der Querschnitt wird sich dann bis jetzt auf eine 25mm² Leitung hinauslaufen, welche dann mit 50A abgesichert werden wird.
Wenn der Kunde eine höhere Absicherung wünscht (63A) dann wäre eine 35mm² Leitung von Nöten.

Besten Dank

Stefan
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Tobi P.
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von Tobi P. »

Moin,
Elt-Onkel hat geschrieben: Montag 17. Mai 2021, 22:07 Wie wäre denn die Idee, in das Schutzrohr per Glasfiberstab einen
Temperatursensor einzuschieben.
äääh - vollkommen bescheuert? Sorry - aber du hast nun mal gefragt inocc1


Gruß Tobi
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Elt-Onkel
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,
Tobi P. hat geschrieben: Montag 17. Mai 2021, 22:37 Moin,
Elt-Onkel hat geschrieben: Montag 17. Mai 2021, 22:07 Wie wäre denn die Idee, in das Schutzrohr per Glasfiberstab einen
Temperatursensor einzuschieben.
äääh - vollkommen bescheuert? Sorry - aber du hast nun mal gefragt inocc1
O.K., die Meinung habe ich verstanden.

Aber warum ?

Das macht doch Tennet genau so.
Ist eine Leitung überlastet, wird Last abgeworfen.


...
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Tobi P.
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von Tobi P. »

Moin,

also gut, nochmal: Wir haben hier eine Gebäudeinstallation - keine Schweissanlage, keine Höchstspannungsleitung, kein wasweissich! Wenn in einer Gebäudeinstallation eine Leitung nicht ausreicht dann wird die entweder ausgetauscht oder eine zweite gezogen die den Spezifikationen entspricht. Man passt das Betriebsmittel an die Umgebungsbedingungen an und nicht umgekehrt. Da sind irgendwelche selbstausgedachten Supersonderspeziallösungen weder normativ gedeckt noch wird sich irgendjemand auch nur ansatzweise die Mühe machen das so auszuklamüsern dass es irgendwie abnahmefähig ist. Querschnitt passt nicht => Querschnitt erhöhen oder passende Leitung ziehen, Problem gelöst. Ich verstehe wirklich nicht warum bei dir alles immer derart kompliziert gemacht wird. Nicht alles ist gleich ein Ingenieurbauwerk........


Gruß Tobi
Heinrich
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von Heinrich »

Mann1979_2 hat geschrieben: Montag 17. Mai 2021, 22:36

also ich habe heute mal mit zwei Stromzangen den Stromfluss gemessen, wenn die bisherige Säge nahezu an Vollast geht.
Die bisherige alte Säge hat hier eine Stromaufnahme von ca. 46A. Der Rest von Hackschnitzelheizung, E-Herd (ich hab um die Mittagszeit gemessen),Beleuchtung etc. hatte hier um die 20A benötigt. Die Belastung war bis auf wenige Ampere Unterschied relativ symetrisch.
Die 35mm² Leitung war mit ca. 66 Ampere belastet. Theoretisch hätte warscheinlich in den letzten Jahren/Jahrzehnten in 99,99% der Fälle auch eine 80 Ampere NH00 Vorsicherung ausgereicht.
Die Frage die ich mir stellen würde:
Wie ist der cos phi, vermutlich würde eine kleine Kompensation, schon ausreichen.
Stromzangen die den bestimmen können gibt es ab 200€.

mfg
froebel88
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Re: Absicherung NYY 4x35² mit 125A?

Beitrag von froebel88 »

Tobi P. hat geschrieben: Dienstag 18. Mai 2021, 05:47 Moin,

also gut, nochmal: Wir haben hier eine Gebäudeinstallation - keine Schweissanlage, keine Höchstspannungsleitung, kein wasweissich! Wenn in einer Gebäudeinstallation eine Leitung nicht ausreicht dann wird die entweder ausgetauscht oder eine zweite gezogen die den Spezifikationen entspricht. Man passt das Betriebsmittel an die Umgebungsbedingungen an und nicht umgekehrt. Da sind irgendwelche selbstausgedachten Supersonderspeziallösungen weder normativ gedeckt noch wird sich irgendjemand auch nur ansatzweise die Mühe machen das so auszuklamüsern dass es irgendwie abnahmefähig ist. Querschnitt passt nicht => Querschnitt erhöhen oder passende Leitung ziehen, Problem gelöst. Ich verstehe wirklich nicht warum bei dir alles immer derart kompliziert gemacht wird. Nicht alles ist gleich ein Ingenieurbauwerk........
Die Begründung "macht man nicht weil macht man nicht" finde ich idR. nicht so befriedigend. Ich würde so argumentieren:

Die aktive Überwachung der Temperatur entlang des Leitungsverlaufes ist relativ aufwändig und fehlerbehaftet (Notwendigkeit einer Fremdspannung usw.). Stattdessen kann man auch einfach den Strom messen, der ja mit der Temperatur korelliert (normativ so festgelegt, also kann man das annehmen). Die einfachste Art der Strommessung ist die "Binäre": Bei Überstrom -> AUS. Diese Funktion wird relativ einfach durch eine Sicherung erfüllt.

Also: Sicherung entsprechend das maximal zulässigen Nennstroms vorsehen und man hat eine indirekte Übertemperaturverhinderung, welche maximal autark und zuverlässig funktioniert.

bier1
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