Netzersatzanlage für komplettes EfH

In dieses Forum gehört alles, was sich mit dem Titel vereinbaren lässt
Benutzeravatar
Bender
Beiträge: 96
Registriert: Montag 7. Juli 2014, 17:21
Wohnort: Sachsen

Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von Bender »

Servus,

ein Kunde möchte sein gesamtes Haus (BJ 2017) gerne im Notfall von einem größeren, externen Generator speisen lassen.

Da ich bislang nur Einspeisungen für einzelne Stromkreise (z.B. Heizungssteuerung) installiert habe, bin ich mir etwas unsicher, auf was ich hier nun alles achten muss.

Zusätzliches Problem: er betreibt seine Wärmepumpe mit einem Sondertarif, es existieren somit 2 Zähler im (gut gefülltem) Zählerschrank.
Direkt daneben ist jedoch genug Platz für Erweiterungen.
Theoretisch kann man natürlich mehrere (Um)schalter in einen benachbarten Kasten bauen, aber hier besteht dann doch die Gefahr von Fehlbedienungen (durch die gemeinsame Netzersatzeinspeisung).

Über Anregungen und Ideen würde ich mich freuen!
ThomasR
Null-Leiter
Beiträge: 1510
Registriert: Sonntag 27. März 2005, 01:20
Wohnort: Nideggen
Kontaktdaten:

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von ThomasR »

Hallo Bender,

so etwas wird auch gern im Photovoltaikforum diskutiert. Dort sind wohl besonders viele Netzersatzliebhaber vertreten. Aus der Diskussion dort kann ich allerdings nur berichten, daß ein zwangsgesteuerter allpoliger UMSCHALTER erforderlich ist, mit Mittel-Null-Stellung und natürlich für die volle mögliche Anschlußleistung dimensioniert.
Bei Ein-Zähler-Anlagen geht das wohl im Nachzählerbereich, bei mehreren Zählern natürlich einfacher im Vorzählerbereich. Das wird der Energieversorger aber nur ungern zulassen. Im Forum werden auch die diversen Schaltungen der Energieversorger für diese Fälle gezeigt.
Benutzeravatar
Bender
Beiträge: 96
Registriert: Montag 7. Juli 2014, 17:21
Wohnort: Sachsen

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von Bender »

Hi,
du meinst damit aber kein Unterforum hier in der "Steckdose", oder?

Was meinst du mit einem "zwangsgesteuerten" Umschalter?

Genau die 2-Zähler-Anlage ist eben das Problem.
Wie soll sowas denn im Vorzählerbereich umgesetzt werden? Da würde doch der Ersatzstrom gezählt... oder darf ich dann einen Zählerüberbrückungsschalter vorsehen? :D
ThomasR
Null-Leiter
Beiträge: 1510
Registriert: Sonntag 27. März 2005, 01:20
Wohnort: Nideggen
Kontaktdaten:

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von ThomasR »

Hallo Bender,

das ist ein eigenes großes Forum, einfach danach suchen oder https://www.photovoltaikforum.com/

Zwangsgesteuert soll wohl heißen, daß die Kontakte nicht nur mit Federn bewegt werden, sondern direkt vom Schaltknauf. Damit soll ein mögliches Kleben/Nacheilen einzelner Kontakte verhindert werden.

Alles weitere bitte dort oder von einem anderen Forenmitglied hier. Zählerfragen sind nicht mein Tagesgeschäft (Industrie).
Benutzeravatar
Bender
Beiträge: 96
Registriert: Montag 7. Juli 2014, 17:21
Wohnort: Sachsen

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von Bender »

Danke für den Tipp. Da werde ich mein Glück bei den Jungs dort versuchen.
Benutzeravatar
Elt-Onkel
Null-Leiter
Beiträge: 7746
Registriert: Donnerstag 25. März 2004, 01:08
Kontaktdaten:

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

wo ist das Problem ?

Gegen Geld kann man alles haben.

Es gibt da ein schönes Video, wo man sehen kann, wie es für die Industrie gemacht wird.
O.K., die 2'500 kVA sind das Einfamilienhaus ein wenig 'overkill'.

https://youtu.be/Fj91pcYZlak

Wir haben uns langsam vorgearbeitet:

1960 hatten wir im Zweifamilienhaus je Wohnung eine Erdfreie Ersatzstromversorgung mit je einer Steckdose auf 110 Volt.
Zweitakt Aggi mit Seilzugstarter.
Inzwischen sind es 6,5 und 175 kVA Drehstrom mit E-Starter geworden.
Nur das mit dem Netzparallel-Betrieb geht nicht, weil der 8-Zylinder MAN-Diesel keine passende Kupplung hat.
Als Hilfsdiesel 2 kVA - 24 Volt zum Laden der Batterien mit Handstarter.

Unsere Verkabelung für die Ersatzstromversorgung ist entfallen.
Wir schalten nach Netzausfall komplett (4-polig) um.
Zurück bei Netzwiederkehr unterbrechungsfrei dann eben nur auf 0,5 Sekunden.

So eine Steuerung passt natürlich nicht in eine Hager-Hausverteilung.
Allein die Bauhöhe unserer Motorbetriebenen 400 A - Schalter bedingt wenigstens einen 400 mm - Schrank.

Wir bevoraten (winterfesten !) Sprit (ohne Bio !) für 4 Tage Dauerbetrieb bei Vollast.
Das sind also etwa 7 Tage Teillast.
In der Zeit müsste das Europäische Verbundnetz wieder in Gang sein.

Ein Elektrobetrieb aus der Nachbarstadt hat noch einen fix-und-fertigen Steuerschrank stehen.
Lief an einem 6-Zylinder-IVECO.
Leider alles in 3-polig.
Die 100 Seiten Dokumentation habe ich hier liegen.
Baujahr ca. 2005


...
Benutzeravatar
Tobi P.
Beiträge: 1906
Registriert: Sonntag 18. November 2007, 13:46
Wohnort: 41516 Grevenbroich

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von Tobi P. »

Moin,

alles was du brauchst ist ein Umschalter "Netz - 0 - Notstrom" nach jedem der beiden Zähler, in diesem Fall also zwei Stück. Die "Notstrom-Eingänge" der beiden Umschalter gehen gemeinsam auf den Einspeisepunkt, die Netzeingänge kommen vom jeweiligen Zähler. Damit erfolgt die AV-Speisung im Normalfall über den zugehörigen Zähler und die SV-Versorgung im Notstromfall über den gemeinsamen Einspeisepunkt.
Das versorgende Aggregat muss für Einspeisebetrieb geeignet und ausreichend dimensioniert sein, da würde es sich anbieten eine Leistungsbilanz für die SV aufzustellen und danach entsprechend zu dimensionieren.


Gruß Tobi
Benutzeravatar
Bender
Beiträge: 96
Registriert: Montag 7. Juli 2014, 17:21
Wohnort: Sachsen

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von Bender »

Hi Tobi,
ich habe es versäumt, die Schaltung mal kurz aufzumalen, sondern habe es nur fix im Kopf durchgespielt und war mir SICHER, dass es allein mit 2 Umschaltern nicht zu realisieren ist, eben wegen der notwendigen Brücke. Hier habe ich bei Fehlbedienungen Probleme befürchtet, weshalb ich einen dritten Schalter für nötig erachtet habe, was mir dann aber zu viel des Guten wurde. Deshalb meine Anfrage.
Allerdings hast du völlig Recht: 2 Umschalter genügen in diesem Fall natürlich. doh1
Danke für den Stupser! dd1
Olaf S-H
Beiträge: 13786
Registriert: Montag 10. Januar 2005, 23:57

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Bender,

beachte hierbei bitte, dass die Anlage über eine Quelle mit geringerer Kurzschlussleistung versorgt wird. Da kann es schwierig werden, die Abschaltbedingungen (VDE 0100-410 und VDE 0100-430) einzuhalten.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
vde1
Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
Benutzeravatar
Elt-Onkel
Null-Leiter
Beiträge: 7746
Registriert: Donnerstag 25. März 2004, 01:08
Kontaktdaten:

Re: Netzersatzanlage für komplettes EfH

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

deswegen muss das Aggi hinreichenden "Bums" haben.

Sprich, überdimensioniert werden.

Im absoluten Minimum im Faktor 1,2 der Nennlast.

Bei kleinen Anlagen entsprechend mehr.

Ich sehe das immer, wenn die Leute zum Baumarkt rennen, um für Heizung und Kühlschränke eine Notreserserve einzukaufen.
Die rechnen dann zusammen: Heizung 500 Watt, Kühlung 2'000 Watt, also kaufen wir ein Aggi mit 2,5 kVA.
Da fungiert dann die Gereratorwicklung als Sicherung.

Da gab es schöne Beispiele im Münsterland, als die Hochspannungsmasten umgeknickt sind.
Viele Bauern hatten zwar einen Zapfwellengenerator für ihre Trecker,
aber die sind reihenweise verglüht.

Ggfs. muss man die LS in der Hausverteilung von L (B) auf Z tauschen.
Aber wehe die Gefriertruhe oder der Staubsauger hat einen zu hohen Anlaufstrom.

Nur mal so als Ideenfindung:
Hat das EFM mindestens eine CEE 32 A - Drehstromsteckdose, oder entsprechende Verbraucher,
dann müsste das Aggi mindestens 32 x 3 x 1,7 x 230 = 37,5 kVA, über Verluste gerundet: 40 kVA haben.
Da braucht man schon Räumlichkeiten einer 2/3 Garage (incl. Treibstofflagerung).

Nach meinem Sachverständnis würde man zwei Trenner und einen Umschalter brauchen.
Dazu müsste zusätzlich eine gegenseitige Verriegelung der drei Geräte her.
Sonst könnte ein (manueller) Schaltzustand erzeugt werden, der eine Rückwärtsspeisung zum NB vom Aggi zur Folge hat.
Will man keine Schütze (mit Dauerbetrieb) betreiben, sind wir bei den Motorbetrieben Schaltern.
Der Steuerschrank wird dann mindestens 1 m² groß.

Geschätzte Kosten:
- Elektronische Steuerung: 2'000,- EUR
- Leistungselektrik: 3'000,- EUR
- Steuerschrank: 2'000,- EUR
- Verkabelung: 2'000,- EUR
- Spritanlage: 2'000,- EUR
- Aggi 40 kVA: 10'000,- EUR

Summe: 21'000,- EUR + MWST = rund 25'000,- EUR

Alternative:
Gebrauchtes 6,5 kVA Diesel-Aggi, Speisesteckdose und zwei Ausschalter.
Dann käme man mit ca. 5'000,- EUR hin.
Allerdings müsste der Hausherr dann wissen, was er im Notfall tuen muss,
und welche Geräte er WIRKLICH für den Notbetrieb braucht.
Bei Netzausfall einfach 30 Sekunden warten, bis die Umschaltung auf Ersatzstrom passiert ist, geht dann natürlich nicht.


...
Antworten